TORCHWOOD

 

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Torchwood 1X13: Das Ende aller Tage

IN GWENS WOHNUNG AM MORGEN

Gwen und Rhys liegen im Bett. Die Vorhänge vor dem Fenster sind zugezogen. Gwen liegt auf der Seite, den Kopf in die Hand gestützt und beobachten Rhys beim Schlafen.

RHYS: (mit geschlossenen Augen) Weißt du, das tut man nicht, Leute anstarren.

Gwen kichert. Rhys dreht sich zu ihr.

GWEN: Ich dachte, ich könnte dich vielleicht mit Telepathie dazu kriegen, mir einen Kaffee zu machen.
RHYS: Was ist es dir wert?
GWEN: Was hättest du denn gerne?
RHYS: Soll ich dir eine Zeichnung machen?

Sie küssen sich. Rhys steht auf, er ist nackt.

GWEN: Geiler Arsch!

Rhys bleibt in der Tür stehen und schlägt sich rhythmisch auf die Pobacken. Gwen lacht laut. Er verlässt das Schlafzimmer. Gwens Handy klingelt. Sie streckt die Hand danach aus.

RHYS: (von draußen) Geh' nicht ran!

Gwen kichert und nimmt das Gespräch an.

GWEN: (ins Handy) Ja?
JACK: (übers Telefon) Siehst du dir die Nachrichten an?

Gwen beendet das Gespräch und steht auf. Sie geht in den Wohnraum, zieht sich im Gehen schnell den Morgenmantel über. Dort angekommen, schaltet sie den Fernseher ein, während Rhys im Küchenbereich Kaffee kocht.

NACHRICHTENSPRECHER: (im TV) Es gibt Spekulationen, dass es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen der letzten Nacht gibt. Insiderberichte legen einen terroristischen Hintergrund nahe.

Gwen blickt sich kurz nach Rhys um, dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Nachrichten. Rhys stellt die Kaffeedose hin und schaut nun auch beunruhigt auf den Fernseher.

NACHRICHTENSPRECHER: Aber heute morgen ließen Geheimdienstexpertern verlauten, dass die Vorfälle nur Tricks seien. Die ersten Sichtungen berichteten über UFOs über dem Taj Mahal in Indien.

Auf dem Bildschirm erscheinen Aufnahmen von riesigen Ufos, die regungslos über dem Taj Mahal verharren.

NACHRICHTENSPRECHER: Sie erschienen kurz nach Mitternacht.

Auf dem Bildschirm läuft ein Schriftband durch: Die Beatles auf dem Dach der Abbey Road Studios - Erscheinen der Guillotine verbreitet Furcht in Paris - Samurai-Krieger wüten in der Tokioter U-Bahn. Die nächsten Szenen auf dem Fernseher zeigen schreiende Menschen und eine Schießerei von Polizisten mit Soldaten in historischen Uniformen und mit altertümlichen Gewehren auf dem Stufen eines Gebäudes.

NACHRICHTENSPRECHER: In London feuerten Gruppen von Männern in historischen Uniformen auf die Polizei. Einige religiöse Gruppen erklärten, die nächtlichen Ereignisse seien die Bestätigung ihrer Lehren.

Rhys und Gwen sitzen inzwischen beide auf dem Sofa und starren auf den Fernseher. Rhys hat nun auch seinen Bademantel an.

RHYS: Meinst du, das sind Terroristen?
GWEN: Terroristen verüben Bombenanschläge. Das ist anders.

Auf dem Bildschirm werden zwei Leute interviewt. Die Frau trägt ein Kreuz auffällig über dem Pullover.

Frau: Die Leute glaubten uns nicht. Jetzt sollten sie. Der Tag des jüngsten Gerichts steht bevor. Das ist das Ende aller Tage.

Gwen und Rhys starren fassungslos auf den Fernseher.

IN DER TORCHWOOD-BASIS ETWAS SPÄTER

Ianto steht auf der erhöhten Ebene in der Halle und liest laut aus der Bibel vor.

IANTO: Ich hörte es, verstand es aber nicht. Darum fragte ich: Mein Herr, was wird das Letzte von all dem sein? Er erwiderte: Geh, Daniel! Diese Worte bleiben verschlossen und versiegelt bis zum Ende aller Zeit. Daniel 12, Vers 8 und 9.

Er schaut von seiner Bibel auf und Gwen an. Die sitzt etwas entfernt auf der unteren Ebene an ihrem Schreibtisch, sie sieht Papiere durch.

GWEN: Klingt ein bißchen zu nahe an der Wahrheit um tröstlich zu sein.

Owen steht an dem Tisch mit dem Glasbehälter mit der Hand darin und schaut da rein. Dann richtet er sich auf und dreht sich zu Ianto um.

OWEN: Die Maschine geht kaputt. Sie verliert Energie.

Owen hält sich die verwundete Schulter, während er die Stufen zu Ianto hinaufgeht. Dabei kommt er auch an Toshiko vorbei, die ebenfalls an ihrem Computer sitzt.

OWEN: (zu Ianto) Entschuldige, dass ich deinen Vortrag über die Zeichen des Untergangs unterbrochen habe. Oder bist du fertig?

Ianto legt die Bibel weg. Owen setzt sich an seinen Computer.

IANTO: Nein. Da, wo das herkam, gibt es noch viel mehr davon.

Jack sitzt sehr nachdenklich vor seinem Laptop an seinem Schreibtisch, Julie steht neben ihm, sie stützt sich nach vorne gebeugt mit einer Hand auf dem Tisch ab. Sie haben leise miteinander gesprochen. Jack steht auf und kommt mit den Händen in den Hosentaschen aus seinem Büro. Julie folgt ihm langsamer. Sie sieht erschöpft aus, blass, hohlwangig, mit dunklen Ringen unter den Augen.

IANTO: Abaddon, der große Zerstörer, der die Welt in die Schatten führt.

Jack geht an ihm vorbei.

JACK: Ja, danke, Ianto, ich komme auch ohne diesen Aberglauben zurecht. Ihr Leute liebt aber auch jede Geschichte, die die Zufälligkeit eurer Existenz leugnet.
IANTO: (sarkastisch) Danke. Da fühle ich mich gleich besser.

Julie, die neben ihm stehengeblieben ist, grinst kurz, wird aber sofort wieder ernst. Sie hält sich an seiner Schulter fest. Er legt ihr den Arm um die Taille, wendet ihr den Kopf zu und lächelt. Jack bleibt zwischen den Computern stehen und wendet sich an sein Team.

JACK: Okay, ich habe die ganze Nacht Anrufe von überall her bekommen. Die Regierung, UNIT; die CIA ... die halbe westliche West und ein guter Teil der östlichen hat die selbe Frage: Hat das irgendwas mit uns zu tun?
GWEN: Und hat es das?

Jack wendet sich ab und geht in Richtung Besprechungsraum. Julie lässt Ianto los und wedelt mit der Hand.

JULIE: Los, kommt mit!

Dann geht auch sie. Im Besprechungsraum setzt sie sich in einen der Stühle an dem großen Tisch. Die anderen kommen nach und nach herein und verteilen sich im Raum. Ianto lehnt sich auf der Seite hinter Julie an einen kleinen Tisch, auf dem ein Laptop steht. Jack steht neben dem großen Bildschirm an der hinteren Wand. Toshiko läuft davor auf und ab, während sie die Grafik auf dem Monitor erklärt.

TOSHIKO: Ich habe ein Profil von jeder angezeigten temporalen Anomalie angelegt und alle physischen oder temporalen Muster nachverfolgt.

Sie tippt ein Kommando auf ihrem Palmtop ein. Auf der Weltkarte auf dem Bildschirm erscheinen unzählige rote Linien, die alle von einem dicken roten Punkt ausgehen: der Torchwood-Basis.

JULIE: (müde) Das hätte ich euch auch so sagen können.

Sie schaut zu Owen. Jack blickt sie warnend an und hebt die Hand. Julie presst die Lippen zusammen, dann nickt sie leicht.

GWEN: (entgeistert) Scheiße!
JACK: Die Brüche in der Zeit gehen alle auf das Rift hier zurück. Diese Stadt - diese Basis - ist das Zentrum des Ganzen. Was ihr da seht, sind die Wellen und Nachbeben. Das Rift zersplittert wegen dir.

Jack blickt Owen starr an. Der ist fassungslos.

OWEN: Was?!
JACK: (anklagend) Du hast das Rift geöffnet ohne zu wissen was du tust. Du bist der Grund, warum die temporalen Risse sich ausweiten. Die Zeit sickert durch.
OWEN: (aggressiv) Wenn ich nicht gewesen wäre, würdet ihr drei immer noch in den 1940ern festhängen. Also, bleiben wir hier jetzt sitzen und heulen in unseren Latte oder tun wir endlich was dagegen?

Julie springt plötzlich auf, mit vor Wut funkelnden Augen. Gwen, Toshiko und Owen starren sie entsetzt an. Ianto steht auf und legt ihr die Hand auf ihre Schulter. Jack sieht sie streng an, als sie gerade den Mund zu einer wütenden Entgegnung öffnet. Sie schließt daraufhin den Mund und setzt sich wieder. Aber sie funkelt Owen weiter wütend an.

JACK: (beruhigend) Bringt die, die durch die Zeit gefallen sind, hierher, in die Zellen.
OWEN: Um was mit ihnen zu machen?
JACK: Lasst uns erst mit Phase eins fertigwerden, dann sage ich euch was zu Phase zwei.
OWEN: Du kannst die Zeit nicht kontrollieren. Du kannst sie nicht zurückschicken! (laut) Was willst du tun?
JACK: (ebenso laut) Darüber werden wir nachdenken, wenn es soweit ist!

Owen antwortet nicht, er blickt zu Boden. Alle schweigen verlegen und ängstlich. Julie hat den Kopf in die Hände gestützt.

JACK: (beschwörend) Hey, das ist nicht das Ende der Welt.

Julie hebt den Kopf und sieht ihn skeptisch an.

JACK: (entschlossen) Da bin ich mir sicher.

Aber sein Gesicht sagt etwas anderes. Das Team sieht ihn ängstlich und zweifelnd an. Da piept der Laptop. Ianto dreht sich um und schaut nach, was es gibt.

IANTO: Eine Stufe eins-Anfrage auf Hilfe aus dem Krankenhaus. Die Sterblichkeitsrate geht durch die Decke. Sie haben das ganze Areal abgeriegelt und zur Hot Zone erklärt.

Owen legt seinen Kommunikator an, froh etwas zu tun zu haben.

OWEN: Ich werde gehen.
JACK: Tosh, du gehst mit ihm.
OWEN: Oh nein, danke, ich komme schon allein zurecht.
TOSHIKO: (bestimmt) Und du wirst noch besser zurechtkommen, wenn ich dabei bin. (sie schiebt ihn hinaus) Halt' den Mund und komm.

Owen und Toshiko verlassen den Raum. Jack stützt sich erschöpft auf den Tisch. Gwen schaut ihn vorwurfsvoll an.

GWEN: Musstest du vor aller Augen so auf ihm herumhacken?
JACK: Jede unserer Taten hat nun mal auch Konsequenzen.
GWEN: Und alle deine Mitarbeiter haben Gefühle, Jack, auch Owen!
JACK: (sarkastisch, mit hochgezogenen Brauen) Nun, du musst es ja wissen.

Jack geht, er gibt Julie mit einer Geste zu verstehen, dass sie mit ihm kommen soll. Gwen kann nicht glauben, was er gerade gesagt hat.

GWEN: Er hat dich zurückgeholt! (ihr Handy klingelt, Jack und Julie bleiben stehen) Würdest du lieber noch im 2. Weltkrieg feststecken?

