TORCHWOOD

 

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Torchwood 2-06: Nebenwirkungen

EIN LAGERHAUS IRGENDWO IN CARDIFF – AM ABEND

Ein Weevil rennt auf das Lagerhaus zu und dann hinein. In dem Lagerhaus läuft es durch die dort abgestellten Buswartehäuschen. Dann kommen Owen und Toshiko herein, sie verfolgen offensichtlich das Weevil. Mit eingeschalteten Taschenlampen und erhobenen Waffen suchen sie sich vorsichtig ihren Weg durch die Häuschen. Das Weevil ist inzwischen stehen geblieben, es faucht. Dadurch wird Owen auf seinen Standpunkt aufmerksam und läuft darauf zu. In diesem Moment wird es von Owens Taschenlampe erfasst und knurrt nun ihn an. Toshiko erscheint hinter Owen. Das Weevil duckt sich und läuft weg. Owen will ihm hinterher, da erfasst der Strahl seiner Lampe noch etwas anderes, das auf dem Boden liegt. Es ist ein menschlicher Körper, der auf einer grünen Plane liegt. Owen hockt sich neben den Körper und untersucht ihn. Dann dreht er sich zu Toshiko um.

OWEN: Er ist tot.

IN DER TORCHWOOD-BASIS SPÄTER AM ABEND

Das Team ist im Autopsieraum versammelt. Der Tote aus dem Lagerhaus liegt auf dem Untersuchungstisch.

JACK: Die Dokumente, die der Tote bei sich hatte, identifizieren das Opfer als Meredith Roberts.

Er hält einen Führerschein hoch, auf dem der Name, das Datum 01.11.82 und der Eintrag Wales zu lesen sind.

OWEN: Keine offensichtlichen Anzeichen für Gewaltanwendung.
GWEN: Können wir also sagen, es war nicht das Weevil?
OWEN: (ironisch) Geben Sie mir eine Chance, Miss Cooper. Ich habe ja gerade erst angefangen.
TOSHIKO: Aber wie kam er da hin? Er lag auf einer Plane, als wenn ihn jemand dort abgelegt hätte, aber nicht großartig versteckt.
GWEN: Vielleicht ist derjenige, der ihn dort hingebracht hat, gestört worden?

Jack sieht Gwen an.

JACK: Also, lassen wir Owen seine Arbeit machen. Gwen, du und Ianto, ihr seht zu, ob ihr in dem Lagerhaus noch etwas finden könnt. Toshiko, du versuchst, etwas mehr über diesen Mann und das Lager, wo ihr ihn gefunden habt, heraus zu bekommen. An die Arbeit!

Alle nicken und gehen ihrer Wege. Owen macht sich an die Autopsie.

IN DER TORCHWOOD-BASIS IN DER NACHT

Julie sitzt in Jacks Büro am Schreibtisch. Sie arbeitet an einigen Unterlagen. Neben ihr steht ein aufgeklappter Laptop. Plötzlich ertönt ein Tonsignal. Julie blickt auf und zieht den Laptop zu sich. Sie tippt ein Passwort ein und öffnet eine Email. Als sie sie gelesen hat, lächelt sie.

JULIE: (laut) Jack! Jack, komm' mal her, bitte! Eine Email von UNIT ist angekommen.

Jack taucht im hinteren Teil des Büros auf und schaut sie fragend an.

JACK: UNIT? Weswegen?

JULIE: Es ist auf die Anfrage wegen dieses Leichenfunds. Ich habe doch routinemäßig alle Polizeibehörden etc. angeschrieben, um Vergleichsfälle zu finden. UNIT hat offenbar etwas gefunden und bietet jetzt eine Zusammenarbeit an. Sie wollen uns einen ihrer Mediziner schicken. Die sind aber flott.

JACK: (kommt langsam näher, gespielt tadelnd) Du sollst dich doch nicht in Owens Account einhacken ....
JULIE: (sieht ihn mit betont unschuldigem Gesichtsausdruck an) Wieso Owens? Die Email ist für dich.

Jacks Augen schauen sie verblüfft an, doch als ihm klar wird, was sie damit sagt, runzelt er die Stirn. Aber als Julie ihn angrinst, grinst er zurück. Dann wird er wieder ernst.

JACK: (irritiert) Für mich? Wieso das denn?
JULIE: (immer noch grinsend) Sie ist unterzeichnet von einer Dr. Martha Jones ...

Jacks Gesicht zeigt völlige Verblüffung, dann lächelt er erfreut.

IN DER TOURISTENINFORMATION AM NÄCHSTEN MORGEN

Die Tür öffnet sich und eine junge Frau betritt den Raum. Ianto steht am Tresen, auf den rechten Ellbogen gelehnt und blättert gelangweilt in einem Magazin. Er blickt auf und lächelt geschäftsmäßig.

IANTO: Tut mir leid, (er mustert sie flüchtig) wir haben geschlossen.

Schon blickt er wieder in die Zeitschrift und blättert weiter. Die Frau hält ihm einen Ausweis hin und augenblicklich ändert sich Iantos Verhalten. Er richtet sich auf, nimmt geradezu Habacht-Stellung ein und ist ganz dienstbeflissen.

IANTO: Entschuldigen Sie, Ma’am.

Er geht zu der geheimen Tür und macht eine einladende Geste. Die Tür öffnet sich.

IANTO: Hier entlang bitte.

IN DER TORCHWOOD-BASIS ZUR GLEICHEN ZEIT

Wieder ist das Team im Autopsieraum versammelt – bis auf Ianto natürlich. Und wieder liegt der Tote aus dem Lagerhaus auf dem Untersuchungstisch, diesmal allerdings mit dem typischen Y-Schnitt im Thorax. Owen sieht Jack fragend an.

OWEN: Kannst du mir mal sagen, warum wir ihn jetzt noch mal aus der Kühlung holen mussten?!

Jack will ihm gerade antworten, da ertönt Iantos Stimme aus den Lautsprechern.

IANTO: Jack, dein VIP-Gast ist hier.

Jack fängt an zu lächeln und schaut Julie an. Sie lächelt zurück, dann läuft Jack aus dem Raum. Julie folgt ihm langsamer. Die anderen sehen sich an.

GWEN: Ich wusste nicht, dass wir einen Gast erwarten.

Sie, Toshiko und Owen folgen den beiden in die Haupthalle. Dort jault schon der Türalarm los. Jack geht freudestrahlend über die Plattform und bleibt an der Treppe zum Rolltor stehen, das sich gerade rumpelnd öffnet. Julie steht neben und etwas hinter ihm. Die anderen kommen auch langsam heran.

JACK: (rezitierend) Und plötzlich an einem nassen Morgen in Cardiff, in einer unterirdischen Leichenhalle, hörte ich den Gesang einer Nachtigall.

Martha kommt herein und schaut sich neugierig um. Ianto folgt ihr.

JACK: (laut) Miss Martha Jones.

Martha schaut ihn an und lächelt, Jack strahlt zurück und zwinkert ihr zu. Martha geht die Treppe hinauf und die beiden umarmen sich.

MARTHA: Oh, es ist so schön, dich zu sehen, Jack.

Gwen, Toshiko, Owen und auch Ianto schauen leicht irritiert. Julie lächelt in sich hinein. Nach der Umarmung stellt Jack die anderen vor.

JACK: Toshiko, Owen, Gwen, Ianto, (der hebt kurz die Hand), das ist Martha.

Alle nicken und lächeln, schauen aber immer noch recht reserviert. Sie wissen nicht, was sie davon halten sollen. Martha nickt ebenfalls alle zu, aber dann sieht sie Jack fragend an.

MARTHA: Und wo ist …

Sie schaut sich suchend um, findet aber offenbar nicht, was sie sucht. Jack dreht sich um und zieht Julie nach vorne, die hinter ihm steht.

JACK: (grinsend) Martha – Julie, Julie – Martha. (zu Martha, ironisch) Sie ist etwas schüchtern …

Julie schüttelt mit gespielt verzweifeltem Gesichtsausdruck den Kopf, dann lächelt sie Martha an und hält ihr die Hand hin.

JULIE: Glaub’ ihm kein Wort. – Sehr erfreut.

Sie neigt den Kopf und die beiden Frauen schütteln sich die Hand. Jetzt schaut Martha etwas eingeschüchtert, aber dann lacht sie schnell wieder.

MARTHA: (lebhaft) Ich habe schon so darauf gefreut, dich kennen zu lernen, du musst mir alles erzählen …
JACK: (unterbricht sie) Hey, ihr beiden, erst kommt die Arbeit!

Martha und Julie sehen ihn an, erbost über die Störung, dann lachen alle drei. Martha bückt sich und hebt ihre Taschen auf. Die anderen, die das Ganze wortlos und ziemlich verblüfft verfolgt haben, schauen sich an.

OWEN: (als Martha an ihm vorbeigeht) Ist das ein zufälliger Besuch oder …?
MARTHA: (schaut ihn kurz an) Ich bin hier, um deine Autopsie abzuschließen.

Owen schaut erst ihr stirnrunzelnd hinterher, dann sieht er Jack fragend an, der hinter ihr geht. Der dreht sich kurz um.

JACK: Dr. Jones kommt von UNIT.

Die anderen folgen ihm. Gwen wirft ratlos die Hände in die Höhe.

GWEN: Oh, entschuldige, ich bin ein bisschen verwirrt. Was war noch gleich UNIT?

Sie sind inzwischen im Autopsieraum angekommen. Martha ist schon fast unten, gefolgt von Owen. Jack und Julie laufen den Umgang entlang, Gwen, Toshiko und Ianto folgen ihnen.

JACK: (erklärend) Militärischer Geheimdienst, hübsche rote Käppis. Sie sind ganz öffentlich für Alienangelegenheiten zuständig. Wir können flexibler reagieren. (etwas lauter, an Martha gerichtet) Und wir sehen besser aus!

Martha wirft ihm einen kurzen Blick zu, dann packt sie weiter ihre Taschen aus und zieht sich ein Paar OP-Handschuhe über. Owen steht mit verschränkten Armen daneben und sieht gar nicht glücklich aus.

MARTHA: Ich habe ein Muster in einer UNIT-Datei über plötzliche Todesfälle gefunden. Toxischer Schock. Nichts, was die Opfer verbindet. Unterschiedliches Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Beruf. Aber es gab da eine auffällige Häufung in Süd-Wales.

Sie zieht sich einen Arztkittel über. Jack setzt einen Fuß auf die unterste Querstange des Geländers und lehnt die Ellbogen auf den Handlauf. Er beugt sich etwas vor.

