TORCHWOOD

 

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Torchwood 1X06: Erntezeit

AUF DEM LAND NICHT WEIT VON CARDIFF ENTFERNT AM SPÄTEN ABEND

Es ist dunkel, ein einzelnes Auto ist auf der einsamen Landstraße unterwegs. Eine junge Frau sitzt darin. Rockmusik plärrt laut aus dem Radio. Das Handy klingelt. Die Frau, Ellie Johnson, geht ran.

ELLIE JOHNSON: (ins Telefon) Dad? Ich bin auf dem Weg. Höchstens noch anderthalb Stunden. Ich mache so schnell ich kann.

Sie klemmt das Handy zwischen Ohr und Schulter fest und legt beide Hande ans Lenkrad.

ELLIE JOHNSON: (ins Telefon) Ich höre dich nicht mehr. Die Verbindung bricht ab.

Sie unterbricht die Verbindung und legt das Handy auf den Beifahrersitz. Als sie etwas in der Mitte der Straße liegen sieht, bremst sie den Wagen ab. Es sieht aus, als liege eine Person auf der Fahrbahn. Sie hält an und steigt aus. Sie beugt sich noch einmal ins Auto und holt ihren Baseballschläger hervor. Dann nähert sie sich der Person, die Wagentür lässt sie offen.

ELLIE JOHNSON: Hallo?

Keine Antwort.

ELLIE JOHNSON: Ist alles in Ordnung mit Ihnen?

Sie hat die Person auf der Straße erreicht und stößt sie vorsichtig mit dem Baseball-schläger an. Keine Bewegung. Sie tippt sie noch einmal mit dem Schläger an. Sie bemerkt nicht, dass sich hinter ihr eine dunkel gekleidete Person bewegt. Der „Kopf" der am Boden liegenden Person rollt aufgrund des Stoßes zurück und man sieht, dass es sich nur um einen Fußball handelt, der in der Kapuze einer Jacke steckt. Ellie dreht sich alarmiert um und hebt den Baseball-Schläger. Sie läuft zu ihrem Wagen zurück. Dort bemerkt sie, wie die Luft zischend aus den Reifen entweicht. Leicht panisch springt Ellie in ihren Wagen, legt den Schläger weg und greift nach dem Autoschlüssel, den sie im Zündschloss hat stecken lassen. Aber der Schlüssel ist nicht mehr da. Hektisch sucht sie nach dem Schlüssel, zwischendurch verriegelt sie noch die Wagentüren. Jetzt richtig panisch versucht sie zu telefonieren, aber sie bekommt keinen Empfang.

ELLIE JOHNSON: Nun mach’ schon!

Da hört sie ein Klappern, das von oben zu kommen scheint. Ellie schaut zum Wagendach. Etwas oder jemand scheint auf dem Dach zu sein. Nun hört sie ein Kratzen auf dem Metall.

ELLIE JOHNSON: Hilfe!

Man hört, wie der Wagen aufgeschlossen wird. Ellie keucht.

ELLIE JOHNSON: Lassen Sie mich in Ruhe!

Die Fahrertür öffnet sich. Eine Person in Schwarz greift nach ihr. Sie schreit, aber die Person schiebt sich in den Wagen. Ellie weicht auf den Beifahrersitz aus und versucht, dort aus dem Wagen zu kommen. Sie schreit wieder. Aber die Tür lässt sich nicht öffnet.

Als der Wagen startet und mit aufgeblendeten Lichtern davonfährt, verebbt das Schreien. Auf einem Hügel in der Nähe setzt Julie das Nachtsichtgerät ab und zieht sich vorsichtig in die Dunkelheit zurück.

IN DER GLEICHEN GEGEND ZWEI TAGE SPÄTER

Das Torchwood-Team ist in voller Stärke mit dem SUV unterwegs. Jack fährt, Owen sitzt neben ihm, der Rest hat sich auf die Rückbank gequetscht.

OWEN: Ich hasse das Land, es ist dreckig und unhygienisch. Und was ist das für ein Geruch?
JULIE: (ironisch) Das müsste Gras sein.

Owen dreht sich zu ihr um und schaut sie an.

OWEN: Das ist ekelhaft.

Der SUV steht auf einem Parkplatz neben einem Burgerstand. Jack, Gwen und Toshiko beugen sich über eine Karte, die sie auf der Motorhaube des Wagens ausgebreitet haben, Julie und Owen stehen daneben. Ianto ist zu dem Burgerstand unterwegs.

JACK: Siebzehn verschwundene Personen in den letzten fünf Monaten. Und die Polizei ist ratlos.
OWEN: Was für eine Überraschung. Nichts für ungut, Officer Cooper.
JULIE: Alle wurden hier in der Gegend zuletzt gesehen, in einem Radius von etwa zwanzig Meilen.
GWEN: Gibt es etwas, was diese Leute miteinander verbindet?
JACK: Niemand ist bisher wieder aufgetaucht. Diese Leute sind einfach verschwunden. Keine Übereinstimmungen beim Alter, Geschlecht, der Rasse. In dem einen Moment sind sie noch da, im nächsten … weg, verschwunden.
GWEN: Das Rift reicht doch nicht so weit hinaus aus Cardiff. Oder doch?
JULIE: Nein. Keine Rift-Aktivitäten hier in der Gegend.

Ianto kauft inzwischen was zu essen.

OWEN: Ja, die Aliens würden hier auch vor Langeweile eingehen. Vielleicht ist es nur eine Art kranker Selbstmordclub, bei dem sich alle Mitglieder den gleichen Ort aussuchen um sich umzubringen. Weiß Gott, wenn ich hier zu lange bleiben würde, würde ich mit auch umbringen wollen.

Ianto verteilt die Burger. Den ersten reicht er Julie, den nächsten bekommt Owen.

IANTO: Hier, für dich. Seid vorsichtig, sie sind heiß. (zu Toshiko) Sicher, dass du nichts willst, Tosh?

Er gibt auch Gwen und Jack welche.

TOSHIKO: Ganz sicher.

Julie und Owen essen schon, Gwen und Jack packen ihre Burger gerade aus.

TOSHIKO: Ein Bekannter von mir hat sich mit einem Burger von so einer Bude mal Hepatitis eingefangen.

Jack legt seinen Burger ungegessen auf die Motorhaube. Julie wirft ihm einen spöttischen Blick zu und isst seelenruhig weiter.

JACK: Also, wir beginnen mit dem letzten bekannten Opfer, Ellie Johnson. Das letzte Lebenszeichen war ein Telefonat, das mittendrin unterbrochen wurde. Julie, wo genau war das?

Julie schluckt den letzten Happen herunter und kommt zu der Karte. Sie zeigt auf einen Punkt darauf.

JULIE: Etwa hier, da habe ich den Wagen zuletzt gesehen.
JACK: Sieht genauso geeignet aus wie jeder andere Platz, um unser Lager aufzuschlagen.

Bei dem Wort "Lager" hört Owen auf zu kauen.

OWEN: Entschuldige mal, hast du "Lager" gesagt?

Jack schaut ihn an und grinst.

IM "LAGER" ETWAS SPÄTER

Jack und Owen ziehen das verpackte Zelt aus dem SUV. Owen grummelt beim Tragen die ganze Zeit vor sich hin.

OWEN: Was ist so schlimm an einem Hotel?
JACK: Menschen verschwinden hier. Willst du wirklich an einem Ort sein, wo dich nur Fremde umgeben?

Zwei Zelte sind schon aufgebaut.

OWEN: Ja, draußen schlafen ist ja auch soviel sicherer.
JACK: Keine andere Rasse im Universum macht Camping. Also genieß' deine Einzigartigkeit ein bisschen.

Sie legen das Paket ins Gras. Owen schaut es an.

OWEN: Und was soll ich jetzt genau damit machen?
TOSHIKO: Brauchst du Hilfe beim Aufbauen, Owen?
OWEN: Wenn es so wäre, würde ich dich bestimmt nicht fragen.

Toshikos Eifer schwindet und man sieht ihrem Gesicht die Enttäuschung an. Sie geht davon. Owen tritt gegen das Zelt. Auf einem nahen Hügel, versteckt hinter ein paar Büschen, beobachtet jemand, wie Owen mit dem Zelt kämpft.

OWEN: Da fehlen ein paar Teile.

IANTO: Kann nicht, ich habe das überprüft.

Ianto geht zu den Zelten. Im Zentrum der Zelte stehen ein Campingtisch und ein paar Stühle.

GWEN: (zu Toshiko) Ach, komm’ schon! Das ist doch nur Spaß! Wer war die letzte Person, mit der du geknutscht hast?

Owen lässt das unaufgebaute Zelt fallen und dreht sich zu den beiden Frauen um.

OWEN: Gwen, du hörst dich wie ein achtjähriges Mädchen an!

Jack sitzt auf dem Beifahrersitz des SUV, ein Bein hängt aus der offenen Wagentür, Julie lehnt an der Motorhaube.

OWEN: Wer sagt denn noch "Knutschen"?
GWEN: Bei mir war es ... Rhys!
OWEN: Ja, natürlich, was für eine Überraschung.
GWEN: Tosh, jetzt du.
TOSHIKO: Für dich war es einfach!
GWEN: Oh komm’ schon! Zier’ dich nicht!
TOSHIKO: Owen.
OWEN: Was?
GWEN: Wirklich?
OWEN: Ja, in deinen Träumen, Tosh.
TOSHIKO: Drei Uhr Morgens, am ersten Weihnachtstag, vor dem Millennium-Center. Wir haben auf ein Taxi gewartet und ich hatte einen Mistelzweig dabei.
OWEN: An Weihnachten?! Und seitdem hast du niemanden mehr geküsst?
TOSHIKO: Nein.

Tosh wendet sich ab.

OWEN: Oh. Ich Glücklicher, eh?

Gwen, Toshiko, Ianto und Owen setzen sich an den Tisch.