Jack antwortet nicht, er hat eine Hand auf Julies Arm gelegt. Gwen geht ans Telefon. Jack und Julie warten.

GWEN: Hallo.
ANDY: (übers Handy) Gwen, hier ist Andy.

Es ist Gwen ehemaliger Partner bei der Polizei.

IN DER POLIZEISTATION BULLPEN ETWAS SPÄTER

Jack, Julie und Gwen sind zu der Polizeistation gefahren. Andy erklärt ihnen, warum er sie angerufen hat.

ANDY: Nun, ich wusste nicht, wen ich sonst anrufen sollte.

Auf einem kleinen Monitor oben an der Wand des Raumes sieht man einen römischen Soldaten, der in einer der Zellen eingesperrt ist.

RÖMISCHER SOLDAT: (in Latein) Ego sum milis gloriosum ..

Die drei starren auf den Monitor. Gerade Julie ist ganz fasziniert. Andy kommt hinter den Tresen hervor und geht ihnen voran zu den Zellen.

PC ANDY: Doppelmord. Hat zwei Männer in Penarth erstochen. Brutal, das war's. Ohne Gnade.

Andy öffnet die schwere Tür zum Zellentrakt. Er dreht sich wieder zu ihnen um.

PC ANDY: Was sollten wir tun? Er spricht kein Wort Englisch und er ist angezogen wie ein verdammter römischer Soldat!
JULIE: Er ist nicht so angezogen, er ist ein römischer Soldat, und er spricht Latein!

Andy schaut sie seltsam an, geht aber nicht auf das ein, was Julie gesagt hat.

ANDY: Nur ein Wort habe ich verstanden, Gelliger.
JULIE: (korrigiert ihn) Gelligaer. (zu Jack) Das ist ein römisches Kastell hier in der Nähe. So um 75 vor Chr. erbaut.
JACK: (zu Julie) Dann war er wohl auf dem Weg dahin, als die Zeit zersplitterte, und er landete hier.

Andy sieht entgeistert von einem zur anderen.

ANDY: Wie bitte?

Jack und Julie sehen ihn an. Sie haben ganz vergessen, dass er da ist.

ANDY: (winkt kurz) Hi. Wie wär's, wenn ihr mal was Sinnvolles von euch gebt?

Gwen, die etwas hinter Jack und Gwen steht, kichert leise.

JACK: Dieser Soldat kam durch einen Riss in der Zeit.

Andy sieht Gwen hilflos an.

ANDY: (zu Gwen) Das meint er nicht ernst, oder?

Gwen zuckt verlegen lächelnd mit den Schultern. Jack geht an Andy vorbei zu den Zellen, Gwen und Andy folgen ihm. Julie kommt als Letzte hinterher.

ANDY: (zu Gwen) Sowas passiert einfach nicht. Nicht in Cardiff.
JACK: Nur weil du es nicht verstehst, heißt das nicht, dass es nicht wahr ist.
GWEN: (zu Andy) Ich weiß, es klingt verrückt, Andy, aber ...

Alle bleiben stehen, als sie an der Zelle angekommen sind. Andy stützt die Hände in die Hüften und schaut die drei an.

ANDY: Also gut, Mulder und Scully. Sagen wir, ich glaube euch, was ich nicht tue, weil es kompletter Blödsinn ist. Sagen wir, ich tue es. Wie genau sollen wir mit einem Gefangenen von vor zweitausend Jahren umgehen? Ich meine, hat er die gleichen Rechte wie jeder andere? Wie geht das mit der Staatsanwaltschaft?

Jack macht ein schlaues Gesicht. Er zieht ein metallenes Etui aus seinem Mantel und öffnet es. Eine kleine gefüllte Spritze liegt darin, die er herausnimmt.

JACK: (etwas herablassend) Wir nehmen ihn euch ab. (zu Julie) Julie?

Julie drängt sich zwischen Gwen und Andy nach vorne und stellt sich vor die Zellentür. Sie nickt Jack zu, der eine schmale Klappe in der Tür öffnet. Dahinter liegt ein kleines Fenster. Als der Römer das bemerkt, springt er auf die Tür zu und schlägt dagegen. Gwen und Andy weichen erschrocken einen Schritt zurück. Er beginnt wieder auf Latein zu rufen.

RÖMISCHER SOLDAT:Mille gloriosus. Ego sum semper homo in domitus valere! Valde valere!

Gwen schaut ziemlich ängstlich drein. Der Römer weist mit dem Finger drohend auf sie. Julie nähert sich dem kleinen Fenster, so dass der Soldat sie sieht. Sie redet beruhigend auf ihn ein - auf Latein! Der Mann schreit sie erst wütend an, aber dann lässt er sich beruhigen, er lacht sogar und macht eine Bemerkung, die auch Julie zum Lachen bringt. Gwens und Andys Augen werden immer größer, Andys Mund steht offen, er merkt es gar nicht. Jack blickt Julie an.

JACK: Wie sieht es aus, Julie?

Julie schaut ihn an.

JULIE: Es ist etwas schwierig mit meinem Kirchenlatein, aber er versteht mich doch ganz gut. Er glaubt, ich sei eine Einheimische und spräche deshalb nicht so gut. Wir können jetzt zu ihm, er ist damit einverstanden. Ich habe ihm gesagt, wir holen ihn hier raus.

Jack nickt ihr zu.

GWEN: (alarmiert) Ihr wollt da rein?!

Jack nickt nur, dann gibt er Julie ein Zeichen. Sie öffnet die Tür einen Spalt und schlüpft in die Zelle.

JACK: (grinsend zu Gwen und Andy) Unter anderen Umständen wäre ein temperamentvoller römischer Soldat meine Vorstellung von einem perfekten Morgen.

Er reicht Gwen das Etui und schlüpft ebenfalls in die Zelle, die Spritze im Mantel verborgen. Andy schlägt die Tür hinter ihm schnell wieder zu. Andy sieht Gwen zweifelnd an. Drinnen hört man Julie mit dem Römer sprechen. Aber Andy hat ganz Anderes im Sinn.

ANDY: Jeder sagt es, weißt du - auf der Arbeit, auf den Straßen. Denkst du, dies ist das Ende der Welt?

Gwen lächelt Andy an.

GWEN: Oh Andy, sei nicht albern. Meinst du wirklich, die Welt endet während deiner Schicht?

Andy ist anzusehen, dass er ihr kein einziges Wort glaubt.

ANDY: Ich habe oft genug gesehen, wie du dieses Lächeln bei anderen Leuten benutzt.
GWEN: Welches Lächeln?
ANDY: Dieses Lächeln, das du benutzt um Leute zu beruhigen, während du tief drinnen genau weißt, dass alles zum Teufel geht.

Gwen blinzelt verlegen, ihr Lächeln verschwindet.

IM ABGERIEGELTEN KRANKENHAUS ZUR GLEICHEN ZEIT

Ein Arzt, Owen und Toshiko, alle in Seuchenanzügen, gehen eilig durch einen Flur.

ARZT: Dies war das erste Opfer. Kein Pass, keine Papiere. Sie erschien einfach mitten in der Notaufnahme. Niemand sah sie hereinkommen. Sie hat sich am Empfang nicht angemeldet.
TOSHIKO: Also, was ist passiert?
ARZT: Sie begann Blut zu husten. Wir brachten sie sofort auf die Isolierstation. Etwa eine Stunde später begann das Personal die gleiche Symptome zu zeigen.

Sie betreten den Raum, in dem die Leiche des ersten Opfers abgedeckt auf einer Bahre liegt.

TOSHIKO: Und die waren?
ARZT: Beulen, wie von einem Insektenstich, Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, zusammen mit schwarzen Flecken auf der Haut.

Owen sieht sich die Hand der Leiche an, die Fingerspitzen sind ganz schwarz, die ganze Hand ist fleckig.

OWEN: Das weist auf Einblutungen in die Haut und vielleicht auch in andere Organe hin.
ARZT: Vom Personal sprang es auf andere Patienten über, die sich in der Anmeldung aufhielten, als sie hereinkam.

Toshiko schaut sich die Kleidung an, die in einem Plastiksack befindet.

TOSHIKO: Das sind nicht gerade moderne Kleidung.
OWEN: Ihre Zähne sind auch nicht gerade modern.

Owen sieht sich das Gebiss der Leiche genauer an. Sie sind in einem katastrophalen Zustand.

OWEN: Scheiße.
ARZT: Sobald uns klar wurde, wie hoch die Infektionsgefahr war, haben wir das ganze Areal abgeriegelt.

Owen holt ein paarmal tief Luft. Er geht aus dem Raum.

OWEN: Wieviele andere sind infiziert?
ARZT: Dreißig, vielleicht vierzig.

Der Arzt und Toshiko folgen ihm.

OWEN: Alle in Quarantäne?
ARZT: Wir glauben, ja.
OWEN: Dann sammeln Sie all ihre Kleidung und Bettwäsche ein und vernichten sie umgehend.

Owen steht bei der nächsten Leiche. Der Arzt geht, um seine Anweisungen umzusetzen. Owen zieht die Plane von der Leiche. Diese weist die gleichen schwarzen Flecken auf dem Körper auf wie die erste. Er bedeckt den Toten wieder. Als er sich zu Toshiko umdreht, steht ihm die Panik ins Gesicht geschrieben.

TOSHIKO: Was ist?
OWEN: (leise) Diese Frau ist nicht aus diesem Jahrhundert. Eher aus dem vierzehnten. Es ist ... (er schnappt nach Luft) Es ist der beschissene ... schwarze Tod, Tosh. Sie hat Cardiffs Notaufnahme mit der Pest infiziert ... und es ist meine Schuld.

Toshiko sieht ihn entsetzt an. Der Arzt kommt wieder zu ihnen.

ARZT: Das Team initiiert die notwendigen Prozeduren.

Owen und Toshiko wenden sich zum Gehen.

OWEN: Die Infizierten brauchen 30 Miligramm Streptomyzin und Chloramphenikol plus zwei Miligramm Tetracyklin.
ARZT: Das ist die Behandlung für die Pest. Die Standarddosis für Beulenpest.

Owen geht noch einmal zum Arzt zurück.

OWEN: (sarkastisch) Gut gemacht, Dr. House. Damit haben Sie's zu tun.
ARZT: Und was werden Sie jetzt tun?
OWEN: Nun, Ihr seid das Krankenhaus. Ihr solltet doch wissen, was zu tun ist, oder?
ARZT: Ja, aber jeder sagte, Torchwood würde das übernehmen. Was, wenn hier noch mehr Infizierte einfach aus dem Nichts auftauchen?
TOSHIKO: (beruhigend) Wir arbeiten daran, das zu verhindern.
ARZT: (laut, angstvoll) Wir haben auf Sie gewartet! Ihr müsst das aufhalten! Ihr müsst irgendetwas tun!
OWEN: (aggressiv) Nein, ihr müsst etwas übernehmen! Menschen fallen durch die Zeit und sie können jede Seuche aus der Geschichte hier hereinbringen. Also, ihr seid besser vorbereitet.
TOSHIKO: (warnend) Owen ...
OWEN: (zum Arzt) Hast du jetzt genug Angst? Denn, verfluchte Scheiße, ich habe sie!

Er dreht sich um und eilt aus der Tür.

OWEN: Komm' schon, Tosh!
TOSHIKO: (zum Arzt) Stellen Sie sicher, dass Sie über genug Medikamente verfügen. Rufen Sie uns an, wenn es schlimmer wird.
ARZT: (ratlos) Wie viel schlimmer kann es denn werden?

Toshiko bleibt noch einmal stehen und schaut zu dem Arzt zuruck. Dann dreht sie sich wortlos um und folgt Owen. Der Arzt bleibt zurück.
Toshiko verlässt die Quarantänezone und zieht den Schutzhelm vom Kopf. Owen ist nirgends zu sehen.

