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Torchwood:
Timeo Danaos
NACHTS IN EINEM WALD NAHE CARDIFF, 1812
Eine Prostituierte geht durch den Wald, ein sehr junger Offizier folgt ihr.
MARY: Sind fast da. Wir haben viel zu tun, seit ihr hier stationiert seid.
Ist das dein erstes Mal? Die anderen hänseln dich, nicht wahr?
Da bleibt sie stehen, dreht sich zu dem Offizier um und nestelt an seiner
Uniformjacke.
MARY: Mein Name ist Mary. Mary wie die Jungfrau.
Der Offizier schlägt sie ins Gesicht.
MARY: Bist religiös, was?
Mary kratzt dem Offizier durch das Gesicht.
MARY: Ich bin nicht dein verdammter Hund.
Sie läuft davon, tiefer in den Wald hinein.
OFFIZIER: Hure!
Zwischen den Bäumen sieht Mary ein helles Leuchten. Nach kurzem Zögern läuft sie darauf
zu. Der Offizier verfolgt sie, als er das Leuchten sieht, bleibt er kurz stehen. Das
Leuchten wird stärker, geblendet schließt der junge Mann die Augen. Als er sie wieder
öffnet, steht Mary vor ihm.
OFFIZIER: Beten Huren auch?
Er zieht seine Waffe, entsichert sie und zielt auf Mary.
EINE BAUSTELLE IN CARDIFF AM TAG
Der Torchwood-SUV kommt um eine Kurve, er schwankt, als sei er schwer
beladen. Das Team steigt aus und geht zu einer Gruppe von Zelten, die auf einem Teil des
Geländes stehen. Im Eingang des größten Zelts wartet Julie schon auf sie. Sie trägt
dreckverschmierte Arbeitskleidung und OP-Handschuhe. Jack sieht sie an und grinst.
JACK: Einmal, nur einmal möchte ich in so ein Zelt hereinkommen und eine
Party vorfinden. Weißt du, Essen, Trinken, tanzende Menschen, ein weinendes Mädchen in
der Ecke.
Julie lächelt ihn an und schlägt im Spaß nach ihm.
JULIE: Gefällt dir unsere kleine Ausgrabung nicht? Dabei haben wir uns so
viel Mühe gegeben
Sie gehen in das Zelt. In einer Grube liegt ein freigelegtes Skelett, neben
dem ein metallener Gegenstand zu sehen ist. Jack hockt sich am Rand der Grube hin, Owen
springt hinein und nimmt das Skelett näher in Augenschein.
GWEN: Hat das was mit Aliens zu tun?
JACK: Und wie! (er fummelt an seinem Armbandgerät herum) Ich fange hier Spuren von
Ilmenit, Pyroxen und sogar dunkler Materie auf.
Julie nickt bestätigend.
JULIE: Deshalb kam ich hierher. Das ist außerirdisch. (Sie zeigt auf den
Gegenstand)
GWEN: Irgendeine Idee, was das da ist?
JULIE: Keine Ahnung. (Sie schaut auf den Gegenstand, der ziemlich verrostet aussieht) Ich
kann nicht einmal feststellen, ob es noch funktioniert.
JACK: Könnte eine Waffe sein oder ein wirklich großer Tacker. Wie gehts unserem
Freund hier?
Er macht eine Kopfbewegung zu dem Skelett hin. Owen beugt sich darüber.
OWEN: Sie ist tot.
JACK: Ja, danke, Quincy! - Sie?
OWEN: Nach der Größe des Schädels zu urteilen.
JULIE: Nach der Größe des Schädels? Dann schau dir mal das Becken an. Das ist
eindeutig ein Mann!
OWEN: Natürlich, unser Indiana Jones hat gesprochen!
JACK: Wie lange liegt es hier schon, Tosh?
Sie hält ein Gerät in die Grube, die wie eine Art Stabtaschenlampe
aussieht. Ein blauer Lichtstrahl kommt daraus hervor.
Toshiko: Ausgehend von der Tiefe, in der es gefunden wurde ... 196 Jahre und
elf bis elfeinhalb Monate. Der Boden ist gestört, deshalb, fürchte ich, kann ich keine
genaueren Angaben machen.
GWEN: Was hat sie umgebracht? Der Tacker?
OWEN: Nee. Siehst du die eingedrückten Rippen? Ich schätze, sie wurde erschossen.
Julie sieht ihn mit gerunzelter Stirn an, sagt aber nichts.
JACK: Gut, lasst uns alles in die Basis bringen und es herausfinden.
Jack steht auf und geht hinaus. Toshiko folgt ihm. Gwen streckt Owen die Hand
hin und zieht ihn aus der Grube.
GWEN: Du bist so leicht! Wie ein Mädchen.
OWEN: Ich bin nicht leicht, ich bin drahtig. Fette Frauen mögen das. Aber ich denke, das
brauche ich dir nicht zu erzählen.
Gwen dreht sich um. Als sie bemerkt, wie Julie, die immer noch dort steht,
die Augen verdreht und anzüglich grinst, vergeht ihr das Lächeln und sie dreht das
Gesicht verlegen weg.
IN DER BASIS ETWAS SPÄTER
Toshiko kommt in die Halle und sieht Gwen und Owen unter ihrem Schreibtisch
herumwerkeln.
OWEN: Es tut mir leid, ich glaube, dein Computer hat sich verabschiedet.
TOSHIKO: Machst du Witze? Was ist passiert?
OWEN: Also, sie hat gesagt, ich wäre in Sport eine Niete ...Hallo?! Also sagte ich zu
ihr, Wirf mir etwas zu und
TOSHIKO: Was ist mit dem Computer passiert?
OWEN: Oh, ich habe das Stromkabel rausgerissen.
TOSHIKO: Was?? Ich hatte da ein Übersetzungsprogramm laufen, das ich geschrieben habe.
Ich habe jeden Schnipsel an Alien-Sprache zusammengetragen, den wir haben, und in binäre
Codes übertragen, um zu sehen, ob es Gemeinsamkeiten gibt.
OWEN: (zu Gwen) Die nimmt anscheinend auch gern den Mund voll.
Gwen kichert. Als sie Toshikos empörtes Gesicht sieht, wird sie verlegen.
GWEN: Entschuldige. Ein privater Witz. Ähm, dummer Witz.
TOSHIKO: Wir sollten professionell sein. Wir haben eine Arbeit zu machen.
GWEN: Richtig. Du hast Recht, Tosh. Es tut mir leid.
OWEN: Weißt du was, Tosh? Manchmal denke ich, der Stock in deinen Arsch hat sogar noch
einen Stock in seinem Arsch.
IN EINER BAR AM ABEND
Toshiko hält sich an einem Drink fest und schaut abwesend ins Leere. Eine
Frau kommt zu ihr herüber und setzt sich neben sie. Sie spricht sie unvermittelt an.
MARY: Der Kerl da hinten starrt mich schon den ganzen Abend an, dabei habe
ich ihm gesagt, er vergeudet seine Zeit, aber er hört nicht auf, deshalb bin ich zu dir
gekommen, denn ich weiß, wie das enden wird er kriegt was in den Nacken und ich
bekomme hier Hausverbot, und ich habe schon in über 20 Pubs Hausverbot. Und ich möchte
hier nicht rausgeschmissen werden, weil sie diese niedlichen kleinen Oliven auf den Tisch
stellen.
TOSHIKO: Also dann ... Ok.
MARY: Cool. Ich spendier dir einen Drink.
TOSHIKO: Das ist wirklich nicht nötig.
MARY: JD und Cola, und ... Toshiko, was möchtest du?
TOSHIKO: Ich habe dir meinen Namen nicht genannt.
MARY: Oh, ja. Das war die andere Sache. Irgendwie weiß ich, wer du bist.
TOSHIKO: Ich denke, du verwechselst mich.
MARY: Toshiko Sato. geboren in London, 1975, umgezogen nach Osaka, als du zwei warst, dann
1986 wieder zurück nach England. Die Eltern waren in der RAF, der Großvater arbeitete
bei Bletchley Park. Sehr beeindruckend, Universität
bla, bla, angeworben für den
Wissenschafts-Think Tank der Regierung, als du 20 warst, zu Torchwood gekommen drei Jahre
später. Ich habe dich auf der Baustelle gesehen heute morgen. Was hattet ihr da?
TOSHIKO: Was weißt du über Torchwood?
MARY: Ach, es gibt da so Sachen im Internet, aber da musst du schon richtig tief graben.
Außerdem fangen wir Bröckchen und Stücke aus dem Polizeifunk auf, wir ....
TOSHIKO: Wir?
MARY: Aasgeier, Sammler - wie ihr.
TOSHIKO: Wie viele seid ihr?
MARY: Oh, hör mal, es ist in keiner Weise organisiert. Wir sind einfach ein Haufen Nerds,
die noch bei ihren Müttern leben.
TOSHIKO: Ich sollte nicht mit dir reden.
MARY: Dann geh'.