GWEN: (zu Julie) Und du – wen hast du zuletzt geküsst?
JULIE: Jack. Als wir uns trafen. (Sie lächelt)
TOSHIKO: Nicht so ein Hallo-Kuss, auf die Wange. (Gwen schaut Tosh erstaunt an)
JULIE: Was denn für einen? (Sie schaut Tosh spöttisch und provozierend an) Mit einem Sexualpartner? –Tut mir leid, den letzten Mann, mit dem ich Sex hatte, habe ich nicht nach seinem Namen gefragt. Keine Namen, keine Verpflichtungen.

Jack grinst so vor sich hin, er und Julie tauschen einen schnellen Blick. Julie lächelt kurz zurück. Gwen, Owen und Tosh schauen schockiert. Ianto bemüht sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, was ihm aber schwer fällt. Tosh will ablenken und wendet sich an Owen.

TOSHIKO: (zu Owen) So, und wer war es bei dir?

Gwen lächelt geistesabwesend. Dann bemerkt sie, dass Owen sie anschaut. Ihr Lächeln verschwindet und ihre Augen weiten sich erschreckt.

OWEN: Gwen, eigentlich.

Jack schaut überrascht auf. Toshiko dreht sich um und sieht Gwen erstaunt an.

TOSHIKO: Wann war das denn?

Owen zieht die Augenbrauen hoch und weist mit dem Kinn auf Gwen.

GWEN: Das war etwas kompliziert.
TOSHIKO: (murmelt) Hat ja nicht lange gedauert, bis dich eingelebt hast.
GWEN: Was?
TOSHIKO: (zu Owen) War es nur ein Kuss oder ...

Jack legt das Klemmbrett, das er in der Hand gehalten hat, auf den Sitz des SUV und kommt zu der Gruppe.

GWEN: Tosh, nicht.
OWEN: Jack?
JACK: Zählen auch nichtmenschliche Lebensformen?
GWEN: Oh, das ist nicht wahr!?
OWEN: Das ist krank, Harkness! Widerlich!
GWEN: Ich weiß nie, wann du es ernst meinst.

Jack grinst sie an, beantwortet die Frage aber nicht.

IANTO: Jetzt bin ich dran, richtig? (Julie zuckt zusammen und hebt die Hand in einer abwehrenden Geste, aber niemand reagiert) Es war Lisa.

Jack Grinsen fällt in sich zusammen. Alle schweigen. Julie geht zu Ianto, stellt sich hinter ihn und legt ihre Hände auf seine Schultern.

GWEN: Ianto, es tut mir leid ...
IANTO: Tut es dir leid, dass sie tot ist? Oder dass du nicht daran gedacht hast?
GWEN: Ich habe nicht nachgedacht.
IANTO: Du hast es vergessen.

Gwen schaut betreten zu Owen. Eine unangenehme Stille macht sich breit, der Spaß an dem Spiel ist allen vergangen. Ianto legt seine rechte Hand auf Julies.

OWEN: Wir sollten etwas Feuerholz besorgen.
GWEN: Ich helfe dir.

Owen und Gwen gehen davon. Ianto dreht den Kopf und bemerkt, dass Jack ihn ernst betrachtet. Er schaut weg.

IN EINEM WÄLDCHEN NAHE DEM LAGER

Owen und Gwen gehen unter den Bäumen entlang.

GWEN: Hättest du das nicht für dich behalten können?
OWEN: Was ist los, ist es dir peinlich?
GWEN: Du bist manchmal so ein arrogantes Arschloch, Owen!
OWEN: Ach ja? Für mich war es ein guter Kuss. Sogar an der Grenze zu großartig. Anscheinend so gut, dass du mir seitdem aus dem Weg gehst.
GWEN: Ha! Die Landluft verursacht bei dir anscheinend Wahnvorstellungen.
OWEN: Wie lange hat er gedauert? Zehn Sekunden? Aber was ich für Sachen aus diesem Kuss herausgelesen habe.
GWEN: Ach ja, was denn?
OWEN: Dass dein Sexleben nicht besonders prickelnd sein kann.

Wütend schnappt Gwen sich Owen und stößt ihn gegen einen Baumstamm.

GWEN: Du! Du ...
OWEN: Siehst du, der alte Rhys kann die Welt zum Rumpeln bringen, aber nicht zum Beben, nicht wahr?
GWEN: Du solltest die Klappe halten, bevor ich dir eine klebe.

Owen packt jetzt seinerseits Gwen und drückt sie gegen den Baum.

OWEN: Wann habt ihr es das letzte Mal die ganze Nacht getrieben?

Gwen greift Owens Hinterkopf, ihre Finger krallen sich in sein Haar.

OWEN: Wann bist du zum letzte Mal so heftig und so lange gekommen, dass du vergessen hast, wo du bist? Das geschieht nicht mit ihm, nicht wahr? Ihr seid euch schon zu vertraut. Wohingegen wir beide, wir sind noch nicht so traulich miteinander. Das macht es so aufregend! Und das ängstigt dich zu Tode.

Aus dem Augenwinkel nimmt Gwen eine Bewegung in der Nähe wahr.

GWEN: (flüsternd) Jemand beobachtet uns. Zwischen den Bäumen.

Sie halten ihre Stellung bei.

GWEN: (flüsternd) Etwas fünfzig Yards nördlich. Ich habe die Bewegung gesehen.
OWEN: (ebenso leise) Hast du deine Waffe dabei?
GWEN: Ja.
OWEN: Du gehst nach links, ich nach rechts. Drei ... zwei ... eins.

Owen stößt sich ab, zieht seine Pistole und läuft nach rechts. Gwen zieht ebenfalls ihre Waffe und bewegt sich nach links. Nach einigen Meters stoppt sie und schaut sich um. Sie hört ein Rascheln und dreht sich in die Richtung, aus der es zu kommen scheint. Als sie wieder ein Geräusch hört, fährt sie herum, die Waffe im Anschlag. Ein Vogel fliegt flatternd auf. Die Nerven zum Zerreißen gespannt, bewegt sich Gwen planlos weiter, bei jedem Geräusch die Waffe dorthin richtend. Plötzlich kommt Owen vor ihr aus einem Gebüsch. Und sie schauen beide jeweils in die Waffenmündung des anderen.

OWEN: Verdammt! Wie haben wir ihn verloren?

Sie senken die Waffen.

GWEN: Owen.

Sie bemerkt etwas zwischen den Bäumen und zeigt mit der Waffe dorthin. Owen fährt herum und richtet seine Waffe ebenfalls darauf. Auf dem Boden liegt etwas, bedeckt mit einer verdreckten Plane. Owen und Gwen bewegen sich vorsichtig darauf zu. Gwen gibt Owen Rückendeckung, als er einen Stock nimmt und langsam die Plane wegschiebt. Darunter kommt ein entfleischtes Skelett zum Vorschein, noch blutig, als sei es erst vor kurzem vom Fleisch befreit worden. Beide stolpern vor Entsetzen rückwärts.

GWEN: Oh! Oh!

Owen hält den Atem an und schaut weg.

Etwas später hat sich das komplette Torchwood-Team und das Skelett versammelt, Owen und Jack untersuchen es genauer. Gwen lehnt sich an einen der Bäume, sie ist noch ganz blass um die Nase.

OWEN: Nun, das ist nicht Ellie Johnson, soviel ist sicher.

Der Leichnam bzw. was von ihm übrig ist, ist mit Maden bedeckt. Ianto ist damit beschäftigt, Absperrband rund um den Bereich anzubringen.

OWEN: Wir haben hier einen Mann, etwa Ende 40, Anfang 50. Er wurde nicht hier getötet. Keine Blutflecken oder –spritzer oder Anzeichen eines Kampfes. Er muss hierher gebracht worden sein, nachdem er getötet wurde.
GWEN: Warum? Es sieht nicht so aus, als wenn man versucht hätte ihn zu begraben.
TOSHIKO: Vielleicht habt ihr sie gestört und sie sind davongerannt.
IANTO: Es könnte auch eine Warnung sein. Wer immer es war, er markiert vielleicht so sein Territorium.

Jack kniet sich hin.

JACK: Todesursache?
OWEN: Unmöglich noch festzustellen. Der Leiche fehlen das Fleisch und sämtliche Organe. Alles was übrig ist, ist das Skelett.
TOSHIKO: Könnten das Weevils getan haben?
JACK: Nein, Weevils richten ihre Opfer nicht so zu.

Plötzlich ist das Geräusch eines startenden Motors zu hören.

TOSHIKO: Ist das unser Wagen?
JACK: Ja.

Jack springt auf und alle rennen zurück zum Lager. Als sie dort ankommen, sehen sie gerade noch den SUV davonfahren. Ianto hat zwar noch seine Waffe gezogen, aber der Wagen ist schon zu weit entfernt. Das Lager ist verwüstet, die Zelte zerstört. Offenbar hat der Wagen das verursacht.

JACK: Aaaarrrggghhh!
JULIE: Welcher verdammte Idiot hat den Schlüssel steckenlassen?!

Keiner sagte etwas, als Julie herumschaut. Aber an Owen schuldbewusstem Gesicht ist auch so erkennbar, wer das gewesen ist.

JULIE: (sarkastisch) Das war ja klar!

Etwas später sind alle mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Ianto arbeitet intensiv mit seinem Handheld-Computer. Owen sammelt ein paar Holzpflöcke auf, während Toshiko vor Wut schäumt, als sie ihre verstreuten Habseligkeiten zusammensucht.

OWEN: (laut) Schon gut! Ich habe mich schon entschuldigt!

Gwen breitet die Karte aus. Jack geht ganz in Gedanken auf und ab. Julie läuft im Lager herum, als suche sie etwas Bestimmtes. Owen und Toshiko streiten sich weiter.

TOSHIKO: Grundlegende Sicherheitsvorkehrungen, Owen!
OWEN: Oh, komm’ von deinem hohen Ross runter, Tosh! Ich war damit beschäftigt, dieses bescheuerte Zeugs zu tragen.
TOSHIKO: Was, die ganze Zeit?
OWEN: Und dann musste ich dieses blöde Zelt aufbauen. Und dann …. Ja, ich gebe zu, ich habe vergessen, dass der Schlüssel noch steckte. Es tut mir ja leid. Aber ich bin auch nur ein Mensch.
JACK: Anscheinend war die Leiche doch keine Warnung. Eher ein Ablenkungsmanöver.
GWEN: Das würde heißen, wir wurden seit unserer Ankunft beobachtet.
JACK: Tosh, versuch’ mal ein Signal zu bekommen.
IANTO: Habe ich schon gemacht. Ich war so frei.