TOSHIKO: (ruft) Owen?

Sie schaut sich auf dem Korridor um, kann ihn aber nirgendwo entdecken.

TOSHIKO: (ruft nochmal) Owen!

Toshiko schaut noch einmal nach links und sieht eine ältere japanische Frau in einiger Entfernung stehen. Sie erkennt sie sofort.

TOSHIKO: (fassungslos) Okasan? (Untertitelt) Mutter?

Sie sprechen japanisch weiter.

TOSHIKOS MUTTER: (untertitelt) Es kommt ... aus der Dunkelheit.
TOSHIKO: (untertitelt) Was kommt?
TOSHIKOS MUTTER: (untertitelt) Wenn es keinen anderen Weg gibt ... wirst du es tun müssen.
TOSHIKO: (untertitelt) Was tun? Mum?

Ein Mann in Schutzkleidung geht zwischen Toshiko und der Frau durch. Als er vorbei ist, ist die ältere Frau verschwunden. Toshiko starrt entgeistert auf die Stelle, wo sie sie gesehen hat. Hinter ihr erscheint Owen, er klettert durch die Plastikabsperrung.

OWEN: (verärgert) Tosh! Komm' schon, hör auf hier rumzustehen.

Er geht in einen Seitengang. Toshiko reißt sich nur schwer los, dann folgt sie ihm langsam.

IN DER POLIZEISTATION

Der bewusstlose römische Soldat liegt in seiner Zelle auf dem Boden. Jack hockt neben ihm und untersucht ihn mit einem Handscanner, den er langsam über seinen Körper führt. Julie sitzt auf der Bank an der Wand. Gwen lehnt an der Zellentür.

GWEN: Owen hat das Rift geöffnet, um euch und Toshiko zurückzuholen. Also warum können wir diese Leute nicht auf die gleiche Weise wieder zurückschicken? Wir haben doch immer noch den Riftmanipulator.
JACK: Das ist ein meilenweiter Unterschied. Wir reden hier darüber, die Kontrolle über die Zeit zu behalten, nicht darüber, drei Leute aus der Vergangenheit zurückzubringen. Außerdem, schau dir an, welche Schäden Owen damit verursacht hat. Wenn wir weiter daran herumpfuschen, bringen wir den ganzen Planeten in Gefahr.

Gwen schaut ihn skeptisch an.

JACK: Habe ich euch je im Stich gelassen?

Gwen schaut immer noch skeptisch. Sie dreht sich um und geht durch den Korridor des Zellentraktes. Sie bemerkt nicht, dass Julie ihr aufmerksam nachblickt. Plötzlich hört Gwen eine Stimme.

BILIS MANGER: (o.s.) Gwen? Gwen?

Gwen bleibt stehen. Sie dreht sich zu der offenen Zelle, vor der sie gerade steht, und sieht darin Bilis Manger. Er sitzt auf der Liege und sieht sie starr an. Obwohl Gwen seine Stimme hört, bewegen sich seine Lippen nicht.

BILIS MANGER: Es tut mir leid, so leid.

Gwen starrt ihn an und ist ganz gefangen. So reagiert sie auch nicht, als Jack nach ihr ruft.

JACK: (laut) Gwen!

Gwen reagiert nicht und antwortet auch nicht. Julie steht beunruhigt auf.

JACK: (lauter) Gwen!

Jetzt reagiert sie und schaut ihn leicht erschreckt an, als sei sie gerade aus einer Trance erwacht.

JACK: Nun komm' schon. (Jack zeigt auf den Römer) Beeil' dich!

Gwen schaut noch einmal in die Zelle vor sich. Aber Bilis Manger ist nicht mehr da. Sie tritt in den kleinen Raum und schaut sich um. Sie ist völlig leer. Gwen bekommt eine Gänsehaut, irritiert tritt sie wieder aus der Zelle und geht.

IN DER TORCHWOOD-BASIS ETWAS SPÄTER

Der römische Soldat liegt, immer noch bewusstlos, in einer der Zellen auf der Bank. Gwen und Jack stehen vor der Glaswand. Gwen berichtet ihm von ihrer "Erscheinung" in der Polizeistation.

JACK: Bist du sicher, dass es derselbe Mann gewesen ist?
GWEN: Ganz sicher. Bilis, der Verwalter des Tanzpalastes.
JACK: Und das war alles, was er gesagt hat, "Es tut mir leid"?
GWEN: Mhmhm.
JACK: Was tut ihm leid?

Die Tür zum Zellentrakt öffnet sich und Ianto kommt herein. Er treibt ein mit Handschellen gefesseltes Weevil vor sich her.

IANTO: Achtung!

Das Weevil brüllt. Jack schiebt Gwen vorsichtshalber hinter sich. Ianto sprüht dem Weevil etwas ins Gesicht, was es betäubt, und schiebt es in die nächste Zelle.

IANTO: (besorgt) Noch dreizehn Meldungen von freilaufenden Weevils. Bei dieser Menge kommen wir nicht mehr hinterher.
JACK: Es wird immer schlimmer.

Das Weevil heult und brüllt in der Zelle.

GWEN: Kannst du was unternehmen, damit es nicht so einen Lärm macht?
IANTO: Wenn du eine Idee hast, wie.
JACK: Möglicherweise haben sie ein Gespür für Veränderungen in der Zeit. Die Störungen sind vielleicht zuviel für sie.
IANTO: Die Zellen auf allen neun Ebenen sind schon belegt. (In der Zelle sind mehrere Weevils zu sehen) Sollen wir die unteren Zellen aktivieren? Wir haben sie nur noch nie benutzt seit ich hier bin.

Jack nickt.

JACK: Mach' das. (zu Gwen) Gwen, vielleicht hast du recht. Suchen wir deinen Ballsaal-Kumpel. Wir müssen ihn finden.

GWEN: Okay.

Gwen und Jack verlassen den Zellentrakt. Ianto bleibt. Das Weevil heult in der Zelle, dann blickt es zur Seite, den Gang hinunter. Ianto folgt seinem Blick und sieht Lisa am Ende des Flurs stehen. Lisa, bevor sie zu einem Cyberman umgewandelt wurde. Ianto ist fassungslos.

LISA: Hallo, Ianto.

Sie geht langsam auf ihn zu.

IANTO: (flüsternd) Was willst du? Warum bist du hier? Das hier passiert gar nicht.
LISA: Es gibt nur einen Weg es zu stoppen, bevor es noch schlimmer wird. Menschen werden sterben, Ianto. Tausende von Menschen. Es sei denn, du öffnest das Rift.

Ianto atmet hektisch, er schließt die Augen. Als er sie wieder öffnet, ist Lisa verschwunden. Das Weevil heult. Die Lampen flackern. Mit in die Hüften gestemmten Händen schaut sich Ianto panisch um. Das Weevil grollt, verschreckt tritt Ianto einen Schritt zur Seite. Er keucht.
Währenddessen betreten Jack und Gwen die Haupthalle. Julie sitzt an einem der Computer und schaut kurz auf, als sie hereinkommen. Owen und Toshiko sind auch wieder da. Jack kommt die Treppe zur Ebene mit den Computern herauf.

JACK: Owen. Wie war es im Krankenhaus?
OWEN: Ein Brüller jagt den anderen.

Toshiko geht zur ihrem Computerarbeitsplatz. Sie ist immer noch geschockt, weil sie ihre Mutter dort gesehen hat, und völlig abwesend.

OWEN: Sie haben einen Pestausbruch da.
GWEN: (entsetzt) Was? Oh mein Gott!
JACK: (zu Toshiko) Haben sie es unter Kontrolle?

Toshiko starrt immer noch abwesend vor sich hin und reagiert nicht. Jack schlägt mit der Hand auf ihren Schreibtisch. Toshiko schreckt auf und schaut ihn an.

JACK: Tosh! Wie gehen sie damit um?
TOSHIKO: Ähm, Owen hat alles unter Quarantäne gestellt und die Behandlung für die Infizierten organisiert.
OWEN: Der einzige Trost ist, dass es heute behandelbar ist. Aber wer weiß, was passiert, wenn die nächsten durch das Rift kommen, Jack? Jemand mit Pocken oder Ebola oder etwas völlig unbekanntem aus der Zukunft? Was tun wir dann?

Jack schaut ihn mit verschränkten Armen und zusammengepresste Lippen an, dann geht er in Richtung auf sein Büro.

JACK: (zu Owen) Ja nun, es hilft uns nicht, hier herumzustehen und zu spekulieren.

Owen tritt ihm in den Weg. Jack bleibt stehen. Julie ist aufgestanden und Jack gefolgt. Sie muss nun auch stehenbleiben und funkelt Owen wütend an.

OWEN: (beschwörend) Wir müssen vorbereitet sein. Wir sind hilflos. Alles, was wir tun können, ist, Pflaster auf klaffende Wunden zu kleben!

Jack schaut ihn ernst an. Im Hintergrund kommt nun auch Ianto hinzu.

JACK: Und was schlägst du vor?
OWEN: (anklagend) Ich schlage vor, dass du uns führst und dass du uns Anweisungen gibst.
GWEN: (warnend) Owen ...
OWEN: (zu Gwen) Nein, komm' schon. Ihr denkt doch alle das Gleiche.

Owen macht eine Geste zu Gwen, Toshiko und Ianto. Owen geht um Jack herum, der dreht sich mit ihm. Julie steht jetzt seitlich von den beiden.

OWEN: (zu Jack) Du bist doch der große Macker hier. Mit deinen ganzen Geheimnissen. Nun, es wird Zeit, uns ein paar zu verraten und uns zu sagen, wie zur Hölle wir hier wieder rauskommen!

Julie hebt die Hand und öffnet den Mund, aber Jack hält sie mit einer Geste zurück, ohne Owen aus den Augen zu lassen. Jack dreht sich einen Moment um, dann wendet er sich wieder Owen zu und deutet anklagend auf ihn.

JACK: (anklagend) Du willst ein Geheimnis wissen? Es gibt keine Lösung. Ich kann hier nichts tun. Weil es niemals hätte passieren dürfen.

Owen steht leicht geduckt und starrt Jack aggressiv an. Die anderen blicken Jack entgeistert an.

JACK: (etwas lauter) Das erste, was du gelernt hast, als du zu Torchwood kamst, war, "Spiel' nicht mit dem Rift herum". Aber du hast diese Regel missachtet und jetzt ist alles, was passiert, deine Schuld.
OWEN: (wütend) Ich habe sie missachtet, um dich zurückzuholen!

Jack deutet noch einmal anklagend auf ihn.

JACK: Und nun sterben Menschen!
OWEN: Was? Hätte ich mir nicht die Mühe machen sollen!

Jack antwortet ihm nicht. Er steht nur da und sieht Owen an. Dafür kann Julie sich nun nicht mehr beherrschen.

JULIE: (zu Owen) Du verdammter Idiot! Du bist wohl noch stolz darauf, wie?
OWEN: (aggressiv) Halt's Maul! Warum mischt du dich hier ein?
JULIE: (zornig) Weil es völlig unnötig war!

Owen und auch die anderen sehen sie fassungslos an.

GWEN: Was meinst du damit?

Julie sieht nur Owen, wütend funkelt sie ihn an. Jack macht noch eine warnende Geste, aber sie bemerkt das gar nicht.

JULIE: Ich war kurz davor, uns alle ohne Schaden zurückzubringen, aber du musstest ja unbedingt den Riftmanipulator aktivieren. Gib' es endlich zu, du dachtest doch nur daran, dass du dann Diane wiederbekommst.
OWEN: (schreiend) Was weißt du schon! Wer bist du eigentlich, hm? Julie Conroy und Jack Harkness?! Ihr beide existiert nicht. Wir haben es nachgeprüft. Also, wenn ihr beide gar keine tatsächlichen Personen seid, warum sollte ich euren Befehlen folgen?

