TORCHWOOD

 

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Torchwood 1X05: Aus grauer Vorzeit

IM ROUNDSTONE-WALD BEI NACHT

Die Nacht ist nicht wirklich dunkel, der Mond taucht den Wald in ein fahles Licht. Ein leichter Nebel schafft eine gespentische Stimmung. Eine einsame Person geht den Pfad entlang.

ESTELLE: (v.o.) Ich kehre wieder zu der gleichen Stelle zurück. Ich hoffe, sie sind heute da.

Estelle, eine über 80jährige Frau, spricht Notizen in ein Diktaphon.

ESTELLE: (v.o.) Ich muss mich vorsichtig bewegen. Ich will sie ja nicht erschrecken.

Sie geht weiter den Pfad entlang. Dann gelangt sie an das Ende des Weges.

ESTELLE: Und nun ...

Sie späht über die Sträucher in der Hoffnung, genau das zu sehen, weswegen sie hergekommen ist. Das flatternde Geräusch von Schwingen ist zu hören.

ESTELLE: Das sind sie! (in das Diktaphon) Sie sind da!

In einiger Entfernung sieht Estelle hin und her flatternde Lichter, die rund um den Steinkreis schweben, der Roundstone genannt wird. Sie beobachtet sie, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Die Lichter sind Feen - nur etwas größer als Glühwürmchen, mit Libellenflügeln und baumelnden Beinen.

ESTELLE: Meine kleinen Lieblinge!

Estelle holt ihre Kamera heraus und macht einige Fotos. Die Lichter flattern immer noch rund um die Steine. Dann verharren sie einen Moment. Estelle macht immer noch Fotos. Man hört wieder das Geflatter von Schwingen und auch feines Gezwitscher. Estelle hört auf zu fotografieren, beobachtet sie noch einen Moment, dann wendet sie sich ab und geht. In ihrem Rücken verändern sich die Lichter und Geräusche. Das Flattern wird langsamer, dunkler. Auch die Lichter werden dunkler, dann verändern sie sich in langbeinige, graugrüne Kreaturen.

IN DER TORCHWOOD-BASIS ZUR GLEICHEN ZEIT

Die Haupthalle ist leer, nur die Computer und Überwachungsmonitoren laufen noch. In seinem Schlafraum wälzt sich Jack im Schlaf unruhig herum. Das Bett ist zerwühlt. Plötzlich erwacht Jack mit einem Ruck, schweißgebadet. Mit der Hand wischt er sich über das feuchte Gesicht und erinnert sich an den Traum, aus dem er gerade aufgewacht ist.
Die Signalpfeife eines Zuges stößt einen gellenden Pfiff aus. Jack, gekleidet in eine altertümliche sandfarbene Uniform, sitzt mit anderen Soldaten in einem Zugwaggon. Er hat den Rang eines Captains, die anderen sind einfache Soldaten. Alles ist in ein gelbliches Licht getaucht. Jacks Augen sind geschlossen. Dann nimmt er einen tiefen Atemzug und schlägt die Augen auf. Er blickt sich um. Die Männer um ihn herum sind tot, ihre Münder stehen weit offen. Plötzlich, durch eine abrupte Bewegung des Zuges, rollt der Kopf einer der Leichen nach vorne, rote Rosenblütenblätter fallen aus seinem Mund.
Jack erwacht mühsam aus seiner Erinnerung. Er steht auf und geht in sein Büro. Auf dem Schreibtisch liegt ein einzelnes rotes Blütenblatt. Jack nimmt einen tiefen Atemzug, nimmt das Blatt hoch und betrachtet es gedankenvoll. Dann hört er ein Geräusch und dreht sich erstaunt um. Ianto steht in der Halle und blättert in einer Akte. Jack geht zu ihm.

JACK: Du solltest nicht hier sein.

Ianto schließt die Akte und schaut Jack an.

IANTO: Genau wie Sie, Sir.

Ianto geht zu einem der Computer. Jack folgt ihm. Er bleibt hinter Ianto stehen und legt ihm eine Hand auf die Schulter.

JACK: Was hast du gefunden?
IANTO: (seufzt) Eine seltsame Art Wetterphänomen.
JACK: Was sagt Julie dazu?
IANTO: Sie ist nicht hier.

EINE GRUNDSCHULE IN CARDIFF AM NÄCHSTEN NACHMITTAG

Der Unterricht ist beendet und die Kinder gehen nach Hause. Jasmine, ein acht Jahre altes Mädchen mit dunklen Zöpfen, steht vor der Schule und wartet vor der Mauer auf das Auto, das sie abholen soll. Sie gibt sich nicht mit den anderen Kindern ab. Jasmine schaut sich um, dann geht sie ein paar Schritte. Sie balanciert auf der Bordsteinkante, während sie immer noch nach dem Auto Ausschau hält. Auf der anderen Straßenseite sitzt ein Mann mittleren Alters in seinem Wagen und beobachtet die Kinder. Gerade Jasmine beobachtet er intensiv.

IN DEM HAUS, IN DEM JASMINE MIT IHRER FAMILIE WOHNT, ZUR GLEICHEN ZEIT

Jasmines Eltern, Lynn und Roy, gehen den Flur hinunter zur Haustür. Roy ist in Eile, er sollte schon längst an Jasmines Schule sein, um sie abzuholen.

LYNN: Hast du nicht gemerkt, wie spät es schon war?

Sie gibt ihm seine Jacke, er ist schon auf dem Weg zu seinem Auto.

ROY: Ich habe telefoniert.
LYNN: Schon gut. Soll ich in der Schule anrufen?
ROY: Sei nicht albern. Es wird schon alles in Ordnung sein.

Er steigt ein und fährt los. Lynn geht zum Haus zurück. An der Tür bleibt sie stehen und schaut ihm nach.

VOR DER GRUNDSCHULE

Jasmine wartet immer noch. Ein etwas größeres Mädchen geht vorbei und zieht an einem ihrer Zöpfe.

JASMINE: Au!

Das Mädchen geht ohne ein Wort wieder zu der Gruppe, die ein paar Schritte entfernt steht. Jasmine starrt sie böse an. Die Lehrerin, Kate, dreht sich um und sieht Jasmine immer noch dort stehen.

KATE: Wer holt dich ab, Jasmine?
JASMINE: Roy.

Kate schaut sich um. Aber kein Roy in Sicht. Sie schaut auf ihre Uhr. Gegenüber sitzt der Mann immer noch in seinem Auto und beobachtet Jasmine. Eine Gruppe Kinder rennt vorbei. Kate läuft ihnen hinterher, um sie aufzuhalten. Jasmine bleibt zurück. Der Mann in dem Wagen startet ihn und parkt aus. Jasmine geht los, sie will jetzt zu Fuß nach Hause. Der Mann steht mit seinem Wagen nun etwas weiter unten, wo Jasmine vorbeikommen muss. Dann folgt er ihr mit dem Auto. Der Fahrer, Mark Goodson, fährt an der Brücke neben ihr her und kurbelt das Fenster herunter.

MARK GOODSON: Deine Mutter hat mich gebeten, dich abzuholen ... weil sie so spät dran ist.

Jasmine bleibt stehen. Aber dann ignoriert sie den Mann und geht weiter. Goodson fährt den Wagen direkt vor sie und steigt aus.

MARK GOODSON: Ich habe deiner Mutter versprochen, dich abzuholen, also steig' ein.

Jasmine versucht an ihm vorbeizukomen, aber er verstellt ihr den Weg. Sie versucht es an der anderen Seite, aber wieder verstellt er ihr den Weg. Goodson hält sie am Arm fest.

MARK GOODSON: Hast du gehört?

Jasmine japst erschrocken. Er hält sie weiter fest. Sie stemmt sich nach hinten und versucht sich aus seinem Griff zu befreien. Plötzlich landen Feenwesen neben ihnen, eine Windböe wirbelt das Herbstlaub auf.

FEENSTIMME: (rau, ätherisch) Komm' mit uns, oh Menschenkind!

Die Böe weht jetzt genau auf Goodson zu. Er öffnet seinen Griff um Jasmines Arm. Der Wind drückt ihn zurück gegen seinen Wagen.

MARK GOODSON: Oh!

Der Wind wird noch stärker und Goodson schlägt mit dem Kopf gegen das Auto, verletzt sich an der Lippe. Er fasst sich an die verletzte Lippe und schaut auf.

FEENSTIMME: (rau, ätherisch) Komm' mit uns ... komm' mit uns ...

Jasmine steht genau hinter ihm auf der Straße - die Sonne scheint auf sie und dort weht kein Wind. Goodson dagegen kämpft gegen den heftigen Wind, um die Autotür zu öffnen. Als es ihm gelingt, schlüpft er hinein und kurbelt das Fenster hoch. Jasmine lächelt ihn an, dann dreht sie sich einfach um und geht davon. Goodson tupft das Blut von seiner Nase und starrt auf Jasmines Rücken, als sie hüpfend die Straße hinuntergeht.

VOR EINER HALLE IN CARDIFF AM GLEICHEN TAG

Gwen und Jack gehen auf die Halle zu. Jack lächelt, als freue er sich auf etwas, Gwen sieht etwas irritiert aus.

GWEN: Weswegen genau sind wir hier?
JACK: Ich habe eine Einladung von einer alten Freundin bekommen.

Jack führt Gwen zum Eingang der Halle.

JACK: Da sind wir.

Jack geht lächelnd in das Gebäude. Gwens Blick fällt auf ein Plakat neben der Tür: "Feen - Fakt oder Fantasie" steht darauf.

GWEN: Feen? Machst du Witze?

Aber Jack ist schon drinnen. Gwen folgt ihm achselzuckend. Im Saal steht Estelle, sie spricht zu einer kleinen Gruppe Zuhörer. Auf einem Tisch steht ein Projektor, der die Fotos der Feen auf die Wand hinter ihr wirft.

ESTELLE: Ich glaube, ich bin eine der wenigen Glücklichen, denen erlaubt worden ist, unsere kleinen Freunde sehen zu dürfen.

Die Tür zum Saal öffnet sich, Jack und Gwen kommen herein. Jack lächelt Estelle zu, deren Gesicht sich aufhellt, als sie ihn sieht.

ESTELLE: Und es war keine leichte Aufgabe. Man benötigt die Geduld eines Heiligen und den blinden Glauben eines Propheten.

Jack und Gwen setzten sich in die letzte Reihe und hören sich Estelles Vortrag an. Estelle projiziert eines der Cottingley Fotos auf die Wand hinter ihr.

ESTELLE: Aber für mich hat sich das lange Warten gelohnt.