Er wedelt mit seinem PDA. Alle schauen ihn an.

IANTO: Er befindet sich ungefähr 3,4 Meilen westlich von hier.
OWEN: Mit neunzig Sachen, kein Zweifel. Wenn man so ein Gerät klaut, fährt man damit bis zum nächsten Morgen.
IANTO: Eigentlich nicht. Es hat sich die letzten vier Minuten nicht mehr bewegt. Ich würde soweit gehen zu behaupten, es parkt dort.

Gwen schaut auf die Karte.

GWEN: Es gibt da ein kleines Dorf. Sonst keine Ansiedlung im Umkreis von dreißig Meilen.
TOSHIKO: Nennt mich übervorsichtig, aber das weist alle Merkmale einer Falle auf.
JACK: Ja, genau das Gleiche habe ich auch gerade gedacht. (Er grinst die anderen an) Na, Lust auf einen kleinen Spaziergang?

Jack geht los. Gwen schaut Owen an, Ianto Julie. Alle folgen Jack ohne etwas zu sagen.

BEI DEM DORF AM SPÄTEN NACHMITTAG

Das Torchwood-Team kommt über einen Hügel, vor ihnen tauchen die Häuser des Dorfes auf.

OWEN: Warum sollte hier draußen jemand leben wollen?
JACK: Hat sich der Wagen bewegt?

Ianto schaut erst auf den PDA und dann auf seine Uhr.

IANTO: Nicht seit einer Stunde.

Sie gehen weiter auf die Gebäude zu, ein Schotterweg führt dahin. Am Ende des Weges bleiben sie stehen. Ein grauer Traktor parkt vor dem größten Haus. Ein Schild hängt über der Eingangstür. Es ist ein Inn. Niemand von ihnen bemerkt, dass sie aus einem der Fenster im zweiten Stock heraus beobachtet werden.

Jack dreht sich plötzlich um.

JACK: Tosh, Ianto - verfolgt das Signal weiter, findet den SUV. Julie, Gwen, Owen ...

Jack schaut auf das Gebäude.

JACK: Lasst uns mal schauen, ob sie hier noch Zimmer frei haben.

Das Team teilt sich auf. Jack geht auf das Gebäude zu. Der heimliche Beobachter schaut zu, wie Julie, Gwen und Owen ihm folgen. Jack öffnet die Eingangstür und steht in einem Schankraum. Er ist völlig leer. Jack winkt den anderen hereinzukommen. Alle schalten in dem dämmrigen Raum ihre Taschenlampen ein. Gwen geht hinter den Tresen. Owen stellt sich davor.

OWEN: (scherzhaft) Ein Glas vom Besten, Süße. Und, ähm, ja, schenk' dir auch eins ein.

Sie schaut ihn von unten an. Jack lächelt amüsiert, Julie rollt mit den Augen. Nach einem Moment dreht Owen sich von Gwen weg und schaut sich weiter im Raum um. Gwen öffnet die Kasse. Das Klingeln schrillt überlaut durch den leeren Saal. Sie schaut die Rechnungen durch, die in der Schublade liegen, dann legt sie sie zurück.

GWEN: Wo sind sie nur alle?

Jack winkt ihr, ihm zu folgen. Er zieht seine Waffe und geht zum hinteren Ende des Raums in einem Flur. Owen folgt ihm und schaut sich dabei weiter um. Er öffnet eine Tür, die zu einem kleinen Raum führt, Julie macht das Gleiche auf der anderen Seite. Jack bedeutet Gwen, den Flur weiter hinunter zu gehen. Er selbst geht in den Raum vor ihm. Gwen kommt in die Küche der Gaststätte. Sie ist ein einziges Chaos, die Vorhänge sind heruntergerissen, dreckiges Geschirr liegt in der Spüle und auf dem Boden. Fliegen summen überall herum. Sie schaut zu der Käfervernichtungslampe unter der Decke. Sie ist eingeschaltet. Dann geht ihr Blick zu Boden. Dort liegt eine weitere abgezogene Leiche, von der das Fleisch teilweise entfernt worden ist, nur einen Fußbreit von ihrem Standort entfernt. Sie fängt an zu würgen und muss sich an der Arbeitsplatte der Küche festhalten. Jack kommt in die Küche, alarmiert von ihren Würgegeräuschen.

JACK: Bis du okay?

GWEN: Da drin.

Sie zeigt auf die Leiche. Jack geht darauf zu, die Waffe im Anschlag, und nimmt den Körper näher in Anschein. Auch Julie und Owen kommen nun in die Küche. Owen schiebt sich gleich an Gwen vorbei.

OWEN: Kommt dir der Burger wieder hoch?

Er bleibt stehen, als er die Leiche entdeckt.

OWEN: Oh, mein Gott ...

In einiger Entfernung schlägt eine Tür zu. Jack rennt los. Auf dem Weg raus schaut er über die Schulter.

JACK: Julie!

Und raus ist er. Julie läuft ihm nach. Jack rennt zur Eingangstür zurück. Julie ist direkt hinter ihm. Jack stößt die Tür auf und schaut hinaus. Julie läuft an ihm vorbei auf dem Platz vor dem Inn. Jack folgt ihr. Beide schauen sie dort um, die Waffen nach vorne gerichtet. Nach einigen Augenblicken senken sie die Waffen.

JULIE: Jack, irgendetwas geht hier vor.

Sie schaut sich misstrauisch um. Jack entdeckt etwas an der Seite des Platzes.

JACK: Lass' uns da mal einen Blick rein werfen. Komm'.

Er geht zur Tür des anderen Gebäudes und bleibt an einer Seite der Tür stehen, auf Julie wartend. Julie legt eine Hand auf den Türknauf und sieht Jack an.

JACK: Eins, zwei, drei ...

Sie öffnet die Tür und geht mit erhobener Waffe in den Raum dahinter. Jack erscheint hinter ihr, auch er mit erhobener Waffe. Beide schauen sich um. Da bemerkt Julie, dass sie in etwas getreten ist. Sie sieht nach unten und muss erkennen, dass sie in einer Blutlache steht. Das Blut beginnt schon zu stocken. Julie geht noch etwas nach vorne, dann bleibt sie abrupt stehen. Jack hinter ihr schaut sich im ganzen Raum um und sichert sie.

JACK: Was ist?

Julie dreht sich nicht um.

JULIE: Da liegt noch eine Leiche.
JACK: Genauso wie die anderen?

Er schaut sich immer noch um. Julie nickt.

JULIE: Was ist hier los, Jack? Ich spüre nichts, keine Aliens. Auch keine Echos, das sie mal hier waren. Was kann das bedeuten?

Sie schaut Jack ratlos an.

JACK: Bleib' ruhig.

Jack bezieht Position neben der offenen Tür. Julie starrt noch einen Moment auf die Leiche, dann schließt sie die Augen und atmet tief durch. Sie dreht sich zu Jack um. Der zeigt nach draußen.

JACK: Da sind noch zwei Häuser. Wir schauen uns die besser auch noch an.

Er verlässt den Raum, Julie folgt ihm.
In der Küche des Inns nimmt Owen Proben von der Leiche. Er steht auf.

OWEN: (zu der Leiche) Wer immer das war, ich hoffe, du hast ihnen einen guten Kampf geliefert.

BEI DEN ANDEREN GEBÄUDEN ZUR GLEICHEN ZEIT

Ianto und Toshiko gehen über ein grasbewachsenes Stück zu dem Gebäude. Ianto schaut auf seinen PDA und zeigt nach vorne.

IANTO: Noch ungefähr eine halbe Meile in diese Richtung.

Toshiko nimmt ihm das Gerät aus der Hand.

TOSHIKO: Ich hoffe, dass er da wirklich steht. (grummelig) Mein ganzes Zeug ist in dem Wagen.

Ianto lächelt amüsiert. Sie geht weiter zum Gebäude. Auch sie werden von jemandem, versteckt hinter einer Steinmauer in der Nähe, beobachtet. Ianto schaut an der Front des Hauses hoch. Toshiko tritt zu einem Haufen Müll, der an einer Seite aufgehäuft ist. Sie schaut ihn sich genauer an. Ianto geht zur Eingangtür und versucht sie zu öffnen. Aber sie ist verschlossen. In diesem Moment hören sie einen Schrei. Ianto und Toshiko schauen in die Richtung, aus der der Schrei kam.

TOSHIKO: Was war das?
IANTO: Nur ein ... Fuchs oder so etwas.

Ianto geht von der Tür weg.

IANTO: Sieh’ du auf der Rückseite nach.
TOSHIKO: Ja.

Toshiko geht um das Haus herum auf die Rückseite. Dabei muss sie durch eine schmale Gasse zwischen den Gebäude und einer hohen Mauer. Als sie dort entlanggeht, hört sie noch einen Schrei. Sie zieht ihre Waffe und geht nun langsamer zum Ende der Hauswand. An der Wand hängt eine tote Ente,an den Füßen aufgehängt. Toshiko biegt vorsichtig um die Hausecke und sieht noch mehr tote Tiere (Jagdbeute?) von den Zweigen der nahen Bäume hängen. Noch zwei andere Kadaver hängen an die Wand neben der Hintertür. Sie versucht, die Tür zu öffnen, aber auch diese ist verschlossen. Sie tritt zweimal mit dem Fuß dagegen. In diesem Moment kommt Ianto um die andere Ecke des Hauses. Erschreckt richtet Toshiko ihre Waffe auf ihn. Ianto bleibt abrupt stehen und hebt die Hände. Hinter ihm hängt ebenfalls ein Tierkadaver an der Wand. Toshiko lächelt und senkt die Waffe. Ianto geht auf sie zu. Ianto geht auf die Anhöhe. Toshiko bleibt beim Haus. Ianto zeigt nach vorne.