Jack und Julie schauen sich an, dann blickt Jack Owen starr in die Augen.

JACK: (verächtlich) Raus hier.
OWEN: (entgeistert) Was?
JACK: Raus hier! Ich entbinde dich von deinen Pflichten.
TOSHIKO: (entsetzt) Nein. Du kannst das nicht machen!
OWEN: Du Bastard!
GWEN: Jack, warte.

Jack beachtet sie gar nicht und geht zu Owen. Er bleibt direkt vor ihm stehen und deutet mit dem Finger mehrmals auf ihn, während er spricht.

JACK: Du bist hier fertig.

Jack geht in sein Büro.

OWEN: (höhnisch) Was, das war's? Die ganze Welt geht zum Teufel und dir fällt nur ein, mich zu feuern?

Jack bleibt in der Tür seines Büros stehen und dreht sich zu Owen um. Gwen versucht die Situation zu entschärfen.

GWEN: Um Himmels Willen! Ihr beide! Wir müssen in dieser Situation zusammenhalten.

Aber die beiden Männer starren sich nur an wie zwei Kampfhähne.

JACK: (zu Owen) Wenn ich mich nicht auf dich verlassen kann, wenn ich nicht dein völliges Vertrauen habe, kann ich dich hier nicht brauchen. Das gilt auch für den Rest von euch. Jeder, der Owen zustimmt, geht jetzt!

Owen schaut alle der Reihe nach an. Niemand bewegt sich. Gwen sieht ihn mitleidig an, Toshiko und Ianto blicken verlegen zu Boden oder zur Seite. Nur Julie schaut ihn mit hoch erhobenem Kopf immer noch wütend an.

OWEN: (sarkastisch) Nun, dann wissen wir ja alle, woran wir sind. Das lässt mir noch genau 24 Stunden, um die guten Zeiten zu genießen.
GWEN: (zu Owen) Worüber redest du?
OWEN: Denk' doch mal nach, Gwen. Niemand verlässt diesen Ort unversehrt. Irgendwann in den nächsten 24 Stunden ... wird mein Gedächtnis gelöscht. Ich werde nicht wissen, wo oder wann, aber er wird mich erwischen.
GWEN: Jack, das ist jetzt weit genug gegangen ...

Aber Jack sieht sie alle nur schweigend an.

OWEN: Also, dann ist das wohl der Abschied.

Er zieht seine Waffe hinten aus der Hose und legt sie Julie in die ausgestreckte Hand.

OWEN: Viel Glück mit dem Ende der Welt.

Owen geht ein paar Schritte, dann dreht er sich noch einmal um und sieht Gwen an.

OWEN: Ich würde ja Danke sagen für die Erinnerungen ...
GWEN: (entsetzt) Jack, um Himmels Willen!

Owen geht nun endgültig. Die große Eingangstür schließt sich hinter ihm. Gwen starrt Jack an. Aber der steht nur da. Gwen wendet sich an Julie.

GWEN: (verzweifelt) Julie, bitte! Wir können ihn doch nicht so gehen lassen!
JULIE : (kalt) Das hat er sich selbst zuzuschreiben.

Sie dreht sich um und geht zu Jack. Gwen schaut ihnen fassungslos und mit Tränen in den Augen hinterher.

IN DEN ARKADEN - EINEM EINKAUFSZENTRUM IN CARDIFF - AM NÄCHSTEN TAG

Gwen und Jack gehen durch das Center auf der Suche nach dem Laden von Bilis Manger. Das Center besteht aus vielen kleinen Läden, die an einer zentralen Straße gruppiert liegen. Sie tragen ihre Kommunikatoren und werden über Komm von Ianto geleitet.

IANTO: (über Komm) Okay, Leute, Bilis Shop müsste in etwa zwanzig Metern auf der linken Seite liegen.

Jack und Gwen schauen in die angegebene Richtung und sehen ein Ladenschild, darauf steht:
A STITCH IN TIME (zur richtigen Zeit)
TIMEPIECES REPAIRED & REFURBISHED (Zeitmesser – Reparatur und Restaurierung)
Jack und Gwen betreten den Laden. Darin befinden sich Zeitmesser jeder Form und Größe, überall auf Regalen und Tischen, sogar an den Wänden hängen sie. Und alle Zifferblätter zeigen unterschiedliche Zeiten an.

GWEN: Wow.

Jack schließt die Tür hinter sich. Beide sehen sich um.

GWEN: (staunend) Einige dieser Stücke müssen Jahrhunderte alt sein.
JACK: Er treibt antike Uhren in der Vergangenheit, bringt sie hierher und verkauft sie gewinnbringend. Keine schlechte Geschäftsidee.
BILIS MANGER: Wir alle müssen uns unseren Lebensunterhalt verdienen.

Jack und Gwen drehen sich um, Bilis Manger kommt eine Wendeltreppe herunter. Er hat eine Schachtel in der Hand.

JACK: Sie sind von 1941.
BILIS MANGER: Genau wie Sie.

Er geht zwischen den Beiden hindurch.

BILIS MANGER: (zu Gwen) Hallo noch einmal.

Die beiden drehen sich weiter, um ihm zu folgen.

GWEN: Wie können Sie in zwei Zeitzonen gleichzeitig sein?
BILIS MANGER: Ich kann zwischen den Epochen hin- und herwandern. Es ist, als würde ich einfach in einen anderen Raum treten. Zuerst war es ein unglaubliches Geschenk. Nun kenne ich die Wahrheit ... es ist ein Fluch.
GWEN: Warum?
BILIS MANGER: Ich kann die ganze Geschichte sehen, aber ich gehöre nirgendwo hin.

Gwen sieht zu Jack, der mit einem leichten Lächeln einen Schritt auf Manger zutritt. Der wendet sich ihnen zu.

BILIS MANGER: Also, Ihre Rückkehr in diese Zeit hatte ihren Preis. Die Zeit zersplittert. Diese Stadt wurde auf einem Rift in der Zeit erbaut. Und der einzige Weg es wieder gutzumachen, das Rift vollständig zu öffnen - damit es das zurücksaugt was hindurchfiel.
JACK: (schüttelt leicht den Kopf) Auf keinen Fall. Es ist zu gefährlich.
GWEN: Können wir das denn überhaupt?
BILIS MANGER: Natürlich können Sie das. (zu Jack) Ist das nicht richtig, Captain?

Jack antwortet ihm nicht. Gwen blickt zu ihm.

GWEN: Jack?

Jack sieht sie kurz an, dann wieder Manger.

JACK: Du hast gesehen, was passiert ist. Wenn wir das Rift ganz öffnen, werden Millionen von Leben bedroht sein.
BILIS MANGER: Und so, wenn Sie es nicht tun, werden noch mehr hindurchfallen. Leben werden vernichtet, in jedem Fall.

Gwen sieht zweifelnd zu Boden. Jack lacht und zieht seine Waffe. Gwen tritt verschreckt einen Schritt zurück. Er richtet sie auf Manger. Der hebt die Hände.

JACK: Sie wissen so viel, Sie werden mit uns kommen.
BILIS MANGER: (schüttelt den Kopf) Es tut mir leid.

Und er ist verschwunden. Gwens Augen werden groß, suchend tritt sie näher an den Platz, wo Manger gerade noch gestanden hat.

JACK: Verdammt!

Er steckt die Pistole wieder in sein Holster.

JACK: (ins Komm, hastig) Ianto, check die temporale Aktivität rund um diesen Ort. (er tippt Gwen an die Schulter) Wir müssen herausfinden, wo er sich befindet. Komm.

Jack läuft aus dem Laden, ohne darauf zu achten, ob Gwen ihm folgt. Sie zögert, tritt langsam ein paar Schritte rückwärts. Argwöhnisch huschen ihre Augen durch den Laden. Dann dreht sie sich doch um und steht direkt vor Bilis Manger.

BILIS MANGER: (v.o.) Gwen.

Sie blickt von ihm zur Tür, dann versucht sie plötzlich, an ihm vorbei zur Tür zu gelangen. Aber er hindert sie daran, die Tür zu öffnen. Sie blickt ihn alarmiert an und tritt ein paar Schritte zurück..

BILIS MANGER: Ich bin nicht Ihr Feind.
GWEN: Bei den Zellen, warum haben Sie zu mir gesagt, es tue Ihnen leid?
BILIS MANGER: Manchmal ist es besser, in Unwissenheit zu leben ... allerdings ... Wollen Sie es wirklich wissen?
GWEN: Was wissen?
BILIS MANGER: Halten Sie meine Hände. Ich werde es Ihnen zeigen.

Er hält Gwen seine Hände hin. Sie blickt ihn zweifelnd an, dann hat sie sich entschieden.

GWEN: Okay.

Sie will gerade Mangers Hände nehmen, als er sie wieder zurückzieht. Gwen sieht ihn fragend an.

BILIS MANGER: Aber nur, wenn Sie sich ganz sicher sind.
GWEN: Ich bin mir sicher.

Er reicht ihr wieder seine Hände und Gwen nimmt sie. Bilder schießen ihr durch den Kopf:
Ihre Wohnung - Rhys bewußtlos auf dem Boden - Sie bewegt sich durch die Wohnung auf den Küchenbereich zu - blutige Handabdrücke auf der Wand des Wohnzimmers - sie findet Rhys hinter dem Sofa, in einer großen Blutlache. Gwen stöhnt und entzieht Manger entsetzt ihre Hände. Geschockt stolpert sie zurück, bis sie an einen Tisch stößt.

BILIS MANGER: Es tut mir leid.

Gwen wendet sich zur Tür und starrt Manger an. Sie hat sich schon wieder etwas beruhigt.

GWEN: Washaben Sie mir da gerade gezeigt?
BILIS MANGER: Die Zukunft.

Entsetzt rennt Gwen aus dem Laden und die Straße zwischen den Geschäften entlang. Sie passiert Jack ohne Stehenzubleiben.

JACK: Was hat dich denn so lange aufgehalten?

Gwen reagiert nicht und rennt einfach weiter. Jack ist irritiert.

JACK: Gwen?

Er beginnt ihr hinterher zu rennen. Aber Gwen wird nicht langsamer.

JACK: Gwen!

Gwen rennt um die Ecke in eine andere Straße. Als Jack dort ankommt, ist sie schon nicht mehr zu sehen. Jack nimmt Verbindung mit der Basis auf.

JACK: Ianto, irgendwelche Vorkommnisse hier in der Gegend?

Statt Ianto meldet sich Julie.

JULIE: Jack, es gab gerade einige Ausschläge, was ist da bei euch los?
JACK: (ratlos) Ich weiß es nicht. Gwen ist verschwunden.

IN GWENS WOHNUNG

Gwen erreicht völlig außer sich ihre Wohnung. Sie rennt herum und sucht Rhys, kann ihn aber nicht sehen. Panisch blickt sie sich im Wohnzimmer um. Da hört sie Rhys Stimme.

RHYS: (o.s.) Gwen, ist du das?

Rhys taucht hinter dem Tresen auf, der den Küchenbereich abtrennt. Er sieht zu Gwen.

GWEN: (erleichtert) Ja ... ich bin's.

Sie legt ihre Schlüssel auf den Tisch und kommt in den Küchenbereich.

GWEN: Ah! (lacht erleichtert) Du putzt den Ofen!
RHYS: Ja, irgendjemand muss es ja tun, Liebes.
GWEN: Hör' mal, wir müssen gehen.
RHYS: Warum, was ist los?
GWEN: Wir müssen gehen, das ist alles.
RHYS: Lass' mich das erst fertigmachen ...
GWEN: Rhys, wir müssen weg. Jetzt!
RHYS: Oh, geht das wieder los, du bist ja nur noch in Eile, seit du diesen blöden Job angefangen hast ....