Jack schaut kurz zu Gwen. Estelle ersetzt das Foto gegen eines, das sie im Roundstone-Wald gemacht hat.

ESTELLE: Das ist mein erstes Foto. Nicht besonders scharf, ich weiß, aber der Steinkreis ist klar zu erkennen.

Nun schaut Jack gespannt auf die Fotos.

GWEN: (seufzt) Ich glaube das nicht.
JACK: Shh!

Estelle zeigt nun einige verschwommene Nahaufnahmen der Feen-Lichter.

ESTELLE: Nun, ich bin natürlich nicht die weltbeste Fotografin. Aber diese kleine Person ist noch gerade erkennbar. Ich war so glücklich, sie sehen zu können, so privilegiert so einen magischen Moment erleben zu dürfen. Denn Feen sind sehr scheu, wissen Sie. Aber ich weiß in meinem Herzen, dass sie freundliche, liebenswerte Wesen sind. (Sie schaltet den Projektor aus) Vielen Dank.

Die Zuhörer applaudieren höflich. Dann stehen sie auf und verlassen den Saal.

JACK: (leise) Falsch. Sie versteht es immer falsch.

Jack und Gwen gehen zu Estelle. Neben Jack sieht die alte Frau sehr klein und mager aus. Sie reicht ihm nicht einmal bis zur Schulter. Jack schaut sich die Bilder noch einmal an.

JACK: Estelle, wann hast du diese Fotos gemacht?
ESTELLE: Vor ein paar Nächten.
JACK: Und wo?
ESTELLE: Im Roundstone-Wald.
GWEN: Das ist nicht weit von hier.
ESTELLE: Es ist so schön, dich wieder zu sehen, Jack.

Jack schaut nachdenklich.

ESTELLE: Oh, sieh' nur, das ist der Wald.

Sie zeigt Jack ein Foto. Er seufzt.

GWEN: Was ist?
ESTELLE: Oh, Jack und ich waren immer schon unterschiedlicher Meinung über Feen. Ich sehe nur die Guten. Er sieht immer nur die Bösen.
JACK: Sie sind alle böse.
ESTELLE: Nein. Ich weigere mich das zu glauben.
GWEN: Ich glaube, was für eine Person gut ist, ist für jemand anders böse.
ESTELLE: Das hat sein Vater auch immer gesagt. Oh, Jack, wenn du sie nur in dem Wald hättest sehen können. Sie waren glücklich. Sie haben getanzt. Die Feenlichter haben geleuchtet.
JACK: Hast du noch mehr Fotos?

Sie sieht zu ihm auf.

ESTELLE: Ja, zuhause.

Er lächelt auf sie hinab.

JACK: Gut. Ich möchte sie alle sehen.

Beide lächeln einander an. Gwen beobachtet sie.

AUF EINER STRASSE IN CARDIFF

Mark Goodson geht den Bürgersteig entlang. In einiger Entfernung sind Polizeisirenen zu hören. Er berührt seine blutende Nase, nervös schaut er sich immer wieder um. Jedes lautere Geräusch lässt ihn zusammenzucken. Vor ihm tragen ein paar Männer eine Plane, der Lärm, den sie dabei machen, erschreckt Goodson. Dann hört er ein geisterhaftes Gelächter. Er schaut sich um und sieht auch hoch in die Baumkronen. Dabei stößt er mit einem Mann zusammen.

PASSANT: Was ist los mit dir, Kumpel?
MARK GOODSON: Entschuldigen Sie.
PASSANT: Ja gut, sieh’ zu dass du wegkommst.

Goodson dreht sich um und geht auf den Cardiff Market zu. Er läuft eilig durch die Gänge des Marktes. Beinahe stößt er mit einem Mann zusammen, der einen Käfig trägt.

MANN MIT KÄFIG: Hast du ein Problem, Mann?

Goodson würdigt ihn keines Blickes, er läuft weiter. Plötzlich stoppt er und schaut nach oben, als höre er Geräusche, zwitschern und schlagende Flügel. Aber er sieht nichts.
Aber die Feenwesen sind da – sie blicken von oben auf ihn herab. Man sieht eine dämonische grünliche Fratze mit sehr spitzen Zähnen, kahlem Kopf mit spitzen Ohren – nicht so, wie man sich eine Fee vorstellt. Plötzlich wird Goodson von etwas unsichtbarem angegriffen. Er fällt fast hintenüber, kann sich gerade noch fangen. Er fuchtelt umher, als wolle er ein Insekt verscheuchen, während er wieder durch die Gänge läuft. Er hält immer wieder an und keucht. Rote Blütenblätter rieseln aus seinem Mund. Er taumelt nur noch, immer in Richtung des Ausgangs am anderen Ende des Gebäudes. Während er keucht und würgt, fallen immer weiter Blütenblätter aus seinem Mund.

STIMME: (o.s.) Oh! Was ist mit Ihnen?

Goodson taumelt aus dem Markt heraus auf den Gehweg. Er sieht eine Streifenpolizistin in der Nähe an einem Wagen stehen und rennt zu ihr herüber, greift sie bei der Weste.

MARK GOODSON: Oh, Gott, helfen Sie mir! Helfen Sie mir, bitte!
POLIZISTIN: In Ordnung, Kumpel. Beruhige dich erst mal.

Goodson schiebt sie zur Seite und versucht, in das Auto einzusteigen. Er öffnet die Tür, sie schlägt sie wieder zu.

POLIZISTIN: Hey, Moment mal, ja?
MARK GOODSON: Ich sagte, helfen Sie mir, verdammt!

Er fasst sie wieder bei ihrer Weste.

POLIZISTIN: Genau, das ... du verdammter Bastard.

Sie schnappt sich ihn und drückt ihn auf die Motorhaube, während sie seine Hände auf dem Rücken hält, um ihm Handschellen anzulegen.

MARK GOODSON: Nein! Nein, bitte ... helfen Sie mir.

IM HAUS DER PEARCES

Die Haustür öffnet sich. Jasmine und Roy kommen herein.

LYNN: Wo war sie?
ROY: Schon auf dem Weg nach Hause, zu Fuß.

Jasmine nimmt ihren Tornister ab und stellt ihn im Flur auf den Boden.

LYNN: Jas, komm' mal her.
ROY: Tu', was deine Mutter sagt.

Jasmine dreht sich um und sieht sie an.

JASMINE: Du bist nicht mein Vater.
ROY: Tu' verdammt noch mal was sie dir sagt!

Lynn geht auf Jasmine zu.

LYNN: Du sollst nicht zu Fuß nach Hause laufen, verstehst du? Es ist zu gefährlich.
JASMINE: Es ist in Ordnung, Mama. Niemand kann mir was tun.

Jasmine geht an ihr vorbei in die Küche. Lynn starrt ihr hinterher.

IN ESTELLES HAUS

Jack und Gwen helfen Estelle, ihre Sachen ins Haus zu bringen. Gwen stellt die zusammengerollte Leinwand neben die Tür. Jack stellt einen Stapel Bücher und den Projektor auf den Tisch. Estelle legt ihre Tasche auf dem Sofa ab, dann geht sie zu Jack.

ESTELLE: Oh, danke dir, Jack. Das ist Moses.

Sie deutet auf die Katze, die auf dem Sofa sitzt. Gwen schaut zu der Katze.

GWEN: Hallo, Moses.

Estelle gibt Jack eine Mappe.

ESTELLE: Hauptsächlich sind es Fotos des Geländes.

Jack blättert die Fotos durch. Estelle nimmt Moses hoch.

ESTELLE: Komm schon, mein Liebling, es ist höchste Zeit raus zu gehen, nicht wahr?

Sie lächelt Jack zu und verlässt den Raum mit der Katze auf dem Arm. Jack schaut sich weiter die Fotos an, aber auch er lächelt. Gwen schaut sich inzwischen in dem Raum um. Sie sieht die Fotos, die auf dem Kaminsims stehen. Dabei entdeckt sie auf einer Kommode ein altes Bild von Jack in einer Uniform. Gwen nimmt es hoch und schaut es sich genauer an. Dann zeigt sie es Jack.

GWEN: Das bist doch du.

Jack sieht auf das Foto und schüttelt den Kopf.

JACK: Tut mir leid, nein. Das ist mein Vater. Er und Estelle waren vor langer Zeit ein Paar.

Er nimmt ihr das Foto aus der Hand und stellt es wieder auf den Sims.

JACK: Sie waren unzertrennlich.

GWEN: Warum haben sie sich dann getrennt?

Er nimmt ein anderes Foto hoch und zeigt es Gwen. Er selbst geht zurück zum Tisch.

JACK: Es war im Krieg, er ist versetzt worden und sie meldete sich freiwillig, um auf dem Land zu arbeiten. (Er zuckt mit den Schultern und schüttelt den Kopf) Es ist einfach passiert.

Gwen hat sich auf die Couch gesetzt und schaut auf das alte Foto. Es zeigt einen Mann, der wie Jack aussieht, und eine sehr junge Estelle auf einer Parkbank sitzend. Sie sieht Jack nachdenklich an. Jack schaut auf ein besonderes Foto und tut so, als bemerke er Gwens Blick nicht. Sie steht auf und geht Estelle nach in den Garten des Hauses. Als sie den Raum verlassen hat, hebt Jack das Foto auf, das sie auf der Couch liegengelassen hat, und stellt es wieder auf den Kamin. Dabei fällt sein Blick auf ein anderes Foto, das dort an der Wand hängt. Jack lächelt wehmütig, als er es betrachtet. Darauf ist eine vielleicht 15jährige Estelle zu sehen, inmitten einer Gruppe anderer Mädchen in ihrem Alter. Es sieht aus wie ein Klassenfoto. Und die Lehrerin in ihrem hochgeschlossenen Kleid sieht aus wie Julie.

Als Estelle Gwen in den Garten kommen sieht, kommt sie ihr mit einem Lächeln entgegen.

GWEN: Entschuldigen Sie, aber haben Sie Jacks Vater nach dem Krieg wiedergesehen?
ESTELLE: Nein, wir haben den Kontakt verloren. Warum fragen Sie?
GWEN: (zuckt mit den Schultern) Haben sie sich mal alle drei getroffen? Sie, Jack und sein Vater?
ESTELLE: Nein, niemals. Jack hat mich erst vor ein paar Jahren aufgesucht. Ich war so überrascht. Er ist seinem Vater so ähnlich. Der gleiche Gang, dasselbe Lächeln. Ich hoffe, er lebt noch. Er müsste jetzt über neunzig sein.
GWEN: Sie könnten doch Jack nach ihm fragen.
ESTELLE: Das habe ich schon, aber er scheint nicht über seinen Vater reden zu wollen.