IANTO: Wir sollten hier weitersuchen.

Keine Antwort. Ianto dreht sich um. Aber Toshiko ist nirgendwo zu sehen. Ianto geht zurück zum Haus. Aber kein Zeichen von Toshiko.

IANTO: Tosh!

Er zieht seine Waffe und sucht vorsichtig weiter.

IANTO: (ruft lauter) Tosh!

Keine Antwort.

IANTO: (noch lauter) Tosh!

Dann geht er zu dem Punkt zurück, wo er Toshiko zuletzt gesehen hat und von da aus die Gasse zwischen Haus und Mauer entlang. Langsam schiebt er sich um die Hausecke, als hinter ihm eine grau gekleidete Person entlang rennt. Ianto fährt herum und läuft zum Ende der Gasse, sich immer wieder umsehend. Trotzdem bemerkt er die maskierte Person nicht, die hinter ihm auftaucht. Er geht weiter bis zur anderen Hausecke. Da stößt ihn die maskierte Person zu Boden. Als er auf den Boden schlägt, verliert er seine Waffe. Er dreht sich herum und sieht den Angreifer.

BEI DEN ANDEREN ZUR GLEICHEN ZEIT

Jack tritt die Tür auf und läuft hinaus. Julie folgt ihm. Gwen stößt vor dem Haus zu ihnen. Jack schaut sie ärgerlich an.

JACK: (zu Gwen) Was machst du hier? Du solltest bei Owen bleiben.
GWEN: Der kann auf sich selbst aufpassen. Er ist vollauf mit der Leiche beschäftigt. Ich dachte, ihr könntet Unterstützung gebrauchen.

Jack sieht sie noch einen Moment mit gerunzelter Stirn an, dann nickt er.

JACK: Wo du schon mal da bist ...

Er deutet mit einer Kopfbewegung auf das nächste Haus. Dann bewegt er sich rasch an der Hauswand entlang zu der nächsten Tür, die anderen folgen ihm vorsichtig. Gwen schaut in die schmale Gasse zwischen diesem und dem nächsten Gebäude. Dann folgt sie Jack, der an der noch geschlossenen Tür wartet. Julie steht an der anderen Seite. Gwen greift nach der Klinke.

JACK: Verschlossen?
GWEN: Verschlossen.

Er nickt. Gwen drückt und zieht an der Tür. Sie kann sie soweit öffnen, dass sie durch einen Spalt ins Innere spähen kann. Die Tür ist mit einer Kette innen gesichert. Gwen zieht noch weiter und die Tür gibt nach. Gwen geht hinein, ein Schuss fällt. Gwen fällt nach hinten, sie wurde an der Seite getroffen. Jack springt nach vorne. Er kniet sich neben Gwen. Julie stürmt in das Haus. Die Tür fällt hinter ihr wieder zu.

JACK: Gwen!

Gwen rollt sich herum. Sie fasst nach der Wunde. Jack springt auf, reißt die Tür wieder auf und stürzt mit gezogener Waffe ins Haus. Dort hält Julie einen Jugendlichen in Schach, der gerade eine Schrotflinte sinken lässt.

JULIE: (energisch) Und nun leg' sie schön langsam auf den Boden!

Der Junge macht es, mit einem entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht.

KIERAN: (verängstigt) Ich dachte, ihr wärt die! Ich dachte, die kämen zurück um mich zu holen!

JACK: Du dachtest, wer käme zurück?

Der Junge schreit nur.

JACK: (laut) WER?!

Der Junge antwortet nicht.
Draußen kommt Owen angerannt, von dem Schuss alarmiert. Gwen liegt auf dem Boden vor dem Haus und verliert langsam das Bewusstsein.

OWEN: Gwen ... Gwen!

Owen rennt zu ihr hin, seine Tasche in der Hand. Er fängt an sie zu untersuchen, als Jack aus dem Gebäude kommt.

OWEN: Gwen, was ist passiert?
JACK: Ein Junge hat sie mit einer Schrotflinte angeschossen.

Owen will Gwen aufheben, aber Jack hat sie schon auf den Armen.

JACK: Ich hab' dich, hab' dich.

Owen schnappt sich seine Tasche und läuft ins Haus.

OWEN: Los, los! Hier rein.

Er läuft an Julie vorbei, die immer noch den Jungen im Auge behält, in die Küche.

JACK: Schnell!

Er hält die Tür auf für Jack, der Gwen hereinträgt. Owen drückt sich an ihm vorbei und wischt den Tisch leer. Gwen stöhnt vor Schmerzen. Jack legt sie auf den Tisch.

JACK: Okay, ich seh' oben nach.

Jack rennt an Julie und dem Jungen vorbei die Treppe hinauf. Julie versucht zu sehen, was in der Küche passiert, und gleichzeitig den Jungen nicht aus den Augen zu lassen. Aber der steht nur da und schaut. Owen macht sich daran Gwen zu verarzten.

OWEN: Okay, Kopf hoch!

Er legt eine zusammengerollte Decke unter Gwens Kopf.

GWEN: Owen! Owen! Owen!

Gwen greift nach Owen, aber er ist zu beschäftigt, das Licht anzumachen und so auszurichten, dass es die Wunde beleuchtet.

OWEN: Du warst wahrscheinlich noch nie so froh, mich zu sehen, richtig?
GWEN: (schreit) Hilf mir!

Owen hält Gwens umherschlagende Arme fest. Aber er kann sie kaum halten. Er schaut sich hilfesuchend um und sieht Julie durch die Tür.

OWEN: Julie, ich brauche Hilfe. Komm' her und halte Gwen fest.

Julie wirft noch einen Blick auf den Jungen, der aber reglos an der Treppe steht. Dann kommt sie zu Owen und Gwen.

OWEN: (zu Gwen) Hör' mal, hör' mir zu. Ich werde mir jetzt mal deine Wunde ansehen, okay? Beruhige dich, nimm' die Hände runter. Okay.

GWEN: Nein, tu's nicht! Nein!
OWEN: (zu Julie) Halte sie fest, sie darf sich nicht bewegen!

Julie stellt sich an die andere Seite des Tisches und hält Gwens Arme fest auf den Tisch gedrückt. Owen zieht den Bund von Gwens Hose ein Stück herunter und das Shirt nach oben, um die Wunde freizulegen.

OWEN: Also gut, das hätte auch viel schlimmer sein können.

Er legt eine Wundkompresse auf die Wunde.

OWEN: (zu Gwen) Halte das auf die Wunde gepresst.

Julie lässt ihre Arme los, Gwen presst den Verband an ihre Seite. Owen sieht auf die Wunde.

GWEN: Oh, Jesus!
OWEN: Die Kugeln sitzen alle gleich unter der Haut. Du hast verdammtes Glück gehabt, Mädel. Ein Inch weiter links und ein lebenswichtiges Organ wäre ...
GWEN: (ahnungsvoll) Was?

Owen schüttelt bedeutungsvoll den Kopf.

OWEN: Oh, irgendwas.

Er macht eine Spritze fertig.

OWEN: Also gut. Möchtest du eine geistreiche Bemerkung über das Gefühl bei einem kleinen Einstich?
GWEN: (lacht und stöhnt) Nein, aber Danke für das Angebot.
OWEN: Also los.

Er spritzt ihr das Mittel.

OWEN: Fertig.
GWEN: (stöhnend) Gott!

Owen nimmt eine Pinzette, Gwen versucht zu sehen, was er da macht. Julie schaut sich suchend um, dann bückt sie sich und hebt eine kleine Schale vom Boden auf.

OWEN: Dann lass' uns mal die Kugeln rausholen, ja? Ein bisschen wirst du noch spüren. Also leg' dich zurück und denk' an Torchwood.

Owen pickt die Kugeln eine nach der anderen aus Gwens Seite. Julie hält ihm die Schale hin, in die er die Kugeln fallen lässt. Gwen hält sich mit der einen Hand an Owens Schulter fest, während er arbeitet.

GWEN: Vermisst du es, als Arzt zu arbeiten?
OWEN: Entschuldige, ich bin immer noch Arzt. Ich behandle keine normalen Patienten mehr, das ist alles. Ideal für mich. Das war das, was ich immer gehasst habe. Aha.

Owen hat eine Kugel herausgeholt und zeigt sie ihr.

OWEN: Du Hübsche. (zu Gwen) Komm' schon. Ich bin gut.
GWEN: Nicht schlecht.

Sie schauen sich einen Moment schweigend an, dann schauen beide weg - Owen widmet sich wieder seiner Arbeit und Gwen nimmt verlegen die Hand von seiner Schulter. Sie dreht ihren Kopf ganz zur Seite und bemerkt, dass Julie sie beobachtet. Gwen wendet die Augen ab. Jack kommt herein, ein Gewehr in der Hand. Er betätigt den Patronenauswurf und legt sie zur Seite.

JULIE: Wieso brauchen Tosh und Ianto so lange?
JACK: Julie, gib' ihnen noch etwas Zeit. Der Wagen könnte abgeschlossen sein.
KIERAN: Oder sie sind schon tot! Nun, jeder von uns ist es.
JACK: (zu Kieran) Setz' dich!

Kieran setzt sich auf einen Stuhl in der Küche.

JACK: Erzähle uns, was hier vor sich geht.
KIERAN: Es ist nicht menschlich. Schaut, meine Mam weiß nicht, was passiert ist. Sie erwartet mich nicht vor dem Wochenende zurück.
JACK: Nun, wir werden dich wieder nach Hause bringen, ok?
KIERAN: Was wollt ihr tun? Ihr könnt nicht gegen sie kämpfen. Sie sind zu stark.

Owen öffnet seine Tasche.

KIERAN: Das Einzige, was wir tun können, ist die Tür zu verrammeln.

Er springt auf und will zur Tür. Jack schnappt sich ihn und drückt ihn wieder auf den Stuhl.

JACK: Nein! (zu Julie) Wir werden uns in den Pub zurückziehen.