Gwen zieht ihren Elektroschocker und schießt Rhys in die Brust. Er fällt rückwarts um.

GWEN: (bedauernd) Es tut mir leid.

Rhys wird bewußtlos.

IN EINER BAR IN CARDIFF ZUR GLEICHEN ZEIT

Owen steht am Tresen, ein fast geleertes Glas vor sich, zwei leere stehen schon daneben. Die Musik hämmert.

DIANE: (v.o.) (leise) Owen?

Owen schaut auf, er traut seinen Ohren nicht.

DIANE: (v.o.) (leise) Owen.

Mit ungläubigem Gesichtsausdruck dreht er sich um. Diane steht neben ihm. Die Musik nimmt er nicht mehr wahr.

OWEN: Oh ... Jesus. Diane ...

Er kann es immer noch nicht glauben.

OWEN: Oh, Jesus.

Diane schaut ihn verzweifelt an.

DIANE: Ich habe mich verirrt, Owen.

Er streckt die Hand aus und berührt Diane.

OWEN: Ich kann dich berühren. Ich verstehe das nicht. Wo bist du geblieben?
DIANE: (voller Angst) Bitte. Bring' mich zurück, Owen. Du kannst das doch, oder?
OWEN: (schüttelt den Kopf) Ich weiß nicht. Alles ist aus dem Ruder gelaufen.
DIANE: Bitte. Bitte bring' mich zurück. Öffne das Rift.

Der Barkeeper stellt sich vor Owen, plötzlich ist auch die Musik wieder lauter.

BARMAN: Willst du noch was zu trinken, Kumpel?

Als er weggeht, ist Diane verschwunden. Owen keucht, er weint. Er schließt die Augen und versucht, sich wieder in den Griff zu bekommen. Dann öffnet er die Augen wieder und schaut sich gehetzt um.

IN DER TORCHWOOD-BASIS

Im Zellentrakt lehnt Gwen an einer der Zellen und schaut nachdenklich hinein. In der Zelle liegt auf der Bank an einer der Wände. Als Rhys mit einem Ruck erwacht und dabei an die Zellenwand schlägt, schreckt sie zurück.

GWEN: Whouh. Bleib' ruhig.
RHYS: Was ist hier los?

Irritiert richtet er sich auf und schaut sich in der Zelle um.

RHYS: Träume ich?
GWEN: Hier arbeite ich.
RHYS: Du arbeitest im Gefängnis?
GWEN: Das sind nur die Zellen.
RHYS: Du hast mich in einer Zelle eingesperrt? Was zur Hölle wird hier gespielt?
GWEN: Ich versuche nur dich zu beschützen.
RHYS: Ich war zuhause in Sicherheit!
GWEN: Nein, warst du nicht. Wirklich nicht.
RHYS: (aufgebracht) Hör' mal, Gwen, du erzählst mir besser genau, was hier los ist, denn ich habe in den letzten Monaten eine Menge Scheiße mitgemacht. Was soll das alles hier?
GWEN: (beschwörend) Rhys, hör' mir zu, du musst mir vertrauen. Okay, es sieht im Moment nicht so aus, aber ich versuche wirklich nur dich zu beschützen. Ich liebe dich, mein Schatz.

Ein Heulen schallt durch den Zellentrakt und erschreckt Rhys. Er schaut sich hektisch um.

RHYS: Was zur Hölle war das?
GWEN: Versuch' einfach, dich zu entspannen. Ich komme später wieder.
RHYS: Was meinst du damit? Du wirst mich doch wohl nicht hier unten alleinlassen!

Gwen schaut ihn bedauernd an.

GWEN: Es tut mir leid.

Sie wendet sich ab und geht.

RHYS: Gwen! (laut) Gwen!

Gwen öffnet die Tür und dreht sich noch einmal zu Rhys um.

GWEN: Es tut mir leid.

Dann verschwindet sie und schließt die Tür hinter sich.

RHYS: Scheiße!

Rhys geht ratlos in der Zelle auf und ab.
Gwen hat die Haupthalle erreicht und geht zu den Computern. Toshiko, Ianto, Julie und Jack reden miteinander. Als Gwen an ihnen vorbeigeht, spricht Jack sie an.

JACK: Ist er aufgewacht?

Gwen dreht sich zu ihnen um. Sie ist noch immer sehr aufgewühlt.

GWEN: Ja. Ja, ist er. Tosh, kannst du die Überwachungskamera vom Zellentrakt hier auf den Monitor schalten? Ich weiß, es klingt verrückt, aber ...

Toshiko zieht schon ihren Palm hervor und nickt.

TOSHIKO: Sicher, kein Problem.

Sie tippt etwas in das Gerät. Gwen sieht die anderen dankbar an.

GWEN: Danke euch ... dass ihr mir geholfen habt ihn herzubringen.

Jack und Ianto nicken, Toshiko lächelt kurz.

TOSHIKO: Ich verstehe nicht, wie es Bilis geschafft hat, dir diese Vision zu zeigen.
JULIE: (nachdenklich) Ich möchte mal wissen, wer er überhaupt ist. Ich bin ihm im Ritz nicht begegnet, aber nach dem, was ihr erzählt, scheint er mir kein normaler Mensch zu sein ...

Die anderen schauen sie an. Auf dem Monitor hinter Gwen sieht man, wie Rhys sich in der Zelle auf die Bank setzt und den Kopf in die Hände stützt.

GWEN: Es war so real. Ich war in meiner Wohnung. Es roch wie meine Wohnung, da waren all die Geräusche meiner Wohnung.

Ianto sieht verlegen zu Boden, er fühlt sich sichtlich unwohl. Jack kommt zu Gwen, als er merkt, dass sie schon wieder beginnt sich aufzuregen.

GWEN: Ich konnte das Blut berühren. Ich kann es immer noch an meinen Händen spüren.

Jack nimmt ihre Hand. Sie beruhigt sich wieder etwas.

GWEN: Rhys Blut!
JACK: (beruhigend) Es wird nicht passieren.

Julie sieht nicht so aus, als würde sie ihm zustimmen, aber Gwen holt tief Atem und beruhigt sich wieder. Ianto und Toshiko erinnern sich an ihre eigenen Erlebnisse und schweigen. Jack schaut alle nacheinander an. Gwen nickt.

JACK: Also los, es gibt noch eine Menge zu tun.

Jack geht zu Toshiko und den anderen, als das Licht ausgeht und die Sirenen aufheulen. Die Notbeleuchtung schaltet sich sofort ein.

IANTO: Was ist jetzt los?
TOSHIKO: Wir haben ein Sicherheitsleck.

Toshiko und Ianto laufen zu ihrem Computerstationen. Jack, Julie und Gwen blicken sich suchend um.

JACK: (ironisch) Alles in Ordnung, niemand gerät in Panik.

Gwen dreht sich plötzlich um und rennt zurück zu den Zellen.

GWEN: (schreit) Rhys!

Jack läuft ihr nach.
Zur gleichen Zeit öffnet sich im Zellentrakt die Tür zu Rhys Zelle. Auch hier geht das Licht aus und die Sirenen heulen. Im Schein der Notbeleuchtung tritt Rhys aus seiner Zelle und schaut sich im Korridor um. Dann geht er zur Tür und versucht sie zu öffnen. Aber sie ist verschlossen. Als er sich wieder umdreht, kniet ein Mann im schwarzen Anzug vor der Tür am anderen Ende des Flurs. Er wendet Rhys den Rücken zu.

RHYS: Oh, arbeiten Sie hier?

Der Mann steht auf und dreht sich um. Es ist Bilis Manger. Er schaut Rhys an und lächelt. Aber es ist kein freundliches Lächeln. Manger kommt auf Rhys zu.

RHYS: Ich bin Rhys, Gwens Freund.

Bilis bleibt vor ihm stehen und stößt ihm ein Messer in den Bauch. Rhys starrt ihn im Schock an. Dann taumelt er zurück und presst seine Hände auf die Wunde. Bilis folgt ihm und sößt ihm das Messer noch einmal in den Leib. Rhys fällt stöhnend zu Boden. Bilis schaut ihn mitleidlos an, dann geht er zum anderen Ende des Korridors. Rhys sieht ihm nach. Bilis wischt das Blut von der Klinge, dann ist er verschwunden. Rhys verliert das Bewußtsein, gerade als in der ganzen Basis die Sirenen verstummen und das Licht wieder angeht. Da fliegt die Tür hinter Rhys auf und Gwen stürzt herein. Sie findet Rhys in einer riesigen Blutlache.

GWEN: (schreit) Nein!

Sie fällt neben Rhys auf die Knie und hebt ihn hoch. Jack erscheint hinter ihr in der Tür.

GWEN: Nein!

Sie hält Rhys in ihrem Armen und wiegt sich hin und her. Jack kniet sich neben sie und versucht, Rhys Puls zu fühlen.

GWEN: (panisch) Er ist tot! Er ist tot! Bitte ... nein! Bitte! Nein!

Sie schaut Jack flehend an.

GWEN: Wir können ... wir können ihn zurückholen!

Jack streicht ihr mit Tränen in den Augen über die Wange.

JACK: Es gibt nichts, was wir tun können.
GWEN: Doch, das gibt es!

Sie schaut Rhys an, den sie immer noch in ihrem Armen wiegt. Jack zieht verzweifelt die Hand zurück und legt beide Hände über den Kopf, um seine Tränen zu verbergen.

GWEN: (wehklagend) Rhys, bitte. Was soll ich denn jetzt tun? Was mache ich nur?

Sie schreit und schlägt nach Jack.

GWEN: Nein! (lauter) Nein!

Etwas später haben sie Rhys Leiche in den Autopsieraum gebracht und auf den Tisch gelegt. Gwen sitzt neben ihm und streicht Rhys gedankenverloren über das Haar. Jack säubert wortlos ihre blutverschmierten Hände. Julie, Ianto und Toshiko stehen an der Wand und sehen ihm zu.

GWEN: Ich muss es seiner Familie sagen.
IANTO: Wir übernehmen das.
GWEN: Auf die Weise wie bei dem Hausmeister als ich euch das erste Mal getroffen habe? Nein, ihr werdet euch nicht darum kümmern, Ianto.

Ianto schaut verlegen zu Boden.

TOSHIKO: Gwen, es tut mir so leid.

Gwen lacht freudlos auf und schaut sie abschätzig an. Toshiko schaut weg.

GWEN: Du hast ihn nicht einmal gekannt.

Jack hört auf, ihre Hand abzuwischen und legt den Schwamm weg. Er stützt mit verärgertem Gesicht die Hände in die Hüften.

GWEN: So läuft das hier.

Sie schaut Toshiko, Julie und Ianto an. Nur Julie hält ihrem Blick stand. Gwen lächelt freudlos.

GWEN: Wir werden alle einsam enden.

Ihr Lächeln verschwindet.

GWEN: Aber nicht ich. Auf keinen Fall.

Sie sieht Jack an, aber der weicht ihrem Blick aus.

GWEN: Du wirst ihn zurückbringen.
JACK: Nein.

Gwen steht auf. Jack geht von ihr weg.

GWEN: Der Auferstehungshandschuh ...
IANTO: Wurde zerstört.
GWEN: Irgendetwas anderes.
JULIE: Jack sagte nein!

Gwen schaut sie wütend an.

GWEN: (stammelnd) Nein, irgendetwas stimmt mit der Zeit nicht, wir können, also wir können zurückgehen zu dem Moment, zu diesem einen Moment ...
JACK: Gwen ...
GWEN: Es gibt etwas, was du tun kannst, was hast du denn sonst für einen verdammten Sinn?!