Etwas später sitzen Mary und Toshiko auf einer der Bänke
des Pub nebeneinander. Toshiko sieht ein bisschen beschwipst aus.
TOSHIKO: Das Aufregendste daran sind die Gemeinsamkeiten mit unserer eigenen Kultur. Aber
das kann auch zum Fürchten sein, denn wir finden eine Menge Waffen, und das lässt dich
denken, "Mein Gott, alles führt Krieg." Es ist kein einzigartiges Merkmal
unserer Spezies, sondern ein Merkmal jeder Existenz. Das lässt einen sich so hoffnungslos
fühlen. Aber dann gibt es Zeiten ... Wir haben da dieses Ding gefunden, ungefähr so
groß wie ein DIN A4-Blatt, und es war voll mit diesen Symbolen. Ich habe drei Monate
gebraucht, um es zu übersetzen, und es war ein Brief, den jemand an seine Familie, an
seine Kinder geschrieben hatte, wie sehr er sie vermisse. Ich musste weinen, weil ich
daran dachte, auch über diese unvorstellbaren Entfernungen gibt es fundamentale Elemente,
die immer gleich sind. Und es gibt niemanden, mit dem ich darüber reden kann. Ich meine,
meine Kollegen, sie sind großartig, aber sie sind nicht ... sie sehen es nicht so wie
ich. Ich könnte dafür gefeuert werden ... nur weil ich dir das erzählt habe.
MARY: Ich möchte dir etwas zeigen.
Sie greift in ihre Tasche und nimmt eine kleine Metalldose heraus. Sie
öffnet sie und zieht einen grünen Kristallanhänger an einer goldenen Kette hervor.
TOSHIKO: Eine Kette.
MARY: Leg sie mal um.
Toshiko nimmt die Kette und legt sie um ihren Hals. In diesem Moment
überfallen sie laute Stimmen, sie ist völlig erschlagen davon.
STIMMENGEWIRR: (viele verschiedene Stimmen, alle reden durcheinander, überlappen sich)
Ich trinke noch einen, dann fahre ich ganz langsam
nach Haus.
Zählt eigentlich Kaffee als Essen, wenn ich Zucker
reintue?
Wenn er sich noch mal in den Schritt fasst, haue ich
ihm eine runter ...
Ich hätte sagen sollen, es wäre Hammer-Zeit, als sie
nach der Uhrzeit gefragt hat. Das hätte sie zum Lachen gebracht.
Toshiko schaut sich mit aufgerissenen Augen im
Pub um, wer da wohl spricht. Aber niemand von den Leuten bewegt die Lippen.
TOSHIKO: Was ist los? Ich kann Stimmen hören.
Scheiß Sudoku ...
Habe ich diese Mail abgeschickt? Habe ich wirklich auf Senden an alle"
geklickt?
MARY: Das sind die Gedanken der Leute.
Er soll mich nicht noch mal
antatschen.
TOSHIKO: Was?
MARY: Das sind die Gedanken der Leute, Toshiko.
Ich wünschte, ich wäre doch mit dem
Single-Vater ins Bett gegangen, den ich getroffen habe.
Was ist denn mit der kleinen Asiatin hat die
einen Anfall oder so?
TOSHIKO: Das ist ... sie sind so laut.
Sie ist irgendwie niedlich. Ist das deine
Freundin? Markus meint, er hätte es schon mal mit zwei Lesbierinnen getrieben, der geile
Sack. Wie das wohl ist?
TOSHIKO: Der Mann da vorne ... ich kann ihn hören.
Ich meine, sitzt dann eine von ihnen
....
'
MARY: OK, Toshiko, du musst dich konzentrieren.
TOSHIKO: Ich kann sie alle hören.
Also, ich sollte das wirklich mal
einem Arzt zeigen.
MARY: Konzentriere dich auf meine Stimme. Schließe alles andere aus.
TOSHIKO: Es ist so ...
MARY: Nur ich. Da ist niemand anderes außer mir. Kannst du mit hören?
MARY: Kannst du mich jetzt hören? Ok, ich möchte, dass du mich ganz allein auf
meine Gedanken konzentrierst. Ignoriere alles andere.
TOSHIKO: Aber da ist so viel ...
MARY: Du kannst das. Es braucht etwas Übung, aber nur so kannst du es lernen. Und,
was denke ich?
TOSHIKO: Das ist so schwer ...
MARY: Folge meiner Stimme. Was denke ich?
TOSHIKO: Du denkst
MARY: Dass ich dich küssen möchte
Toshiko reißt sich die Kette vom Hals.
MARY: Entschuldige, das war ...
TOSHIKO: Nein, schau, es ist
MARY: Manchmal kann man es nicht kontrollieren ...
TOSHIKO: Ich weiß, ist in Ordnung.
Mary macht ein bedauerndes Gesicht, Tosh starrt die Kette an, die auf dem
Tisch liegt.
TOSHIKO: Woher hast du das?
MARY: Es ist ein altes Familienerbstück.
TOSHIKO: Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es ist unglaublich.
MARY: Es ist mehr als unglaublich. Damit kannst du die Gedanken der Leute lesen. Es
gleicht das Gefälle zwischen Mensch und Gott aus.
TOSHIKO: Stammt es von Aliens?
MARY: Ich glaube schon.
Toshiko will ihr die Kette zurückgeben.
MARY: Nein, Ich möchte, dass du es behältst.
TOSHIKO: Was? Das kann ich nicht annehmen, Mary.
MARY: Bitte. Ich habe es so lange getragen. Nach einer Zeitlang wird es ... du hörst zu
viel. Es ändert die Art
wie du die Menschen siehst.
TOSHIKO: Ich werde es den anderen zeigen.
Mary lacht kurz auf und schaut weg, nimmt einen Schluck.
TOSHIKO: Was ist?
MARY: Nichts. Nur, ich glaube, das wirst du nicht tun.
TOSHIKO: Und das weißt du durch meinem Lebenslauf aus dem Internet?
MARY: Nein, weil ich die Kette kenne.
TOSHIKO: Nun, da liegst du falsch. Denn ich will es tun.
MARY: Natürlich. Aber du wirst nicht.
AM NÄCHSTEN TAG IN DER TORCHWOOD-BASIS
Tosh kommt in die Touristinformation, geht zum Tresen und drückt auf den
Knopf für die Geheimtür. Sie zieht die Kette aus ihrer Tasche. Doch dann kommt Ianto
durch die Tür, er hat wohl gerade dahinter gestanden. Tosh verbirgt die Kette schnell
hinter ihrem Rücken. Sie schaut ganz schuldbewusst, aber Ianto bemerkt es nicht. Er
lächelt sie mit seinem Empfangslächeln an.
IANTO: Guten Morgen.
TOSHIKO: Ja, hallo ... Ianto.
Ianto geht durch den Perlenvorhang in den Seitenraum. Als er nicht mehr zu
sehen ist, legt Tosh die Kette an und geht durch den Gang zur Basis. In der Haupthalle
sieht sie nur Gwen und Owen und sie belauscht ihre Gedanken.
OWEN: Was zur Hölle verursacht solch einen perfekt kreisrunden Einstich? Vielleicht
eine Art hölzerner Pflock. Hallo Tosh. Hoffentlich fängt sie nicht wieder
von ihrem Computer an.
GWEN: Morgen. Der Sergeant ist eingeschnappt. Oh, Gwennie geruht ihre alten Kumpels
anzurufen. Ich sollte ihm einen Weevil in sein Badezimmer setzen.
TOSHIKO: Ich möchte euch etwas zeigen.
OWEN: Sicher. Bitte lass es nicht wieder irgendeine Diashow über Inkas oder
sonstwas sein. Ich hätte jetzt gerne ein Plätzchn.
GWEN: Kann ich vorher noch zur Toilette? Oh, Süße, das
Jeans-in-die-Stiefel-stecken" ist ja so was von out.
TOSHIKO: Ich ... ich habe dieses Ding gefunden ...
OWEN:Wovon redet sie da bloß? Sie kann so totlangweilig sein. Ich frage mich, wie
sie wohl im Bett ist. Katholisch, aber dankbar, wette ich.
TOSHIKO: Klar. Ähm, ich weiß nicht, ob das unter moderne Technologie fällt.
GWEN: Ich kann Owen immer noch riechen, ich kann ihn an mir riechen nach der Nummer
im Auto heute morgen. Das waren jetzt zwei Mal ist das schon eine Beziehung? Nein.
Bestimmt muss man dafür mehr als zwei Mal miteinander schlafen
Solange wir es bei
den zwei Mal belassen, ist alles in Ordnung. Wieso guckt Toshiko so? Alles ok, Tosh?
OWEN: 'Als sie das getan hat, als sie mit der Zunge an meinen Zähnen ... Ich hätte eine
andere Hose anziehen soll ich muss mich setzen, bis sich das ein bisschen gelegt
hat.
TOSHIKO: Ja. Nein. Mir gehts gut.