Owen sieht auf, er hält beim Verbinden von Gwens Wunde inne.

JULIE: Und was ist mit Tosh und Ianto? Wir sollten nach ihnen suchen.
JACK: Nicht bevor wir wissen, womit wir es zu tun haben.
JULIE: Aber das könnte zu spät sein.
JACK: Sie sind keine Kinder. Sie wissen was sie tun. Also los, gehen wir.

Jack geht zum Tisch. Owen hält ihn auf.

OWEN: Ich mache das.

Jack schaut sie an, dann Julie. Die zuckt mit den Schultern. Jack tritt zurück und geht dann schnell nach draußen. Owen legt Gwens Arm um seine Schulter. Gwen setzt sich auf. Der Junge steht auf und beobachtet, wie Owen Gwen auf die Füße hilft.

GWEN: Owen, ich kann das alleine.

Owen lässt sie los und sie fällt fast hin. Schnell hält er sie wieder fest. Sie schauen sich an.

KIERAN: (unterbricht sie) Das mit euren Freunden tut mir leid.

Sie schauen ihn an. Vor allem Julie scheint ihn mit Blicken durchbohren zu wollen.

IM KELLER DES ANDEREN GEBÄUDES

Toshiko stöhnt, als sie wieder zu sich kommt. Sie rührt sich und berührt ihren Nacken. Ianto sitzt an der Wand, einen Eishaken ist der Hand. Er hat offenbar auf sie aufgepasst.

IANTO: Weißt du, ich habe Camping noch nie gemocht.

Toshiko schaut ihn an. Sie setzt sich auf und sieht sich den kleinen Raum an, der als ihr Gefängnis dient. Sie greift sich an den Knöchel.

IANTO: Du brauchst nicht zu suchen. Sie haben uns die Waffen abgenommen.

Toshiko nimmt von ihrem anderen Knöchel die Taschenlampe und schaltet sie an. In ihrem Licht schaut sie sich den Raum genauer an.

TOSHIKO: Nettes Plätzchen haben sie da ausgesucht.

Toshiko untersucht die Wände und die Tür.

IANTO: Nach dem Echo zu urteilen ... und nach der Luftqualität, sind wir ziemlich tief unten. Irgendeine Chance auf Rettung?
TOSHIKO: Wir brauchen keine Rettung. Ich habe noch keine Zelle gesehen, aus der ich nicht rauskommen konnte.
IANTO: Was sind die?
TOSHIKO: Keine Ahnung. Es geschah so plötzlich. Bist du besorgt?

Toshiko geht zu der Eisrutsche. Sie legt eine Hand auf die Schräge und schaut den Schacht hinauf.

IANTO: Ein bisschen.

Toshiko sieht auf ihre Hand hinunter und bemerkt, dass sie mit Blut bedeckt ist.

IANTO: Nur ... diese Leiche, die wir im Wald gesehen haben.
TOSHIKO: Denk' nicht darüber nach. Schau mal, kannst du die Lampe wieder zum leuchten bringen?

Ianto legt den Eishaken hin und steht auf, um sich die Lampe anzusehen. Toshiko schaut auf die Flecken an ihrer Hand. Ianto werkelt an der Lampe herum. Toshiko schaut sich weiter in dem Raum um.

IANTO: Du brauchst das, nicht wahr? Diesen Gesichtsausdruck, den ihr alle habt. Wenn die Dinge ein bisschen ... außer Kontrolle geraten. Als wenn ihr das mögt.

Toshiko bückt sich zu etwas auf dem Boden herunter.

IANTO: Als wenn ihr euch an der Gefahr berauscht.
TOSHIKO: Willst du, dass ich mich dafür entschuldige?
IANTO: Hast du dich nie gefragt, wie lange du das durchhältst, bevor du irre wirst, oder getötet, oder einen geliebten Menschen verlierst?
TOSHIKO: Es ist das Risiko wert. Die Menschen zu beschützen.
IANTO: Und wer beschützt uns?!

Toshiko antwortet nicht darauf.

TOSHIKO: Gott, bin ich hungrig.

Sie geht zurück, um die Wand weiter zu untersuchen.

IANTO: Du hättest den Cheeseburger essen sollen.
TOSHIKO: Oh, nicht SO hungrig.

Beide lächeln. Ianto hat es tatsächlich geschafft, die Lampe wieder zum Leuchten zu bringen. Toshiko hat währenddessen etwas entdeckt.

TOSHIKO: Was ist das?
IANTO: Hast du was gefunden?
TOSHIKO: Nur einen Schuh. (sie sieht auf) Warte, hier ist noch einer. Hier sind Dutzende.

In der Ecke sind Schuhe und Kleidungsstücke aufgehäuft.

IANTO: Oh, mein Gott ...
TOSHIKO: Wie viele Leute waren schon hier unten?
IANTO: Und was ist mit ihnen geschehen?
TOSHIKO: Ist das da ein Kühlschrank?

Toshiko findet eine Tür und öffnet sie. Sie sieht nur einige Dinge auf den Gittern und schlägt die Tür schnell wieder zu. Entsetzt schaut sie zu Ianto.

IANTO: Tosh, was ist da, was ist da drin?

Ianto kommt zu ihr.

IANTO: Sag' es mir!

Toshiko hält ihn fest, als er nach der Tür greifen will.

TOSHIKO: Ianto, nicht.
IANTO: Ich muss es wissen!

Er greift nach dem Griff und öffnet die Tür. Mit blankem Entsetzen erkennt er, was dort in dem Kühlschrank gelagert wird: Das Innere ist blutverschmiert und angefüllt mit Körperteilen, einige in Plastik eingewickelt.

TOSHIKO: Das ist der Grund, warum kein Fleisch mehr an den Leichen war. Sie essen es.

Ianto keucht.

TOSHIKO: Wir sind Nahrung.

IM SCHANKRAUM DES PUB

Owen und Jack verbarrikadieren die Tür des Pubs mit diversen Möbeln.

JULIE: Also, wir verbarrikadieren uns hier. Und was ist mit Ianto und Tosh?
JACK: Warum fängst du immer wieder davon an? Spürst du etwas?

Julie nickt, sie sieht besorgt aus. Jack schaut sie nachdenklich an.

JACK: Wie schlimm ist es?
JULIE: Sie sind besorgt, ängstlich, aber offenbar nicht in direkter Gefahr.
JACK: Dann lass’ uns erst einmal für unsere eigene Sicherheit sorgen. Ianto kann auf sich selber aufpassen.

Gwen schaut die beiden bei dem letzten Satz erstaunt an, aber die bemerken es nicht. Julie blickt Jack zweifelnd an, sagt aber nichts. Der ist damit beschäftigt, noch mehr Stühle vor der Tür aufzuhäufen. Der Junge liegt auf einer der Bänke an der Wand, mit geschlossenen Augen. Die Flinte hat er auf der Brust und hält sie wie ein Schmusetier in den Armen.

JACK: Der Junge ist unsere Hauptaufgabe. Sie wollten ihn schon einmal holen. Und sie werden nicht so einfach aufgeben.

Gwen steht an der Schiefertafel neben der Dartscheibe, sie schreibt etwas darauf.

GWEN: Also, habt ihr schon mal von einer Spezies gehört, die Menschen das Fleisch und die Organe entfernt?

Owen geht zu ihr.

OWEN: Was machst du da? Du solltest dich ausruhen.
GWEN: Ich will zusammenfassen, was wir wissen. Mal sehen, ob es uns weiterhilft.

Owen nickt.

JACK: Wir müssen davon ausgehen, dass auch die anderen, die verschwunden sind, getötet wurden.
GWEN: Du meinst, es geht um siebzehn Todesfälle?
JACK: Mindestens. Das sind keine normalen Killer.

Gwen schreibt die Stichworte auf die Tafel. Owen überprüft seine Waffe.

OWEN: Ok. Also meint ihr, das Rift weitet sich aus. Und es lädt Aliens und Verrückte ab, wo immer es will.
JULIE: Nein, das hat nichts mit Aliens zu tun. Ich spüre nichts dergleichen. Es gibt hier nicht mal Echos. Hier sind noch nie Aliens gewesen.
OWEN: Großartig. Diese Unterhaltung hat mich wirklich aufgeheitert.

Gwen sieht aus den Augenwinkeln einen Schatten außen an einem der Fenster vorbeihuschen. Sie keucht erschreckt.

GWEN: Habt ihr das gesehen?
JACK: Da draußen?

Gwen nickt. Owen dreht sich um und sieht ebenfalls einen Schatten an einem der anderen Fenster. Er richtet seine Waffe darauf.

OWEN: War das jetzt der gleiche oder ein anderer?

Gwen zieht ihre Waffe und richtet sie ebenfalls auf ein Fenster. Jack geht zu einem Fenster und schaut hinaus. Julie blickt über die Schulter zu dem Jungen. Aber der liegt immer noch still da und hält die Flinte auf seiner Brust.

JULIE: Er sagte, sie würden zurückkommen.
JACK: Lass' uns keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wir wissen nicht, wer sie sind oder was sie wollen.

Plötzlich verlöschen alle Lichter und der Pub liegt im Dunkeln. Jack rennt los und verschwindet im hinteren Korridor, um die Hintertür zu überprüfen.

OWEN: Ich glaube, das ist kein gutes Zeichen.

Gwen und Owen schauen zu der verbarrikadierten Tür. Die Möbel davor bewegen sich. Gwen keucht. Ein Geräusch ist zu hören. Kieran richtet sich auf.

KIERAN: Sie kommen zurück.
GWEN: Kieran, hör' mir genau zu, ok. Komm' hierher. Kieran!

Alle lauschen atemlos. Das Quietschen einer Türklinke, die ganz langsam bewegt wird, ist zu hören. Julie fährt herum und schaut zur Kellertür.

JULIE: Wir haben den Keller nicht überprüft!