JACK: Ach komm, Martha, sei ehrlich. Du bist doch nur hergekommen, um mich zu sehen.

Martha beschäftigt sich schon mit dem Leichnam. Mit einer Lupe untersucht sie deren Zehenzwischenräume.

MARTHA: Kämpfst du immer noch gegen deine Schüchternheit an, Jack?

Sie schaut auf und lacht. Jack grinst breit zurück und auch Julie, die neben ihm steht, lacht laut auf. Marthas Blick wandert kurz zu ihr, sie schaut aber sofort wieder weg. Julie hat es bemerkt und beobachtet sie lächelnd.

OWEN: Also, was hat es mit diesem Muster auf sich, Dr. Jones?

Martha ist immer noch mit der Untersuchung des Leichnams beschäftigt. Sie untersucht ihn von oben bis unten, jeder Quadratzentimeter wird genau unter die Lupe genommen.

MARTHA: Die Tode wurden als Selbstmorde oder Unfälle eingestuft. (Sie schaut Owen an) Sieh mal. (Sie zieht die Lider des rechten Auges auseinander. Owen beugt sich darüber) Eine Einstichwunde. Von einer Injektionsnadel. Du wirst sehen, dass sein Blut vollgepumpt ist mit Ammoniumhydroid.
OWEN: Das wissen wir schon.

Martha schaut ihn an, als habe sie nicht damit gerechnet. Owen grinst sie an.

OWEN: Wir waren bisher ja nicht untätig ….

Martha geht nicht weiter darauf ein.

MARTHA: Hast du seine Krankenakte schon überprüft?
JULIE: Sie ist nicht mehr vorhanden.

Ihr Tonfall ist kühl, als wolle sie Martha zurechtweisen. Martha schaut sie erstaunt an. Hinter ihr macht Owen Julie ein Zeichen, bedankt sich stumm für ihre Unterstützung. Julie lächelt ganz fein, nimmt aber den Blick nicht von Martha. Die erwidert nichts, sondern wendet sich wieder Owen zu.

MARTHA: Nun, dann wollen wir mal sehen, was wir sonst noch haben. Du weißt nie, Owen, vielleicht lernst ja sogar du noch etwas dazu.

Sie lächelt Owen zuckersüß an, er verzieht den Mund zu einem ironischen Lächeln. Alle gehen zurück in die Haupthalle. Julie und Jack bleiben hinter den anderen zurück und reden leise miteinander.

JACK: Und?
JULIE: Alles in Ordnung. Sie hat zwar am Anfang kurz gestutzt, aber keine weiteren Schlüsse daraus gezogen. Sie hat mich nicht erkannt. Aber ich habe damals ja auch Kontaktlinsen getragen.
JACK: Gut soweit. Aber was sollte das denn gerade?
JULIE: (mit gerunzelter Stirn) Seit wann ist sie denn so überheblich? Auch wenn sie damit ihre Unsicherheit überspielen will, ist es nicht in Ordnung, Owen so herunter zu machen. Er hat seine Arbeit perfekt erledigt, wie immer.

Jetzt schaut Jack sie stirnrunzelnd an, sagt aber nichts. Sie bleiben in einiger Entfernung zu den anderen stehen, die sich um Toshiko versammelt haben. Diese sitzt an ihrem Computer und hat die Patientenakten des Royal Cardiff Krankenhauses aufgerufen. Sie gibt den Namen und das Geburtsdatum des Toten ein.

OWEN: Meredith Roberts, Alter 46.

Die Suche läuft, dann erscheint die Meldung: Daten nicht auffindbar.

TOSHIKO: (nachdenklich) Es hat bei ihnen letztens einen heftigen Datenbankabsturz gegeben. Dabei wurde eine Riesenmenge Dateien gelöscht.
MARTHA: (skeptisch) Einschließlich denen von allen Opfern, die ich in den UNIT-Dateien gefunden habe. Und jetzt eurer hier.
TOSHIKO: (zweifelnd) Ein Computerabsturz würde die Daten nicht so gründlich auslöschen. Das sieht nach Vorsatz aus. Ich sehe mir das mal genauer an.

Sie macht sich an die Arbeit.
Etwas später unterhalten Jack und Martha sich in Jacks Büro. Jack sitzt zurückgelehnt in seinem Stuhl an seinem Schreibtisch, während Martha sich neugierig umsieht.

JACK: Und wie geht es deiner Familie?

Martha schaut ihn melancholisch an.

MARTHA: Schon besser. Sie senden dir alles Liebe.
JACK: Von mir genauso.

Er richtet sich auf, legt die Hände auf die Tischplatte und schaut einen Moment nachdenklich darauf. Dann sieht er wieder Martha an, lächelnd.

JACK: Also, da wären wir, der Club der Das-Ende-Der-Welt-Überlebenden.

Martha kommt lächelnd auf ihn zu und setzt sich ihm gegenüber in den anderen Stuhl. Sie lehnt sich zu ihm hin.

MARTHA: Oh Gott, ich bin so froh dich zu sehen, Jack!
JACK: (zeigt mit dem Finger auf sie) Siehst du, du bist den ganzen Weg doch nur gekommen um mich zu sehen. Es ist das Kinn. Einmal gesehen, schon bist du verloren.

Sie lachen beide und sehen sich an. Eine Pause entsteht.

JACK: (nachdenklich) Vermisst du ihm?

Martha wendet kurz den Blick ab.

MARTHA: Nein. Ich habe meine Wahl getroffen – so wie du. (Sie schweigt einen Moment, die beiden sehen sich nachdenklich an.) Manchmal vielleicht.
JACK: Aha!
MARTHA: (legt lächelnd den Kopf schief) Ein kleines Bisschen. Ganz, ganz winzig. (sie deutet mit Daumen und Zeigefinger eine Größe an) Und dann komme ich wieder zu Verstand. Wie dem auch sei, ich habe so viel zu tun.

Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und sieht Jack mit hochgezogenen Brauen an.

JACK: (lachend) Oh, natürlich, Miss Hochtrabend. Was bist du jetzt? Medizinischer Offizier?
MARTHA: (zufrieden lächelnd) Oh, ja.

Jack steht auf und kommt um den Schreibtisch herum.

JACK: (grinsend) Muss ich dich jetzt Ma’am nennen?
MARTHA: (gespielt gnädig) Nein. Einfach nur meinen Befehlen folgen.

Sie grinst ihn an. Jack setzt sich auf die Schreibtischkante und lacht ebenfalls. Dann wird er wieder ernst.

JACK: Du hättest mich anrufen können, wenn du einen Job suchst.
MARTHA: Das habe ich ja gar nicht. Diese Frau von UNIT hat mich angerufen, aus heiterem Himmel, sagte, ich sei genau die, die sie bräuchten, dass ich wärmstens empfohlen worden sei durch eine untadelige Quelle.
JACK: Du meinst ....?

Er deutet nach oben und macht ein geheimnisvolles Gesicht. Martha nickt lächelnd.

MARTHA: Wer sonst hätte so etwas gekonnt?
JACK: Er muss gedacht haben, er schulde dir etwas. Wie wir alle. (Er wechselt das Thema) Denkst du, du könntest mir eins von diesen roten Käppis für den persönlichen Gebrauch besorgen? Ich hätte da ein paar Ideen …

Er grinst sie anzüglich an, Martha lacht laut auf.

MARTHA: Wenn du Uniformen willst, besorg’ dir eigene! Und jetzt, lerne ich endlich Julie kennen?

In diesem Moment geht die Tür auf und Julie schaut herein. Sie sieht lächelnd von einem zum anderen. Martha blickt sie erstaunt an, aber Jack lacht.

JACK: Aufs Stichwort, Julie! Manchmal glaube ich wirklich, du kannst inzwischen auch Gedanken lesen.

Julie grinst und öffnet den Mund, aber Jack kommt ihr zuvor.

JACK: (mit einer wegwerfenden Handbewegung) Ja, ja, ich weiß. Du bist Empathin, keine Telepathin.
JULIE: Genau. Also, warum kommst du dann immer wieder mit diesem Spruch?

Julie zwinkert Martha zu, die den Wortwechsel erstaunt verfolgt. Jack grinst sie nur an, antwortet aber nicht darauf.

JACK: Ich habe Martha gerade um eines dieser roten UNIT-Käppis gebeten …
JULIE: (enthusiastisch) Für dich? Gute Idee, ich liebe Männer in Uniform!
JACK: (anzüglich) Ich weiß.

Julie strahlt ihn an. Dann geht ihr Blick in die Ferne und ihre Stimme wird leiser.

JULIE: Obwohl …. Ianto würde es bestimmt auch gut stehen …
JACK: (gedankenverloren) Hmm, ja …

Dann sehen die beiden Martha an, die sie mit offenem Mund anstarrt, und lachen vergnügt.

JACK: Aber Martha, allmählich müsstest du doch wissen, wann ich es ernst meine und wann nicht.

Martha schluckt kurz und sieht erst ihn, dann Julie an.

MARTHA: Bei dir ja. Aber ich ahnte nicht, dass Julie genauso drauf ist!

Sie lacht, aber es sieht noch immer leicht geschockt aus. Die beiden lachen wieder und wechseln einen kurzen Blick.

JACK: Wir kennen uns so lange, das musste ja irgendwann abfärben.

Jetzt wird Martha neugierig.

MARTHA: Wie lange denn genau?
JULIE: (schaut Jack an) Das müsste so 1867 gewesen sein, oder?
JACK: War es nicht `68? Hach, ich kann mir solche Daten einfach nicht merken.
JULIE: Oder noch früher? Jedenfalls in dem Jahr, in dem du bei Torchwood angefangen hast. Ist doch schon verdammt lange her … müsste mal in den Aufzeichnungen nachsehen ….

Julies Stimme verklingt. Die beiden starren ganz in Gedanken vor sich hin. Martha wechselt etwas verlegen das Thema. Sie klopft mit den Händen auf die Stuhllehnen und steht auf.

MARTHA: Und, bekomme ich jetzt die Führung?
JACK: Ja, Ma’am, was immer Sie wünschen, Ma’am! Hah!

Er steht stramm und salutiert. Julie krümmt sich vor Lachen. Martha wedelt abfällig mit der Hand und dreht sich um.

MARTHA: Lass’ das!