Jack kommt aus dem Haus, das Fotoalbum in der Hand.

JACK: Estelle, wenn du das nächste Mal diese Lebewesen siehst, ruf' uns bitte sofort an, ja?
ESTELLE: Mm-hm.
JACK: Ob nachts oder am Tag, das ist egal, ruf' uns nur an. Und sei vorsichtig, das ist mir wichtig.

Gwen geht zurück ins Haus.

ESTELLE: (schimpfend) Aber Jack, ich habe doch nichts zu befürchten.
JACK: Sei nur vorsichtig. Bitte.

Als Gwen sich in der Tür umdreht, sieht sie, wie Jack seinen Arm um Estelles Schultern legt, sie auf das Haar küsst und sie an sich drückt. Estelle lehnt sich an ihn und lächelt glücklich. Zusammen gehen auch sie ins Haus. Dort verabschieden sie sich. Jack und Gwen verlassen das Haus. Jack schließt die Tür hinter sich. Das Fotoalbum hat er unter dem Arm.

JACK: Estelle sollte nicht in der Stadt leben. Sie gehört auf's Land.
GWEN: Wie oft siehst du sie?
JACK: Wir treffen uns ab und zu.

Sie gehen durch das Gartentörchen und die Straße hinunter zu ihrem Wagen.

GWEN: Wann sieht sie denn ihre Feen?
JACK: Sie nennt sie Feen, ich nicht.
GWEN: Wie nennst du sie denn?
JACK: Sie hatten niemals einen richtigen Namen.
GWEN: Warum nicht?
JACK: Etwas vom Anbeginn der Zeiten - wie könntest du so etwas einen Namen geben?
GWEN: Reden wir über Aliens?
JACK: Falsch.
GWEN: Wieso?
JACK: Weil sie ein Teil von uns sind, Teil dieser Welt, auch wenn wir nichts über sie wissen. Also tun wir so, als wüssten wir wie sie aussehen. Wir sehen sie als freundlich gesonnene Wesen. Wir stellen uns vor, sie hätten niedliche kleine Flügel und badeten im Mondlicht.
GWEN: Aber das sind sie nicht?
JACK: Nein, Denke dir etwas Gefährliches, etwas, das du nur halb sehen kannst aus den Augenwinkeln, mit einem Hauch Mythos, einem Hauch der geistigen Welt und einem Hauch Realität, alles wild durcheinandergemischt.

Sie bleiben stehen. Jack sieht Gwen eindringlich an.

JACK: Alte Momente und Erinnerungen, eingefroren. Wie Trümmer, die um einen Ringplaneten kreisen – wirbelnd, drehend, kreisend. Dann rückwärts und vorwärts durch die Zeit. Wenn sie es sind, müssen wir sie finden … bevor hier die Hölle losbricht.

Jack setzt sich wieder in Bewegung.

IM GARTEN DES HAUSES DER PEARCES

Jasmine läuft durch den Garten und kriecht durch die Büsche hinter dem Geräteschuppen. Sie quetscht sich durch ein Loch in dem Drahtzaun und läuft in den Wald.In der Küche sprechen Lynn und Roy über Jasmine.

ROY: Warum will sie nur immer im Wald spielen?
LYNN: Sie ist gerne da draußen.
ROY: Andere Kinder haben Freunde. Wo sind ihre Freundinnen? Was stimmt nicht mit ihr.
LYNN: Es ist alles in Ordnung mit ihr.
ROY: Gut, wann hast du sie das letzte Mal Fernsehen gesehen? Oder ein Buch lesen? Oder mit einer Puppe spielen? Oder zusammen mit uns an einem Tisch sitzen und sich unterhalten? Wann hast du sie das letzte Mal lachen gehört?

Er geht aus dem Raum.

IM WALD HINTER DEM HAUS DER PEARCES

Jasmine hüpft durch das Unterholz und schlägt mit einem langen Stock auf das hohe Gras ein. Sie erreicht eine Lichtung zwischen den alten Bäumen. Dort hebt sie den Stock in den Himmel und dreht sich im Kreis. Aus einem der Bäume beobachten die Feenwesen sie.

FEENSTIMME: (flüsternd) Komm mit uns, oh Menschenkind, komm mit uns.

Mehrere der Wesen kommen zu Jasmine und spielen mit ihr. Ihr Lachen erfüllt die Luft. Dann verschwinden die Feen wieder in den Bäumen.

AN DEN COMPUTERN IN DER TORCHWOOD-BASIS

Als Jack und Gwen zurückkehren, wartet Julie schon an der Tür auf sie. Sie zieht Jack zur Seite und redet leise mit ihm.

JULIE: Und? Geht es Estelle gut?
JACK: (lächelt) Ja, fit und munter. Bis auf ihre üblichen Fantastereien über Feen und Elfen …

Auch Julie lächelt amüsiert, aber dann wird ihr Gesicht wehmütig.

JULIE: Ja, sie hatte schon immer zu viel Fantasie. (sie seufzt) Ich würde sie gerne einmal wieder sehen, nach all’ den Jahren.
JACK: Du willst sie doch nicht umbringen, oder? Wenn sie dich sieht, bekommt sie glatt einen Herzinfarkt!

Jack grinst sie an, aber Julie bleibt wehmütig und lässt den Kopf hängen. Jack drückt sie kurz an sich, dann gehen beide Gwen nach.
Etwas später, das Team schaut sich die alten Cottingley Fotos auf dem Monitor an. Ianto serviert Tee.

TOSHIKO: Das hier ist das jüngste Mädchen. Und ihre Cousine.

Ianto stellt eine Tasse vor Jack hin. Der achtet gar nicht auf ihn. Die nächste bekommt Julie, sie lächelt ihn an und nimmt kurz seine Hand. Er lächelt zurück und erwidert die Berührung.

IANTO: Ich würde auf "Magic Mushrooms" tippen.
JACK: (grinst) Was du in deiner Freizeit machst, tut hier nichts zur Sache.

Ianto lächelt ebenfalls kurz, dann stellt er auch den anderen Tassen hin, auch sie beachten ihn gar nicht.

GWEN: Aber diese Fotos waren alles Fälschungen.
OWEN: Conan Doyle glaubte daran.
GWEN: Der war ja zu der Zeit auch völlig plemplem.
OWEN: Und Houdini.
GWEN: Selbstdarsteller.
JACK: Wieso weißt du so viel darüber?!
GWEN: (rollt mit den Augen) Ich habe mal in der Schule einen Aufsatz über die Cottingley-Fotos geschrieben.

Owen kichert.

GWEN: Als alte Damen haben die Mädchen dann zugegeben, dass es Fälschungen waren.
TOSHIKO: Und wo ist die Sichtung jetzt gewesen?

Sie bringt eines von Estelles Fotos auf dem Monitor. Gwen steht auf und schaut sie sich genau an.

JACK: An einen Ort, der Roundstone-Wald genannt wird.
JULIE: Ich kenne die Gegend. Hat eine merkwürdige Vergangenheit.
JACK: Wie meinst du das – merkwürdig?
JULIE: Sie ist nie kultiviert worden. In alten Zeiten verhieß es nichts Gutes dahin zu gehen oder nur dort Holz zu fällen. Sogar die Römer mieden den Ort.
OWEN: Dort gibt es einen Steinkreis, wahrscheinlich so alt wie Stonehenge – oder sogar noch älter. Kein Wunder, dass der Ort als unheimlich oder sogar verflucht galt.
TOSHIKO: Ich habe keine Berichte über irgendwelche Sichtungen dort gefunden.
JACK: Wirst du auch nicht. Diese Dinge kommen sozusagen „unter dem Radar" rein, aber sie spielen mit dem Wetter. Versuch’ es mal mit einem Programm für ungewöhnliche Wetterphänomene.
TOSHIKO: OK.
GWEN: Willst du sagen, unsere Maschinen können sie nicht aufspüren?

Jack schüttelt den Kopf.

JACK: Nichts kann das.
JULIE: Doch, ich. (Alle schauen sie an, Gwen, Owen und Tosh erstaunt, Jack, als wolle er sagen, wie konnte ich das vergessen) Dafür müsste ich mich aber dort auf die Lauer legen, von hier aus klappt das nicht.

AUF DEM POLIZEIREVIER

Die Streifenpolizistin stößt Mark Goodson durch den Korridor und in den hinteren Raum.

MARK GOODSON: Was ist das? Ist das - ist das Gott?

Er schaut gespannt und halb wahnsinnig zu dem Wach-Sergeant.

MARK GOODSON: Etwas - etwas Sicherheit, das ist alles, was ich will, nur bringt irgendwohin, wo ich sicher bin.
POLIZISTIN: Da haben wir was, genau hier.
MARK GOODSON: Sie haben versucht mich umzubringen.
POLIZISTIN: Sagte, das wären Blumen in seinem Mund gewesen.
WACH-SERGEANT: Blumen?
MARK GOODSON: Sie wollten mich ersticken.
POLIZISTIN: (rollt mit den Augen) Wir haben das überprüft. Da war nichts.
MARK GOODSON: Ich denke, sie wollten nicht, das ich dem kleinen Mädchen was antue. Es geht nur um mich. Sie wollten mir wehtun, mich töten.
WACH-SERGEANT: Wer wollte Ihnen wehtun?
MARK GOODSON: Sie wollten mich nicht allein lassen. Ich habe etwas Böses getan.
WACH-SERGEANT: Was meinen Sie damit, Sie hätten etwas Böses getan?

Goodson schaut zu Boden.

MARK GOODSON: Wenn es Gott ist, tut mir leid, ich kann nichts dagegen machen!

Der Wach-Sergeant nimmt sich eine Klemmmappe.

WACH-SERGEANT: Name?
MARK GOODSON: Es sind kleine Mädchen ... es sind ihre niedlichen Körper, ihr niedliches Lächeln. Sie sind so glänzend wie Knöpfe. Sehen Sie, ähm, ich habe schon Ärger gehabt deswegen ... also helfen Sie mir. (schreiend) Sehen sie mich an! Bitte!

Er schaut sie an.

AUF DEM WEG ZUM ROUNDSTONE-WALD

Gwen und Jack gehen den Pfad entlang, Julie läuft hinter ihnen. Owen kommt als Letzter, er schleppt den Gerätekoffer. Er schaut in die Baumwipfel. Jack fummelt an seinem Armbandgerät herum.

GWEN: Ich habe Estelle nach deinem Vater gefragt. Sie sagte, sie habe euch beide nie zusammen gesehen.