GWEN: Also, was wolltest du uns zeigen? 'Ich frage mich, ob ich Owen dazu bringen könnte,
mit mir in den Keller zu kommen. Nein, ich könnte keinen Sex machen in Gegenwart eines
Weevils. Ich könnte es nicht mal vor der Katze von Trevor Kendall.'
TOSHIKO: Vergesst es ... ich habe da diesen Artikel gefunden ... ich bringe ihn morgen mal
mit.
OWEN: Kein Problem. 'Aber danke für diese Abschweifung ins Nirgendwo, Tosh.
Tosh wendet sich ab und will an ihren Computer gehen, dabei bemerkt sie, dass
Julie sie forschend ansieht. Sie sagt nichts, sieht sie nur an. Einen Moment starren sie
sich beide an, dann merkt Toshiko, dass sie rot wird vor Verlegenheit und wendet den Blick
ab.
Einige Zeit später sitzt Toshiko in einem Nebenraum des Konferenzzimmers an einem Tisch,
mit einem aufgeschlagenen Buch vor sich. Ianto kommt herein und fängt an leere Tassen vom
Konferenztisch zu räumen. Wieder hört" Toshiko, was er denkt.
IANTO: 'Ich kann mich gar nicht an eine Zeit erinnern, wo es nicht so gewesen
ist. Schmerz, so regelmäßig, als sei mein Bauch voller Ratten. Es fühlt sich an, als
wäre sonst nichts von mir übrig. Kein Zentimeter an meinem Körper, der nicht weh
tut.
Tosh sieht ihn entsetzt an. Ianto dreht sich zu Toshiko um und lächelt
schwach. Er scheint nichts zu bemerken.
IANTO: Ich werde jetzt etwa von Jacks extra starker Spezialmischung
aufsetzen. Möchtest du auch eine Tasse?
TOSHIKO: Nein ... danke, Ianto.
Ianto bringt die Tassen weg, an der Tür begegnet er Julie. Sie streicht mit
der Hand über seinen Arm und sieht ihn fragend an.
JULIE: Ianto, soll ich dir helfen?
IANTO: Ja, danke, Julie. Da stehen noch ein paar Tassen, bringst du die mit?
Julie nickt und kommt in den Raum, wo Toshiko sitzt.
JULIE: Oh Ianto, das habe ich nicht gemeint. Ich spüre deine Schmerzen
so deutlich, als wären es meine. Ich würde dir so gerne helfen, deine Schmerzen lindern,
mein süßer Liebling.
Toshiko sieht sie erstaunt und erschrocken an. Julie nickt ihr zu. Toshiko
Herzschlag beschleunigt sich, sie hat das Gefühl, Julies Blick würde ihr direkt in den
Kopf dringen.
JULIE: Warum schaut Toshiko mich so an? Ich spüre
ist das ihre
Kette? Nein, jetzt ist es fort.
Als Julie sich umdreht und die restlichen Tassen im Konferenzraum
zusammenräumt, reißt Toshiko sich die Kette vom Hals.
IRGENDWO IN CARDIFF AM ABEND
Mary sitzt auf einer niedrigen Mauer, die einige sehr moderne Wohnblöcke
umgibt. Sie raucht, als Toshiko herankommt, in ziemlich melancholischer Stimmung.
TOSHIKO: Ich hätte wissen müssen, dass du auch weißt, wo ich wohne.
MARY: Hast du es ihnen gesagt?
TOSHIKO: Nein, habe ich nicht.
Mary steht auf, beide zusammen gehen über die Straße, zu einer Reihe
älterer Ziegelhäuser, die Straßen davor zugeparkt mit Autos. Toshiko schließt eine der
Haustüren auf und sie gehen hinein. Als sich die Tür schließt, erscheint Julie hinter
dem Ende der Häuserzeile. Langsam geht sie zu Toshikos Wohnung. Sie bezieht Stellung in
einer Einfahrt. In den Schatten der Hauswand scheint sie zu verschwinden.
Toshiko zieht ihre Jacke aus und hängt sie an die Garderobe.
MARY: Warum hast du es dir anders überlegt? Du hast sie belauscht, nicht wahr? Siehst du,
ich habe es dir gesagt! Ist das nicht unglaublich? Manches von dem Zeug, das du gehört
hast
TOSHIKO: Was ist das für ein Ding? Warum hast du es mir gegeben?
MARY: Das habe ich dir doch schon gesagt.
TOSHIKO: Die Sachen, die ich gehört habe. Was sie über mich denken, was sie
übereinander denken. Gott, das sind die Leute, die mich mögen sollten!
MARY: Aber sie mögen dich. Menschen sind kompliziert, sie
Ok, ich hätte dich
warnen sollen. Es ist nicht so, als ob du das Tagebuch von jemandem lesen würdest. (Mary
schaut auf ein paar Fotos von Tosh und Owen, die an der Kühlschranktür hängen) Die
Sachen, die du gehört hast, sind so persönlich, kommen aus solcher Tiefe sie
wissen selbst nicht, dass sie so was denken.
TOSHIKO: Da meinst du, du kennst jemanden, und plötzlich siehst du sie so wie sie
wirklich sind und sie sind
. bösartige kleine Kinder.
MARY: Nicht alle. (Sie zieht ihren Mantel aus) Nicht jeder.
Langsam legt sie Tosh die Kette wieder um.
TOSHIKO: Ich würde sagen, deine Gedanken sind auch nicht ganz unschuldig.
MARY: Das ist doch nur logisch. Keine Hintergedanken. Keinen Groll.
TOSHIKO: Sie bemitleiden mich. Du nicht.
MARY: Warum sollte ich?
TOSHIKO: Was du gerade denkst, das ist wirklich anschaulich.
MARY: Das war nicht mein Gedanke.
TOSHIKO: Was?
MARY: Ich habe gar nicht gedacht, das war nicht mein Gedanke. Das muss deiner gewesen
sein.
TOSHIKO: Dieser gerade! Da! Das ist deiner.
MARY: Ja, der schon.
TOSHIKO: Ich, ähm, es sieht so aus, als amüsierte ich selbst mich dabei.
MARY: Du würdest. Du wirst.
Tosh küsst Mary, erst zögernd, dann zunehmend leidenschaftlicher.
Viel später: Toshiko sitzt grübelnd in ihrem zerwühlten Bett, die Bettdecke bis zum
Kinn gezogen. Rote Lampen stehen auf den Nachttischchen, eines der Kissen liegt auf dem
Boden. In der Wand links vom Bett ist eine Tür mit kleinen Glaseinsätzen, vielleicht zum
Badezimmer. Rechts geht eine Tür in ein Kleiderzimmer, an der Stange hängt eine Reihe
Tops, und eine ganze Reihe Schachteln stehen darin. Mary kommt in das Schlafzimmer. Sie
hat einen kurzen Seidenkimono an.
MARY: Du hast keinen einzigen Aschenbecher in deinem Haus, nicht einen.
TOSHIKO: Was hast du stattdessen genommen?
MARY: Ich glaube, es war ein Eierbecher.
TOSHIKO: Klar.
Mary setzt sich zu ihr auf das Bett, Tosh setzt sich auf und dreht sich von
ihr weg, dabei die Decke schön um sich schlingend.
MARY: Alles ok? Flippst du gerade ein bisschen aus?
Sie nimmt eine Karte, die auf dem Nachttischchen rechts vom Bett lag.
MARY: Du hast im Juli Geburtstag, richtig?
TOSHIKO: Du bist die Expertin.
MARY: Ist das nicht ein bisschen spät, immer noch die Geburtstagskarten aufzuheben?
TOSHIKO: Was?
MARY: "Alles Liebe, Owen". Ich nehme an, das ist dein Kollege Owen. Owen von der
Baustelle gestern morgen. Owen von dem Foto am Kühlschrank.
TOSHIKO: Leg das wieder hin.
MARY: Ich meine ja nur, ich will mich da nicht in irgendwas reindrängen.
TOSHIKO: Es gibt nichts, wo du dich reindrängen könntest.
Sie steigt aus dem Bett, immer noch in die Decke gewickelt, und geht in das
Kleiderzimmer.
MARY: Aha. Möchtest du darüber reden?
TOSHIKO: Nicht wirklich.
MARY: Auch gut. Wäre nicht das erste Mal, dass ich der Lückenbüßer bin.
Tosh kommt aus dem Kleiderzimmer, jetzt in einem langen Kimono.
TOSHIKO: Das warst du nicht, ok? Es ist gar nichts passiert und wird auch nie passieren.
Auch eines der entzückenden Dinge, die ich dank deiner verdammten Kette herausgefunden
habe.
Tosh nimmt die Kette vom Nachttisch und wirft sie in Marys Richtung. Dann
legt sie sich wieder ins Bett und zieht das Laken über sich. Mary steht auf und hebt die
Kette auf. Sie legt sich hinter Tosh auf das Bett und stützt sich auf dem Ellbogen ab.
Die Kette lässt sie vor Toshs Gesicht hin und her baumeln, während sie ihr ins Ohr
flüstert.
MARY: Die Kette ist nicht nur schlecht. Manche Dinge, die sie kann, sind
wirklich außergewöhnlich.