Jack lacht und tritt zu ihr und Julie. Er legt die Arme um die Schultern der beiden Frauen. Julie wischt sich die Lachtränen aus den Augen und holt tief Luft. Dabei schaut sie Martha grinsend an. Die lacht ebenfalls. Gemeinsam gehen die drei aus dem Büro. Jack bleibt vor den Computern stehen und macht eine den ganzen Bereich umfassende Geste.

JACK: Hier sehen Sie die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. Alle sind mit den neuesten und leistungsfähigsten Computern ausgestattet, die momentan zu finden sind. (Er tritt an das Geländer der Plattform und macht eine weit ausholende Armbewegung) Und von hier aus haben Sie eine gute Sicht auf den Rest der Halle.

Toshiko, die immer noch an ihrem Computer sitzt, Owen und Gwen schauen sich verblüfft an. Aber dann sehen sie Julie lachen und wie sie ihnen Handzeichen gibt, dass sie Jack ja nicht unterbrechen sollen. Schließlich lachen auch sie, als ihnen klar wird, dass Jack gerade den Fremdenführer für Martha spielt. Und schon geht die Führung weiter. Gwen schließt sich ihnen neugierig an. Allerdings interessiert sie sich nicht für Jack Vorführung. Jack führt sie die Treppe hinauf über die Galerie.

JACK: Hier geht's weiter, Ladies, bitte sehr. (Er zeigt in Richtung Gewächshaus.) Nicht trödeln.

Aber natürlich bleiben die Frauen hinter ihm zurück, Gwen ist viel zu neugierig auf Martha. Julie geht lächelnd hinter den Beiden, sie hört nur zu.

GWEN: Ähm, also, du kennst Jack ziemlich gut, oder?
MARTHA: Oh, wir haben nur ... ein paar Tage zusammen verbracht. Aber es war sehr ... intensiv.

Gwens Augen werden kugelrund, ihr Mund formt lautlos ein "O". Julie lacht leise.

GWEN: Du meinst ...?

Martha sieht sich zu Julie um, sie hat bemerkt, dass sie lacht. Dadurch wird ihr klar, was Gwen aus ihren Worten herausgehört hat. Sie errötet etwas und versucht verlegen, das richtig zu stellen.

MARTHA: Oh, Gott, nein! Nicht diese Art intensiv. Nichts von all dem. Warum? Hast du mit ihm ...?

Jetzt ist es an Gwen, verlegen zu werden. Julie lacht wieder, schon lauter, und beobachtet sie überaus amüsiert.

GWEN: (hastig) Nein, nein, natürlich nicht.
MARTHA: (lächelnd) Dann sind wir zwei auf diesem Planeten wohl die einzigen.

Die beiden sehen sich an und fangen an zu kichern, dann blicken sie wie auf Kommando zu Julie. Die lächelt.

JULIE: Und ihr wisst gar nicht, was euch da entgeht …

Die beiden anderen Frauen starren sie mit großen Augen an. Julies Antwort hat ihnen die Sprache verschlagen. Jack, aufmerksam geworden durch die plötzliche Stille, dreht sich zu ihnen um.

JACK: Na, redet ihr über mich?
GWEN: (hastig) Nein, nein, wir diskutieren gerade über außerirdische Flora, nicht wahr?

Unterstützung suchend schaut sie zu Martha, die springt ihr bei.

MARTHA: Oh, ja.

Jack schaut fragend von ihnen zu Julie. Die grinst.

JULIE: Natürlich reden wir über dich. Gwen versucht mal wieder, was über deine Vergangenheit heraus zu bekommen.

Sie lacht, Jack stimmt ein. Gwen funkelt Julie böse an. Die zwinkert ihr zu und lacht. Gwen wirft die Hände in die Luft und rauscht beleidigt ab. Die anderen drei blicken ihr nach, Martha verblüfft, Jack und Julie lachend. Dann sieht Jack Martha an.

JACK: (theatralisch seufzend) Sie versteht in manchen Dingen einfach keinen Spaß. (Er sieht Julie an.) Und manche Leute wissen das auch ganz genau. (Er grinst, dreht sich um und geht weiter.) Weiter geht’s, Mädels!

Er macht eine ausholende Armbewegung und zwinkert Martha zu.

JACK: Und das ist das Gewächshaus und Labor. Hier ziehen wir außerirdische Pflanzen und studieren ihre ...

Er geht voran in das gläserne Zimmer, aber die beiden Frauen sind schon wieder mit etwas ganz anderem beschäftigt. Jetzt versucht Martha, mehr über Julie zu erfahren.

MARTHA: (neugierig) Ihr kennt euch also seit fast 140 Jahren? Wie alt bist du denn?
JULIE: Ich bin seit über 400 Jahren auf der Erde.

Marthas Augen werden groß.

MARTHA: Aber du wirkst so jung! Als du vorhin zwischen Jack und Ianto standst, habe ich noch gedacht, du könntest glatt die Jüngste sein. (Sie sieht Julie nachdenklich einen Moment an.) Aber wenn ich in deine Augen schaue, denke ich, du bist uralt … Das ist übrigens eine sehr ungewöhnliche Augenfarbe – wunderschön, wie Bernstein.

JULIE: (lächelnd) Danke. Ich weiß, dass Jack einiges über mich erzählt hat, als ihr zusammen wart.
MARTHA: Eigentlich nicht viel, außer dass du auch unsterblich bist und ihr euch schon lange kennt. Dass ihr irgendwie miteinander verbunden seid. (Sie lächelt Julie an.) Und dass er unbedingt zu dir zurück wollte.

Julie lächelt gedankenverloren, ihr Blick wandert zu Jack, der im Gewächshaus steht und zu ihnen herübersieht.

JULIE: (leise) Ja, das Band zieht uns zueinander – je weiter wir voneinander entfernt sind, desto stärker. Ich wäre fast gestorben, als er mit euch unterwegs war …
MARTHA: (erschreckt) Was? Aber du bist doch unsterblich!
JULIE: Das Band zwischen uns verbraucht auch Kraft. Und als er bis ans Ende des Universums gereist ist, wurde es bis zum Äußersten gedehnt. Das hat mir so viel Kraft entzogen, dass ich ins Koma fiel. Ich erwachte erst wieder, als Jack hierher zurückkehrte. Wer weiß … wenn er noch länger so weit entfernt geblieben wäre … was dann hätte geschehen können …

Ihre Stimme verklingt, sie starrt in die Ferne. Martha schaut sie verwirrt und etwas besorgt an. So bemerkt sie nicht, dass Jack zu ihnen kommt. Martha zuckt erschrocken zusammen, als er plötzlich neben ihr steht. Er sieht Julie forschend an, streicht ihr über den Arm.

JACK: Julie, was ist?

Deren Blick kehrt aus der Ferne zurück, sie sieht ihn lächelnd an. Aber es wirkt müde, erschöpft.

JULIE: Ach nichts. Erinnerungen …

Jack legt den Arm um ihre Taille und küsst sie kurz auf die Wange. Dann schaut er Martha betont fröhlich an.

JACK: Los die Damen, die Führung geht weiter!

Es geht wieder nach unten in die Halle. Schließlich sind sie wieder bei den Computern angekommen. Auf einem von innen beleuchteten Kasten zwischen Sofa, Computern und Tür zum Autopsieraum liegt ein fremdartig aussehendes Gerät. Martha nimmt es neugierig hoch und fängt an, daran herumzuspielen. Jack und Julie bemerken es.

MARTHA: (zu Jack) Du hast hier ja einige wirklich seltsame Geräte. Was ist das?
JACK: Sei vorsichtig. Es ist ein außerirdisches Artefakt. Das ist eher Julies Spezialität.
JULIE: Wir wissen noch nicht genau, was es ist. Wir haben schon herausgefunden, wie es in etwa funktioniert, aber nicht, woher es stammt und wofür es eigentlich benutzt wird.

Julie lächelt Owen an, der inzwischen ebenfalls herangekommen ist. Er war im Autopsieraum und hat sie über das Gerät sprechen hören.

OWEN: Ja, wir diskutieren noch darüber. (Er lächelt Julie an, dann streckt er die Hand aus und Martha gibt ihm das Gerät.) Ich behaupte, es ist ein medizinisches Gerät, für Operationen.
MARTHA: (staunend) Wirklich?
JACK: (ironisch) Er rät. Typisch Mediziner.

Er grinst Owen an, der verzieht den Mund. Er dreht an einigen vorstehenden Knöpfen, ganz offensichtlich will er die Funktionsweise des Geräts demonstrieren. Jack schiebt Martha neben Owen, damit sie besser erkennen kann, was er da macht. Julie tritt einen Schritt zu Seite. Aber ihr skeptisches Gesicht zeigt, dass es eher aus Vorsicht geschieht. Sie scheint Owens Fähigkeiten im Umgang mit dem Gerät nicht zu trauen.

OWEN: Hmm. Okay. Nun, ich nenne es ein Singularitäts-Skalpell. Was es macht, es konzentriert Energie auf einen winzigen festgelegten Punkt, ohne auf seinem Weg dorthin irgendetwas zu beschädigen. Es ist brillant.
MARTHA: Erstaunlich.

Auch Gwen, die an ihrem Computer direkt daneben sitzt, lächelt skeptisch.

GWEN: (skeptisch) Owen, erinnerst du dich noch daran, was beim letzten Mal passiert ist, als du das gemacht hast?

Owen reagiert eher geistesabwesend, er ist ganz auf das Gerät konzentriert.

OWEN: Ja, ja. Nun, alles was wir machen werden, wir werden dieses Papier auflösen, (er knüllt ein Blatt zusammen und lässt es in einen leeren Pappbecher fallen, den er auf den Leuchtkasten stellt) ohne den Becher auch nur anzukratzen.
JACK: (leise zu Martha) Das wird in Tränen enden.

Er zieht sie etwas zur Seite und hinter Owen, als wolle er sie und sich in Sicherheit bringen. Julie grinst in sich hinein. Owen bekommt nichts davon mit, so eifrig ist er mit der Vorführung beschäftigt – oder er ignoriert es.

OWEN: OK.

Er dreht weiter an den Knöpfen, bis er ein klares Bild des Papierknäuels in dem Becher auf dem kleinen Bildschirm, über den das Gerät verfügt, bekommt. Ein Geräusch, als lade etwas Energie auf, ist zu hören. Dann drückt Owen einen der Knöpfe und - mit einem lauten Knall explodiert ein Wasserbehälter im Küchenbereich weiter hinten. Alle zucken erschrocken zusammen und Ianto, der gerade mit einem Tablett in der Hand die Treppe hinaufkommt, duckt sich in Panik und schreit auf. Das, was er auf dem Tablett hatte, fliegt in hohem Bogen davon, weil er sich vor Schreck die Hände über den Kopf hält. Dann schaut er entsetzt in den Küchenbereich hinter ihm.