Julie fixiert ihren Rücken scharf und runzelt die Stirn. Aber sie sagt nichts.

JACK: Warum sollte sie? Sie hat den Kontakt mit ihm nach dem Krieg verloren. Ich bin ihr erst viel später begegnet.
GWEN: Oh.

Julie schaut sich suchend um. Sie spürt, dass sie beobachtet werden, kann aber niemanden entdecken. Aber eines der Feenwesen ist tatsächlich da und beobachtet sie aus dem hohen Gras heraus. Als sie weitergehen, fliegt es in die Bäume, folgt ihnen aber weiterhin. Jack, Gwen, Julie und Owen erreichen den Steinkreis.

JACK: Die Steine von den Fotos.
JULIE: Weißt du, das ganze Gebiet war bewaldet in der Antike. Viele dieser heiligen Orte wurden auf Energie-Linien gebaut.

Julie berührt sachte einen der Steine und schaut sich um. Jack mustert die Anzeigen auf seinem Armbandgerät. Owen klappt den Koffer auf und holt einige Geräte heraus.

GWEN: Alle möglichen Leute hätten diesen Kreis bauen können.
JACK: Warum glaubst du mir immer noch nicht? Ich warne dich, wie gefährlich das ist und du suchst nach Erklärungen.
GWEN: So funktioniert Polizeiarbeit.
JACK: Das hier ist keine Polizeiarbeit.
GWEN: Gut, dann Wissenschaft.
JACK: Und es ist keine Wissenschaft.
GWEN: Ach ja! Du hast es mir ja gesagt. Es ist dieses Augenwinkeln-Zeugs.

Julie kommt zu ihnen.

JULIE: (flüsternd) Wir werden beobachtet. Mindestens eines ist hier.

Gwen sieht sich unsicher um. Aber sie sieht nicht, dass eines der Feenwesen ganz in ihrer Nähe hinter ihr landet. Trotzdem dreht Gwen sich mehrmals im Kreis und versucht, etwas zu finden.

JULIE: (leise) Du wirst nichts sehen. Aber glaube mir, sie sind hier.

IN EINER ZELLE DES POLIZEIREVIERS

Mark Goodson schläft auf der Pritsche. Ein seltsamer Wind weht in die Zelle. Goodson öffnet die Augens und schaut zur Decke. Ein Schatten stürzt aus den Schatten an der Decke auf ihn herab. Goodson dreht sich weg und schreit.Aus dem Schatten löst sich eines der dämonisch aussehenden Feenwesen, drückt sich von der Decke ab und stürzt sich auf Goodson. Er schreit wieder.
Der Wach-Sergeant und die Streifenpolizistin schauen von dem Magazin auf, das sie sich ansehen, als sie die Schreie hören. Der letzte Schrei endet abrupt. Die Beiden schauen sich an und seufzen. Der Wach-Sergeant zieht das Schlüsselbund heraus. Er und die Streifenpolizistin gehen zu den Zellen, um nach Goodson zu sehen.

WACH-SERGEANT: Also gut!

IM HAUS DER PEARCES

Lynn geht die Stufen zu den Schlafräumen herauf, mit zwei Tassen in der Hand. Sie hört Jasmine in ihrem Zimmer kichern und mit jemandem reden. Lynn stellt die Tassen auf einer Stufe ab und geht weiter. Als sie näherkommt, kann sie verstehen, was Jasmine sagt.

JASMINE: (hinter der Tür) Jetzt mach' ein Pferd. Ein weisses Pferd mit Flügeln. (dumpf) Tiger können töten. Zeig' mir den Tiger.

Lynn öffnet die Tür. Sie sieht niemanden außer Jasmine, die verschwindenden Schatten von Schwingen nimmt sie nicht wahr. Jasmine sitzt auf ihrem Bett.

LYNN: Ich habe dich lachen gehört, Jas. (sie kommt in den Raum und setzt sich neben Jasmine) Es hörte sich an, als würdest du mit jemandem reden.

Jasmine schüttelt den Kopf.

LYNN: Hast du mit dir selber geredet? Es ist schön, dich lachen zu hören.

Sie streicht Jasmine das Haar aus dem Gesicht und schaut sie an. Jasmine dreht den Kopf und schaut zur Seite.

IM ZELLENTRAKT DES POLIZEIREVIERS

Der Wach-Sergeant bringt Jack, Julie und Gwen zu den Zellen weiter hinten.

WACH-SERGEANT: Ich dachte, ich hätte schon alles gesehen. Wir hatten ihn eingesperrt, Einzelzelle. Er hat sich die Seele aus dem Leib geschrieen. Sagte, irgendetwas würde ihn verfolgen.
JACK: Was denn?
WACH-SERGEANT: Schatten, sagte er. Und sie wollten ihn ersticken.

Toshiko kommt zu ihnen. Der Wach-Sergeant schließt die Zellentür auf.

TOSHIKO: Es gab hier noch vier andere Gefangene. Sie haben nichts mitbekommen.
GWEN: Und wo sind sie jetzt?
TOSHIKO: Ich habe sie verlegen lassen.
JACK: Überwachungskameras?
TOSHIKO: Ich überprüfe das gerade.

Der Sergeant öffnet die Tür und zeigt in die Zelle.

WACH-SERGEANT: Zuerst dachte ich, er wäre betrunken oder einfach ein Spinner, oder beides.
JACK: Gut, ich will, dass dieses Gebäude abgeriegelt wird.

Jack geht in die Zelle, Julie und Gwen folgen ihm.

JACK: Name?
GWEN: Mark Goodson. Er arbeitete in der Stadt. Als Wirtschaftsberater.

Julie sieht sich die Leiche an, Gwen schaut sich in der Zelle um.

JACK: Todesursache?

Julie untersucht die Leiche genauer.

JULIE: Ausgehend von den punktuellen Einblutungen auf den Augenlidern und am Haaransatz nehme ich an, es handelt sich um Ersticken. Aber etwas ist seltsam. Es gibt keine Hämatome auf Gesicht und Hals, keine blassen Stellen.

GWEN: Nichts, das auf die Ausübung von Gewalt hindeutet?
JULIE: Nein.

Julie richtet sich auf, Gwen beugt sich nun über die Leiche und betrachtet sie prüfend.

GWEN: Also ist er erstickt, allein in einer verschlossenen Zelle?
JACK: Sieht so aus.

Julie beugt sich wieder über die Leiche, sie hat etwas entdeckt.

JULIE: Moment mal.

Sie nimmt eine lange Pinzette aus der offenen Tasche und zieht damit ein rotes Rosenblütenblatt aus Goodsons Mund. Gwen keucht. Jack schaut grimmig drein. Julie führt die Pinzette wieder zu Goodsons Mund und zieht noch ein Blatt heraus. Und noch eins, und noch eins. Sie hält das letzte Blatt mit der Pinzette hoch und schaut Jack besorgt an.

JULIE: Das ist gar nicht gut.
GWEN: So etwas habe ich noch nie gesehen.
JACK: (grimmig) Ich schon.

IN ESTELLES HAUS IN DER NACHT

Estelle hat verschiedene Kristalle auf dem Tisch in ihrem Wohnzimmer ausgebreitet. Sie berührt jedes Stück kurz und nimmt dann eines hoch.

ESTELLE: Quarzite. Der Stein der Suche. (Sie hält den Kristall gegen das Licht) Oh, fließe, Energie. Hilf mir, sie wieder zu finden.

Plötzlich hört sie ein seltsames Rauschen. Sie legt den Kristall hin und schaut zur Küche, woher das Geräusch zu kommen scheint. Sie steht auf und geht in Richtung Küche.
In der Küche ist nichts. Estelle geht zum Fenster und schaut hinaus in den Garten. Sie hört Gelächter und das Rauschen von Flügeln. In den Büschen am Rand des Gartens meint sie ein Paar helle Augen zu sehen, die aus dem Gebüsch zu ihr herüberstarren.
ESTELLE: Oh ... !

Es stürzt auf sie zu und zerschmettert das Küchenfenster. Estelle schreckt zurück.

ESTELLE: Oh!

IM BESPRECHUNGSRAUM DER TORCHWOOD-BASIS ZUR GLEICHEN ZEIT

Das Team schaut sich die Überwachungsbänder aus Goodsons Zelle an. Er windet sich auf der Pritsche, als wenn etwas Unsichtbares ihn attackiert. Jack rekapituliert noch einmal, was über ihn bekannt ist.

JACK: Wir wissen, dass der Tote ein verurteilter Pädophiler war, er trieb sich bevorzugt an Schulen herum.
GWEN: Was sollten die Blütenblätter in seinem Mund?
JACK: Nur ein kleiner Spaß von ihrer Seite.
GWEN: So was nennst du Spaß?

Auf dem Monitor sieht man Mark Goodson, wie er auf den Boden fällt.

JACK: Diese Kreaturen lieben es, solche Dinge zu tun. Sie spielen, quälen und sie töten.
GWEN: Warum?
JACK: Als Strafe oder Warnung an andere. Sie beschützen ihre Leute. Die Auserwählten. Manchmal gibt es eine ganz starke Bindung zwischen Kindern und der Geisterwelt.
TOSHIKO: Und wie können wir sie aufhalten?

Jack setzt sich.

JACK: Zuerst müssen wir herausfinden, wen sie wollen. Und wir können sie nicht fangen. Sie kontrollieren die Elemente – Feuer, Wasser, die Luft, die wir atmen. Sie können die Luft direkt aus unseren Körper pressen. Manchmal denke ich, sie wären zum Teil Mara.
TOSHIKO: Mara?
JULIE: Eine Art bösartiger Geister. Daher stammt das Wort „Nachtmahr". Sie suchen Menschen im Schlaf heim.

Das Telefon klingelt. Jack schaltet es auf Lautsprecher.

JACK: (ins Telefon) Ja?
ESTELLE: (über Telefon) Jack --
ESTELLE: -- ich bin's, Estelle.
JACK: Ja, was ist?
ESTELLE: Du hattest recht, Jack. Es gibt auch Böse. Sie sind zu mir gekommen.

Jack und Julie tauschen alarmierte Blicke. Jack steht auf.

JACK: (hastig, beschwörend) Estelle, wir sind auf dem Weg. Bleib’, wo du bist, geh’ nicht in ihre Nähe, verstehst du?
ESTELLE: Ja.

Jack beendet das Gespräch. Er sieht Julie an, die schon halb aufgestanden ist. Sie nickt und setzt sich wieder. Die anderen stehen auf und verlassen mit ihm die Basis. Julie rutscht unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, fahrig werkelt sie auf ihrem Schreibtisch herum. Ianto, der bemerkt, wie nervös sie ist, kommt zu ihr und legt ihr die Hand auf die Schulter und spricht sie auf walisisch an.