Die Kellertür ist mit einem Vorhängeschloss und einer Kette gesichert. Deshalb geht die Tür zwar einen Spaltbreit auf, lässt sich aber nicht weiter öffnen. Jemand rüttelt von der anderen Seite an der Tür. Julie läuft zur Tür und versucht, sie zuzudrücken. Jack kommt dazu und gemeinsam können sie die Tür wieder schließen. Aber von der anderen Seite wird jetzt so wild an der Tür gerüttelt, dass sie sie nicht geschlossen halten können. Gwen, Owen und Kieran richten ihre Waffen auf die Tür.

KIERAN: Lasst sie nicht herein!
GWEN: Kommt von der Tür weg.

In Panik dreht sich Kieran auf einmal zu der verbarrikadierten Eingangstür.

KIERAN: Lasst sie nicht herein!
OWEN: Setz' dich hin! Wir haben das unter Kontrolle!
KIERAN: Ihr versteht das nicht. Ihr wisst nicht, was sie wollen.

Die Möbel vor der Tür fallen um. Kieran feuert auf die Tür. Im gleichen Moment springen Julie und Jack von der Kellertür weg. Sie wird aufgestoßen, Jack feuert in das Dunkel dahinter. Das Feuer der anderen wird erwidert. Gläser und Flaschen zerbersten. Owen und Gwen gehen unter dem Tresen in Deckung, Jack und Julie versuchen nahe der Kellertür Deckung zu finden. Etwas hat Kieran gepackt und zieht ihn durch die offene Eingangstür.

KIERAN: (schreit) Nein, bitte ... bitte nicht, nicht mich...!

Gwen springt auf um ihm zu helfen.

GWEN: Kieran!

Jack hält sie auf.

KIERAN: Helft mir!

Er wird durch die Tür gezogen und ist verschwunden.

GWEN: Kieran!

Jack hält Gwen fest.

JACK: Es ist stockdunkel da draußen. Du hast keine Suchgeräte. Willst du auch getötet werden?
GWEN: Geh' mir aus dem Weg!
JACK: Sieh mal, was immer in dem Keller ist, es hat drei Kugeln abbekommen. Ich habe es fallen gehört. Wenn wir wissen, was es ist, dann wissen wir auch, wie wir damit umgehen müssen.
GWEN: Mach' du das. Wir retten Kieran.
JACK: Du bist verwundet!
GWEN: Denkst du, das kann mich aufhalten.

Jack schaut sie an, dann tritt er zur Seite.

JACK: Sei vorsichtig.

Gwen läuft aus der Tür. Jack nickt Owen zu.

JACK: Na los.

Owen folgt Gwen. Julie schaut Jack an, der hebt die Hand. Julie läuft Owen und Gwen nach. Jack steht an der Tür und schaut ihr nachdenklich hinterher.

IM EISKELLER ZUR GLEICHEN ZEIT

Toshiko und Ianto arbeiten an der Tür.

TOSHIKO: Er hat drei Stahlriegel - oben, in der Mitte und unten.

IANTO: Kannst du die Schwachpunkte berechnen? Finde den schwächsten Punkt, ein bisschen brutale Gewalt ...

Toshiko beginnt an etwas auf dem Boden zu zerren.

TOSHIKO: Guter Gedanke. Aber sie ist verstärkt.

Ianto hält sich an dem Rohr über sich fest und tritt mit aller Kraft gegen die Tür. Plötzlich öffnet sich das kleine Guckloch in der Tür und Licht fällt von der anderen Seite hinein. Ianto springt zur Seite und drückt sich neben der Tür an die Wand. Toshiko macht das Gleiche auf der anderen Seite. Die Tür öffnet sich und jemand mit einem Gewehr betritt den Keller. Ianto greift ihn an, sie ringen miteinander, dann wird Ianto zu Boden geworfen. In dem Licht, das durch die offene Tür fällt, erkennt er, dass es eine ältere Frau ist.

HELEN SHERMAN: Hör' auf! Schau' mich an, du Idiot! Ich werde euch nichts tun!

Toshiko, inzwischen mit einem Eishaken bewaffnet, und Ianto stehen der Frau gegenüber.

TOSHIKO: Du hast eine Waffe.
HELEN SHERMAN: Ich verspreche es. Ich verspreche es.
TOSHIKO: Ok, Ok ... wir glauben Ihnen.
HELEN SHERMAN: Danke. (Zu Ianto) Seid ihr verletzt worden, als sie euch geschnappt haben? Kann ich mal sehen? Ich bin Krankenschwester.

Sie streckt die Hand nach Ianto aus. Er weicht ihr aus. Sie zieht die Hand zurück.

HELEN SHERMAN: Okay, okay, okay.

Sie schaut zu Toshiko.

HELEN SHERMAN: Weiß jemand, dass ihr hier seid? Habt ihr Hilfe holen können?
TOSHIKO: Wir brauchen keine Hilfe. Drei von uns sind im Dorf.
HELEN SHERMAN: Ich kann euch helfen.

Die Frau weicht zurück.

HELEN SHERMAN: Es tut mir leid.
IANTO: Was meinen Sie damit?
HELEN SHERMAN: Ich wurde hierher geschickt um euch zu holen. Ich soll euch zu ihnen bringen.
TOSHIKO: Sag uns, was hier vorgeht. Wir können helfen.

Die Frau lacht bitter.

HELEN SHERMAN: Niemand ist sicher. Alle zehn Jahre ... kommt es über uns.
TOSHIKO: Was kommt über euch? Was ist das?
HELEN SHERMAN: Die Ernte.

Toshiko schaut zu Ianto. Ianto geht auf die Frau zu, aber diese richtet die Waffe auf ihn.

HELEN SHERMAN: Nein, bitte. Ihr müsst mit mir kommen.

Toshiko legt den Eishaken auf den Boden.

IM PUB

Jack steigt mit eingeschalteter Taschenlampe die Stufen in den Keller hinunter. Am Ende der Treppe stoppt er kurz an der Tür, zieht die Waffe, dann geht er in den Raum dahinter. Es ist ein alter Vorratskeller mit Regalen, voll mit Einmachgläsern. Er schaut sich um. Jack leuchtet mit der Taschenlampe in die Regale. Der Inhalt der Gläser treibt ihm das Entsetzen und den Ekel ins Gesicht. Angewidert wendet er sich ab. Als er zu Boden blickt, entdeckt er ein Rinnsal aus Blut. Und er hört ein Atemgeräusch. Jack dreht sich abrupt um. Die Taschenlampe leuchtet einer Gestalt mit Kapuze und Maske ins Gesicht, der in einer Ecke hinter den Regalen am Boden liegt. Der Mann nimmt Kapuze und Maske ab. Seine Finger sind blutbeschmiert.

MARTIN: Hilf mir. Bitte.
JACK: Hast du uns angegriffen?
MARTIN: Ich sterbe, hilf mir ... ich sage dir alles ...

Jack legt den Mann unsanft auf eine Art Liege, die dort steht. Der Mann ist angeschossen. Jack bindet einen Lappen als Aderpresse um seinen rechten Oberschenkel. Der Mann stöhnt vor Schmerzen.

JACK: Das wird die Blutung einige Zeit stoppen. Und nun rede.

Der Mann schüttelt den Kopf.

MARTIN: Du musst Hilfe holen. Ich weiß, wo du welche bekommen kannst.

Jack schlägt ihm ins Gesicht.
JACK: Wir haben einen Deal. Ich helfe dir, du erzählst mir, wohin sie den Jungen gebracht haben und was zur Hölle hier vor sich geht.

Der Mann lacht Jack höhnisch ins Gesicht.

MARTIN: Du weißt es nicht?

Jacks Geduld ist zu Ende. Er greift nach der Binde um das Bein des Mannes und nimmt sie wieder ab.

MARTIN: Was machst du da?! Leg' es wieder an!

Jack hält den Kopf des Mannes brutal fest.

JACK: Du solltest etwas wissen. Vor langer Zeit war ich wirklich gut bei der Folter. Siehst du, ich hatte einen Ruf als Experte auf diesem Gebiet. Mein Job damals verlangte das. Daher weiß ich, wo ich den winzigsten Druck auf eine Wunde wie deine ausüben muss.

Jack drückt und der Mann schreit vor Schmerz.

MARTIN: Hör' auf, du bringst mir um. (bettelnd) Hilf mir! Bitte hör auf!!

Aber Jack hört nicht auf.

JACK: Es liegt an dir, mich aufhören zu lassen. Erzähl' mir, was ich wissen will. Denn in zehn Sekunden habe ich etwas Scharfes gefunden.

Jack zieht seine Waffe und fasst sie am Lauf, als wolle er den Mann damit schlagen.

MARTIN: Gut. Also gut. Ich werde dir alles sagen. Aber hör' auf.

JACK: Also rede!

IN DER BÜRGERHALLE ZUR GLEICHEN ZEIT

Helen Sherman führt Toshiko und Ianto in das Gebäude.

HELEN SHERMAN: Hier hinein, bitte.
TOSHIKO: Wenn du uns helfen würdest, könnten wir das alles stoppen. Bitte!
HELEN SHERMAN: Es tut mir leid. Geht zurück.

Sie stößt Toshiko mit dem Lauf der Flinte zurück und geht um sie herum. Toshiko schnuppert. Angewidert dreht sie sich herum.

TOSHIKO: Mein Gott, was für ein Gestank ...

Hinter ihnen hängt eine Plastikplane von der Decke bis auf den Boden. In der Mitte der Plane gibt es einen Schlitz um hindurchzugehen. Toshiko und Ianto gehen hindurch in den nächsten Raum. Entsetzt schauen sie sich um. Auf dem Hackbrett in der Mitte des Raumes stehen Einweckgläser, in denen menschliche Organe zu erkennen sind. Leichen, eingehüllt in Plastik, hängen entlang der Wände von der Decke. Überall ist Blut.

TOSHIKO: Sage uns, was das für Kreaturen sind.

Helen kommt ihnen nach in den Raum.

TOSHIKO: Sehen sie wie wir aus?
EVAN SHERMAN: Wie sollen wir sonst aussehen?