OWEN: Ähm, das mit der Kalibrierung habe ich noch nicht ganz im Griff.

Ianto schießt ihm einen bösen Blick zu. Gwen und Jack lachen, während Martha immer noch erschrocken die Hände über die Ohren gelegt hat und Julie besorgt aussieht. Ianto reißt sich zusammen, richtet sich wieder zu voller Größe auf und geht die Treppe weiter hoch, als sei nichts geschehen. Als er an Julie vorbeikommt, berührt sie ihn kurz am Arm.

JULIE: (besorgt) Ianto, alles in Ordnung?

Ianto bleibt kurz stehen und sieht sie an.

IANTO: Nichts passiert. (mit einem Seitenblick zu Owen) Nur mein Stolz ist verletzt.

Er lächelt Julie schief an, sie lächelt zurück. Dann wendet Ianto sich an Jack.

IANTO: Jack.
JACK: Ja?
IANTO: Wir haben gerade die Meldung über einen weiteren Zwischenfall bekommen. Überfall mit einer Spritze. Aber dieses Mal hat das Opfer überlebt. Eine Frau, 27 Jahre. Sie befindet sich im Krankenhaus. (Jack, Julie und Martha schauen sich an.) Die Krankenakte ist gelöscht, genau wie bei den anderen.

Jack dreht sich sofort um und geht hinaus. Martha, Gwen und Julie folgen ihm.

IM KRANKENHAUS KURZE ZEIT SPÄTER

Martha steht an der linken Seite und nimmt der jungen Frau Blut ab. Die Frau sitzt auf einer Untersuchungsliege in einem Raum mit vielen Geräten, Überwachungsmonitoren, auf einigen Leuchtrahmen an der Wand hängen Röntgenaufnahmen. Sie hat eine grüne Bluse, Jeans und Stiefel an und ist mit einigen Kontakten an die Geräte angeschlossen. Gwen steht rechts neben ihrem Bett, Jack am Kopfende. Julie hält sich im Hintergrund.

MARIE: (irritiert) Aber die Ärzte meinten, sie wären fertig mit mir.
MARTHA: Wir gehören nicht zu denen.
GWEN: (einfühlsam) Wir wissen, dass es schwer für Sie ist, Marie. Aber können Sie uns den Mann beschreiben, der sie angegriffen hat?
MARIE: Das alles habe ich der Polizei doch schon gesagt.

Jack stützt die Hände auf das Fußende der Liege und beugt näher sich zu ihr.

JACK: Wir gehören auch nicht zur Polizei.

Marie sieht ihn verwirrt an und schüttelt den Kopf.

MARIE: Nein, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.
GWEN: Hat er irgendetwas gesagt bei dem Angriff?
MARIE: (schüttelt den Kopf) Nein.
MARTHA: Öffnen Sie bitte den Mund.

Marie macht den Mund auf, Martha fährt mit einem Wattestäbchen über die Innenseite ihrer Wange und geht dann nach hinten.

MARIE: Sehen Sie, er ist … er kam auf mich zu mit einer verdammt großen Nadel, nicht wahr? Und dann hat mein Hund ihn gebissen und ich trat ihm in die Eier.

Sie schaut Gwen an, die lächelt verständnisvoll. Jack dagegen grinst regelrecht.

JACK: Respekt!

ZURÜCK IN DER TORCHWOOD-BASIS

Owen und Martha arbeiten zusammen im Gewächshaus, dass auch als Labor dient. Auf einem Monitor im Hintergrund sieht man eine Akte mit einem Foto der jungen Frau aus dem Krankenhaus. Owen und Martha untersuchen gerade die Proben, die Martha von ihr genommen hat. Sie ergänzen sich sehr gut, verstehen sich ohne Worte. Manchmal werfen sie sich kurze Bemerkungen zu.
Owen schiebt einen Objektträger, auf den Martha etwas von dem Blut geträufelt hat, in ein Mikroskop. Gemeinsam stehen sie vor dem Monitor, auf dem nun ein Blutbild erscheint.

OWEN: Also, du und Jack, ihr habt zusammen einen langen Weg zurückgelegt?
MARTHA: Vor und zurück, eigentlich.
OWEN: Wie seid ihr euch begegnet?
MARTHA: Sagen wir mal, wir hatten den gleichen Doctor.

Owen schaut sie verwirrt an. Martha lächelt ganz kurz, dann ist sie wieder auf den Monitor konzentriert. Sie klopft sich mit ihrem Kugelschreiber nachdenklich gegen die Schneidezähne, nickt in Richtung des Bildschirms.

MARTHA: Diese Morde – warum das Ammoniumhydroxyd? Das ist eine seltsame Methode, jemanden umzubringen.
OWEN: Ja, ziemlich unappetitlich. Als wenn man jemandem Bleichmittel injizieren würde.
MARTHA: Oder der Hauptgrund ist nicht das Töten.
OWEN: Sondern weil man etwas im Blut der Opfer zerstören wollte.
MARTHA: (aufgeregt) Beweise vernichten!

Die beiden schauen sich an. Sofort gehen sie zu Jack.
Etwas später hat sich das komplett Torchwood-Team in Jacks Büro versammelt. Ein großer Flachbildschirm vor dem runden Fenster zeigt die Daten der jungen Frau aus dem Krankenhaus.

JACK: Also, wir haben hier ein Mordopfer und eine Überlebende. Beide angegriffen mit Spritzen, bei beiden die Krankenakten gelöscht.
MARTHA: Und weitere Fälle in ganz Großbritannien. Wir nehmen an, der Grund für die Angriffe ist es, Beweise für ihren Gesundheitszustand zu vernichten.
JACK: Gwen, Ianto, ihr setzt die kriminaltechnische Untersuchung fort.
GWEN: (nickt) OK.
JACK: Martha, Owen, ihr macht mit der medizinischen Untersuchung weiter.
OWEN: Gut.
JACK: Tosh, hattest du Glück beim Wiederherstellen der Krankenakten?
TOSHIKO: Noch nicht. Ich muss noch tiefer in den Systemspeichern graben, sehen, ob ich Überreste von gelöschten oder temporären Dateien finde. Ist natürlich völlig illegal.

Sie lächelt kurz. Jack nickt ihr zu.

JACK: Tu, was nötig ist. Wir haben es hier nicht mit einem Verrückten mit irgendeinem Nadelfetisch zu tun. Das ist eine Verschwörung.

Jack nickt allen noch einmal zu, dann gehen sie an die Arbeit, nur Julie bleibt.
Etwas später hat Toshiko bei ihren Recherchen etwas gefunden. Sie gibt Ianto über Komm etwas durch.

TOSHIKO: Ianto, die Polizei hat noch eine Leiche gefunden, im Heath Park. Nach den ersten Berichten zeigt der Fall alle Merkmale der anderen Überfälle.

Ianto ist in den Gängen unterwegs.

IANTO: Ich hole Gwen, dann gehen wir der Sache nach.

IM HEATH PARK ETWAS SPÄTER

Der Torchwood-SUV erreicht den Tatort. Gwen parkt ihn zwischen den anderen Einsatzfahrzeugen. Der Tatort ist schon weiträumig abgesperrt und die Spurensicherer in ihren weißen Overalls sind dort intensiv beschäftigt. Über der Leiche ist ein Zelt errichtet worden. Gwen und Ianto steigen aus dem Wagen und gehen darauf zu, Ianto mit einer Ausrüstungstasche. An der Absperrung steht ein Polizist.

GWEN: Was habt ihr?
POLIZIST: Die Leiche wurde heute am frühen Morgen gefunden. Männlich, Kaukasier, Anfang 20.

Er zeigt in Richtung des Zelts.

GWEN: Ok, danke.

Sie und Ianto gehen in das Zelt. Der Polizist folgt ihnen. Der junge Mann liegt dort, auf dem Rücken. Gwen hockt sich neben die Leiche und untersucht sie.

GWEN: Wer ist er?
POLIZIST: Barry Leonard. Student. Der Arzt meinte, es sähe aus wie ein ....
GWEN: Toxischer Schock.

Sie schaut Ianto bedeutungsvoll an. Sie hat gerade die Einstichstelle im rechten Auge der Leiche entdeckt.

ZURÜCK IN DER TORCHWOOD-BASIS

Gwen und Martha gehen einen dunklen Korridor entlang. Gwen berichtet über den Tatort im Park.

GWEN: Der Überfall fand im Wald statt, also keine Zeugen, keine Überwachungskameras.
MARTHA: Wie bei den anderen.
GWEN: Ja. Tosh hat gerade Barrys Krankenakte überprüft – ebenfalls gelöscht.

Sie haben eine Tür erreicht. Gwen drückt auf den Öffner und die sich öffnende Tür gibt den Blick auf den Besprechungsraum frei. Aber sie bleiben an der Tür stehen.

MARTHA: Und die Einstichstelle in seinem Augapfel ist identisch mit denen, die wir bei den anderen Opfer gefunden haben. Ich glaube, Jack hat Recht. Diese Überfälle sind nicht zufällig, sie sind methodisch. Professionell. Fast wie gezielte Auftragsmorde.
GWEN: (skeptisch) Aber Barry Leonard war Student. Wer würde einen Studenten ermorden wollten?
MARTHA: Die Gesellschaft für Studiendarlehen …
GWEN: Ja, ja, ich denke, damit hast du den Fall gelöst. (Beide lachen) Aber warum die Krankenakten löschen? Ich meine, was haben all diese Menschen nur gemeinsam?
MARTHA: Owen analysiert gerade Maries Testergebnisse. Ich hoffe, dadurch werden wir wenigstens einen Hinweis bekommen.
GWEN: Also tappen mit immer noch im Dunkeln, ohne eine Idee, wo der Mörder das nächste Mal zuschlagen wird, und die Überfälle geschehen immer schneller aufeinander folgend.
MARTHA: (beschwörend) Wir müssen die Augen offen halten, Gwen. Wir werden etwas finden.
IANTO: (über die Sprechanlage) Martha, ein Anruf vom Krankenhaus. Marie hatte eine Art Anfall.

Martha dreht sich sofort um und läuft zurück. Gwen folgt ihr langsamer.
Martha läuft ins Gewächshaus, wo Owen mit der Analyse der Proben beschäftigt ist.