IANTO: Jack wird sie schon beschützen.

Julie legt ihre Hand auf seine und schaut ihn an. Sie antwortet ebenfalls auf walisisch.

JULIE: Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher wie du.

Sie seufzt.

IN ESTELLES HAUS ZUR GLEICHEN ZEIT

Estelle hängt den Hörer ihres Telefons auf. Sie seufzt. Es ist ganz still in dem Haus. Plötzlich scheint ihr etwas einzufallen. Sie geht in das Wohnzimmer. Dann hört sie Moses schreien.

ESTELLE: Moses.

Sie läuft aus dem Wohnzimmer und zur Gartentür. Dort bleibt sie zaudernd stehen.

ESTELLE: Oh Gott, Moses, du verrückte Katze.

Sie öffnet die Tür einen Spalt.

ESTELLE: Komm’ her, Moses.

Sie ruft nach der Katze.

ESTELLE: Komm’ schon, mein Liebling. Moses!

Sie öffnet die Tür ganz und geht hinaus.

ESTELLE: Moses ... komm schon.

Man hört flatternde Schwingen. Estelle ruft noch immer nach ihrer Katze.

ESTELLE: Nun komm schon, Liebes. Miez, miez.

Wieder ist das Flattern von Schwingen zu hören.

ESTELLE: Moses?

Aber die Katze ist nirgends zu sehen oder zu hören.

ESTELLE: Moses!

Da knallt die Tür hinter ihr zu. Estelle versucht sie wieder zu öffnen, aber sie ist verschlossen.

ESTELLE: Oh, nein! Oh, nein!

Die Tür lässt sich nicht öffnen. Moses beobachtet das Ganze still unter den Büschen hervor.

ESTELLE: Oh... Oh!

Es beginnt zu regnen.

ESTELLE: Oh, nein! Oh! Oh!

Es hört nicht auf zu regnen.

AUF DEM WEG ZU ESTELLES HAUS ZUR GLEICHEN ZEIT

Der SUV mit dem Torchwood-Team fährt mit Höchstgeschwindigkeit. Toshiko und Owen sitzen hinten. Toshiko überprüft das Wetter an ihrer Station.

TOSHIKO: Das ist unsinnig. Es ist eine klare Nacht, die Wetterkarte zeigt keinen Regen für heute.

Sie zoomt einen kleinen Ausschnitt der Karte heran, ein kleiner Bereich ist dort rot markiert.

IM GARTEN VON ESTELLES HAUS

Estelle steht dort in dem heftigen Regen, eines der Feenwesen beobachtet sie.

ESTELLE: Oh!

Von der Gewalt des Regen fällt sie auf die Knie. In der Nähe steht der Kater, Moses. Er ist völlig trocken. Nur dort, wo Estelle sich befindet, regnet es.

ESTELLE: Oh Gott!

Sie kippt rückwärts auf den Boden, das Gesicht nach oben gewandt – Regenwasser schlägt heftig in Nase und Mund.

ESTELLE: Oh!

Estelle röchelt. Im Hintergrund hört man zwitscherndes Gelächter. Moses steht immer noch da, völlig trocken. Estelle aber ist triefend nass. Sie keucht und stöhnt. Die Feen lachen.

AUF DEM WEG ZU ESTELLES HAUS ZUR GLEICHEN ZEIT

Der SUV fährt immer noch so schnell es geht. Alle schweigen, Jack starrt beim Fahren verbissen auf die Straße. Vor Estelles Haus stoppt er den Wagen mit kreischenden Bremsen. Jack springt aus dem Wagen und rennt zum Haus. Die anderen folgen ihm etwas langsamer.

JACK: Estelle! Estelle!

Er hämmert an die Haustür. Keine Antwort. Dann rennt er um das Haus herum nach hinten.

JACK: Estelle!

Im Garten findet Jack dann Estelle. Sie ist tot. Owen untersucht sie kurz. Jack steht wie gelähmt daneben.

OWEN: Es sieht so aus, als wäre sie ertrunken. Aber der Rest des Gartens ist knochentrocken.

Jack ist wie betäubt. Er kniet sich neben Estelle und schließt ihr sanft die Augen. Dann nimmt er sie in die Arme. Owen und Toshiko entfernen sich unauffällig. Gwen bleibt neben ihm stehen. Jack hält Estelles Körper. Er weint. Gwen kniet sich neben ihn.

GWEN: Es war nicht dein Vater, der sie geliebt hat vor vielen Jahren, nicht wahr? Das warst du.
JACK: Einst haben wir uns ein Versprechen gegeben. Dass wir zusammenbleiben bis zu Tode.

Gwen steht auf. Tränen rinnen über Jacks Gesicht. Zärtlich küsst er Estelle auf die Stirn. Dann legt er die Leiche vorsichtig auf dem Boden und steht auf. Er holt tief Atem und seufzt.

JACK: Ich muss Julie anrufen. (Er zieht sein Handy aus der Tasche, wendet sich ab und wählt eine Nummer) Ianto, hier ist Jack. Pass’ jetzt genau auf: Du bleibst die nächste Zeit bei Julie, verstanden! Kümmere dich um sie! Versuche, sie in der Basis zu halten, lass’ sie nicht gehen! Und jetzt gib mir Julie.

Gwen, die das hört, macht große Augen. Fragend blickt sie Jack an, aber der ist ganz auf das Telefonat konzentriert. Seufzend holt er tief Luft und drückt den Rücken durch. Gwen beobachtet ihn, seine Augen glänzen schon wieder verdächtig.

JACK: Julie? …. Estelle ist tot… (lange Pause, Jack hört offenbar nur zu, sein Gesicht verzerrt sich, als habe er Schmerzen) Bitte, Julie, tu’ mir einen Gefallen, geh’ nicht fort, ja? Ianto bleibt bei dir. Julie, bitte!

Verlegen wendet sich Gwen ab, ihr wird nun bewusst, dass das Gespräch wohl zu privat ist, als dass sie mithören sollte. Langsam geht sie in Richtung Straße, wo Toshiko und Owen warten. Die beiden schauen sie an.

OWEN: Wo ist Jack?
GWEN: Er braucht noch etwas. Warten wir hier.

Nach wenigen Minuten kommt auch Jack. Gwen schaut ihn forschend an, aber er sieht schon wieder ganz gefasst aus.

JACK: Ich brauche jetzt einen Drink.

Jack geht zum Wagen, die anderen folgen ihm.

IN DER TORCHWOOD-BASIS

Das Team kommt wieder in der Basis an, Ianto erwartet sie schon an der Eingangstür. Mit betrübtem Gesicht spricht er mit Jack, der zieht ihn zur Seite. Gwen, Tosh und Owen gehen weiter in die Halle.

IANTO: Tut mir leid, Jack. Ich konnte sie nicht aufhalten.
JACK: Mach’ dir keine Vorwürfe. Ich hätte es wissen müssen. Ich hatte nur gehofft, dass sie es nicht tut.

Jack klopft ihm kurz aufmunternd auf die Schulter, aber Ianto schaut immer noch ganz geknickt. Jack geht in sein Büro. Gwen folgt ihm. Er nimmt gerade eine Flasche Whiskey aus einem Schrank und gießt sich eine ordentliche Portion ein.

GWEN: Wo ist Julie?
JACK: Sie ist weg, verschwunden.

Er hält fragend die Flasche hoch, Gwen nickt. Er schenkt ihr auch ein Glas ein und stellt es vor sie hin.

JACK: Setz’ dich. (er setzt sich hinter seinen Schreibtisch, Gwen zieht sich einen Stuhl davor) Und bevor du fragst: Ja, Julie kannte Estelle auch sehr gut, deshalb hat sie ihr Tod so mitgenommen. Und ich hatte erwartet, dass sie dann erst mal verschwindet, das hat sie schon mal gemacht. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.

Allerdings macht er ein Gesicht, als würde er sich schon Sorgen machen. Er nimmt einen großen Schluck aus seinem Glas.

GWEN: Wann hat Julie Estelle denn kennengelernt.
JACK: Sie hat mich … Sie hat sie durch mich kennengelernt. Ich habe sie mal mit zu ihr genommen. Die beiden haben sich auf Anhieb gemocht.
GWEN: Wo hast du eigentlich Estelle zum ersten Mal getroffen?
JACK: In London, im Ballsaal des Astoria, ein paar Wochen vor Weihnachten. (Gwen lächelt) Sie war siebzehn und wunderschön. Ich habe mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Aber nichts dauert ewig. Versprechen werden ständig gebrochen. Estelle … sie hätte nicht so sterben dürfen.

Jack nimmt erneut einen tiefen Zug aus dem Glas. Gwen wechselt das Thema, um ihn abzulenken.

GWEN: Die Blütenblätter in Goodsons Mund, wo hast du die schon mal gesehen? War es während des Krieges?
JACK: Nein. Lange vorher. (Er erinnert sich zurück, sieht die Szene vor dem geistigen Auge wieder ablaufen) Auf einem Zug, der Truppen transportierte. (Der Dampfzug fährt die Schienen entlang.) Es war 1909, in Afghanistan, der Zug sollte uns von Lahore ins Einsatzgebiet bringen. (Der Waggon ist voll mit Soldaten. Einer der Soldaten in dem Waggon spielt Mundharmonika.) Fünfzehn Mann, ich war ihr Offizier. (Die Männer spielen Karten, lachen, unterhalten sich – Jack sitzt etwas abseits. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht beobachtet er sie.) Alle waren fröhlich. Zu fröhlich. Zu laut. (Der Zug fährt in einen Tunnel, es wird dunkel. Jack hört für einen Moment auf zu sprechen, seine Augen verschleiern sich, als er sich erinnert.) Dann fuhren wir in einen Tunnel. (im Waggon ist es völlig dunkel. Geräusche wie von flatternden Flügeln sind zu hören. Die Töne der Mundharmonika ersterben mit dem Gelächter und den Gesprächen. Im Waggon wird es gespenstisch still. Jack wendet den Kopf hin und her, er versucht in der Dunkelheit etwas zu erkennen.) Wir dachten, ein paar Vögel wären durch ein offenes Fenster in den Waggon geflogen. Dann kam die Stille. (Es wird wieder hell, als der Zug den Tunnel verlässt. Alle Männer um ihn herum sind tot.) Und als wir aus dem Tunnel herausfuhren ... (Er steht auf und schaut auf die Leichen.) ... waren alle fünfzehn Männer tot. (Der Zug ruckelt. Jack greift nach einem Halt, um nicht zu fallen. Der Kopf eines der toten Männer rollt auf seine Brust und rote Rosenblütenblätter fallen aus seinem Mund. Jack schaut sich fassungslos um.) Sie waren erstickt worden. Meine Einheit. Männer, für die ich verantwortlich war. (Er nimmt einen Schluck von dem Whiskey.)
GWEN: Aber wieso wurden die Männer getötet?
JACK: Etwa eine Woche vorher hatten sich ein paar von ihnen betrunken. Rasten mit einem Lastwagen durch ein Dorf. Sie überfuhren ein kleines Mädchen, es starb. Dieses Mädchen war die Auserwählte.