Gwen rennt durch den Raum zu Jack und schlägt auf ihn ein, krallt ihre Finger in seine Brust, während sie ihn anschreit.

GWEN: Du, du bringst ihn zurück. Bring' ihn zurück! Du holst ihn zurück! Verstehst du mich, Jack-scheiß-Harkness?

Jack versucht, sie festzuhalten, aber sie wütet so heftig, dass es ihm nicht gelingt. Julie will eingreifen, weiß aber auch nicht, wie. Sie bleibt hilflos mit erhobenen Händen neben ihnen stehen. Jack schafft es endlich, Gwen eng mit den Armen zu umschließen.

JACK: (traurig) Gwen, es tut mir leid.
GWEN: Wirklich?

Allmählich hört sie auf, sich zu wehren. Jack hält sie in den Armen, während sie weint.

JACK: Es tut mir so leid, es tut mir leid.

Er wiegt sie sanft hin und her, während sie weiter klagt. Von den anderen sagt keiner ein Wort. Da stürmt Owen durch den Eingang am oberen Ende des Umgangs. Er bleibt abrupt stehen, als er die Szenerie erfasst.

OWEN: Oh, Scheiße. Was ist passiert?

Er läuft die Stufen herunter, vorbei an Toshiko und Ianto. Toshikos Gesicht hellt sich auf, als sie ihn sieht.

TOSHIKO: Du bist zurückgekommen!

Aber Owen hat nur Augen für Gwen. Er zieht sie aus Jacks Armen.

OWEN: Geht es dir gut? Bist du okay?

Gwen stößt ihn zurück.

GWEN: (laut) Fass' mich nicht an!

Owen lässt sie los. Gwen geht zurück zu Rhys.

OWEN: (zu Jack) Wie viele andere Menschen sollen das noch erleiden müssen?

Jack antwortet ihm nicht. Gwen setzt sich wieder neben Rhys. Jack sieht Owen an.

OWEN: (anklagend) Ich werde das wieder hinbiegen. Ich öffne den Rift.

Er dreht sich um und rennt die Treppe hinauf. Ianto schaut zu Jack. Jack erwidert seinen Blick, dann geht Ianto die Stufen hinauf.

JACK: Du musst ihn aufhalten.

Ianto bleibt auf der Treppe stehen und sieht ihn an.

IANTO: Nein.

Er geht weiter die Stufen hinauf und folgt Owen. Toshiko geht ihnen hinterher.

TOSHIKO: Wir werden ihm helfen.

Jack schaut ihnen entgeistert nach. Gwen steht nun auf und rennt die Treppe hinauf. Sie bleibt noch einmal stehen und sieht mit begeistertem Gesichtsausdruck zu Jack.

GWEN: (enthusiastisch) Bilis hatte recht. Er sagte, öffnet das Rift und alles wird wieder normal. Owen hat recht. Ich werde Rhys zurückbekommen.
JACK: Gwen.

Aber sie hört ihm nicht mehr zu und läuft die Stufen hinauf.

GWEN: Nein!
JACK: Gwen!

Jack sieht ihr mit Tränen in den Augen nach. Nur Julie ist noch geblieben. Sie sieht Jack an und fährt sich mit der Hand müde über das Gesicht..

JULIE: Was sollen wir jetzt tun, Jack? Du kannst sie doch nicht einfach das Rift aufreißen lassen. - Jack!

Jack zuckt leicht zusammen. Dann rafft er sich auf. Er hebt seine Pistole auf und steckt sie in das Holster. Dann läuft er die Treppe hinauf. Julie folgt ihm.

An einem der Computer in der Haupthalle tippt Owen eilig etwas ein. Ianto und Toshiko stehen neben ihm.

IANTO: Gib Notfall-Protokoll eins ein.

Gwen kommt dazu und schupst Owen zur Seite.

GWEN: Aus dem Weg, ich mache das.

Sie tippt weiter, wo Owen aufgehört hat. Die Alarmsirenen beginnen zu heulen. Am Computer tippt Gwen weiter. Jack und Julie werden kurz hinter der Tür zum Autopsieraum von Owen aufgehalten.

JACK: (befehlend) Geh' weg von dem Computer, Gwen.

Owen steht in gespannter Körperhaltung vor ihm, bereit ihn wenn nötig anzugreifen.

JULIE: (beschwörend) Das ist eine Falle. All diese Risse auf der ganzen Welt sind nur Ablenkungsmanöver. Das ist es, was Bilis will.
OWEN: Wovor habt ihr denn solche Angst?

Gwen erreicht in dem Notfall-Programm die Stelle, wo ein Passwort gefordert wird.

IANTO: (zu Gwen) Rhea Silva.

Gwen tippt es ein. Jack zieht seine Waffe und richtet sie auf ihren Rücken. Owen weicht zurück.

JACK: Ich sagte, "Geh' da weg".

Die anderen drehen sich zu ihm um.

TOSHIKO: (entsetzt) Was zur Hölle tust du da?!
JACK: (entschlossen) Letzte Warnung.

Gwen geht auf ihn zu und sieht ihn abschätzig an.

GWEN: Ach komm, Jack.
JACK: (sarkastisch) Ach, seid ihr jetzt eine geschlossene Front? Toshiko, das arme Mädchen, das sich von jedem dahergelaufenen Alien flachlegen lässt, das ihr eine Kette schenkt? Owen, so stark, dass er mit einem Weevil in einen Käfig steigt, in der Hoffnung, dabei zu sterben. Oder Ianto, der seine Cyberfreundin im Keller versteckt. Julie hat sie voll Blei gepumpt, erinnerst du dich?

Iantos Augen zucken zu Julie, die wendet das Gesicht ab. In Jacks Augen stehen Tränen, aber die anderen hören nur seine verletzenden Worte und starren ihn böse an.

GWEN: (bittend) Ich muss Rhys zurückbekommen.

Jack senkt die Waffe. Seine Augen glänzen immer noch vor Tränen, aber seine Worte klingen wieder sehr verletzend.

JACK: Ja, natürlich, weil du Rhys so liebst, verbringst du auch die halbe Zeit in Owens Bett.

Gwen verliert die Beherrschung und schlägt Jack mit voller Kraft ins Gesicht.

GWEN: (schreit) Fick dich!

Jack stürzt zu Boden, dabei verliert er die Waffe und stößt gegen Julie, die zur Seite geschleudert wird. Owen greift hastig nach der Waffe und richtet sie auf Jack.

OWEN: Wir entheben dich hiermit deines Kommandos, "Captain". Wir werden das Rift öffnen und zurückbringen, was wir verloren haben.

Gwen geht wieder zurück zu dem Computer. Eine Meldung steht auf dem Monitor:
RETINASCANS DES GESAMTEN TORCHWOOD-PERSONAL ERFORDERLICH FÜR AUTHORISATION - ENTER

GWEN: Scheiße!

Jack versucht wieder hochzukommen, er kniet am Boden und hält sich das schmerzende Kinn. Auch Julie richtet sich im Hintergrund wieder auf.

OWEN: (laut) Bleib' unten!

Jack richtet sich noch etwas weiter auf und schaut Owen aggressiv an.

JACK: Du hast jetzt hier das Kommando, Owen? Dafür brauchst du aber bedeutend größere Eier.

Jack steht nun ganz auf und blickt Owen herausfordernd an. Der schießt ihm genau in die Stirn. Gwen fährt herum und schreit auf. Jack fällt nach hinten, schon tot trifft er auf dem Boden auf, die Augen weit geöffnet. Owen feuert noch zwei Mal auf Jack, die Schüsse treffen ihn in die Brust.

OWEN: (durch die zusammengebissenen Zähne) Ich habe genug von Leuten, die an mir zweifeln.

Julie kniet sich neben Jack. Toshiko keucht. Julie schaut Owen anklagend an.

JULIE: Was hast du getan?!

Gwen nimmt dem zitternden Owen vorsichtig die Pistole aus der Hand. Geschockt tritt Ianto zu Julie und legt ihr die Hand auf die Schulter. Schroff schüttelt sie sie ab. Sie fixiert immer noch Owen.
Als Gwen beginnt, die Retinascans der anderen zu nehmen, springt Julie auf.

JULIE: (laut) Das könnt ihr nicht tun! Hört sofort mit dem Wahnsinn auf.

Sie will auf Gwen zustürzen, aber Ianto greift nach ihr und hält sie unerbittlich fest. Julie wehrt sich einen Moment, dann bleibt sie ruhig stehen. Sie dreht sich zu Ianto um und blickt ihn mit Verachtung und Enttäuschung an. Ianto errötet, senkt die Augen und dreht den Kopf zur Seite, aber er lockert seinen Griff nicht. Julie richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf die anderen. Gwen scannt mit einer Handkamera erst Owens, dann Toshikos rechtes Auge. Ihre Retina scannt dann Owen. Dann kommt Owen zu Ianto und Julie. Nach kurzem Zögern nimmt er Iantos Scan. Als er Julie ansieht, schnaubt diese verächtlich und starrt ihn voller Wut an. Gwen unterbricht die heikle Situation.

GWEN: Wir brauchen auch noch Jacks Scan.

Erleichtert wendet sich Owen Jack zu, der immer noch auf dem Boden liegt, mit geöffneten Augen. Owen hält die Kamera an Jacks Auge. Dann wendet er sich seufzend wieder Julie zu, die ihn nicht aus den Augen lässt. Aber wieder stoppt Gwen ihn.

GWEN: (entgeistert) Warte, der Computer startet schon das Programm.

Owen, Ianto und Toshiko wenden sich ihr erstaunt zu. Und tatsächlich erscheint auf dem Bildschirm die Meldung:
AUTHORISATION KOMPLETT
SOLL NOTFALL-PROTOKOLL EINS INITIIERT WERDEN?
Darunter erscheint eine Warnung:
WARNUNG
DIE AKTIVIERUNG DES PROTOKOLLS GEFÄHRDET DIE INFRASTRUKTUR TORCHWOODS

Gwens Augen wandern zu Julie, die mit den Schultern zuckt und grinst. Es sieht eher wie ein Zähneblecken aus. Dann sieht Gwen die anderen an. Ianto steht die Angst ins Gesicht geschrieben, Toshiko weicht ihrem Blick aus, Owens Gesicht zeigt nur Entschlossenheit. Gwens Blick wandert zu Rhys im Autopsieraum, den sie durch die Tür sehen kann. Schließlich drückt sie entschlossen auf die ENTER-Taste. Der Alarm beginnt wieder zu heulen. Alle stehen da und sehen sich gegenseitig an. Ianto hat Julie losgelassen, die auf die Knie sinkt und aufstöhnt.

JULIE: (laut) Was habt ihr getan!

Sie sinkt nach vorne und muss sich mit den Händen auf dem Boden abstützen.
In den Zellen flippen die Weevils komplett aus. Der römische Soldat schreit gellend auf.
In der Haupthalle stehen Gwen, Toshiko, Ianto und Owen einfach da, der Alarm heult, die Lichter flackern. Da keucht Jack auf und greift mit der Hand nach Gwens Bein. Sie schreit vor Schreck auf. Alle sind geschockt.

OWEN: Oh mein Gott!

Jack richtet sich auf und blickt sich um. Er sieht das Chaos in der Halle, Julie halb bewußtlos auf allen vieren, die anderen völlig kopflos.

JACK: Was habt ihr getan?

Blitze zucken von der Wassersäule durch die gesamte Halle, dann jagt ein blendender Energiestrom die Säule entlang in den Himmel über Cardiff. Die ganze Basis beginnt zu beben und zu vibrieren, die Gefäße und Geräte schlagen klingend aneinander. Die Blitze zucken immer noch durch die Basis. Julie springt auf und treibt die anderen an, obwohl sie selbst taumelt.