MARTHA: (aufgeregt) Sie brauchen uns im Krankenhaus. Marie ist zusammengebrochen.
OWEN: Ja? Ich wette, deswegen. (Er zeigt auf den Monitor, wo die Doppelhelix eines DNS-Strangs zu sehen ist. Ein Abschnitt ist rot markiert.) Aus Maries Blut. Ist mir völlig neu.

Martha tritt mit zusammengezogenen Brauen näher an den Monitor heran. Kritisch mustert sie das Bild.

MARTHA: Ja, mir auch. Hast du schon eine Isoenzymanalyse durchgeführt?
OWEN: Nein, noch nicht. Was denkst du? Eine parasitäre Infektion?
MARTHA: (gedehnt) Könnte sein.
OWEN: Es könnte an diesem Zeug liegen, denn anderenfalls habe ich keinen Schimmer, was verkehrt bei ihr ist.

Jetzt laufen weitere Daten über den Schirm. Martha beobachtet sie konzentriert.

MARTHA: Ja – keine Infektionen, keine Auffälligkeiten bei den Organfunktionen, perfekte Cholesterinwerte, idealer Blutdruck.
OWEN: Ja, exakt. Sie ist so normal, das ist schon unnormal.

Martha schaut zu Owen, der sieht sie bedeutungsvoll an.

IM KRANKENHAUS

Martha und Owen untersuchen Marie, die nur mit einem Krankenhaushemd bekleidet auf einer Untersuchungsliege liegt. Julie steht wieder im Hintergrund und beobachtet. Martha leuchtet Marie mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen. Marie dreht unwirsch den Kopf weg.

MARTHA: Marie? Marie, können Sie mir hören?
MARIE: (murmelnd) Mhmm, ja.
OWEN: OK, Sie haben da etwas in Ihrem Blut, dass wir nicht bestimmen können. Wir nehmen an, dass dies der Auslöser für Ihre momentanen Symptome ist. Und wir müssen wissen, was passiert ist, um Ihnen helfen zu können.
MARIE: Nun, Sie sind die Ärzte. Sagen Sie es mir.

Julie tritt zu Owen und flüstert ihm etwas zu. Martha sieht sie aufmerksam an.

OWEN: (zu Marie) Sie verheimlichen uns etwas. Wenn wir Ihnen helfen sollen, müssen Sie ehrlich zu uns sein.

Marie schaut ihn fragend an, aber sie wirkt tatsächlich etwas schuldbewusst. Sie will gerade etwas sagen, da piept Owens Kommgerät. Ianto ist dran. Owen hebt die Hand, um Marie am Sprechen zu hindern und lauscht Iantos Nachricht.

IN DER WOHNUNG DES STUDENTEN ZUR GLEICHEN ZEIT

Gwen und Ianto befragen den Mitbewohner von Barry. Der junge Mann sitzt in dem kleinen Zimmer auf dem Bett, Gwen im gegenüber auf einem Stuhl. Ianto steht am Fenster und hört zu. Alle halten Kaffeebecher in den Händen.

STUDENT: Barry war mein bester Kumpel. Wir haben dasselbe studiert. Ich habe ihn gleich am ersten Tag kennen gelernt.
GWEN: Hat Barry irgendwelche Drogen genommen?
STUDENT: Nein, er war völlig sauber. Er sagte immer, er müsse vorsichtig sein, was er seinem Körper antue, wegen seiner Diabetes.

Ianto schaut ihn irritiert an.

IANTO: Barry war Diabetiker?
STUDENT: Ja. Aber als er geheilt war, fing er an zu saufen, nahm Kokain ...
GWEN: Einen Moment. Du sagst, Barrys Diabetes ist geheilt worden?
STUDENT: (sieht sie erstaunt an) Ja, sicher.
IANTO: Das ist unmöglich.
STUDENT: Nun, er hörte auf, Insulin zu nehmen. Er fühlte sich gut.
IANTO: (tippt an sein Kommgerät) Owen, ich habe etwas, was du wissen solltest.
GWEN: (skeptisch) Und wer hat diese Wunderheilung zustande gebracht?
STUDENT: Ich weiß es nicht. Er war sehr verschwiegen in dieser Hinsicht. Ich weiß nur, er hatte danach plötzlich unheimlich viel Geld.
IANTO: (ins Komm) Barry Leonard ist angeblich von Diabetes geheilt worden.

ZUR GLEICHEN ZEIT IM KRANKENHAUS

Owen geht auf Marie zu.

OWEN: Danke, Ianto. (er tippt an sein Kommgerät) Nun, hören Sie, Marie, sie müssen anfangen mit uns zusammen zu arbeiten. Dies könnte eine Sache um Leben und Tod sein. Haben Sie jemals an einer lebensbedrohlichen Krankheit gelitten?

Marie hat sich auf ihrer Liege aufgerichtet. Resigniert presst sie die Lippen zusammen, sie sieht zu Boden.

MARIE: Es war ja auch zu gut um wahr zu sein.
MARTHA: Was meinen Sie damit?
MARIE: (schaut sie an) Ich hatte HIV.
MARTHA: (fassungslos) Aber ihr Blut ist völlig frei von Antikörpern! Das ist medizinisch unmöglich.

Sie sieht zu Julie, die nickt.

JULIE: Sie sagt die Wahrheit.

Marie wirft ihr einen irritierten Blick zu, dann wendet sie sich wieder Martha zu.

MARIE: (ungeduldig) Das war das Reset.
MARTHA: Reset? Worüber reden wir gerade? (sie schaut Owen ratlos an) Eine Droge?
OWEN: Keine Ahnung, ist mir nicht bekannt, (zu Marie) irgendeine Idee von der chemischen Zusammensetzung?

Marie sieht ihn an und lacht freudlos, dann fängt sie plötzlich an zu husten. Martha macht besorgt noch einen Schritt auf sie zu.

OWEN: Wer hat es ihnen gegeben, Marie?
MARIE: Ich habe es von Pharm bekommen.
MARTHA: Farm? Was für eine Farm?
MARIE: (ungeduldig) Nein, P-H-A-R-M. Das ist eine medizinische Forschungseinrichtung, ok?
OWEN: Und wie sind Sie da rangekommen?
MARIE: Sie haben es mir gegeben. Sie haben mir dafür eine Menge Geld gezahlt. Sie sagten, ich sollte strengstes Stillschweigen darüber einhalten, das war Teil des Vertrags.
MARTHA: Heißt das, Sie war Teilnehmerin eines Medikamententests?

Sie atmet schwer, dann fällt sie plötzlich zurück auf die Liege und beginnt zu zucken.

MARTHA: (alarmiert) Marie?
OWEN: Sie krampft.

Er stürzt zu einem Tischchen, auf dem einige Medikamente und medizinische Instrumente liegen. Martha versucht, Marie auf der Liege fest zu halten.

MARTHA: Marie!
OWEN: Ich werde ihr noch mal 10 ml geben.
MARTHA: (zu Marie) Alles in Ordnung.

Er zieht eine Spritze auf und injiziert Marie etwas in den Oberschenkel. Gleich darauf wird sie schlaff, die Monitore piepen und zeigen nur noch flache Linien. Martha schaut sich fassungslos zu Owen um.

MARTHA: Sie ist tot.

Beide starren immer noch fassungslos auf Maries Leiche. Plötzlich steigt aus ihrem Mund eine Wolke von winzigen Insekten auf. Martha, Julie und Owen stolpern entsetzt rückwärts, nach den Insekten schlagend. Owen schlägt auf einen Alarmknopf in der Wand. Sirenen heulen los.

OWEN: Wir haben einen Notfall hier! Gefährliche Biostoffe! Holt uns hier raus!

Sie ducken sich in die Ecke neben der Tür, wedeln die sie unschwirrenden Insekten weg und ziehen hastig die Atemmasken von den Mund. Dann kauern sie sich noch weiter zusammen, während die Insekten weiter laut summend um sie herumschwirren. Doch plötzlich fallen sie alle zu Boden, tot. Owen hebt staunend eines der Insekten vom Boden auf. Er betrachtet das Insekt auf seiner Fingerspitze ganz genau.

IN DER TORCHWOOD-BASIS SPÄTER

Auf dem großen Bildschirm an der Stirnwand ist ein CT des Insekts in extremer Vergrößerung sowie weitere Daten zu sehen. Owen lehnt an Seitenwand und starrt auf den Monitor, Martha und Julie stehen davor.

MARTHA: Also haben wir es mit der Larve einer außerirdischen Lebensform zu tun, die in menschlichen Körpern ausreift.
OWEN: Ich habe noch nie zuvor etwas Ähnliches gesehen. (zu Julie) Du vielleicht?
JULIE: (kopfschüttelnd) Nein, diese Spezies ist mir nicht bekannt.
OWEN: (seufzend) Nun, sie haben Maries Körper verlassen, als sie starb, vielleicht suchten sie nach einem anderen Wirt für die nächste Entwicklungsstufe.
MARTHA: Der wir hätten sein können.

Sie schüttelt sich bei dem Gedanken an das Geschehene.

OWEN: Ja. Glücklicherweise sterben sie, wenn sie nicht schnell einen neuen Wirt finden.
MARTHA: Ich frage mich, zu was diese niedlichen kleinen Larven heranwachsen?

Die beiden sehen sich nachdenklich an.
Etwas später sind auch die anderen des Teams im Besprechungsraum. Jack sitzt wie immer am Kopfende des Tisches, gegenüber dem Bildschirm. Gwen und Toshiko sitzen links, Julie rechts von ihm. Ianto steht etwa auf der Mitte des Raums an der rechten Seitenwand, Owen und Martha stehen rechts und links des Monitors. Der zeigt jetzt u.a. wieder die Aufnahme des DNS-Strangs. Sie berichten den anderen darüber, was sie herausgefunden haben.

OWEN: (zeigt auf den Schirm) Das, Leute, ist das Molekularmodell des Medikaments, dass wir in Maries Blut gefunden haben.
MARTHA: Sie nannte es Reset.
IANTO: Und was bewirkt es?
OWEN: Stellt euch vor, ihr lasst einen Virenscanner auf eurem Computer laufen, ja? Die Software arbeitet sich durch die Dateien. Und wenn sie einen Trojaner oder einen Virus oder etwas Ähnliches findet, identifiziert sie ihn und löscht ihn anschließend. Genauso wirkt dieses Zeugs im menschlichen Körper. Aber da sind es nicht nur Viren, sondern ebenso schädliche Bakterien, Gifte oder auch mutierte Zellen, sucht es euch aus. Es ist, als würde der Körper auf die Werkseinstellungen zurück gesetzt.
MARTHA: Das ultimative Wundermittel. Es würde jedes andere Medikament überflüssig machen.
GWEN: (staunend) Das wäre die größte medizinische Entdeckung der Geschichte!
MARTHA: (lächelnd) Genau. Nur leider kommt es zusammen mit einem tödlichen außerirdischen Parasiten.