IM HAUS DER PEARCES

Jasmine ist in ihrem Zimmer. Die kleinen Schaukelpferde auf dem Regal bewegen sich vor und zurück. Jasmine sitzt auf ihrem Bett. Sie schaut hinaus und lächelt. Man hört das Geräusch von flatternden Schwingen.
Lynn schließt unten die Haustür ab und macht das Licht aus. Sie geht weiter durch das Haus und macht überall die Lichter aus. Draußen hört man einen Hund bellen. Lynn stoppt an der Hintertür und öffnet sie. Sie schaut hinaus. Die Feenwesen fliegen auf sie zu. Lynn geht plötzlich zurück und schließt die Tür wieder. Sie schließt die Feen aus, ohne sie überhaupt zu bemerken.

IN GWENS APPARTMENT ETWAS SPÄTER

Gwen und Rhys kommen nach Hause. Gwen macht das Licht an, als sie in das Wohnzimmer geht. Rhys kommt mit ihr redend hinter ihr her.

RHYS: Sie ist ein Alptraum, drei Stunden hat sie nicht ein Wort gesagt, sie saß nur da und schaute finster, weil sie dachte, ich hätte ihren Tacker mitgehen lassen.
GWEN: Nimm' es nicht so schwer.
RHYS: Geht es dir gut?
GWEN: Nein, mein Tag war ein bißchen schräg.

Gwen macht die Lampen im Wohnzimmer an und sieht, dass alles verwüstet wurde. Die Möbel sind umgekippt und die Erde aus den Pflanzen ist auf dem Boden verstreut worden, vermischt mit roten Rosenblütenblättern.

RHYS: Verdammte Scheiße! Was zur Hölle ist hier los?

Rhys kommt in das Wohnzimmer.

RHYS: Wie sind sie hier reingekommen? Sie haben alles umgeworfen, die Bastarde!

Gwen schaut sich um und bemerkt den kleinen Kreis auf dem Boden vor ihr. Er besteht aus Steinen, Blättern, Zweigen und weiteren roten Rosenblütenblättern.

VOR DEM HAUS DER PEARCES AM NÄCHSTEN TAG

Jasmine hat ihre Schuluniform an, sie muss zur Schule. Luftballons hängen an der Wandwand und Lynn befestigt noch mehr Ballons an dem Laternenpfahl vor ihrer Einfahrt, als Jasmine und Roy aus dem Haus kommen.

LYNN: Bitte komme nach der Schule direkt nach Hause, Jas. Du willst doch deine Party nicht verpassen, oder?
JASMINE: Ich würde lieber im Garten spielen.

Jasmine geht davon. Roy stellt sich neben Lynn.

LYNN: (zu Roy) Du hattest recht. Sie verbringt viel zu viel Zeit da draußen.

ROY: Mach' dir keine Sorgen. Ich werde das nicht mehr zulassen.

Roy geht zum Wagen. Jasmine wartet schon an der Beifahrertür.

ROY: Also, was willst du tun, wenn sie anfangen, auf dem Grundstück hinter unserem Garten zu bauen?

Er öffnet die Wagentür.

ROY: Es wird eines Tages geschehen.

Jasmine sagt nichts.

ROY: Würdest du bitte mit mir sprechen?

Feenwesen sitzen in den Baumkronen und beobachten Jasmine und Roy beim Wagen.

ROY: (brummelnd) Kein Wunder, dass dein Vater euch verlassen hat, als du ein Baby warst. Er muss geahnt haben, was kommt.

Roy steigt in den Wagen. Jasmine schaut zu den Baumkronen auf. Sie lächelt und winkt. Die Feen ziehen sich in die Baumwipfel zurück. Roy schaut hinter sich, aber er sieht nichts. Jasmine steigt nun ebenfalls ein.

ROY: Wem winkst du da zu?
JASMINE: Nur ein paar Freunden.
ROY: (abschätzig) Du hast keine Freunde.

Die Feen beobachten, wie Roy den Motor anlässt und davonfährt.

AUF DEM SCHULHOF DER COED Y GARREG GRUNDSCHULE

Die Kinder spielen auf dem Schulhof.

KINDER: (singen) Reisdreck, Bärendreck, schmeiß' die Doofe in den Dreck.

Zwei größere Mädchen kommen auf Jasmine zu und schubsen sie. Sie fällt hin. Die Lehrerin sieht Jasmine auf dem Boden liegen und geht zu ihr hin. Jasmine steht auf.

KATE (LEHRERIN): Jasmine? Hast dich jemand gestoßen, Jasmine?
JASMINE: Ja, Miss.
KATE (LEHRERIN): Wer?
JASMINE: Ich weiß es nicht, Miss.

Kate schaut sich um.

IN GWENS APPARTMENT

Jack kommt herein und sieht sich das Chaos an, während Gwen im Wohnzimmer aufräumt.

GWEN: (wütend) In meinem ganzen bisherigen Berufsleben habe ich nie die schlechten Dinge mit nach Hause gebracht. Ich habe mich nie in meinem eigenen Heim bedroht gefühlt. Aber jetzt nicht mehr, weil dies hier bedeutet, dass diese Kreaturen in mein Leben eindringen können, wann immer es ihnen beliebt. Und das macht mir Angst, Jack. Was für eine Chance hatte Estelle? Was für eine Chance hat irgendeiner von uns?

Jack schüttelt den Kopf, aber er sagt nichts. Gwen bleibt stehen, schlingt ihre Arme um sich. Jack untersucht den Raum.

GWEN: Du sagtest, diese Kreaturen beschützen die Ihren.
JACK: Ja.
GWEN: Du erwähntest die Auserwählten. Was sind sie? Wie viele von ihnen gibt es?

Jack nimmt die Steine aus der Formation und sieht sie sich an. Er antwortet ihr nicht.

GWEN: (laut) Sag' es mir, Jack!
JACK: All diese sogenannten Feen waren einst Kinder, aus verschiedenen Zeiten. Das geht Jahrtausende zurück. Sie sind Teil der verlorenen Welt.
GWEN: Verlorene Welt? Was?
JACK: (seufzt) Julie könnte es dir besser erklären. Sagen wir mal so: Die Welt, das einst ihnen gehört hat.
GWEN: Was wollen sie denn genau? Warum sind sie hier?

Jack dreht sich um und schaut sie an.

JACK: Sie wollen, was ihnen gehört - das nächste auserwählte Kind.

AUF DEM SCHULHOF DER COED Y GARREG GRUNDSCHULE

Jasmine sitzt ganz allein auf dem Zaun um den Schulhof. Sie schaut zu den Bäumen am Rand des Hofes, während die anderen Kinder lachen und spielen. Zwei Mädchen flüstern miteinander, während sie Jasmine beobachten. Kate, die aufsichtführende Lehrerin, schaut auch zu Jasmine, die da allein am Zaun sitzt. Die beiden Mädchen gehen zu Jasmine.

ERSTES MÄDCHEN: Hey du. Was hast du über uns ausgeplaudert?
JASMINE: Nichts.
ZWEITES MÄDCHEN: Doch, hast du.

Eines der Feenwesen beobachtet Jasmine mit den beiden Mädchen.

ERSTES MÄDCHEN: Also, ich glaube, du brauchst ein paar gute Schläge. Ich werde dir deine Zähne einschlagen.

Sie stoßen Jasmine vom Zaun und zu Boden. Eines der Mädchen tritt sie. Sie keucht vor Schmerzen. Die Fee beobachtet das Ganze. Sie zieht sich in die Bäume zurück. Ein Windstoß fährt durch die Baumkronen.

IM KONFERENZRAUM DER TORCHWOOD-BASIS ZUR GLEICHEN ZEIT

Jack und Gwen sind zurück und berufen eine Besprechung ein.

JACK: Ich brauche eine Aufstellung aller ungewöhnlichen Todesfälle in dem Gebiet.

Gwen nickt. Toshiko sitzt mit ihrem Laptop am Tisch. Ianto schaut auf den Monitor.

TOSHIKO: Wie sieht die Wettervorhersage für heute aus?
IANTO: Lange sonnige Abschnitte.
TOSHIKO: Es passiert gerade wieder.

Jack lehnt sich nach vorne, um auf den Monitor zu sehen. Toshiko zeigt auf die Anzeige ungewöhnlichen Wetters über der COED Y GARREG PRIMARY SCHOOL.

AUF DEM SCHULHOF DER COED Y GARREG GRUNDSCHULE

Die Windböe bewegt sich immer noch um die beiden aggressiven Mädchen. Die Kinder beginnen zu schreien. Jasmine steht auf und sieht lächelnd auf die verängstigten Mädchen. Um Jasmine herum weht kein Lüftchen. Die beiden Mädchen werden vom Wind gegen den Zaun gedrückt. Die Feen beobachten das alles. Die anderen Kinder schreien auch. Der Wind fegt jetzt über den ganzen Schulhof - mit Ausnahme von Jasmine, die immer noch lächelt. Es ist ein gefühlloses, grausames Lächeln. Die beiden Mädchen kauern zusammengekrümmt am Zaun, der von der Gewalt des Windes umgedrückt wird. Die anderen Kinder rennen schreiend durcheinander. Jasmine lächelt immer noch und kichert böse.

IM KONFERENZRAUM DER TORCHWOOD-BASIS ZUR GLEICHEN ZEIT

Toshiko arbeitet an ihrem Laptop.

TOSHIKO: Ich verstehe das nicht, das ist völlig verrückt.
JACK: Hör' auf, gehen wir.

Er geht hinaus, Gwen folgt ihm.

AUF DEM SCHULHOF DER COED Y GARREG GRUNDSCHULE

Die beiden Mädchen kauern zusammen in einer Ecke des Hofes, der Wind weht ihnen ins Gesicht. Nun bemerkt Kate, dass sie in Schwierigkeiten sind. Sie rennt zu ihnen. Als sie näher kommt, gerät auch sie in die Böe. Der Wind haut sie fast von den Füßen. Aber obwohl sie einem fallenden Ast ausweichen muss, schafft sie es zu den beiden Mädchen.