TOSHIKO: Wie könnte je etwas Gutes davon kommen?
MARY: Das musst du selbst herausfinden. Du musst irgendwo hingehen, wo viele Menschen
sind.
TOSHIKO: Was suche ich?
MARY: Es wird dich finden.
Toschiko dreht sich wütend zu ihr um.
TOSHIKO: Ich bin diese Rätsel leid. Was ist los? Woher hast du die Kette?
MARY: Ich habe es dir gesagt.
TOSHIKO: Wer bist du, Mary? Ist das überhaupt dein richtiger Name?
MARY: Also gut. Hier ist ein anderer Name. Philo. Ich heiße Philoctet.
SPÄTER AUF EINER BELEBTEN EINKAUFSSTRASSE IN CARDIFFS ZENTRUM
Toshiko steht etwas verloren in der Menge, die Menschen strömen an ihr
vorbei. Sie schaut sich um, dann zieht sie die Kette aus ihrer Tasche und legt sie sich
um. Sie atmet heftig, als sie die Gedanken der Leute hört, alles geht durcheinander.
'Ich könnte meine Hand bandagieren, ich sage, ich hätte sie in der Autotür
eingeklemmt, das würde erklären, warum die Unterschriften nicht übereinstimmen.'
'Das gibt mir eine Stunde, bevor Lisa zurückkommt um sich umzuziehen. Ich muss vorsichtig
sein. Sie beginnt zu bemerken, dass ihre Strumpfhosen im Schritt ausleihern.'
'Alle machten große Augen und kicherten, und ich saß da mit meinen Titten wie etwas aus
der National Geographic.'
'Heute schon sechs Zigaretten, und alle nach dem Sex - herrlich.'
'Ah, Mr. Bond, ich habe Sie erwartet. Habe Sie erwartet, um Sie zu töten.
'Manchen Leuten sollte es wirklich verboten werden, einen String zu tragen.'
'Wonach sucht die Kleine da?'
Ein Mann geht an Toshiko vorbei, einen langen schmalen Beutel über der
Schulter.
'Ich bringe sie um. Ich werde sie umbringen. Ich werde sie umbringen und ihre Leichen
irgendwo draußen ablegen. Und dann werde ich mich neben sie legen. Aber dann müsste ich
es im Liegen machen. Ich hätte das vorher üben sollen.'
Toshiko dreht sich um, um ihm zu folgen, und stößt mit einer Frau zusammen.
TOSHIKO: Entschuldigen Sie.
'Ich sollte meine Brille aufsetzen, das lässt mich empfindsamer aussehen.'
'Wenn Lawrence jetzt reinkommt und uns findet, weiß er, dass es stimmt, und er wird mich
verlassen.'
'Ich würde nichts vermissen. Ich würde weder diese Stadt noch meinen Körper vermissen,
ich würde gar nichts vermissen.'
Der einsame Murmler kommt an einem Haus an. Er klingelt, dann klopft er noch
an die Tür. Ein kleiner Junge macht ihm die Tür auf, ganz auf seinen Gameboy fixiert.
NEIL: Hallo,Danny.
CAROL: Ich will, dass er um sechs zurück ist. Und ich meine diesmal sechs. Kelly gibt mir
90 Minuten im Sonnenstudio nach Ladenschluss, als Hochzeitsgeschenk. Du weiss hoffentlich,
dass es gegen das Gesetz ist, wenn zu ihn zu spät nach Hause bringst. Mein Vater meinst,
du könnte dich dafür verhaften lassen, also überleg's dir besser. (zu dem Jungen) Hey,
zieh deine Schuhe an und geht noch mal zu Toilette. Was soll das Gesicht?
DANNY: Ich will nicht gehen.
CAROL: Nun, du mußt aber. Lawrence wird in einer Minute hier sein, wir wollen uns nach
Servietten umsehen.
DANNY: Das ist ätzend.
CAROL: Gut, nimm' dein Spiel mit. Lawrence hat ihm das gekauft. Du wirst keine Pieps mehr
von ihm hören. Verstand, das hat Lawrence zur Genüge. Nie wie andere. Oh, und gib ihm
keine Cola. Ich will nicht, dass er total aufgedreht nach Hause kommt.
Der Mann nimmt die Tasche von der Schulter.
CAROL: Ich dachte, du hättest aufgehört mit angeln.
NEIL: Habe ich auch.
Er zieht ein Gewehr aus der Tasche. Carol zieht voller Angst den Jungen an
sich.
CAROL: Oh Gott,Neil, was tust du?!
NEIL: Ich habe an die Isle of Wight gedacht. Erinnerst du dich? Wir hatten da eine Hütte
...als Danny gerade anfing zu laufen, und die Hütte war voller Spinnen und du hast mich
deinen Helden genannt, weil ich mich nicht vor ihnen gefürchtet habe - ich habe sie alle
eingesammelt und rausgeworfen.
CAROL: Oh mein Gott, Neil! Du machst mir Angst!
NEIL: Und es war diese vollkommene kleine Erinnerung. Wir waren glücklich, weil wir
zusammen waren. Und dieser ganze Quatsch mit Lawrence ist okay, ich vergebe dir. Weil ich
nun das große Ganze erkenne.
Er klappt die jetzt geladene Waffe zusammen.
CAROL: Oh mein Gott! Jesus! Oh nein, nicht! Bitte!
NEIL: Es ist in Ordnung, es ist als wenn man einschläft. Wirklich.
CAROL: Oh, nein! Tu' es nicht, nicht Danny, bitte!
NEIL: Und dann werden wir für immer zusammen sein.
Plötzlich bricht er zusammen. Hinter ihm steht Toshiko, einen Golfschläger
noch erhoben, mit dem sie Neil bewußtlos geschlagen hat.
TOSHIKO: Alles in Ordnung. Sie sind in Sicherheit.
IN DER TORCHWOOD-BASIS
Owen steht in der Mitte des Autopsieraums neben dem Tisch mit dem Skelett von
der Ausgrabung. Gwen und Jack stehen auf dem Umgang. Gwen tänzelt da herum, Owen wirft
mit irgendwelchen Sachen nach ihr. Jack steht an der Tür und lacht. Julie steht hinter
dem Autopsietisch und lächelt spöttisch.
OWEN: Plodders.
GWEN: (in einer Art Singsang) Der Unterschenkelknochen ist verbunden mit dem
Oberschenkelknochen ...
OWEN: Bitte hör' auf zu singen. Ich tue alles, damit du aufhörst du singen. (Er wirft
etwas nach Jack) Ich weiß nicht, warum du darüber lachst.
Tosh betritt die Haupthalle und geht zu ihrem Arbeitsplatz. Sie hat die Kette
in der Hand, schaut sie an und steckt sie dann in die Manteltasche.
OWEN: Hör' auf zu singen, bitte singe nicht, bitte singe nicht weiter. Ich höre nicht
mehr zu, mhmmhmmhm (er hat die Finger in seine Ohren gesteckt). Also gut.
Er dreht sich um und legt die Wasserflasche, die er in der Hand hatte, auf
einen Tisch mit Operationsbesteck. Tosh zieht ihren Mantel aus und geht zu dem
Autopsieraum.
TOSHIKO: Was ist hier los?
GWEN: Erinnerst du dich noch an das Skelett, dass wir auf der Baustelle gefunden haben?
Nun, Amanda Burton hier hat gerade die Nachuntersuchung beendet.
OWEN: Nun, ich kann das erklären.
GWEN: Erinnere dich, auf der Baustelle hat Owen behauptet, dies wäre eine Frau, getötet
durch einen einzelnen Schuss.
OWEN: Ich war da seit, warte mal, einer Minute?
JULIE: (sarkastisch) Aber du wusstest es ja besser als ich ...
GWEN: Seit damals war er gezwungen, einige seiner ursprünglichen Aussagen zu korrigieren.
Als erstes: Die ist tatsächlich keine Frau, sondern ein Mann.
OWEN: Ein junger Mann. Ein sehr mädchenhafter Mann.
GWEN: Aber immer noch ein Mann. Dann die Todesursache. Owen sagte ein Pistolenschuss.
U-huu. Die korrekte Antwort ist ...
OWEN: Nicht identifizierbares Trauma.
TOSHIKO: Was ... ein nicht identifizierbares Trauma?
GWEN: Du siehst sowas auch bei Verkehrsunfällen, wenn etwas wie eine Lenksäule oder ein
Pfosten in den Brustkorb bei hoher Geschwindigkeit eindringt. Aber die einzige Diagnose,
die ausgeschlossen werden kann, ist ...
OWEN: Eine Schusswunde.
GWEN: Schusswunde. (zu Owen) War eigentlich irgendetwas an deiner Prognose richtig?
OWEN: Ich habe erkannt, dass es ... ein Skelett war.
Jack wendet sich zum Gehen, das Handy in der Hand. Toshiko geht ihm nach.
Julie schnaubt höhnisch.
JULIE: Ach ja, das hast du.