Toshiko fährt herum. Evan Sherman kommt in den Raum. Helen lacht Toshiko ins Gesicht. Evan und Helen küssen sich. Ianto stürzt sich auf sie. Aber Evan verpasst ihm einen Hieb in den Magen und er geht zu Boden. Helen richtet ihre Waffe auf Toshiko. Evan fesseln Ianto die Hände auf dem Rücken.

HELEN SHERMAN: Es sind noch drei weitere draußen.
EVAN SHERMAN: Kein Problem. Wie sind sie?
HELEN SHERMAN: Sie sind in gutem Zustand.

Evan greift sich Toshiko und tritt ihr in die Kniekehlen. Sie stürzt zu Boden. Er fesselt ihr ebenfalls die Hände auf dem Rücken. Helen senkt die Flinte.

HELEN SHERMAN: Ich glaube, das sind die besten, die wir je hatten.
EVAN SHERMAN: Ja? Oh, ich vergaß dir zu sagen, dass wir den Jungen geschnappt haben. Endlich.

Evan schleift Kieran nach vorne, der zusammengebunden auf dem Küchenboden lag, verborgen hinter dem Tisch, mit einem Sack über dem Kopf.

EVAN SHERMAN: Los, komm' schon.

Evan zieht Kieran den Sack vom Kopf.

KIERAN: Ich werde es niemandem erzählen!

Evan sieht Kieran an, Helen schaut zu Ianto.

TOSHIKO: Wer ist er?
EVAN SHERMAN: Fleisch.

Er stößt Kieran wieder zu Boden.

EVAN SHERMAN: Ich fürchte, wir sind alle nur Fleisch.

Er geht durch die Plane zurück in den anderen Raum.

IANTO: ( zu Toshiko) Halte dich bereit.

Sie beobachten, wie Helen Evan einen Baseballschläger reicht. Evan kommt zurück.

TOSHIKO: Was wollt ihr machen, uns an die Fleischhaken hängen?
EVAN SHERMAN: Nein, jetzt noch nicht. Siehst du ... Fleisch ... muss erst vorbereitet werden.

Evan steht dicht vor Toshiko. Lüstern betrachtet er sie von oben bis unten und fährt mit dem Ende des Baseballschlägers über ihr Dekollete. Mit der Zunge fährt er sich über die Lippen. Toshiko dreht den Kopf und sieht Ianto an. Der nickt ihr zu. Evan folgt ihrem Blick zu Ianto. Er geht zu ihm hin und grinst ihn an. Da springt Ianto auf ihn zu und stößt ihm mit dem Kopf direkt vor die Stirn. Evan taumelt und versperrt Helen das Schussfeld. Toshiko ergreift die Gelegenheit und rennt aus dem Gebäude. Evan hat sich wieder gefangen und schlägt Ianto in den Bauch. Ianto geht zu Boden. Evan tritt ihn noch einmal in die Seite und schnappt sich dann eine Art Machete. Mit dieser Waffe in der Faust wendet er sich an Helen.

EVAN SHERMAN: Los! Schnapp' dir die anderen!

Er selbst rennt Toshiko nach.

Ianto liegt keuchend auf dem Boden, Blut fließt ihm aus der Nase. Er schaut sich nach Kieran um, dann sucht er Helen. Diese steht über ihm und hebt die Flinte am Lauf, dann fährt der Griff auf ihn nieder. Alles wird dunkel.

AUF DEM PLATZ VOR DEM HÄUSERN

Owen muss Gwen stützen. Es geht ihr doch nicht so gut, wie sie Jack glauben machen wollte. Julie läuft hinter ihnen. Plötzlich bleibt sie stehen und hebt den Kopf, als lausche sie. Ein Ausdruck des Entsetzens huscht über ihr Gesicht, dann hat sie sich wieder im Griff.

JULIE: (zu Gwen) Bis du sicher, dass es so geht?
GWEN: Ja, alles in Ordnung, mir geht's gut.

Da erscheint über die Hügelkuppe ein Polizeiwagen, mit Sirenengeheul und eingeschaltetem Blaulicht.

Owen: (sarkastisch) Das hat uns gerade noch gefehlt.

Sie gehen den Wagen entgegen. Weder Gwen noch Owen bemerken, dass Julie nicht mehr bei ihnen ist. Sie hat sich in das Dunkel zwischen den Häusern zurückgezogen und läuft nun den Hügel hinauf, immer darauf bedacht, in den Schatten zu bleiben.

GWEN: Überlass' mir das Reden, ich kann ihn abwimmeln.

Der Wagen hält vor ihnen, der Polizist steigt aus.

HUW: Wer sind Sie?
GWEN: Spezialeinheit. Von Torchwood, schon mal gehört?
HUW: Was soll das sein, eine Band oder so etwas? (mit einem Blick auf Gwen) Was ist mit ihr?
OWEN: Kumpel, du würdest es nicht verstehen.
GWEN: Was ist das für ein Licht da oben?

Sie blickt über die Schulter des Polizisten hinweg auf den Hügel. Der Polizist schaut über seine Schulter, dann sieht er wieder Gwen und Owen an.

HUW: Das Große Haus? So eine Art inoffizielle Bürgerhalle. Ist Versammlung heute abend, deshalb bin ich hier. Für den Polizeibericht.
OWEN: Also los.

Owen und Gwen laufen an dem Polizisten vorbei.

HUW: Was glaubt ihr, wohin ihr da geht?

IM WALD AUSSERHALB DER BÜRGERHALLE

Evan läuft durch den dunklen Wald, in einer Hand die Machete, in der anderen eine Taschenlampe. Toshiko versteckt sich in einer Mulde im Waldboden hinter etwas Gestrüpp.

EVAN SHERMAN: Ich weiß, dass du hier bist.

Evan geht langsam, suchend herum, dabei kommt er Toshikos Versteck ganz nahe. Sie hält den Atem an. Er macht Kussgeräusche, dann lacht er heiser. Aber er entdeckt sie nicht. Er dreht sich um, geht in die andere Richtung, lacht wieder und geht dann in eine andere Richtung. Toshiko versucht zu sehen, wohin er geht. Als sie ihn nicht mehr sieht und hört, steht sie mühsam auf - ihre Hände sind ja immer noch auf dem Rücken gefesselt -und rennt in die Gegenrichtung. Plötzlich steht Evan vor ihr und hält sie fest. Toshiko kämpft gegen ihn an. Er stößt sie zu Boden und kommt bedrohlich näher.

EVAN SHERMAN: Niemand wird dich retten.

Toshiko tritt ihm genau zwischen die Beine. Er krümmt sich zusammen. Toshiko stemmt sich hoch und rennt davon. Sie duckt sich hinter einen Baumstamm. Vorsichtig schaut sie dahinter hervor, um zu sehen, ob Evan ihr folgt. Sie sieht ihn nicht und atmet tief durch. Dann sieht sie plötzlich das Licht von Evans Taschenlampe durch die Bäume scheinen. Sie rennt weiter. Evan ist ihr dicht auf den Fersen. Toshiko rennt durch Gestrüpp. Evan kommt ihr noch näher. Als sie aus dem Gestrüpp herauskommt, stürzt sie. Evan erreicht sie und stellt ihr seinen Fuß auf den Rücken und hält sie so am Boden fest.

EVAN SHERMAN: Keine Spielchen mehr.

Er rollt sie herum und würgt sie.

EVAN SHERMAN: Schön ruhig sein.

Evan stiert über Toshiko hinweg. Die Mündung einer Pistole erscheint an seiner Schläfe, ein Licht fällt auf ihn.

OWEN: Lass' sie los oder ich schieße!

Owen, Gwen und der Polizist stehen da.

OWEN: (schreit) Lass' sie los oder ich schieße!

Evan hört nicht auf, Toshiko zu würgen. Die Waffe scheint ihn nicht zu kümmern. Er lacht irre. Owen tritt ihn, da erst lässt er Toshiko los. Toshiko atmet keuchend. Gwen kniet sich neben sie und nimmt sie in die Arme, während Owen Evan weiter tritt und auf dem Boden hält.

GWEN: Wir haben das Licht der Taschenlampe gesehen.
TOSHIKO: Sie haben alle Dorfbewohner ermordet. Sie schlachten sie!
EVAN SHERMAN: (zu Owen) Nimm' die Waffe runter.
OWEN: Du bist nicht in der Position Befehle zu geben, Kumpel.
GWEN: Es ist gut, alles ist gut. Du bist in Sicherheit. (Zu dem Polizisten) Verhaften Sie ihn.

Der Polizist bewegt sich nicht.

GWEN: Ich sagte, Sie können ihn verhaften!
EVAN SHERMAN: Wirst du mich jetzt verhaften, Huw?
HUW: Das gäbe ein Gelächter, nicht wahr? Meinen eigenen Onkel.

Entsetzen spiegelt sich auf Gwen und Owen Gesicht, als der Polizist seine Waffe zieht und sie auf Owen richtet. Owen holt tief Luft, aber er nimmt seinen Fuß nicht von Evan. Gwen lässt hastig Toshiko los und steht auf. Sie zieht ihre eigene Waffe und richtet sie auf den Polizisten.

GWEN: Die Waffe runter. Tun Sie ihm nicht weh.

Owen bewegt sich nicht.

EVAN SHERMAN: Erschieß' den Bastard.

Der Polizist bewegt sich näher auf Owen zu, aber er schießt nicht.

EVAN SHERMAN: Spalte ihm den Schädel.
GWEN: (schreit) Nimm' die verdammte Waffe runter.
EVAN SHERMAN: Schieß'!
GWEN: Ich werde dich erschießen! Die Waffe runter.
EVAN SHERMAN: Nun schieß' schon, töte ihn.

Gwen und Owen schauen einander an. Owen schüttelt ganz leicht den Kopf. Gwen kämpft noch einen Moment mit sich, dann senkt sie die Waffe. Der Polizist nimmt sie ihr ab und richtet sie auf sie selbst. Evan steht auf.

EVAN SHERMAN: (zu Owen) Warum gibst du mir nicht deine Waffe, Fleisch.

Mit einem resignierten Gesichtsausdruck reicht Owen ihm die Waffe. Evan und der Polizist führen die drei ab. Keiner bemerkt Julie, die zwischen den Bäumen stand und alles beobachtet hat. Sie dreht sich um und läuft zurück ins Dorf.