KATE (LEHRERIN): Haltet euch an mir fest ...

Jasmine steht immer noch am gleichen Fleck - lächelnd und lachend.

IM GARTEN DER HAUSES DER PEARCES

Roy repariert das Loch im Zaun. Die Feen beobachten ihn, wie er Bretter davornagelt, um Jasmines Schlupfloch zum Wald zu blockieren.

BEI DER COED Y GARREG GRUNDSCHULE

Der Torchwood-SUV kommt an der Schule an. Das Team steigt aus. Eltern holen ihre Kinder ab. Jack und die anderen gehen in das Gebäude. Gwen bemerkt etwas und geht nach hinten auf den Schulhof hinaus. Die Lehrer sind dabei aufzuräumen. Gwen geht über den Hof und schaut sich um. Die Feen beobachten sie dabei.Plötzlich bleibt Gwen stehen und schaut zu den Bäumen. Die Feen lachen und bewegen sich näher zu ihr hin. Gwen scheint zu wissen, dass sie da sind. Sie dreht sich um, dann läuft sie zurück zum Gebäude, immer noch von den Feen beobachtet. In der Schule unterhält sich Kate gerade mit Jack, Toshiko und Owen.

KATE (LEHRERIN): So etwas habe ich noch nie gesehen. Es geschah so plötzlich. Und dann ... und dann hörte es einfach auf.
TOSHIKO: Sie heißen Kate, nicht wahr?
OWEN: Wurde jemand verletzt?
KATE (LEHRERIN): Zwei Kinder wurden fast zu Tode geängstigt, aber sonst geht es ihnen gut.

Gwen kommt zu ihnen und wirft Jack einen Blick zu.

JACK: Was ist?
GWEN: (erschreckt) Ich habe sie gesehen.

Kate geht zum Klassenraum.

KATE (LEHRERIN):Und dann die kleine Jasmine, mittendrin. Sie hat nichts abbekommen. Die Sonne hat auf sie geschienen. Es war ... es war wie eine Aura um sie herum, als wenn etwas sie beschützte.
JACK: Wer ist Jasmine?
KATE (LEHRERIN): Jasmine Pearce. Sie ist eine meiner Schülerin.
JACK: Wo ist sie jetzt?
KATE (LEHRERIN): Wir haben alle Kinder nach Hause geschickt. Es ging nicht anders.
JACK: (nickt) Ja, danke.

Kate geht davon.

GWEN: Die Auserwählte?
JACK: Genau.

IM GARTEN DES HAUSES DER PEARCES

Die Gartenparty ist in vollem Gange. Alle Gäste sind da. Roy blanciert ein Tablett auf der Hand und schlängelt sich durch die Leute zum Grill. Ein Plakat hängt am Zaun, darauf steht: Lynn & Roy, 5 glückliche Jahre. Lynn und Jasmine sind in der Küche. Jasmine füllt ein Tablett mit Plätzchen.

LYNN: Es muss ganz schön unheimlich gewesen sein heute in der Schule.
JASMINE: Es war lustig.
LYNN: Roy sagte, du hättest ein paar von deinen Freunden heute morgen gesehen. Er sagte, du hättest ihnen zugewunken. Aber, sagte Roy, als er hingesehen hat, konnte er niemanden entdecken.
JASMINE: Das war, weil sie in den Bäumen waren.
LYNN: Bäume? Welche Bäume?
JASMINE: Die Bäume an der Straße.
LYNN: Ist das wieder eins von deinen Spielen, Jas?
JASMINE: Nein.

Im Garten stellt Roy das Tablett auf den Tisch und nimmt sich ein Bier.

Er nimmt einen langen Zug. Dann beginnt er, die Buletten auf den Grill zu legen.
In der Küche redet Lynn weiter mit Jasmine.

LYNN: Und, wer sind sie?
JASMINE: Nur Freunde.
LYNN: Du hättest sie zu der Party einladen sollen.
JASMINE: Sie mögen keine Parties.
LYNN: Das überrascht mich nicht, wenn sie in den Bäumen leben.
JASMINE: Oh, sie leben nicht immer in den Bäumen. Sie können überall und jederzeit sein. Auch hier in diesem Raum.
LYNN: In diesem Raum? Wann?
JASMINE: Jetzt.
LYNN: Sei nicht albern, Jas.

Jasmine belegt weiter das Tablett mit den Plätzchen.

LYNN: Und wo hast du diese Freunde kennengelernt? Du musst sie irgendwo getroffen haben.
JASMINE: Sie sagten, sie haben immer auf mich aufgepasst, jederzeit.
LYNN: Wann haben sie das gesagt?
JASMINE: Habe ich vergessen.

Lynn sagt nichts mehr. Sie nimmt die Salatschüssel und bringt sie nach draußen. Jasmine nimmt eine Schale mit Plätzchen und folgt ihr. Im Garten unterhält sich Roy mit den Gästen.

ROY: Oh ja, ich habe große Pläne für dieses Fleckchen. Ich will die Terrasse erweitern und den Garten neu gestalten. (zu Jasmine) Komm' schon, Jas, beeil' dich ein bisschen mit dem Essen. Die Leute sind hungrig.

Roy legt seinen Arm um Lynns Schultern.

WEIBLICHER GAST: Also, wann wirst du uns den Termin verraten, Roy?
ROY: Uhh, niemals. Ich kann es mir nicht leisten sie zu ernähren.

Jasmine bemerkt den neuen Zaun. Roy beobachtet sie, als sie dorthin rennt.

JASMINE: Nein! (sie schlägt gegen den Zaun) Nein! Bitte nicht! Nein ...

Roy kommt zu ihr.

ROY: Jas, geh' da weg.
JASMINE: Du kannst das nicht machen! Das ist mein Platz! Meiner!

Er packt sie am Arm.

ROY: Ich sagte, geh' da weg!

Jasmine tritt Roy gegen das Schienbein.

ROY: Au, Jas!

Sie beißt ihm in die Hand.

ROY: Au!

Er schlägt sie ins Gesicht. Sie starrt ihn an.

JASMINE: Ah!
ROY: Du kleines Biest!

Donner grollt über ihnen. Roy kommt hinter dem Schuppen hervor und steckt die Hand in die Tasche, um die Bisswunde vor Lynn zu verstecken. Er geht zu ihr.

LYNN: Das hat uns gerade noch gefehlt.
ROY: Nichts Weltbewegendes. Es wird wegziehen.

Er schaut sich um. Plötzlich beginnen sich die Windräder im Rasen wie wild zu drehen.

LYNN: Wo ist Jas?
ROY: Oh, sie muss hier irgendwo sein.

Er küsst Lynn. Sie lächelt ihn an. Roy geht in die Mitte des Gartens, um eine Ankündigung zu machen.

ROY: Ladies und Gentleman .... Ladies und Gentleman, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit! Wie Sie alle wissen, ist heute ein sehr wichtiger Tag für uns - Lynn und ich sind jetzt fünf Jahre zusammen, und sie ist nicht nur meine Partnerin, sie ist ebenso mein Fels und meine beste Freundin.
FRAU: Oh ...
ROY: Und nun planen wir auch eigene Kinder.

Jasmine ist nicht besonders erfreut das zu hören. Eine heftige Windböe fegt durch den Garten.

LYNN: Oh Gott!

Die Gäste schreien. Sie schauen nach oben und sehen große, graue, geflügelte Kreaturen, die sich in den höchsten Baumkronen aufhalten. Die Wesen zischen und springen von den Bäumen. Einige umringen Roy und trennen ihn von den noch immer schreienden Gästen. Andere fegen durch die Gäste, stoßen den Grill um und auch den Tisch. Die Gäste versuchen, sich ins Haus zu retten. Eines der Wesen zischt und bleckt ihre Zähne, die wie ein Haifischgebiß aussehen. Die fliehenden Gäste fallen über die Gartenmöbel in ihrer Hast den Kreaturen zu entkommen. Jasmine steht in der Nähe des Schuppens und beobachtet das Ganze mit einem bösen Lächeln auf ihrem Gesicht. In diesem Moment kommen Jack, Gwen, Toshiko und Owen in den Garten.

JACK: Los! Los! Raus hier!
OWEN: Schnell!

Sie sehen, wie eine der Feen Roy daran hindert, den Garten zu verlassen.

JACK: (o.s.) Kommt mit.
LYNN: (schreit) Roy!

Ein anderes Feenwesen bricht durch den neuen Zaun. Die Fee springt in den Garten.
Die andere Fee schlägt Roy von hinten nieder und springt auf ihn.

LYNN: (schreit) Geh' von ihm runter!

Die Kreatur hält Roys Kopf ganz fest und öffnet seinen Mund. Sie schiebt ihre Hand tief in Roys Kehle. Jasmine steht immer noch da und lacht. Eine zweite Fee hält Jack und Gwen fern, die ihm zu Hilfe kommen wollen. Die Fee klettert auf Jacks Rücken und zieht seinen Kopf nach hinten.

GWEN: Nein!

Gwen stößt Jack zu Boden, die Fee lässt von ihm ab. Die andere sitzt immer noch auf Roy, die Hand in seinem Mund. Roy erschlafft und stirbt. Nun erhebt sich das Wesen und verschwindet mit allen anderen.

LYNN: (schreit) Roy ...!

Die zwei letzten Feen fliegen in die Bäume. Jack steht auf. Jasmine beobachten die Szene emotionslos. Dann dreht sie sich um und schlüpft durch das Loch im Zaun und verschwindet im Wald. Der Wind erstirbt. Toshiko lässt Lynn los. Lynn, Jack und die anderen gehen zu Roy, der bewegungslos auf dem Boden liegt. Lynn weint und kniet sich neben ihn, nimmt ihn in die Arme. Owen prüft Roys Puls.

LYNN: Nein! Oh, Roy ...

Jack läuft schon Jasmine nach. Gwen zögert einen Moment, dann folgt sie ihm.

LYNN: Nein!

Roys Mund ist gefüllt mit roten Rosenblütenblättern.

IN DEM WALD HINTER DEM HAUS DER PEARCES

Jack und Gwen laufen Jasmine nach. Die steht zwischen den Bäumen und schaut hinauf in die Wipfel, als Jack und Gwen sie erreichen. Sie dreht ihnen den Rücken zu.