Sie drückt auf das kleine Schaltpult. Auf dem Bildschirm erscheint das CT des Insekts.

JACK: Oh, also doch keine so Epoche machende Entdeckung.
MARTHA: Der Parasit braucht einen gesunden Wirt, während er sich entwickelt. Das Parasitenei enthält das Wundermittel, das alles im System auf die Werkseinstellungen zurücksetzt.
JACK: Reset. Exzellent. Also, wer leitet Pharm?
IANTO: (blättert in einer Akte) Nun, ihr Bild in der Öffentlichkeit ist harmlos genug. Eine Partnerschaft zwischen der Regierung und einem Zusammenschluss von pharmazeutischen Firmen. Sie erforschen und entwickeln die neuesten Biotechnologien.

Er gibt die Akte weiter an Gwen, die sie interessiert durchblättert. Toshiko berichtet über ihre Untersuchungen.

TOSHIKO: Ihre IT-Systeme sind wesentlich weiter fortgeschritten als sie sein müssten. Außerdem verfügen sie über scheinbar unbeschränkten Zugriff auf geschützte Daten.

Jack hat die Ellbogen auf den Tisch gestützt und legt das Kinn auf die gefalteten Hände. Er sieht nachdenklich von einem zum anderen.

MARTHA: Was bedeutet, dass sie auch die Möglichkeit haben, Krankenakten zu löschen, wenn sie es wollen.
TOSHIKO: Exakt.
JACK: Wer leitet diese Einrichtung?
GWEN: (schaut in die Akte) Institutsdirektor ist ein Dr. Aaron Copley.

Ianto greift über den Tisch und drückt wieder auf das Schaltpult. Auf dem Monitor erscheint ein Bild des Mannes.

OWEN: Ja, ich kenne seine Arbeit. Er ist einer der am meisten respektierten Forscher auf diesem Gebiet.
IANTO: Harvard-Absolvent. Er hat auch in Cambridge geforscht. Zuletzt hat er als Professor für Molekularpharmazie in Harvard gearbeitet. Er kam nach Großbritannien, um Pharm aufzubauen.
JACK: Hmm, und er ist irgendwie attraktiv. (Martha und Julie werfen ihm einen leicht genervten Blick zu. Jack schaut auf den Bildschirm, er lächelt.) Denkt ihr, er freut sich über Besucher?

ETWAS SPÄTER AUF DEM WEG ZU PHARM

Jack und Owen sind mit dem SUV auf einem schmalen Weg unterwegs durch eine idyllische ländliche Gegend. Vor einem bewaldeten Hügelrücken zwischen Äckern und Gärten ist eine große Villa zu sehen. An einem kleinen Wachhäuschen mit Schranke hält Jack den Wagen an.

JACK: (leise, mehr zu sich selbst) Ein Zaun umgibt das ganze Gelände, stark gesichert. Bewaffnete Wachposten an der Einfahrt.

Owen schaut ihn fragend von der Seite an, aber Jack reagiert nicht darauf. Er wendet sich dem Wachmann zu, der mit einem Klemmbrett in der Hand an den Wagen tritt.

JACK: Torchwood.

Der Wachmann schaut auf sein Klemmbrett und nickt. Er dreht sich um und gibt seinem Kollegen ein Handzeichen, woraufhin dieser die Schranke öffnet. Jack schaut Owen überrascht an, denn sie sind nicht angemeldet. Owen erwidert seinen Blick mit erhobenen Brauen. Jack fährt an. Als der SUV an den Wachleuten vorbeikommt, schaut er sich die Waffen in ihren Holstern genau an. Weiter geht die Fahrt an einem Stacheldrahtzaun entlang, hinter dem sich weitere Gebäude befinden, bis zum Haupteingang der Villa. Dabei murmelt Jack die ganze Zeit Kommentare vor sich hin. Owen schaut ihn deshalb immer wieder aus dem Augenwinkeln fragend an.
Sie werden von zwei weiteren Wachleuten in Empfang genommen und bis in das Büro des Institutsdirektors Copley gebracht. Die Begrüßung fällt höflich, aber sehr frostig aus. Jack setzt sich in den einzigen Sessel, der vor dem Schreibtisch steht, Owen bleibt hinter ihm stehen. Copley nimmt hinter dem Schreibtisch Platz und blättert in einer Akte, die Jack ihm gegeben hat.

COPLEY: Es tut mir leid, dass Sie diese Reise vergebens unternommen haben, Mr. .... Harker.
JACK: Harkness. Und es heißt Captain Harkness, aber Sie können mich Jack nennen.
COPLEY: (lächelnd, aber es sieht nicht gerade freundlich aus) Captain? Wo haben Sie denn ihr Boot geparkt?
JACK: (lacht, aber als einziger. Er sieht Owen an) Ich mag Männer mit Sinn für Humor. (Zu Copley) Kennen Sie nicht ein paar gute Witze über klinische Studien?

Copley hat die Akte inzwischen durchgeblättert, sie enthält Fotos und Unterlagen zu drei letzten Opfern. Er klappt die Akte zu und sieht Jack an.

COPLEY: Nun, Jack, keine dieser Personen kommt mir bekannt vor. Und als Institutsdirektor hätte ich sie persönlich treffen müssen, wären sie Versuchspersonen gewesen.
JACK: Dr Copley...
COPLEY: Professor, genauer gesagt.

Jack steht auf und stützt die Hände auf den Schreibtisch.

JACK: (lächelnd, aber seine Stimme ist kalt) Aber ich darf Sie Aaron nennen, nicht? Sehen Sie, das ist ein bisschen peinlich. Zwei dieser Menschen wurden ermordet. Eine andere starb an einer parasitären Infektion außerirdischen Ursprungs und eines der Opfer erwähnte den Namen Ihrer Organisation, bevor es starb.
COPLEY: (abweisend) Außerirdischen Ursprungs? Das ist lächerlich.

Jack lächelt ihn noch einmal an, nun wirkt es bedrohlich.

OWEN: Ähm, Professor, Ihre publizierten Arbeiten über Immunologie waren sehr hilfreich, als ich meine Doktorarbeit geschrieben habe. Ich muss Ihnen dafür danken.
COPLEY: Es freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte.
OWEN: Nun, wenn es ein Medikament gäbe, dass den menschlichen Organismus praktisch auf die Werkseinstellungen zurücksetzen könnte, würden Sie es doch wissen, oder?
COPLEY: Natürlich, das würde ich. Aber so etwas existiert nicht.
JACK: (zu Owen) Ich hatte mal einen Lover, dessen Nasenflügel blähten sich genauso, wenn er log.

Er lacht kurz auf, Copley sieht ihn an, Jack erwidert den Blick. Schließlich wendet Copley die Augen ab und sieht auf seine Armbanduhr.

COPLEY: Ich bin schon spät dran für meinen nächsten Termin.

Er steht auf und rückt sein Jackett zurecht. Jack tritt einen Schritt auf ihn zu.

JACK: Gehen Sie nur. Wir sehen uns hier ein wenig um.
COPLEY: Nun, unsere Forschungsabteilungen sind geheim, deshalb können wir Ihnen keinen Zugang gewähren. Aber wenn Sie mögen, können Sie die Besichtigungstour mitmachen.
JACK: (kalt) Normalerweise, Aaron, gehen wir, wohin wir wollen.
COPLEY: Aber nicht hier. Fragen Sie in Whitehall nach. Wir sind unangreifbar.
JACK: Klar. Ich hatte letztens ein wirklich hässliches Erlebnis mit einem Politiker. Ich habe nicht mehr vor, auf Whitehall zu hören.

Wieder sehen die beiden Männer sich an. Und wieder wendet Copley als erster den Blick ab.

COPLEY: Ich werde jemanden rufen, der Sie zu ihrem Fahrzeug zurück begleitet.

Er greift zum Telefonhörer und wählt eine interne Nummer.

Kurz darauf kommen Jack und Owen aus der Eingangstür der Villa. Zwei Wachleute, ein Mann und eine Frau in grauen Pullovern und dunklen Hosen, gehen hinter ihnen. Sie beziehen Posten neben der Tür, direkt nachdem Jack und Owen das Haus verlassen haben und zum SUV gehen.

JACK: Lag es an mir oder war er ein bisschen empfindlich?

Jack drückt einen Knopf auf seinem Handgelenkgerät. Owen läuft zur Beifahrerseite.

OWEN: Na ja, so viel zu einer freundlichen Annäherung. Wir müssen diesen Ort auf den Kopf stellen.

Er steigt ein, Jack sitzt schon auf der Fahrerseite. Er drückt weitere Knöpfe auf seinem Gerät.

JACK: Ja, natürlich. Nach diesen Messwerten weist dieser Ort die höchste Konzentration an außerirdischen Lebensformen diesseits des Risses auf.

Er sieht durch die Windschutzscheibe auf die Gebäude jenseits des hohen Maschendrahtzauns. Dann schaut er zu den Wachen, die immer noch an der Tür stehen.

JACK: Grau ist so gar nicht ihre Farbe.

Dann fährt er davon.

ZURÜCK IN DER TORCHWOOD-BASIS

Owen berichtet über die "Audienz" mit Copley. Jack steht nur daneben, es wirkt, als warte er auf etwas. Das ganze Team ist versammelt, aber Julie fehlt. Dann schickt Jack alle an die Arbeit.
Kurz danach steht er hinter Toshiko, die an ihrem Computer arbeitet. Sie versucht, in das Pharm-Netzwerk zu gelangen. Aber immer erscheint die Meldung "Access denied". Frustriert beendet sie ihre Bemühungen, legt ihre Brille auf den Tisch und dreht sich zu Jack um.

TOSHIKO: (verärgert, enttäuscht) Ich kann mich da nicht einhacken, Jack. Und wenn ich es weiter mit brutaler Gewalt versuche, werden sie wissen, dass sie angegriffen werden.
JACK: (energisch) Eine außerirdische Lebensform macht Jagd auf menschliches Blut. Wir müssen da rein. Aber vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit. Warten wir’s ab.