Dann geht sie ebenfalls. Sie zieht die OP-Handschuhe aus und wirft sie weg,
ohne sich umzublicken.
OWEN: (zu Gwen)Du bist gerade zu weit gegangen ...GWEN: Wo wurdest du
ausgebildet? Wo wurdest du ausgebildet? Wurdest du überhaupt ausgebildet?
Jack geht in sein Büro, mit seinem Handy beschäftigt. Er wählt eine
Nummer. Toshiko folgt ihm. Vor seinen Schreibtisch bleibt er stehen. Als er Toshiko
bemerkt, setzt er sich auf den Stuhl dahinter. Julie kommt ebenfalls herein.
TOSHIKO: Jack, ähm, was weißt du über griechische Mythologie?
Jack beachtet sie nicht, er spricht in sein Handy.
JACK: Sicherheitscode 45895. Harkness.
Er schaut Toshiko an, als wolle er sagen, einen Moment noch. Stattdessen
antwortet Julie.
JULIE: Was willst du denn wissen?
TOSHIKO: Hast du jemals den Namen Philoctet gehört? Es kam in einem Pubquiz vor.
JULIE: Du hast an einem Pubquiz teilgenommen?
TOSHIKO: Ja. Nein, ich liebe diese Quizze. Es war im "Prinz der .... Gezeiten".
JULIE: Philoctet war ein Bogenschütze im Trojanischen Krieg. Er überwarf sich mit den
Anführern und wurde auf der Insel Lemnos ausgesetzt, für fast zehn Jahre.
TOSHIKO: Er wurde einfach dort zurückgelassen?
Julie nickt, Tosh wendet sich verstört ab und geht hinaus.
JACK: (zu Tosh) Hey! Was ist mit der Liste für UNIT?
TOSHIKO: Hmm? Oh, ja. Ich arbeite noch daran.
JACK: Gut. Du weißt ja, wenn du damit fertig bist ... (ins Telefon) Premierminister, ist
das eine sichere Leitung? Können Sie mir erklären, warum die Operationen von Torchwood
ein Teil Ihrer geheimen Besprechungen mit dem Oppositionsführer sind? Nun, die
Vereinbarungen sagen, keine ...
IN EINEM CAFE IN CARDIFF
Tosh und Mary sitzen sich auf dem beiden Bänken an einem Tisch gegenüber,
beide mit einem Kaffee vor sich.
MARY: Das ist unglaublich. Das ist das Unglaublichste, was ich je gehört habe. Sie
sollten eine Action-Figur aus dir machen.
TOSHIKO: Du hattest recht, mit der Kette. Jetzt erkenne ich es - es kann auch für Gutes
genutzt werden.
MARY: Was hast du deinen Kollegen gesagt? Wie hast du es erklärt?
TOSHIKO: Ich habe es ihnen nicht erzählt.
MARY: Ich glaube, das war weise. Es tut mir leid, aber ich muss dich jetzt küssen.
TOSHIKO: Mary, nein.
MARY: Hör' mal! Da machst du etwas so unglaublich tapferes und aufregendes, ich muss dich
einfach küssen. Ich kann einfach nicht anders.
Tosh und Mary küssen sich. Als sie sich trennen, schaut sich Tosh allerdings
leicht nervös und schuldbewusst um. Verlegen streicht sie ihr Haar zurück.
MARY: Also ... (sie zündet sich ein Zigarette an) Was ist eigentlich mit dem Ding
passiert, dass ihr auf der Baustelle gefunden habt?
TOSHIKO: Ich weiß es nicht, mein Boss arbeitet noch daran.
MARY: Ich dachte, du wärst für den technischen Teil zuständig.
TOSHIKO: Für Computer und Internet, ja. Was wir an außerirdischer Technologie finden,
ist Julies Ressort. Aber manchmal macht er es auch selbst. Ich habe im Moment eine
Verwaltungssache zu erledigen.
MARY: Habt ihr keine Sekretärin für sowas?
TOSHIKO: Das ist momentan etwas kompliziert.
MARY: Und, was hat sie herausgefunden?
TOSHIKO: Ich weiß es nicht. Er hat noch nichts darüber gesagt.
MARY: Das ist irgendwie komisch.
TOSHIKO: Ist es nicht, das ist normal so.
MARY: Ja, sicher. Ich meine, wenn er etwas vor dir verbirgt, wird das schon seinen Grund
haben.
Toshiko schweigt nachdenklich. Die Stille dauert an, während Tosh in ihren
Kaffee starrt.
IM AUTOPSIERAUM DER TORCHWOOD-BASIS
Owen arbeitet an dem Skelett, er sieht verbissen aus. Toshiko kommt die
Treppe herunter, mit zwei Pappbechern Kaffee.
TOSHIKO: Was macht dir Sorgen?
OWEN: Also, wenn das kein Pistolen- oder Musketenschuss war, oder was immer sie damals so
hatten, war es vielleicht eine Art Ritual.
Toshiko hält ihm den einen Pappbecher hin, er nimmt ihn.
OWEN: Du bist ein Schatz. Also habe ich nach Teufelsanbetung und solchen
Sachen aus dieser Zeit gesucht. Ich wollte sehen, ob es da was mit dem Herausreißen von
Herzen gibt, und was meinst du, habe ich gefunden? Nichts. Sie haben Augäpfel gegessen,
Blut getrunken, sie hatten Sex mit Tieren, aber sie haben niemals sich gegenseitig die
Herzen rausgerissen. Das war offensichtlich selbst für sie zu ausgefallen.
TOSHIKO: Und was beschäftigt dich dann so? Wer immer das getan hat, ist schwerlich noch
eine Gefahr für die Gesellschaft.
OWEN: Ja, ich weiß. Es ist nur, das ist etwas ... erinnert dich das an irgendetwas?
TOSHIKO: Ähm ... die Szene in "Alien", als das Ding aus John Hurt
herausgesprungen ist?
OWEN: Entschuldige. ich hätte genauer sein sollen. Erinnert dich das an etwas
Nützliches?
TOSHIKO: Nein. Tut mir leid.
OWEN: Richtig. Hmm, geht einfach rüber, mach' deinen Computerkram und denk über Schuhe
nach, ja? Danke.
Toshiko geht lächelnd, aber auf halber Treppe dreht sie sich noch einmal um.
TOSHIKO: Hat Jack irgendetwas zu dir gesagt über das Gerät, dass wir bei dem Skelett
gefunden haben?
OWEN: Nein, warum?
Toshiko legt die Kette an.
OWEN: 'Werde die Krankenhäuser in der Nähe überprüfen. Da könnte es einen Fall geben,
wo jemand während einer Operation gestorben ist.'
Er nimmt einen Schluck von dem Kaffee und stellt ihn angewidert hin.
'Der ist mit Zucker.'
TOSHIKO: Nur so. Ich war nur neugierig.
Gwen kommt herein und setzt sich auf die Türschwelle.
OWEN: Hallo. 'Schau' auf das Skelett, schau' nicht zu ihr! Du grinst ...'
GWEN: Hallo Tosh. Kann ich dir den Kaffee abluchsen? 'Was ist los mit ihm? Warum schaut er
mich nicht an?'
OWEN: Da liegt eine Kopie von Michael Hamiltons Aussage auf deinem Schreibtisch. Er sieht
immer noch Cybermen vorm Haus seiner Mutter. 'Denk' nicht an ihren Palm auf meinem Spind,
ihre Hand in meinem Haar.'
TOSHIKO: Ich denke, ich sollte dann mal gehen.
GWEN: (zu Owen) Ok, ich werde mal mit dem Sozialamt telefoniert, mal sehen, ob es da
Berichte über Geisteskrankheiten gibt. 'Nein, Gwen, das ist gut. Ich kann so nicht
weitermachen. Das ist gut. Warum zur Hölle schaut er mich nicht an?'
TOSHIKO: Ich denke, ich muss dringend an die Arbeit.
Toshiko geht durch die große Halle, nachdenklich, eine Hand an der Kette. Da
sieht sie auf einem Tisch das Gerät liegen, dass sie ausgegraben haben. Sie geht darauf
zu, fasziniert. Jack kommt die Wendeltreppe herunter und geht zu ihr hin. Tosh weicht
erschrocken zurück, was er aber nicht bemerkt.
JACK: Ich hatte gerade ein wirklich interessantes Gespräch mit Detective Inspector
Henderson.
TOSHIKO: Wirklich?
JACK: Interessant erstens, weil dieser Mann die größten Hände hat, die ich je gesehen
habe, und zweitens ... wegen der Geschichte die er mir erzählt hat. Über eine Frau und
ihr Kind, die du davor gerettet hast, von ihrem Ex-Mann ermordet zu werden.
TOSHIKO: Ja, nein, ich wollte dir das noch erzählen.
JACK: Und, warum hast du nicht?
TOSHIKO: Ich weiß nicht, das hatte nichts mit der Arbeit zu tun, es ist ... einfach
passiert. So was passiert doch immer wieder, ohne dass es hiermit zu tun hat.