IN DER BÜRGERHALLE ETWAS SPÄTER

Die Tür öffnet sich und Gwen wird in den Raum gestoßen. Toshiko und Owen kommen als nächste, gefolgt von Evan und Huw. Um den Küchentisch sitzen verschiedene andere Leute.

TOSHIKO: Wer sind diese Leute?
HELEN SHERMAN: Unser Dorf.
GWEN: Aber die Dorfbewohner sind doch alle tot.

Gwen, Owen und Toshiko sehen die kleine Gruppe am Tisch ungläubig an. Diese beachten sie gar nicht. Dann zählt Toshiko eins und eins zusammen.

TOSHIKO: (fassungslos) Sie stecken da alle mit drin. Sie haben es gemeinsam getan.
EVAN SHERMAN: Das ist unsere Ernte.
OWEN: Das kann auch nur auf dem verdammten Land passieren! Ihr kranken Wichser.

Evan und ein anderer Mann stoßen die drei Gefangenen in die Küche. Evan zwingt Owen und Toshiko auf die Knie. Gwen hat Kieran entdeckt und geht zu ihm.

GWEN: Alles in Ordnung?

Toshiko schaut sich suchend um.

TOSHIKO: Wo ist Ianto? Was habt ihr mit ihm gemacht?

Evan bückt sich hinter den Hackklotz und zieht Ianto hoch. Dieser hat einen Sack über dem Kopf, den Evan nun herunterzieht.

EVAN SHERMAN: Wach auf, Mann. Zeit zum ausbluten.

Evan nimmt ein Fleischerbeil von dem Tisch.

EVAN SHERMAN: Genau wie bei Kalbfleisch braucht das eine Zeitlang. Aber das Fleisch schmeckt danach definitiv besser.

Helen schaut auf einmal auf ein Glas Wasser, das auf dem Küchentisch steht. Das Wasser darin hat angefangen zu vibrieren. Dann ist ein langsam lauter werdendes Dröhnen zu hören.

EVAN SHERMAN: Was ist das?

Er lässt Ianto los und geht zur Tür. Gwen stürzt zu Ianto und nimmt ihn schützend in die Arme.

EVAN SHERMAN: Scheiße, was ist das?

Alle stehen da und schauen zu der großen Eingangstür. Mit einem lauten Krachen bricht ein grauer Traktor durch die Tür. Evan duckt sich vor den herumfliegenden Holzsplittern. Der Traktor stoppt erst mitten in der Küche. Jack, der ihn gefahren hat, richtet sich auf und schießt mit einem Gewehr Evan ins Bein. Hinter dem Traktor erscheint Julie, eine Pistole in der Hand. Beide schießen um sich auf jeden Dorfbewohner, der sich bewegt. Owen und die anderen gehen in Deckung, um nicht auch getroffen zu werden. Julie und Jack stehen da und schießen einen nach dem anderen kampfunfähig. Helen versucht noch an ihre Flinte zu kommen, aber Jack erwischt sie, bevor sie damit schießen kann. Als die Flinte leer geschossen ist, zieht er seine Pistole und schießt weiter. Julie hat inzwischen Huw, den Polizisten, mit einem Schuss ins Bein getroffen. Er geht zu Boden, greift aber noch nach seiner Waffe, die neben ihm liegt. Jack steht in der Mitte des Raumes und schaut sich um. Keiner der Dorfbewohner ist noch auf den Beinen. Huw richtet seine Pistole auf ihn, aber Julie sieht es und schießt sie ihm aus der Hand. Jack schnappt sich Evan und hält ihn die Pistole unter das Kinn.

GWEN: Nein, Jack! Tu’ das nicht.
JULIE: Diese Leute verdienen keine Gnade.
GWEN: Ich will mit ihm reden. Ich muss das verstehen. Ich will wissen, warum. Andernfalls ist das zuviel für mich.
TOSHIKO: Sie sind verwundet, sie müssen in ein Krankenhaus gebracht werden.
GWEN: Owen, versorge du seine Wunde, dann alarmiere die Polizei. Jack, bitte gib’ mir eine Stunde mit ihm. (sanfter) Erzähl’ mir nicht, dass du nicht auch verstehen willst.

Jack lässt Evan mit vor Abscheu verzogenem Gesicht los. Julie sieht erst ihn, dann Gwen an und schüttelt verständnislos den Kopf.

ETWAS SPÄTER IM PUB

Inzwischen ist es Morgen geworden. Jack, Gwen und Evan Sherman sitzen an einem der Tische. Julie steht in der Nähe, argwöhnisch beobachtet sie jede Bewegung Evans und achtet auf jedes Wort.

GWEN: Das ganze Dorf war beteiligt.
EVAN SHERMAN: Jede Generation. Unsere Tradition. Einmal in jeder Dekade. Das Ziel waren Durchreisende, die einfach verschwinden konnten.
GWEN: Und ihr schlachtet sie. Was für eine Sorte Mensch seid ihr, dass ihr morgens aufwacht und denkt, das werde ich heute machen? Warum tut ihr so etwas?

Evan antwortet ihr nicht.

GWEN: Nun komm’ schon. Erklär’ es mir.
EVAN SHERMAN: Was kümmert es dich?
GWEN: Ich habe Dinge gesehen, die du niemals glauben würdest. Aber diese Sache kann ich nicht verstehen.

Evan dreht sich um und grinst Jack an. Dann wendet er sich wieder Gwen zu, die immer noch auf eine Antwort wartet.

EVAN SHERMAN: Dann wundere dich mal weiter.
GWEN: (laut) Erklär’ es mir! Ich muss wissen, warum!

Julie macht einen Schritt nach vorn, Jack steht auf.

JACK: Das reicht. Zeit zu gehen.

Er fasst Evan am Arm und will ihn hochziehen. Aber der sieht nur Gwen an.

EVAN SHERMAN: (zu Gwen) Ich sage dir etwas ...wenn du es mich dir ins Ohr flüstern lässt.

Julie hebt abwehrend die Hand, aber Gwen achtet gar nicht auf sie. Auch Jack macht ein skeptisches Gesicht.

GWEN: Okay.

Evan lehnt sich vor und geht mit dem Gesicht ganz nah an Gwens Ohr. Jack passt genau auf, dass er nichts Gefährliches unternimmt.

EVAN SHERMAN: (leise flüsternd) Weil es mich glücklich macht.

Jack greift ihn beim Kragen.

JACK: Los, raus hier.

Er zieht ihn hoch und vom Tisch weg, wo Gwen immer noch fassungslos über diese Antwort sitzt.

JACK: Raus.

Jack zieht Evan nach draußen, wo die Polizei schon wartet. Gwen rührt sich immer noch nicht. Julie setzt sich neben sie.

JULIE: Homo homini lupus.

Gwen schaut sie verständnislos an. Julie lächelt kurz, aber es sieht nicht fröhlich aus, nur sehr resigniert.

JULIE: Das bedeutet, der Mensch ist sich selbst der größte Feind. – Ich habe schon so viel gesehen, aber was Menschen einander antun, macht mich immer wieder sprachlos. Du musst einfach akzeptieren, dass man manche Taten nicht verstehen und erklären kann.

GWEN: Das kann ich nicht akzeptieren.

Julie zuckt mit den Schultern. Gwen steht auf und geht hinaus. Julie folgt ihr.

AUF DEM PLATZ VOR DEM PUB

Mehrere Polizeiwagen stehen kreuz und quer, Polizisten laufen herum. Ein Krankenwagen ist auch noch da. Owen steigt aus dem Torchwood-Wagen, Ianto sitzt mitgenommen auf der Kante des offenen Kofferraums. Julie geht zu ihnen und spricht erst mit Owen, dann wendet sie sich Ianto zu. Sie setzt sich neben ihn, legt ihm den Arm um die Schultern und drückt ihn an sich. Ianto legt erschöpft den Kopf auf ihre Schulter und schließt die Augen. Sie küsst ihn zärtlich auf die Stirn. Der Schimmer, der um sie herum aufscheint, ist im hellen Sonnenlicht kaum zu sehen. Sie bemerkt nicht, dass Jack sie scharf beobachtet. Kieran wird von zwei Sanitätern versorgt. Gwen blickt über die Szenerie. Huw wird von einem Polizisten an ihr vorbei abgeführt. Er lächelt, als er an ihr vorbeigeht. Sie schaut ihm nach. Sie hält sich die verwundete Seite, stolpert kurz und keucht vor Schmerzen. Offenbar hatte sie die Verletzung ganz vergessen. Dann entdeckt sie Evan. Ein Polizist setzt ihn gerade auf den Rücksitz eines der parkenden Polizeiwagens. Er lacht immer noch.

Gwen geht davon, sie weint. Jack und Owen schauen ihr nach, Julie kümmert sich immer noch um Ianto. Aber auch sie schaut Gwen kurz aus den Augenwinkeln hinterher.

IN OWENS PENTHAUSWOHNUNG IN DER NACHT

Gwen steht an dem riesigen Fenster und schaut hinaus auf die beleuchtete Stadt. Sie ist nur mit einem Männerhemd bekleidet, hinter ihr ist ein zerwühltes Bett zu sehen.

GWEN: Ich hatte einen guten Job, vorher. Ich dachte, so in einem Jahr oder zweien, könnte ich vielleicht ein Baby haben. Ich weiß, Rhys wäre ein guter Vater, und ich könnte zum Desk Sergeant befördert werden und ….nun, es lief alles genau richtig … und dann traf ich euch. All diese Dinge … all diese Dinge haben mich verändert. Haben verändert, wie ich die Welt sehe. Und ich kann das mit niemandem teilen.

Owen kommt zu ihr und stellt sich hinter sie. Er ist nackt.

OWEN: Jetzt kannst du es.

Er umarmt sie und schließt die Augen. Sie lehnt sich an ihn und dreht den Kopf. Sie küssen sich. Ohne den Kuss zu unterbrechen, dreht Gwen sich um und umarmt ihn.