Toshiko sieht ihn verständnislos an, aber Jack hat sich schon umgedreht und geht in Richtung Büro, vorbei an Gwen, die an ihrem Arbeitsplatz sitzt. Da ruft Ianto ihnen von seinem Arbeitsplatz etwas zu.

IANTO: Tosh, ich habe die Suchergebnisse bekommen. Sie sind auf dem Schirm.

Er drückt einen Knopf auf seiner Tastatur und auf Toshikos Bildschirm erscheinen verschiedene Fenster mit Websites, darunter auch eine Anzeige von Pharm, South Wales, in einer Stellenbörse. Toshiko schaut sich die Sachen an. Jack kommt wieder zu ihr zurück. Auch Martha und Owen kommen aus dem Autopsieraum heran.

TOSHIKO: Ianto, das ist brillant! Sie suchen noch Freiwillige.
JACK: Das ist verständlich, bei deren Verlustrate.
GWEN: Dann muss einer von uns dort undercover reingehen.
JACK: (entschieden) Nein.
MARTHA: Außer, wir würden einen Mediziner dort einschleusen. Jemanden, der weiß, wonach er suchen muss.
OWEN: Ja, aber ich kann das nicht tun. Sie kennen mich jetzt.

Martha schaut ihn mit hochgezogenen Brauen an.

MARTHA: (ironisch) Ich weiß, es ist schwer zu glauben, Owen, aber ich habe nicht an dich gedacht.
JACK: (entschieden) Auf keinen Fall.
MARTHA: Ach komm, Jack, ich bin schon an schlimmeren Orten gewesen und du weißt das.

Jack schaut in die Runde. Gwen sieht ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, Owen schüttelt entschlossen den Kopf. Die anderen schauen ihn nur an. Da ertönt ein leises Klingeln. Jack zieht sein Handy aus der Hosentasche und schaut auf das Display. Dann sieht er Martha ernst an.

JACK: Nein.

Sie will protestieren, aber Jack spricht schon weiter.

JACK: Weil Julie schon drin ist.

Martha steht einfach nur der Mund offen, fassungslos starrt sie Jack an. Auch die anderen schauen ihn verblüfft und sprachlos an. Jack grinst nur. Ianto hat sich als erster wieder gefangen.

IANTO: Ach, deshalb musste ich so plötzlich die Pläne des Anwesens besorgen!
OWEN: Und deshalb deine ständigen Kommentare, als wir zu Pharm gefahren sind!

Jack sieht ihn kurz an und neigt lächelnd den Kopf ein wenig. Dann tritt er an Toshikos Computer und tippt etwas ein. Auf dem Bildschirm erscheint das Bild der Pharm-Villa. Das Bild schwankt und bewegt sich, als ob man die Aufnahme einer Handkamera sehen würde. Jack dreht sich zu den anderen herum und deutet auf den Monitor.

JACK: Schaut. Julie trägt besondere Kontaktlinsen. Wir können alles sehen und hören, was sie sieht und hört. Und wir können ihr Nachrichten schicken.

Er tippt „Wir sind auf Sendung" ein, das erscheint auf dem Monitor. Das Bild wackelt, als Julie nickt. Jack lächelt, dann wendet er sich wieder den anderen zu.

JACK: Der Text erscheint auf der Innenseite der Linsen, so dass sie ihn lesen kann.
MARTHA: Whow!
JACK: Die Linsen beziehen die benötigte Energie aus der Körperwärme, funktionieren also nur, wenn man sie trägt.
OWEN: (ironisch) Also muss man sie immer und überall tragen.

Er sieht Martha lächelnd an, sie grinst zurück.

JACK: Und im Notfall können wir auch direkt mit ihr sprechen. Die Linsen stellen eine Verbindung zu den neuronalen Sinnesrezeptoren her, also auch zum Gehör.
MARTHA: (skeptisch) Können die Signale denn nicht abgehört werden?
IANTO: (mit hörbar stolzem Unterton) Es handelt sich um Alientechnologie. Sie machen sich das ERP-Paradoxon zunutze.
MARTHA: Oh, Quantenverschränkung von räumlich getrennten Teilchen. Cool.
IANTO: (ernüchtert) Ja, genau.

Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass Martha der Fachbegriff bekannt ist. Jack grinst.

JACK: Hatte ich schon erwähnt, dass sie brillant ist?

Die ganze Zeit sieht man auf dem Bildschirm die Bilder von Julies Linsen. Sie bewegt sich auf die Villa zu, schleicht sich auf die Rückseite und schlüpft durch einen Hintereingang in das Gebäude. So gelangt sie durch die Küche ins Innere.
Jack nickt Toshiko zu, die sich daraufhin an ihren Computer setzt. Jack tritt dafür etwas zur Seite und wendet sich dann wieder dem Monitor zu. Martha stellt sich neben ihn. Gebannt beobachten sie das Geschehen auf dem Bildschirm.
Während Julie durch die Gänge streift, murmelt sie die ganze Zeit vor sich hin. Martha schaut Jack fragend an.

MARTHA: Macht sie das immer so?
JACK: (zerstreut) Was?
MARTHA: Diese Kommentare.
JACK: (etwas zerstreut, weil er ganz auf den Monitor konzentriert ist) Keine Ahnung, ich bin noch nie mit ihr auf der Jagd gewesen.
MARTHA: (erstaunt) Auf der Jagd?

Jetzt erst schaut er sie an und bemerkt, wie seltsam das klingen muss. Er lächelt.

JACK: So nennt Julie es. Ich nenne es Recherchen.

Er grinst kurz, dann konzentriert er sich wieder auf den Monitor, der das zeigt, was Julie sieht. Er winkt Martha näher heran.

JACK: Hör’ genau hin, sie gibt uns Hinweise darauf, was sie nicht sehen kann. Durch ihre Empathie kann sie spüren, ob sich Personen in ihrer Nähe befinden und was sie fühlen. (Er nickt Toshiko zu.) Tosh, dreh' doch bitte den Ton etwas lauter. (ohne sich umzudrehen) Ianto, holst du bitte die Pläne?

Ianto nickt und geht in Richtung von Jacks Büro. Martha folgt ihm. Als sie im Büro ankommt, steht Ianto an Jacks Schreibtisch und will gerade die Pläne zusammenrollen. Sie geht zu ihm und schaut darauf.

MARTHA: Das ist also die geheimnisvolle „Pharm".
IANTO: Genau, hier kannst du genau sehen, wie die Gebäude verteilt sind. (Er zeigt auf das Hauptgebäude) Nach dem, was Jack und Owen gesehen haben, liegen in diesem Haus Copleys Büro, Büros und Labore sowie die Unterkünfte für die Testpersonen.

Martha zeigt auf einen anderen Bereich.

MARTHA: Und was sind das für Gebäude hier hinten?
IANTO: Eine Art Sperrbezirk, umzäunt, von Bewaffneten bewacht. Jack glaubt, dass daher die Anzeigen für außerirdische Lebensformen kamen.
MARTHA: (lächelt aufgeregt) Cool.

Ianto schaut sie konsterniert an.

IANTO: Das ist kein Spiel. Es ist gefährlich.

Martha sieht ihn erstaunt an, blickt kurz zu Boden. Dann lächelt sie und wechselt das Thema.

MARTHA: Übrigens, Jack hat mich gefragt, ob ich ihm nicht so ein UNIT-Käppi besorgen könnte.

Ianto ist wieder mit der Karte beschäftigt, abgelenkt.

IANTO: (ohne Nachzudenken) Ja, Julie steht auf sowas.

Marthas Augen werden groß, sie schaut ihn erstaunt an. Ianto wird erst jetzt klar, wie sich seine Antwort angehört haben muss. Seine steife, überkorrekte Maske bröckelt. Er errötet und zuckt verlegen lächelnd mit den Achseln. Da fängt Martha an zu grinsen.

MARTHA: Das hat sie auch gesagt. Aber dann meinten beide, dir würde es auch gut stehen.
IANTO: (blinzelt überrascht) Ach ja? Nun, rot ist wirklich meine Farbe.

Er wendet sich hastig ab, damit Martha sein Gesicht nicht sieht und geht in Richtung Tür. Martha folgt ihm. Sie will es nun ganz genau wissen.

MARTHA: Also, liege ich richtig, dass du und ...?
IANTO: (unterbricht sie hastig, er wird schon wieder rot) Nein, da ist nichts.
MARTHA: (schaut ihn forschend an) Ach ja?!
IANTO: (schaut ihr direkt in die Augen) Ja!
MARTHA: (lächelnd, aber energisch) Und mit wem von beiden ist da nichts?

Ianto sieht sie überrascht an, Martha nickt ihm auffordernd zu. Ianto blickt kurz zur Seite, dann wieder zu ihr.

IANTO: Wir sind nur ... Freunde.

Sein Blick schweift ab, er ist mit den Gedanken ganz woanders. Sein Gesicht nimmt einen sehnsüchtigen Ausdruck an. Martha lächelt leicht anzüglich, sie lässt noch nicht locker.

MARTHA: Wirklich? Wer sind "wir"?
IANTO: Julie und ich.

Jetzt schaut Martha etwas überrascht, aber dann nickt sie, als wolle sie sagen, sie habe schon so etwas geahnt.

MARTHA: Und Jack?
IANTO: Was soll mit ihm sein? Ich bin mir im Klaren, dass ihre Beziehung immer an erster Stelle stehen wird. … Obwohl ich manchmal schon das Gefühl habe, er sei ein bisschen eifersüchtig.
MARTHA: (erstaunt) Jack? Auf wen?
IANTO: (nachdenklich) Ich bin mir nicht sicher … auf Julie, auf mich – oder auf uns beide.
MARTHA: Oh!

Jetzt ist Martha wirklich überrascht. Da kommt Owen herein. Ianto und Martha wenden sich eilig voneinander ab, als habe Owen sie bei etwas ertappt.

OWEN: Wo bleibt ihr denn? Jack braucht die Pläne.
MARTHA: (hastig) Wir kommen ja schon.

Owen nickt und ist schon wieder draußen. Sie und Ianto schauen sich an, dann folgen sie ihm. Jack schaut ihnen entgegen, als sie bei den Computern ankommen. Ianto reicht ihm die zusammengerollten Pläne.

JACK: Danke. Was hat denn da so lange gedauert?