JACK: Machst du das öfter? Heimlich bekämpfst du Verbrechen, was, Tosh?
TOSHIKO: Ich wollte nicht, dass es so aussieht als wollte ich angeben.
JACK: Den Typ, den sie festgenommen haben - Henderson sagte, du hättest ihn was murmeln
hören, als er vorbeilief, und dadurch bist du darauf gekommen.
TOSHIKO: Erst konnte ich nicht verstehen, was er gesagt hat, und dann war es wie
"Jesus!"
JACK: Komisch, wenn ich jemanden umbringen wollte, würde ich bestimmt nicht mit mir
selbst reden, wenn ich die Straße entlanggehe.
TOSHIKO: Nein, natürlich nicht, das ist Lektion eins.
JACK: Oh.
Er fummelt an dem Gerät auf dem Tisch herum.
TOSHIKO: Ich wundere mich, was du damit vorhast.
JACK: (drückt an dem Gerät herum) Wir arbeiten noch daran.
TOSHIKO: Willst du es auseinander nehmen?
JACK: Wie ich schon sagte, wir arbeiten daran.
Tosh geht hinaus. Dabei berührt sie die Kette und dreht sich erschrocken zu
Jack um. Der schaut sie an, als habe er etwas bemerkt.
JACK: Was ist? Habe ich etwas in meinem Gesicht? Essensreste?
Er wischt sich mit dem Unterarm über den Mund.
TOSHIKO: Nein, entschuldige. Ich war in Gedanken.
JACK: Nun, das war eine richtige Heldentat, Tosh. Gut gemacht.
Jack lächelt sie an. Tosh dreht sich um, irritiert geht sie nun endgültig
hinaus. Jack schaut ihr nach und sein Lächeln verschwindet. Ein nachdenklicher Zug
erscheint auf seinem Gesicht.
IN TOSHIKOS WOHNUNG
Toshiko steht in der Küche, die Kette in den Händen. Mary kommt mit einer
vollen Einkaufstüte herein. Sie stellt sie auf den Tisch und packt aus.
MARY: Ok, ich habe Crisps, ich habe Kaffee - richtigen Kaffee - Wein ...
TOSHIKO: Ich werde ihnen die Kette geben.
MARY: Gut, lass uns ...
TOSHIKO: Du hattest recht, es ist nicht so, wie jemandes Tagebuch zu lesen. Es ist viel
schlimmer und es lässt dich sich schmutzig und beschämt fühlen ... und jetzt spioniere
ich auch noch meine Freunde aus.
MARY: Angebliche Freunde.
TOSHIKO: Ws soll das denn jetzt heißen?
MARY: Sie bedauern dich, sie schließen dich aus! Sie lassen dich Verwaltungskram machen!
TOSHIKO: So? Nein, ich habe mich entschlossen.
MARY: Toshiko, tu das nicht.
TOSHIKO: Sie werden vielleicht auch mit dir sprechen wollen - was kümmert es dich? Sie
wollen nur die Kette, du interessierst sie gar nicht.
MARY: Wenn ich da reingehe, komme ich nicht wieder heraus.
TOSHIKO: Was redest du da? Sie sind nicht die Stasi. Sieh' mal, ich werde meinen Boss
bitten, hierher zu kommen.
Sie greift nach dem Telefon.
MARY: (beunruhigt) Leg' den Hörer wieder hin. - Ok. Ich werde es dir zeigen.
Marys Körper beginnt zu glühen und verwandelt sich. Schließlich steht ein
ätherisches, von innen heraus leuchtendes Wesen vor Toshiko, die es mit offenem Mund
anstarrt.
MARY: Deshalb konnte ich es dir nicht sagen.
Sie streckt die Hand nach Toshiko aus, die fasziniert näher kommt und
ebenfalls die Hand ausstreckt. Ihre Finger berühren sich. Toshiko lächelt.
TOSHIKO: Du hättest gekonnt. Wer bist du?
MARY: Immer noch die Frau, die du geküsst hast. Die Frau, die du gestreichelt hast.
Sie verwandelt sich zurück in ihre menschliche Gestalt. Toshiko schaut sie
ohne ein Wort an.
MARY: Sag' was.
TOSHIKO: So .. ich habe also mit einer Frau und einem Alien geschlafen.
MARY: Was davon war schlimmer?
TOSHIKO: Nun, ich weiß, was meine Eltern dazu sagen würden. Ich habe deine Gedanken
gelesen. Aber das habe ich nicht gesehen. Was verbirgst du noch vor mir?
MARY: Glaubst du denn, etwas könnte dies noch übertreffen? Diese Freiheit, die du hast.
Als ich das erste Mal herkam, fand ich es sogar fast obszön. Meine Welt war grausam.
Erzwungene Verehrung in Tempeln so groß wie Städte, Exekutionspatrouillen, die durch die
Straßen zogen. Auf Abweichler jeder Art wartete der Tod ... oder die Deportation zu
etwas, was sie wilde Außenposten nannten.
TOSHIKO: Und die Kette?
MARY: So kommuniziert mein Volk. Schon seit Jahrhunderten. Zu sprechen, mit einer
begrenzten Anzahl festgelegter Wörter, ist so archaisch. Und irgendwie unhöflich. (Sie
zündet sich eine Zigarette an) Das Gerät, das ihr gefunden habt, ist ein Transporter. Er
brachte mich her und er kann mich wieder nach Hause bringen. Ich muss es zurückbekommen,
bevor ihr es auseinander nehmt.
TOSHIKO: Aber würde dich das nicht in Gefahr bringen?
MARY: 200 Jahre sind vergangen. Es wird eine neue Regierung geben. Es wird inzwischen 20
neue Regierungen gegeben haben.
TOSHIKO: Warum hat niemand nach dir gesucht?
MARY: Ich wurde vergessen. Wie Philoctet auf Lemnos.
TOSHIKO: Komm' mit zu Torchwood. Vielleicht können wir dir helfen, den Transporter zu
reparieren, damit du wieder nach Hause kannst.
MARY: Das würdet ihr nicht! Ihr würdet mich untersuchen, begutachten, ob ich nützlich
wäre oder nicht. Wenn ihr mich als gefährlich einschätzen würden, würdet ihr mich in
eine Zelle sperren. Ihr seid nicht daran interessiert, außerirdische Kulturen zu
verstehen. Es ist schon ganz gut, dass ihr noch nicht die Technologie entwickelt habt,
andere Planeten zu erreichen. Eure Kultur ist auf Invasion ausgerichtet. Glaubst du
wirklich, ich würde einfach so da hin gehen, mit erhobenen Händen?
AUF DER STRASSE
Toshiko geht eine Straße entlang, sie trägt wieder die Kette. Die Gedanken
der vorbeigehenden Menschen stürmen auf sie ein.
'Diese Stille, wenn die Tür sich öffnet. Ich ertragen nicht noch eine Nacht diese Stille
...'
'Seine Hände waren so kalt.'
'Wir haben doch alles getan. Und sie wollen das Jugendamt anrufen, nur wegen ein paar
blauer Flecken?!'
'Im schlimmsten Fall? Sie würde wirklich alt und das ganze Erbe ginge für das Pflegeheim
drauf ...'
Tosh geht mit den Händen durch ihr Haar, dann legt sie die Hände an ihr
Gesicht, verbirgt es darin.
'Er nannte es Großvaters kleines Geheimnis ...'
Entsetzt reißt sich Toshiko die Kette herunter.
IM AUTOPSIERAUM DER TORCHWOOD-BASIS
Owen arbeitet immer noch an dem Skelett. Ratlos starrt er darauf. Dann geht er zu den
Computern in der Halle. Er zieht den weißen Kittel aus und legt ihn über die Lehne des
Bürostuhl vor dem Computer. Dann zieht er sich seine Lederjacke an. Als er gerade in den
zweiten Ärmel schlüpfen will, fällt sein Blick auf den Monitor. Er hält inne und zieht
die Jacke wieder aus, setzt sich an den Computer. Gedanken an das Skelett blitzen in
seinem Geist auf. Dann beginnt er etwas einzutippen: Er ist im System der Cardiffer
Krankenhäuser. Mit seiner Zugangsberechtigung sucht er nach bestimmten Fällen aus den
ahre 2000 bis 2003. Eine lange Liste von Namen rollt über den Bildschirm.
IN TOSHIKOS WOHNUNG
Toshiko liegt auf ihrem Bett, die Beine angewinkelt. Sie fährt sich mit der
Hand über die Stirn. Mary sitzt rauchend in einem Sessel in einer Ecke des Zimmers.
TOSHIKO: Ich halte das nicht mehr aus. Diese Last. Diese Verderbtheit. Diese Furcht - sie
füllt mich ganz aus.
Tränen rinnen aus ihren Augen.
TOSHIKO: Es ist in meinem Mund, und in meinem Haar, in meinen Augen. Als
würde ich Tinte ertrinken. - Und selbst dann, wenn ich die Kette nicht trage, wenn ich
nichts höre, kann ich die Sachen nicht vergessen, die ich gesehen, die ich gehört habe.