JULIE: Los, schnell! Raus hier! Kommt schon! Bewegt euch!

Gwen versucht Jack auf die Beine zu helfen. Ianto kommt dazu und hilft ihr. Die Blitze lassen die Glasscheiben des Besprechungsraums bersten. Julie, Toshiko, Owen und Gwen und Ianto, die Jack stützen, rennen zum Eingangstür. Gwen und Ianto mit Jack bleiben etwas zurück.
Im Autopsieraum verschwindet auf einmal die Leiche von Rhys.

TOSHIKO: Gwen!
JULIE: Beeilung!

Owen stemmt die Gittertüren vor dem Tor auf. Ianto schnappt sich im Vorbeigehen noch Jacks Mantel. Julie bleibt stehen und wartet auf die drei. Ianto drückt ihr den Mantel in die Hand. Teile der Decke fallen herunter, alle ziehen die Köpfe ein, während sie aus der Halle hasten. Einer der großen Stützpfeiler stürzt um, genau auf die Wassersäule.

JULIE: Los! Bewegt euch!

Alle rennen durch den Gang und das Touristbüro auf die Plaza und von da in eine Straße, durch die sich längs ein Riss zieht. Ianto und Gwen stützen immer noch Jack, dessen Beine ihm immer noch nicht recht gehorchen wollen. Julie läuft hinter ihnen.

OWEN: Lauft weiter!
GWEN: Alles wird gut, Jack. Alles wird wieder normal werden.
JULIE: Hör' auf mit dem Blödsinn, Gwen. Das war erst der Anfang.

Da bleiben Owen und Toshiko, die vorneweg laufen, abrupt stehen. Die anderen stoppen ebenfalls, als sie Bilis erblicken, der vor ihnen auf der Straße steht. Dessen Gesicht ist unbewegt, die Augen hart und dunkel wie Glasmurmeln. Gwen geht ein paar Schritte auf ihn zu. Jack hält sich an Ianto und Julie fest.

BILIS MANGER: (deklamierend, mit triumphierendem Ausdruck) Aus der Dunkelheit ist er gekommen ...
GWEN: (verständnislos) Was redet er da?
BILIS MANGER: Sohn des Großen Tieres, vertrieben vor der Zeit, an Felsen geschmiedet und eingekerkert unter dem Rift.
GWEN: Was?!

Bilis wendet seinen Blick zu Julie und deutet auf sie.

BILIS MANGER (triumphierend) : Auch du, Rhuhileina Coarneru, konntest es nicht verhindern!

Aller Augen wenden sich fragend zu Julie. Doch Bilis Blick erhebt sich in den Himmel, als er auf etwas hinter ihnen blickt.

BILIS MANGER: Heil dir Abaddon, der Große Verschlinger.

Alle wenden sich in die Richtung, in die Bilis blickt. Ein riesiges gehörntes Monster erscheint hinter den Häusern und brüllt.

BILIS MANGER: Gekommen, sich am Leben zu laben.

Die Erde bebt bei jedem Schritt des Monsters. Die Alarmanlagen einiger Autos heulen los. Das Torchwood-Team starrt auf das Wesen, das immer näher kommt. Nur Julie wendet sich Manger zu.

BILIS MANGER: Die ganze Welt wird sterben unter seinem Schatten.
JULIE: (schreit Bilis an) Also deshalb das Ganze? Um ihn zu befreien? Du Narr, du verdammter Narr!

Ihre letzten Worte gehen in dem Brüllen des Monsters unter, das sich zu ihnen herunterbeugt. Dann dreht es sich um und stampt in die Stadt.

AUF DEN STRASSEN VON CARDIFF

Menschen rennen schreiend durch die Straßen, auf der Flucht vor dem Monster. Wenn der Schatten des Biestes Personen berührt, sterben diese auf der Stelle. Ein Straßenreiniger rennt in den Eingang eines nahen Gebäudes, aber als der Schatten ihn trifft, stirbt auch er.
Bilis schaut dem Monster stolz nach. Er reagiert nicht auf Julies Worte.

BILIS MANGER: Ich sehe dich an, mein Gott, und weiß, meine Arbeit ist getan.

Dann verschwindet er einfach. Niemand außer Julie bemerkt es. Gwen schaut sich entsetzt um und sieht überall tote Menschen auf der Straße liegen. Sie geht zu Jack, der sich immer noch auf Ianto stützt.

GWEN: Wie halten wir es auf? Sag' mir, was wir tun sollen, Jack.

Jack schaut jeden einzelnen von ihnen an, dann bleibt sein Blick auf Julie hängen.

JACK: Nur du, Julie ... bring' mich in offenes Gelände.

Julie tritt zu Jack. Sie legt sich seinen Arm um ihre Schultern und zusammen gehen sie davon.

AUF EINEM BRACHGELÄNDE VOR DER STADT ETWAS SPÄTER

Der SUV, von Julie gesteuert, hält auf dem Brachgelände an. Jack will aussteigen. Julie hält ihn zurück.

JULIE: Was willst du tun?
JACK: Wenn Abbandon der Bringer des Todes ist, lass' mal sehen, was er mit mir anfängt. Wenn er sich von Lebensenergie ernährt, dann bin ich sein All-you-can-eat-Buffet.

Er grinst Julie schief an. Die hält ihn an beiden Schultern fest.

JULIE: Warte! Du bist zu schwach für sowas.

Sie legt ihre Hände um sein Gesicht und zieht ihn zu sich heran. Gleichzeitig beugt sie sich vor. Sie küsst ihn - lange und mit Inbrunst. Ein Schimmern wird sichtbar und es wird immer heller, je länger der Kuss andauert, und greift auch auf Jack über. Schließlich sinkt Julie gegen den Fahrersitz. Sie öffnet die Augen und sieht Jack Augen an. Kraftlos hebt sie die Hand.

JULIE: (leise) Nun geh', Jack. Zeig's ihm!

Sie lächelt matt. Jack sieht sie an, küsst sie zärtlich auf die Stirn und steigt aus dem Wagen.
Er läuft einen flachen Hügel hinauf, sein Gang ist wieder kraftvoll und elastisch, voll neuer Kraft. Er bleibt auf dem Hügel stehen und dreht sich um, dem Monster entgegen. Dieses stoppt, als es ihn erblickt. Es fängt an zu brüllen und kommt näher. Jack weicht keinen Schritt zurück, er erwartet es. Julie ist im SUV bewußtlos zur Seite gesunken.
Als der Schatten des Monsters Jack erreicht, bleibt er stehen - unfähig, über ihn hinweg zu gehen. Jack schreit vor Schmerzen, aber er stirbt nicht. Das Monster brüllt, rührt sich aber nicht vom Fleck. Jack schreit weiter in unglaublichem Schmerz, er fällt auf die Knie. Plötzlich fährt Jacks Lebensenergie - und die, die Julie ihm gegeben hat - wie ein gleißender Lichtstrahl aus seinem Körper und auf das Monster zu. Jack hört nicht auf zu schreien. Da birst das Licht aus Rissen im Körper des Biestes und es fällt zu Boden. Es versucht noch, nach Jack zu greifen, dann vergeht es in einem gleißendem Lichtball. Jack kippt nach hinten.
Etwas später erwacht Julie aus ihrer Bewußtlosigkeit. Noch etwas benommen steigt sie aus dem Wagen und sucht nach Jack. Sie findet ihn schließlich auf dem Hügel, leblos. Julie kniet sich neben ihn. Mit zitternden Händen untersucht sie Jack, aber er gibt kein Lebenszeichen von sich. Sie hebt seinen Oberkörper an und wiegt ihn in ihren Armen. Leise flüstert sie seinen Namen und küsst ihn. Aber seine Lippen bleiben kalt. Tränen fließen ihr über die Wangen. Sie hebt den Kopf und schreit ihren Schmerz in den Himmel.
Owen, Ianto und Toshiko finden sie schließlich. Immer noch kniet Julie auf dem Hügel, tränenüberströmt, Jacks leblosen Körper in den Armen.

IN GWENS WOHNUNG ZUR GLEICHEN ZEIT

Gwen rennt in ihre Wohnung und direkt ins Wohnzimmer. Sie bleibt stehen, als sie Rhys da stehen sieht, lebendig und wohlbehalten.

GWEN: (noch ungläubig) Du bist hier!
RHYS: Warst du nicht vor einer Minute schon mal hier?

Gwen wirft ihre Schlüssel auf den Wohnzimmertisch und stürzt auf ihn zu.

GWEN: Du bist hier!

Sie nimmt sein Gesicht in beide Hände und küsst ihn leidenschaftlich.

GWEN: (flüsternd) Geh' ins Bett. Schlaf' ein bißchen ... ich komme bald wieder.

Sie küsst ihn noch einmal, dann geht sie wieder.

IN DER TORCHWOOD-BASIS

Gwen kommt in die Leichenhalle. Die anderen sind dort schon versammelt. Betreten stehen sie um die Bahre, auf der Jacks Körper in einem weißen Leichensack aufgebahrt ist. Das Fach zu seinen Füßen steht offen. Jacks Gesicht ist leichenblass, mit dunklen Schatten um Augen und Mund.

GWEN: (zu Owen) Bist du sicher?
OWEN: Er ist eiskalt. Keine Lebenszeichen.
GWEN: Er hat deine Schüsse überlebt. Als ich hier anfing, sagte er, er kann nicht sterben.
OWEN: Er hat sich geirrt.

Julie hat die ganze Zeit ohne Regung am Fußende der Bahre gestanden, die Augen zu Boden gerichtet. Jetzt blickt sie auf und schaut von einem zum anderen. Ihre Augen glitzern.

JULIE: Geht bitte!
OWEN: Was?!
GWEN: Julie ...

Julie unterbricht sie mit erhobener Hand. Ihre Stimme ist hart.

JULIE: Verschwindet. (lauter) Lasst mich endlich mit ihm allein!

Owen nickt und geht. Toshiko und Gwen folgen ihm mit gesenkten Köpfen. Ianto will Julie die Hand auf die Schulter legen, aber sie weicht ihm aus. Mit schmerzlich verzogenem Gesicht geht Ianto davon. Julie bleibt mit Jack allein.
Julie wartet, bis die anderen verschwunden sind. Dann tritt sie an Jacks Seite und beugt sich über ihn. Zärtlich küsst sie seinen Mund, der Schimmer erscheint wieder um sie herum. Aber nach einem kurzen Moment richtet sie sich wieder auf, mit Tränen in den Augen.

JULIE: (flüsternd) Jack, wach' auf.

Sie streicht über sein Haar und sein Gesicht. Dann tritt sie einen Schritt zurück. Seufzend lehnt sie sich an die Wand mit den Kühlfächern.
Später geht sie um Jacks Bahre herum, streicht über seinen Körper und den Leichensack, zieht ihn glatt.
Noch später geht sie vor der Bahre auf und ab, dann bleibt sie in einer Ecke stehen und blickt ratlos auf Jack hinunter. Sie lässt sich auf den Boden sinken und stützt den Kopf auf die auf die Knie gelegten Arme.
Ianto kommt herein, einen Hocker in den Händen. Julie steht auf und sieht ihm entgegen. Er geht zu ihr und stellt den Hocker ab.

IANTO: Julie, was versprichst du dir davon?

Julie sieht ihn mit müden Augen an, sie sieht erschöpft aus.

JULIE: (leise) Er ist noch irgendwo da drin. Das Band ist noch da, ich kann es spüren ...
IANTO: (verwirrt) Welches Band?
JULIE: Zwischen ihm und mir besteht eine Verbindung. Ich kann es nicht genau erklären. Aber dieses Band ist noch immer vorhanden, also kann er nicht tot sein.