JASMINE: Wisst ihr, dass ihr in einem alten Wald seid? Nun, das seid ihr. Es scheint ein sehr alter Wald zu sein und er ist magisch. Ich möchte hier bleiben.
JACK: Du kannst diesem Wald sehen?
JASMINE: Ja.
JACK: Aber er ist nicht real. Es ist nur eine Illusion, Jasmine.

Jasmine schüttelt den Kopf.

JACK: Deine Freunde spielen nur ein Spiel mit dir. (zu den Feen) Dieser Wald kommt niemals zurück.
JASMINE: Oh doch, das geht. Wenn sie mich zu ihm bringen.

Gwen schaut Jasmine an.

GWEN: Das haben sie dir erzählt?

Jasmine nickt.

GWEN: Aber was ist mit deiner Mutter? Willst du nicht bei ihr bleiben?

Jasmine schüttelt den Kopf. Ein unnatürlicher Wind drückt Gwen von Jasmine weg. Sie keucht. Hoch über ihnen in den Baumwipfeln sitzen die Feen auf den Ästen. Jack schaut zu ihnen hoch.

JACK: Nun kommt schon. Das Kind ist sich nicht sicher.
JASMINE: Ich bin mir sicher.

Jack greift nach Jasmine und hält sie fest.

JASMINE: Nein!
JACK: Geht weg.

Die Feen kommen näher. Da tritt Julie plötzlich zwischen den Bäumen hervor. Die Feen zischen und bleiben stehen. Sie ducken/verbeugen sich. Julie neigt kurz den Kopf.

FEE: (zu Julie): Mylady, Ihr habt nichts zu schaffen mit dieser Angelegenheit.
JULIE: Sucht euch ein anderes Auserwähltes.
FEENSTIMMEN: (v.o.) (rauh, ätherisch) Zu spät. Sie gehört uns schon.
JACK: Das Kind gehört hierher.
FEENSTIMME: (v.o.) (rauh, ätherisch) Neiiin. Sie wird ewig leben.

IM GARTEN DES HAUSES DER PEARCES

Lynn geht zu dem Zaun hinter dem Schuppen.

LYNN: Jas? Wo ist Jas?

Toshiko und Owen versuchen sie aufzuhalten.

TOSHIKO: Warten Sie, bitte.
OWEN: Sie können da nicht hingehen.

Owen hält Lynn fest, die sich aber heftig wehrt.

LYNN: Nein! Jas! Nein, nein! Lasst mich gehen! Meine Tochter!

IN DEM WALD HINTER DEM HAUS DER PEARCES

Julie schaut die Feen intensiv an.

JULIE: Angenommen, wir lassen sie nicht gehen?
JASMINE: Dann werden eine Menge Menschen sterben.
GWEN: (zu Jasmine) Haben sie dir das erzählt?
JASMINE: Das haben sie versprochen.
FEE: (rauh, ätherisch) Komm fort, oh Menschenkind!

Jasmine macht einen Schritt weg von Jack. Er zieht sie wieder an sich.

JASMINE: Das nächste Mal werden sie jeden an meiner Schule töten, so wie sie Roy und diesen Mann und eure Freundin getötet haben.
GWEN: Woher weißt du diese Dinge?
JASMINE: Wenn sie wollen, können sie große Stürme machen, wildes Wasser, die Welt gefrieren lassen. Sie können jedes lebende Wesen töten. Lasst mich gehen!

Jack sieht erst die Feen an, dann Julie. Sie schaut ihn ernst an, dann nickt sie ihm zu.

JULIE: Es ist zu spät, sie ist schon eine von ihnen.
JACK: (zu der Fee) Dem Kind wird nichts geschehen?
GWEN: Jack du kannst doch nicht ...
JACK: (laut) Antwortet mir! Ihr wird nichts geschehen?

Der Anführer der Feenwesen schaut zu ihnen herunter.

FEE: (rauh, ätherisch) Das haben wir dir gesagt. Sie wird ewig leben.

JASMINE: Eine tote Welt. Ist es das, was du willst?

Jack kniet sich nieder und sieht Jasmine eindringlich an.

JACK: Was nützt euch das? Es gäbe keine Auserwählten mehr.
JASMINE MIT FEENSTIMME: (rauh, ätherisch) Sie werden uns finden. In der Vergangenheit.

Jack berührt Jasmines Wange. Dann steht er auf.

JACK: Nehmt sie.

Jasmine entfernt sich von ihnen. Die Feen verwandeln sich in kleine Lichter und sinken von den Baumkronen herunter.

GWEN: Jack, NEIN!

Gwen will Jasmine hinterher rennen. Jack greift sie und hält sie zurück.

JACK: Du hast mich gefragt, welche Chance wir gegen sie haben. Für das Wohl der ganzen Welt, DIES ist unsere einzige Chance.

Gwen befreit sich aus Jacks Griff und geht ein paar Schritte zurück. Jack schaut zu Julie, aber die sieht Jasmine nach, die entschlossen durch die Bäume davongeht. Sie hält noch einmal an, dreht sich um und schaut Julie an.

JASMINE MIT FEENSTIMME: (rauh, ätherisch) Ich danke Euch, Mylady.

Julie neigt wieder den Kopf, sie lächelt nicht und schaut das Mädchen nicht an. Jasmine verschwindet zwischen den Bäumen, die Feenlichter umschwirren sie dabei. Gwen starrt nun Julie entsetzt an.

GWEN: (flüsternd) Warum? Wie kannst du das tun, Julie?

Julie schaut sie an, Traurigkeit liegt in ihrem Blick.

JULIE: Es gibt Mächte, gegen die kann man nicht kämpfen, Gwen.

Dann schaut sie wieder Jasmine hinterher, gedankenverloren. Lynn, Toshiko und Owen kommen an. Lynn sieht Jasmine gerade noch verschwinden.

LYNN: (schreit) Jas!

Doch Jasmine schaut nicht zurück. Als sie verschwindet, verwandelt auch sie sich in ein Feenlicht.

LYNN: Jas!

Lynn rennt den Waldweg entlang.

LYNN: Jas, Jas ...

Sie bleibt stehen und ruft weiter nach ihrer Tochter.

LYNN: (ruft) Jas!

Keine Antwort. Julie beobachtet sie, mit einem Blick, als beobachte sie ein Forschungsobjekt. Lynn scheint sie aber gar nicht zu sehen. Gwen starrt ihrerseits Julie an, immer noch entsetzt darüber, dass sie Jack dazu gebracht hat, Jasmine den Feen zu überlassen, und ihren Ausdruck, mit dem sie jetzt die verzweifelte Mutter betrachtet. Lynn dreht sich um und starrt Jack an. Dann stürmt sie auf ihn zu.

LYNN: Nein! Nein!

Sie erreicht ihn und schlägt mit den Fäusten auf seine Brust ein. Jack hält sie fest, während sie schreit und weint.

LYNN: Nein! Nein!

Jack greift ihre Fäuste und hält sie fest. Er sagt nichts, aber man sieht ihm an, dass er ihren Schmerz versteht. Sie schreit weiter.

LYNN: Jas!

Die anderen stehen nur betreten da. Gwen hat die ganze Zeit Julie angesehen, aber die scheint sich auf Jack und Lynn zu konzentrieren. Mit unbewegtem Gesicht beobachtet sie die Szene. Jack hält Lynn an sich gedrückt, er hat Tränen in den Augen. Sie weint nur noch krampfhaft. Zusammen sinken Jack und Lynn auf die Knie. Jack hält sie weiter fest.

JACK: Es tut mir so leid.

VOR DEM HAUS DER PEARCES

Jack und der Rest des Teams gehen zum Wagen zurück. Jack dreht sich zu den anderen um, aber keiner von ihnen kann ihm in die Augen sehen. Sie gehen an ihm vorbei und steigen schweigend in den Wagen. Julie, die als letzte erscheint, bleibt bei ihm stehen.

JACK: (zu Gwen, Tosh und Owen) Was hätte ich sonst tun sollen?

Keiner antwortet. Julie legt ihm die Hand auf den Arm. Sie gehen um den Wagen herum und steigen ebenfalls ein. Der Wagen fährt davon.

IM KONFERENZRAUM DER TORCHWOOD-BASIS NACHTS

Auf dem Tisch liegen verstreut verschiedene Fotos von Feen. Gwen räumt die Papiere zusammen. Sie ist tief in Gedanken versunken. Nicht nur die Entscheidung, Jasmine gehen zu lassen, beschäftigt sie so. Sondern vor allem das seltsame Verhalten Julies. Gwen erinnert sich noch einmal daran, wie die Feen zurückwichen, als Julie erschien. Und die altertümliche Anrede „Mylady", was sollte das bedeuten …. Sie schienen sie zu fürchten – oder zumindest zu respektieren. Und dass Jack offenbar die Entscheidung ihr überließ, macht ihr auch zu schaffen. Das erweckte den Eindruck, als sei Julie der Boss und nicht Jack. Welche Beziehung hatten Jack und Julie tatsächlich miteinander? Waren sie doch ein Paar? Und wie lange schon? Jack hatte nur ausweichende Antworten auf ihre Fragen gegeben, aber Gwen vermutete, dass auch Julie älter war als sie aussah. Und zwar sehr viel älter. Darauf schien auch ihre große Trauer über Estelles Tod hinzudeuten. Sie schien sie wesentlich besser zu kennen als Jacks Bemerkungen erkennen ließen. Aber dann zeigte sie wiederum keine Emotionen, als sie das Mädchen den Feen überließ und die Mutter vor Verzweiflung über den Verlust fast wahnsinnig wurde.
Der Monitor an der Wand hinter ihr schaltet sich ein und reißt Gwen aus ihren Grübeleien. Ein Bild aus der Reihe der Cottingley-Fotos erscheint. Gwen dreht sich um und sieht das Foto auf dem Monitor. Es zeigt eines der Mädchen, umgeben von Feen. Sie legt die Papiere weg und nimmt Toshikos Pad und Stylus. Damit zoomt sie das Gesicht einer der Feen näher heran.

FAIRY VOICE: (v.o.) (rauh, ätherisch)
      Come away, O human child! Komm mit uns, oh du Menschenkind!
      To the waters and the wild Dorthin, wo die wilden Wasser sind.
      With a faery, hand in hand, An Feenhand du sicher bist,
      For the world's more full of vor einer Welt, die voller Trauer ist.
weeping than you can understand.

[aus: "The Stolen Child," William Butler Yeats.]

Sie zoomt das Feengesicht noch näher heran. Es scheint ihr vertraut. Dann erkennt sie Jasmine, sie scheint glücklich zu sein. Sie schaut das Gesicht lange an. Dann geht sie.