Es ist wie ein Fluch, etwas das einem die Götter schicken um einen in den Wahnsinn zu
treiben. Ich hatte gehofft, ich würde etwas erfahren, einen winzigen, unwillkürlichen
Akt der Güte, der mich glauben lässt, dass wir in Sicherheit sind, dass es da etwas
grundsätzlich Gutes in uns gibt ... Aber da ist nichts. Es ist wie bei einem der Weevils.
Du siehst in es hinein und da ist nur dieser einzige immerwährende Schrei. (zu Mary) Du
hattest recht. Mit allem, was du über uns gesagt hast. Wir sind furchtbar und grausam.
Und ich kann nicht länger ein Teil davon sein. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.
Sag' du mir, was ich tun soll!
MARY: Bring' mich zu Torchwood.
IN DER TORCHWOOD-BASIS
Owen arbeitet immer noch an dem Computer, er lässt die Liste mit Namen
durchlaufen. Anscheinend findet er nicht, was er sucht, denn er lehnt sich nachdenklich
zurück und dreht den Stuhl weg vom Monitor. Dann wendet er sich wieder der Namensliste
zu.
OWEN: Marmer ...
Er ruft die Patientendaten auf, Fotos und Akten erscheinen auf dem
Bildschirm.
OWEN: Was mache ich hier ...? Was mache ich hier ...? (wiederholt flüsternd)
Was mache ich hier ...? (Er schaut auf die Patientenakte) Herz entfernt. Aufzeichnungen
und Autopsie-Ergebnisse weitergeleitet an Operation Lowry. (Nachdenklich) Operation
Lowry...
Owen tippt seinen Torchwood-Zugangscode ein und sucht nach dem Begriff
"Operation Lowry". Auf dem Monitor erscheinen viele verschiedene Files, sie
gehören alle zu Toten. Owen liest laut, was er auf dem Schirm sieht.
OWEN: Herz entfernt. Herz entfernt. Entfernt .. wie weit geht das zurück?
Das ist unmöglich. Das ist absolut unmöglich.
Er nimmt sein Handy und wählt eine Nummer. Das Handy piept, dann ist Jack
dran.
JACK: Owen.
OWEN: Du musst dir das ansehen.
Er legt auf.
Jack klappt sein Handy zu und dreht sich um. Julie steht hinter ihm und
schaut ihn an.
JACK: Gehen wir.
ETWAS SPÄTER IN DER TORCHWOOD-BASIS
Das Eingangstor rollt zurück und Toshiko kommt eilig herein. Mary folgt ihr und schreitet
staunend durch die Halle.
MARY: "In Xanadu schuf Kublai Khan ein Traumschloss stolz und hehr ...
dort brach der heil'ge Quell' der Alph sich Bahn durch Höhlen, die kein Mensch ersann,
zum sonnenlosen Meer." Also, wo ist es, Liebste?
Toshiko ist in den kleinen Raum gegangen, wo das Gerät von der Ausgrabung
gelegen hat. Aber es ist nicht mehr da.
TOSHIKO: Warte hier. Jack, mein Chef, hat es bestimmt.
MARY: (hält Toshiko fest, als sie an ihr vorbeigeht) Beeile dich. (Sie legt die Hand an
Toshikos Gesicht) Ich habe noch eine lange Reise vor mir. Ich glaube, ich sollte etwas
essen, bevor ich gehe.
Jack erscheint auf dem Laufsteg, das Gerät in der Hand.
JACK: Ist es das, was du suchst?
TOSHIKO: Jack!
JACK: (beginnt, den Laufsteg langsam herunter zu gehen) Ein Freund von mir - nennen wir
ihn Vincent. Das war übrigens sogar sein richtiger Name. Normaler Typ, Freundin, er
mochte Sport und sein Bier. Er begann sich ein bisschen ... seltsam zu benehmen, irgendwie
zerstreut. Plötzlich verschwand er für einige Monate. Als er zurückkam, begannen wir
ihn Vanessa zu nennen. Seit damals werde ich immer ein bisschen nervös, wenn ein Freund
beginnt, sich seltsam zu benehmen.(zu Mary) Entschuldige, wir wurden einander nicht
vorgestellt. Jack Harkness. Sie sind nicht von hier, nicht wahr? Nun, dies ist ... dies
ist unglaublich. Wissen Sie, was das ist?
TOSHIKO: Es ist ein Transporter. Mary ist eine politische Gefangene - sie war hier im
Exil. Sieh' mal, Jack ...
JACK: Das ist nur die halbe Wahrheit. Mary ... Sie heißen Mary, nicht? Wollen Sie ihr
nicht das wirklich Interessante erzählen? Nein? Ist sie nicht gesprächig? ich weiß gar
nicht, wie du bei ihr überhaupt zu Wort gekommen bist, Tosh. Das ist ein
Zwei-Mann-Transporter. Oder was immer ihr sein mögt. Ihr könntet Tintenfische sein, nach
dem, was ich weiß. Ein Zwei-Tintenfisch-Transporter. Platz für einen Gefangenen und eine
Wache. Willst du uns nicht erzählen, was mit der Wache passiert ist, Mary?
MARY: Ich habe ihn getötet. Aber ich wurde gestört.
Eine Rückblende zeigt, wie sich die Alien-Mary im Wald aufrichtet. Hinter
ihr tritt die Prostituierte Mary aus dem Wald. Sie nähert sich staunend. Das Alien
lächelt, fliegt plötzlich rückwärts auf die Frau zu und verschwindet mit einem
Gleißen in ihrem Körper. Das Gleißen strahlt noch einem Moment aus ihren Augen und
ihrem Mund, dann verblasst es. Mary beugt sich seufzend nach vorne, dann richtet sie sich
lächelnd wieder auf. Ende Rückblende.
Gwen kommt die Treppe neben Jack herauf. Hinter Mary erscheinen Ianto und
Owen. Julie steht über Jack auf dem Laufsteg.
MARY: Dann kam noch einer - ein Soldat. Er versucht mich zu erschießen.
Rückblende: OFFIZIER: Haben Huren Gebete?
MARY: Deshalb steckte ich meine neue menschliche Hand in seine Brust und riss
sein Herz heraus.
OWEN: Und das hast du seitdem wieder und wieder getan.
MARY: Dieser Körper brauchte Nahrung.
OWEN: All diese Wunden hatten die Größe einer Faust. Mein Gott, all diese Menschen. Du
hast all diese Menschen getötet.
MARY: Ich floh, bevor noch mehr Soldaten ankamen. Ich hatte so viel zu entdecken! Und wie
ich diesen Körper liebte. So weich. So sündhaft. Die Macht, die solch' ein Körper in
dieser Welt hat. Innerhalb weniger Jahre war der Wald verschwunden, der Transporter sicher
vergraben unter der wachsenden Stadt. Es hat mich nicht gestört, ich hatte keine Eile
nach Hause zu kommen.
JACK: Und seither tötest du weiter.
MARY: Ich wusste, es würde eine Zeit kommen, da könnte meine Situation hier etwas
kompliziert werden. (Toshiko legt die Kette an, während Mary weiterredet) Aber ich war in
Sicherheit, solange ich wusste, wo der Transporter ist.
GWEN: 'Wie sie dich ansieht mit diesen Augen - wie ein Tier.'
OWEN: 'Als sie dieses Mädchen ins Krankenhaus brachten, war ich erst seit sechs Monaten
Arzt. Ich wollte mich übergeben.'
JACK: Und dann wurde die Maschine ausgegraben.
MARY: Sobald die Luft die Oberfläche berührte, konnte ich es fühlen.
OWEN: 'Sie redet nur, sie fürchtet sich nicht im Geringsten vor uns, sie redet einfach
nur.'
MARY: Dann fand ich meine Toshiko. Meine wunderschöne Toshiko.
OWEN: 'Ich tue es jetzt.'
TOSHIKO: Owen, nein!
Plötzlich bewegt Mary sich blitzschnell. Sie schnappt sich Toshiko, zieht
ein Messer und hält es ihr an die Kehle. Aber auch Julie taucht unvermittelt rechts
hinter ihr auf, ihre Pistole direkt auf Marys Kopf gerichtet. Mary dreht sich mit Toshiko
so, dass sie ihr als Schutzschild dient.
JACK: Julie, nicht! (Zu Mary) Lass' sie gehen, Mary!
OWEN: Tu's nicht.
JACK: Lass' sie gehen!
MARY: Toshiko, sag' ihnen, dass sie mir den Transporter geben sollen.
TOSHIKO: Ich kann nicht, Mary.
OWEN: 'Es ist lächerlich - wir sind unbewaffnet, wir schreien sie nur an.'
JULIE: 'Verdammt, Jack, das ist kein Spiel! Wenn ich jetzt schieße, wäre sie tot, bevor
sie Toshs Hals auch nur anritzen könnte!'
IANTO: 'Nicht noch einmal. Bitte, Gott, nicht noch einmal.'