Sie zieht den Hocker an Jacks Bahre und setzt sich darauf. Die Ellbogen stützt sie auf die Bahre.

IANTO: (hilflos) Julie ...
JULIE: (ohne sich umzudrehen) Geh' jetzt, Ianto.

Ianto sieht noch einem Moment zu ihr, aber sie dreht sich nicht um. Dann seufzt er und geht.
Viel später beugt Julie sich wieder über Jack und küsst ihn. Und wieder schimmert die Luft um sie herum. Als sie sich aufrichtet, weint sie.

JULIE: (ganz leise) Jack, wo bist du?

An den Monitoren der Überwachungskameras beobachten die anderen Julie.

OWEN: Wie lange will sie das noch machen?

Ianto schaut ihn an, dann zu Boden. Toshiko und Gwen starren weiter auf die Monitore. Darauf sieht man, dass Julie immer noch neben Jack sitzt. Zärtlich streicht sie Jacks Leichenhemd glatt.
Etwas später räumt Ianto Jacks Büro auf. Er ordnet die Papiere auf seinem Schreibtisch. Er schnieft die Tränen weg. Dann fällt sein Blick auf Jacks Mantel, der an der Garderobe hängt. Wie in Trance geht er darauf zu, nimmt den Mantel hinunter und presst weinend sein Gesicht hinein.
Sehr viel später betritt Gwen die Leichenhalle. Julie sitzt wieder auf dem Hocker neben Jack. Gwen geht zu ihr.
GWEN: Du sitzt hier schon seit Tagen.

Julie reagiert nicht, sie schaut nur auf Jack.

GWEN: Wir müssen damit leben. Er kommt nicht zurück.

Julie reisst sich von Jack los und blickt sie wütend an.

JULIE: Er ist nicht tot!
GWEN: Lass' ihn gehen, Julie.
JULIE: (laut) Nein. Verschwinde!

Sie wendet sich wieder Jack zu und streicht ihm über die Wange. Gwen schüttelt ratlos und verletzt den Kopf und geht hinaus. Julie legt die Unterarme auf Jacks Bahre und senkt ihren Kopf erschöpft darauf. Sie schließt die Augen - nur für einen Moment.
Einige Zeit später erwacht sie mit einem Ruck. Sie stöhnt und greift nach ihrem verspannten Nacken. Mühsam erhebt sie sich von dem Hocker und geht ein paarmal auf und ab. Dann setzt sie sich wieder. Sie sieht Jack lange an, dann beugt sie sich über ihn und küsst ihn wieder. Diesmal wird das Schimmern um ihren Körper zu einem hellen Licht. Es geht auch auf Jack über. Und auf einmal merkt Julie, dass ihr Kuss erwidert wird. Erschreckt richtet sie sich wieder auf und starrt Jack mit weit aufgerissenen Augen an. Der hat die Augen geöffnet und blickt sie lächelnd an.

JACK: (leise) Danke!

Julie lacht laut auf vor Glück und umarmt Jack. Der hebt die Arme und erwidert die Umarmung. Julie lacht immer noch, Freudentränen rinnen ihr über das Gesicht. Jack richtet sich auf und küsst sie voller Leidenschaft. Und diesmal wird das Schimmern zu einem Licht, immer heller und heller, bis es alles in der Halle überstrahlt.
Etwas später hat Jack sich wieder angekleidet, und er und Julie gehen Hand in Hand in die große Halle. Gwen sieht sie als erste, als Jack und Julie lächelnd die Halle betreten. Ihre Augen werden groß, dann kommt sie verblüfft auf sie zu und umarmt Jack. Julie tritt etwas zurück und lehnt sich lächelnd an die Wand. Jack hält Gwen etwas von sich weg und küsst sie dann innig.
Toshiko und Ianto arbeiten an einer Maschine. Toshiko blickt auf, als sie nach einem Maschinenteil greift, und sieht Jack. Dann rennt Toshiko durch den Raum auf ihn zu und umarmt ihn glücklich.
Ianto wird aufmerksam, mit ungläubigem Gesicht sieht er Jack an. Dann kommt er auf ihn zu und streckt ihm unsicher die Hand hin. Aber Jack zieht ihn an sich, umarmt und küsst ihn. Nach kurzem Zögern erwidert Ianto den Kuss.
In diesem Moment betritt Owen die Halle durch eine andere Tür. Er trägt eine kleine, aber offenbar schwere Kiste. Als er Jack sieht, stellt er die Kiste abrupt ab, fast lässt er sie fallen. Durch das Geräusch wird Jack auf ihn aufmerksam. Er lässt Ianto los und geht auf Owen zu. Owen geht ihm entgegen. Auf einem der Stege über dem Wasserbecken treffen sie sich.

OWEN: Ich ...
JACK: (ernst) Ich vergebe dir.

Owen nickt mit Tränen in den Augen. Jack nimmt ihn in die Arme, als er zu weinen beginnt. Die anderen stehen immer noch an der anderen Seite und beobachten die beiden Männer. Gwen und Toshiko halten sich bei den Händen, Julie umarmt Ianto und küsst ihn lächelnd.
Später, als alle anderen schon gegangen sind, sitzen Jack und Julie in Jacks Büro. Jack sitzt an seinem Schreibtisch und blättert in einigen Papieren. Julie sitzt neben ihm auf der Schreibtischkante.

JACK: (nachdenklich) Das Rift hat sich geschlossen, als Abaddon zerstört worden ist.
JULIE: (leise) Aber es ist nun unberechenbarer als je zuvor ...

Jack sieht sie fragend an.

JULIE: Ja, ich spüre es immer noch. Es ist, als würde sich das Rift winden wie eine Schlange. (sie lächelt) Ein komisches Gefühl.

Jack sieht sie beunruhigt an, dann wechselt er das Thema.

JACK: Bilis Manger - er hat dich mit deinem richtigen Namen angesprochen. Woher kannte er ihn?
JULIE: Ich kann es nur vermuten, denn ich habe von ihm nichts aufgefangen, gar nichts. Bei meinem Volk gibt es eine Legende, von einem Abtrünnigen. Er griff aktiv in die Geschichte ein und wurde deshalb verbannt, in einen Körper eingeschlossen. Vielleicht ist er es, Bilis Manger. Vielleicht konnte ich deshalb weder seine Gedanken noch seine Emotionen lesen, weil er ein Angehöriger meines eigenen Volkes ist.

Julies Blick geht ins Leere. Jack sieht sie beunruhigt an. Er streicht ihr sanft über die Hand, mit dem sie sich auf dem Schreibtisch abstützt. Es dauert einen Moment, dann kehrt das Leben wieder in Julies Augen zurück, und sie dreht ihre Hand. Ihre Finger schließen sich um Jacks. Er schaut sie nachdenklich an.

JACK: Eine Vision?

Julie schüttelt den Kopf.

JULIE: Nein. Eher eine Erinnerung an alte Zeiten ....

Ihre Antwort leitet Jack zu einem anderen Erlebnis.

JACK: Diese Visionen, von denen die anderen erzählten. Sie sahen alle Menschen, die sie liebten. Was hast du gesehen?

Julie sieht ihn an.

JULIE: Nichts. Gar nichts. - Und du?
JACK: Auch nichts. Da war gar nichts.

Die beiden sehen sich nachdenklich an, bis Julie lächelt.

JULIE: Wir sind schon ein seltsames Paar ...

Sie streicht ihm mit den Fingern über die Wange. Jack lacht und greift nach ihrer Hand. Dann küsst er sie zärtlich auf die Innenseite des Handgelenks.

JULIE: (nachdenklich) Jack ... was hätte dich dazu bringen können, das Rift zu öffnen?
JACK: (wieder ernst) Die richtige Sorte Doctor.
JULIE: (lächelnd) Du und dein Doctor.

Abrupt steht Jack auf und geht aus dem Büro. Julie folgt ihm. Ein schwirrendes und surrendes Geräusch ist zu hören, erst leise, dann immer lauter. Julie schaut sich suchend um.

JULIE: Jack ...?

Etwas beginnt zu piepen. Jack geht die Treppe zu der Hauptebene herunter und sieht nach der Box, in der sich die Hand befindet. Sie pulsiert in einem hellen Licht. Julie folgt ihm. Jack bleibt vor dem Behälter mit der Hand stehen und beginnt zu lächeln. Julie schaut die pulsierende Hand staunend an. Dann blicken beide nach oben. Das Geräusch hat sich verändert, es ist jetzt das Rauschen des TARDIS-Antriebs. Ein seltsamer Wind weht durch die Basis, zerzaust Jacks und Julies Haare, weht Papiere von Tischen. Jack lächelt und sieht Julie begeistert an. Julie lächelt ebenfalls, aber eher wehmütig.

JULIE: Nun mach' schon. Geh' zu deinem Doctor.

Sie stupst ihn sanft an.

JACK (erstaunt): Kommst du nicht mit?

Julie schüttelt den Kopf.

JULIE: Nein. Das ist nicht mein Weg.

Jack küsst sie kurz auf die Wange und stürmt eilig davon. Er bemerkt nicht, dass Julies Lächeln erstirbt.

IN DER TORCHWOOD-BASIS AM NÄCHSTEN MORGEN

Die Alarmsirenen beginnen zu heulen. Gwen, Toshiko, Ianto und Owen betreten gemeinsam die Haupthalle. Gwen blickt sich suchend um.

GWEN: Jack?

Keine Antwort, alles ist unnatürlich ruhig. Gwen geht weiter in die Halle, die anderen folgen ihr. Auch sie sind beunruhigt.

OWEN: Ich dachte, wir hätten aufgeräumt ...
GWEN: Julie?

Immer noch keine Antwort. Stark beunruhigt suchen die vier die Halle ab. Gwen bemerkt, dass der Behälter mit der Hand fehlt. Dann hört sie Ianto rufen.

IANTO: (laut) Hierher! Ich habe Julie gefunden!

Die anderen laufen zu ihm, er kommt aus Jacks Büro, die reglose Julie auf den Armen.

GWEN: Was ist passiert? Hast du Jack gesehen?

Ianto schüttelt den Kopf.

IANTO: Nein, keine Spur von ihm.

Owen fegt den Tisch, der vor dem Sofa steht, leer.

OWEN: Leg' sie hier drauf.

Ianto lässt Julie vorsichtig auf den Tisch sinken, lässt ihre Hand aber nicht los. Toshiko schiebt ihr noch ein Kissen unter den Kopf. Owen beugt sich über Julie und versucht herauszufinden, was mit ihr ist. Dann richtet er sich auf und sieht die anderen ratlos an.

OWEN: Sie atmet etwas flach, sonst scheint alles in Ordnung zu sein. Ich werde ihr ein Aufbaumittel spritzen.

Owen läuft zu seinem Arbeitsplatz und kramt in seiner Tasche. Dann kommt er zurück und spritzt Julie etwas. Kurz darauf wacht sie auf und schaut die vier mit verschleiertem Blick an.

JULIE: Was ...
GWEN: Du warst bewusstlos, was ist passiert?

Julie streicht sich geistesabwesend über das Gesicht und schließt die Augen.

GWEN: (energisch) Julie, was ist passiert?

Julie öffnet mühsam die Augen.

JULIE: Jack ist fort.

Dann fallen ihr wieder die Augen zu und sie sinkt zurück auf den Tisch. Gwen beugt sich über sie und schüttelt sie heftig.

GWEN: Julie! Julie!!

Aber nichts weckt Julie auf. Sie scheint wieder bewusstlos zu sein. Gwen richtet sich wieder auf und schaut die anderen irritiert an.

GWEN: Was ist hier los?