GWEN: 'Das Messer hat eine gezackte Klinge. Es wird Toshs Kehle rausreißen.'
MARY: (zu Owen) Wie ist das? Ich tausche Toshiko gegen sie ein. Deine Wahl.
OWEN: 'Nein, nein, nicht Gwen.' Leg' nur das Messer weg.
MARY: Hörst du ihn? Er wollte es nicht.
OWEN: 'Sie liest meine Gedanken, sie liest wirklich meine Gedanken.'
GWEN: 'Was passiert da? Wollte er nicht ...was hat er gesagt?'
TOSHIKO: Bitte, nicht ...
MARY: Das ist es, was sie über dich denken. Die, mit denen du all diese Jahre
zusammengearbeitet hast.
OWEN: Das ist nicht wahr, Tosh, hör' nicht auf sie.
MARY: Aber ich nicht. Was immer ich tun werde, es wird nicht verändern, wie ich für dich
fühle. Wir sind miteinander verbunden, Toshiko, das ist real.
JULIE: Sie spielt mit uns, spielt uns gegeneinander aus. Tosh, lass dich nicht
täuschen von ihr!
JACK: (Er schaut erst Julie an, die langsam, widerstrebend die Waffe sinken lässt, dann
Toshiko) 'Toshiko... beweg' dich nicht. Tue nichts, bis ich es dir sage.'
TOSHIKO: Bitte.
JACK: (zu Mary) OK, du willst den Transporter, wir wollen Toshiko. Ich denke, das ist ein
fairer Tausch.
GWEN: 'Ich wurde auf solch' eine Geiselnahme vorbereitet ...um Himmels Willen, Gwen, denk'
nach!'
JACK: Behalte das Messer, ich werde dir jetzt den Transporter geben.
OWEN: 'Er lässt sie wirklich gehen.'
Mary lässt Toshiko gehen, sie läuft zu Ianto.
IANTO: 'Das ist ein Bluff, aber es könnte funktionieren.'
Jack reicht Mary den Transporter. Einen Moment halten beide ihn fest, sie
stehen sehr nahe beieinander.
MARY: Du riechst ... anders als sie.
JACK: Das ist noch gar nichts. Wenn du meine Zähne mit denen eines Briten vergleichst,
dann wird's richtig gruselig.
MARY: Was bist du?
JACK: Keine Ahnung.
MARY: Und du wolltest mich in einen Käfig sperren. (ein Piepton ist zu hören) Was
passiert da?
Jack lässt das Gerät los und tritt etwas zurück.
JACK: Oh, das. Wir haben das reprogrammiert für dich. Es steht auf
aktiviert.
Ein Gleißen strömt aus dem Transporter und erfasst Mary. Sie verschwinden
beide zusammen.
JACK: (grinsend) Ungefähr jetzt.
Toshiko, die bei Ianto stand, kommt fassungslos ein paar Schritte auf Jack
zu.
TOSHIKO: Was hat sie ...? Geht sie heim?
JULIE: Ich habe die Koordinaten verändert.
Toshiko dreht sich zu ihr um.
TOSHIKO: Wohin?
JULIE: In das Zentrum der Sonne. Jack meinte, wir sollten sie einfach in dem Ding
einsperren, aber ich hielt es für zu gefährlich. Also entschied ich mich für die Sonne.
TOSHIKO: Du hast sie getötet.
JULIE: Ja, natürlich.
Toshiko starrt sie hasserfüllt an, aber Julie dreht sich einfach um und geht
davon. Dann blickt Toshiko zu Jack.
JACK: (entschieden) Ich war damit einverstanden.
Jack folgt Julie. Die anderen sehen sich ratlos an. Toshiko blickt unter
Tränen nach oben, wo der Transporter verschwand.
SPÄTER IN DER NACHT IN DER BASIS
Gwen und Owen stehen auf dem Laufsteg, neben dem Besprechungsraum. Durch die Scheiben und
die Streifenjalousien sieht man dort Toshiko und Ianto sitzen, auf dem Tisch liegen
Papiere, Toshiko schneuzt sich in ein Taschentuch.
OWEN: Frag' sie einfach.
GWEN: Das werde ich, gib' mir einfach noch ein bisschen Zeit.
OWEN: Sag' irgendwas zu ihr.
GWEN: Was willst du von mir? Sie ist fertig genug.
OWEN: Das ist mir wirklich unheimlich.
GWEN: Also gut.
Toshiko kommt aus dem Besprechungsraum und geht an Gwen und Owen vorbei.
GWEN: Owen, sei nicht so egoistisch.
OWEN: Ok.
GWEN: (zu Toshiko) Seit wann hast du diese ... ich weiß nicht ... Fähigkeit?
TOSHIKO: Erst seit ein paar Tagen.
OWEN: Was hast du gehört?
TOSHIKO: Das meiste war nur Lärm. Emotionen. Eindrücke, die ich nicht verstand.
OWEN: Aha, und der Rest?
TOSHIKO: Der Rest ging mich nichts an.
OWEN: Genau, es geht dich nichts an.
Er geht davon.
TOSHIKO: Ich bin mir nicht sicher, wo wir jetzt stehen.
GWEN: Genau wie ich. Wir können nicht wirklich behaupten, dass wir eine höhere Moral
haben. Diese Sache zwischen mir und Owen, das ..
TOSHIKO: Nicht, Gwen. Was ich tat, war ein Überfall. Ich hatte mich nicht
unter Kontrolle. Das weiß ich jetzt. Aber damit kann ich nicht ... damit muss ich jetzt
leben. Nicht mit dem, was ich gehört habe, sondern was ich euch angetan habe.
GWEN: Und mein Betrug?
TOSHIKO: Was meinst du?
GWEN: (schaut zu Owen, der an seinem Computer sitzt) Ich muss mit meinem leben. Das sollte
wohl mein Weckruf sein. Ich sollte es beenden. Aber ich will es nicht. Was sagt das über
mich aus?
TOSHIKO: Ich bin wirklich nicht in der Position ein Urteil abzugeben.
GWEN: Das ist es, was ich damit sagen will, Tosh. Genau wie ich.
Toshiko geht davon.
GWEN: Lass dich nicht ... (Toshiko dreht sich zu ihr um) es ist nicht wichtig.
Entschuldige, vergiss' es.
TOSHIKO: Was?
GWEN: Lass' dich nicht entmutigen. Die letzten Tage haben dir einen Blick in dein Inneres
geschenkt. Die Liebe steht dir gut.
Gwen lächelt sie an. Toshiko dreht sich um und geht davon, etwas verwirrt
aussehend.
ETWAS SPÄTER AUF EINER BANK NAHE DES WASSERSPIELS AUF DER PLAZA
Toshiko und Jack sitzen nebeneinander, sie sehen sich nicht an.
TOSHIKO: Es ist komisch. Solch ein kleines Ding. Und es könnte das
machtvollste Stück Technologie sein, das wir je gefunden haben. Es könnte Regierungen
stürzen, Armeen wegwischen. Was sollen wir damit machen?
JACK: Das ist deine Entscheidung.
TOSHIKO: Es ist ein Fluch.
Sie legt die Kette auf den Boden und zertritt sie.
TOSHIKO: Warum konnte ich deine Gedanken nicht lesen?
JACK: Ich weiß es nicht. Aber ich konnte fühlen, dass du es versucht hast.
TOSHIKO: Da war gar nichts. Es war, als seiest du ... ich weiß nicht ... tot.
Jacks Lächeln verschwindet, ein bitterer Zug erscheint um seinen Mund. Dann
wechselt er abrupt das Thema.
JACK: Ich will diese Liste für UNIT morgen auf meinem Schreibtisch haben, oder ich ...
was machen Chefs eigentlich in solchen Situationen? Sollte ich jemanden schlagen?
TOSHIKO: Wir haben Vorschriften für sowas!
JACK: Rotes Band.
TOSHIKO: Jack ... etwas, das Mary sagte ... vielleicht das einzige Ehrliche, das sie
jemals sagte. Ich habe sie gefragt, warum sie es mir gegeben hat. Und sie sagte,
"nach einer Weile verändert es dich. Es verändert, wie du die Menschen
siehst."
Jack legt ihr die Hand auf ihren Oberschenkel.
TOSHIKO: Wie kann ich damit leben?
JACK: Es gibt so viele Dinge, die nicht für uns bestimmt sind. Du hast nur einen
Schnappschuss gesehen - nicht mehr.
TOSHIKO: Ich meine nicht das von Gwen und Owen, von Ianto und Julie. (Jacks Gesicht
spiegelt kurz Verwirrung wieder) Ich meine ... die ganze Welt ... (Jack steht auf und
streicht ihr über das Haar) Es spielt keine Rolle.
Jack nimmt ihr Kinn in die Hand, dann wischt er ihr eine Träne von der
Wange. Er dreht sich um und geht davon. Toshiko bleibt sitzen, sie seufzt und weitere
Tränen rinnen ihr über das Gesicht. Sie starrt gedankenvoll ins Leere. |