Er schaut fragend von Ianto zu Martha. Die lächelt leicht und wendet kurz den Blick ab. Auch Ianto schaut demonstrativ an Jack vorbei. Der macht ein Gesicht, als wolle er nachfragen, aber dann überlegt er es sich anders. Er breitet die Pläne auf Owens Arbeitsplatz aus. Die anderen stellen sich dazu, nur Toshiko bleibt an ihrem Computer sitzen. Sie hat die ganze Zeit ein Auge auf den Bildschirm mit den Aufnahmen von Julies Kontaktlinsen.

JACK: Wir brauchen Zugang zu Pharms IT-Systemen, müssen ihre Firewalls und Sicherheitsprotokolle abschalten. Dann kann Toshiko sich Zugang zu ihren Dateien verschaffen und herausfinden, woran sie da wirklich arbeiten. Julie wird also versuchen, den Verwaltungstrakt zu finden, der sich höchstwahrscheinlich im Hauptgebäude befindet, und sich Zugang zu verschaffen. Über die Kontaktlinsen kann Toshiko ihr dabei helfen.
MARTHA: Industriespionage. Das ist ja sehr zivilisiert.

Jack schaut sie kurz an, dann spricht er weiter.

JACK: Das ist das Wichtigste. Danach wird Julie sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen.
GWEN: (skeptisch) Glaubst du das wirklich?

Sie schaut Jack mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er blickt auf und lächelt.

JACK: Ich hoffe es …

Er und Gwen tauschen einen wissenden Blick, Ianto macht ein leises Geräusch, es hört sich wie ein Seufzer an. Auch Owen und Toshiko schauen sich an. Martha sieht fragend von einem zum anderen, bevor ihr Blick an Jack hängen bleibt. Der lächelt ihr zu.

JACK: Julie hat die Angewohnheit, nur auf Ratschläge zu hören, wenn sie es für angebracht hält. Und Befehle befolgt sie schon gar nicht.

Jack zuckt resigniert mit den Schultern und seufzt theatralisch. Dann grinst er.

JACK: Aber was kann ihr schon passieren, schließlich ist sie unsterblich.
OWEN: (sarkastisch) Außer, dass sie erwischt wird. Dann müssen wir sie da raushauen.

Etwas später ist es ruhig geworden im Hub. Jack und Martha überwachen Julie vom Monitor in Jacks Büro. Ianto und Gwen sind nicht zu sehen, Owen sitzt an seinem Arbeitsplatz. Toshiko kommt mit zwei Kaffeebechern. Einen davon reicht sie Owen.

TOSHIKO: Du und Martha scheint euch gut zu verstehen.
OWEN: Ja, du kennst mich doch – Mr. Gesellig.

Er lacht ironisch. Toshiko schaut auf seinen Monitor, er hat Marthas Personaldatei aufgerufen. Ihr UNIT-Ausweis ist auf dem Bildschirm zu sehen.

TOSHIKO: Sie ist wirklich schön.
OWEN: (erstaunt) Ist sie das?
TOSH: Du weißt, dass sie es ist.

Owen wirft Toshiko einen Blick von der Seite zu und lacht.

OWEN: Ja, klar, erwischt.
TOSHIKO: Und auch Medizinerin. Passt doch perfekt.
OWEN: (abwiegelnd) Ach nein, sie interessiert sich doch nur für ihre Arbeit.
TOSHIKO: Denkst du?
OWEN: Ja, ich habe ein bisschen mit ihr geflirtet, als ich ihr gezeigt habe, wie es hier so läuft. Außerdem, wenn ich wirklich etwas versuchen sollte, würde mir Jack wahrscheinlich die Kniescheiben zertrümmern. (Er grinst betrübt und wechselt das Thema) Was ist eigentlich aus diesem ... Billardturnier geworden, das du organisieren wolltest?

Toshiko ist schon an ihren Computer gegangen. Jetzt dreht sie sich zu ihm um.

TOSHIKO: (lächelnd) Das? Das war nie als Turnier geplant.

Owen sieht sie erstaunt an.

OWEN: Was sollte es denn sein?
TOSHIKO: Es war als Rendezvous gedacht.
OWEN: (überrascht) Wie bitte?
TOSHIKO: Ich wollte mit dir ausgehen.
OWEN: (ungläubig) Ein ... ein richtiges Rendezvous?
TOSHIKO: (erstaunt) War dir das gar nicht klar?
OWEN: Du und ich?
TOSHIKO: Ja.
OWEN: Aha. Und ... möchtest du immer noch mit mir ausgehen?
TOSHIKO: Ja.
OWEN: Gut, ok.
TOSHIKO: Ich dachte nur, wenn wir etwas Zeit zusammen verbrächten, einen Abend ...
OWEN: Ja, einverstanden.
TOSHIKO: (verwirrt) Wie bitte?
OWEN: Machen wir es einfach.
TOSHIKO: Sei jetzt bitte nicht sarkastisch.
OWEN: Bin ich doch gar nicht.
TOSHIKO: (misstrauisch) Du bist nur höflich. Du wirst mich doch nur versetzen.
OWEN: Ich habe doch zugesagt, oder? Ein Rendezvous, wir sehen einfach, was daraus wird, möglicherweise gar nichts.
TOSHIKO: Das wäre nett. Nur ein Drink.
OWEN: OK.
TOSHIKO: Gut.
OWEN: Aber ich werde nicht aufhören, mit anderen Frauen zu flirten, ok? Ich will das nur klar stellen, ich werde nicht aufhören zu flirten.
TOSHIKO: Meinetwegen kannst du der König des Flirtens sein.
OWEN: Gut. Dann wäre das ja geklärt.
TOSH: Ja.
OWEN: Schön. Jetzt sollten wir uns wieder, ähm, auf unsere Aufgabe konzentrieren.
TOSH: Genau.

Owen wendet sich wieder seinem Computer zu. Toshiko geht zu Jacks Büro und tritt ein. Jack und Martha sitzen immer noch vor dem Monitor und schauen hoch.

TOSHIKO: Jack, ich übernehme jetzt wieder.
JACK: (nickt) Ja, gut. - Sie hat die Verwaltung immer noch nicht gefunden. Wo haben sie die nur versteckt?

Toshiko nickt und geht wieder zu ihrem Computer. Sie ruft die Aufnahmen von Julie auf. Owen steht auf und kommt zu ihr, schaut ihr über die Schulter.
Julie geht gerade durch einen dunklen Korridor. An dessen Ende sieht sie eine Treppe, die nach unten führt. Unten ist wieder ein nur schwach beleuchteter Flur, an dem sich rechts und links etliche Türen befinden. Schließlich erscheint eine Tür mit der Aufschrift „Administration". Owen geht eilig zu Jacks Büro.

OWEN: Jack, Martha – sie hat was gefunden!

Die beiden stehen hastig auf und alle drei gehen zu Toshikos Arbeitsplatz. Dort auf dem Bildschirm ist zu sehen, dass Julie versucht, die Tür zu öffnen. Sie ist verschlossen. Ihr Blick schweift herum, neben der Tür befindet sich ein Code-Schloss.

OWEN: Tosh, kannst du sie da reinbringen?
TOSHIKO: Ja. Sie muss nur mit den Linsen näher an das EPR-Feld gehen.

Sie tippt „Geh näher ran", das erscheint auf dem Bildschirm. Doch Julie reagiert nicht, ihr Blick geht nach unten.

TOSHIKO: (ärgerlich) Was macht sie da? Geh’ näher ran!

Gwen steht inzwischen auch bei ihnen. Jack legt Toshiko die Hand auf die Schulter. Toshiko dreht sich unwirsch zu ihm um.

JACK: Immer mit der Ruhe. Sie weiß, was sie tut.

Toshiko sieht ihn zweifelnd an, Jack deutet mit dem Kinn auf den Bildschirm. Toshiko dreht sich wieder um und sieht, wie Julie ein kleines Gerät aus der Tasche zieht. Sie hält es an die Tür, etwa an der Stelle, wo sich der Verriegelungsmechanismus befinden müsste. Plötzlich wechselt das Bild, Julie sieht sich hastig um.

JULIE: (leise) Da kommt jemand! Wachen!?

Das Bild schwenkt wieder zur Tür. Man hört ein sehr leises Klicken, dann springt die Tür auf und Julie schlüpft hinein. Inzwischen sind die Schritte der Wachen deutlich zu hören. Julie lehnt sich mit dem Rücken an die Tür, ihr Blick schweift durch den Raum. Draußen hört man die Wachen vorbeigehen, ihre Schritte werden wieder leiser. Gwen stößt hörbar den Atem aus, den sie angehalten hatte. Martha schaut sie fragend an.

JACK: (grinsend) Ich liebe Julies kleine Spielzeuge!

Gwen wirft ihm einen Seitenblick zu und lacht auf. Marthas fragender Blick schwenkt von ihr zu Jack. Der sieht sich zu einer Erklärung genötigt.

JACK: Julie hat immer irgendein Aliengerät bei sich – meist mehr als eins. Dies hier kann jedes Schloss öffnen, egal welches.
MARTHA: Wie praktisch.

Jack nickt, immer noch lächelnd. Dann wenden sich beide wieder dem Monitor zu. Julie sitzt inzwischen an dem Schreibtisch vor einem Computer. Auf dessen Bildschirm erscheint die Eingabeaufforderung für das Passwort.

JULIE: (flüsternd) Tosh, jetzt brauche ich deine Hilfe. Wie soll ich vorgehen?
OWEN: Tosh, kannst du dich von hier aus da einklinken?
TOSHIKO: Nein, so nicht. Wir müssen erst an das Passwort herankommen. Das dauert etwas.
JACK: (eindringlich) Wir haben nicht viel Zeit. Mach’ schnell. Ich will sie da raus haben!

Toshiko nickt und fängt an zu tippen. Auf dem Bildschirm erscheinen ihre Anweisungen, dabei murmelt sie leise vor sich hin. Julie folgt ihnen so schnell wie möglich.

TOSH: Wenn sie mich in die Remote Control des Computers reinbringt ...

Auf einmal erscheint die Eingabeaufforderung wieder, aber jetzt flimmern rasend schnell Buchstaben-Ziffern-Kombinationen über das Passwort-Feld. Julie lehnt sich zurück und lässt Toshiko arbeiten. Dann bleibt eine Kombination stehen und Toshiko hat den Zugriff.

TOSH: ...ich habe die Kontrolle.

Sie schaltet die Aufnahme von Julie auf Owens Computer und arbeitet sich durch die Dateien. Die anderen sehen durch Julies Linsen auf dem Pharm-PC Daten über das Insekt laufen und gleichzeitig das selbe auf Toshikos Bildschirm.

MARTHA: Der Lebenszyklus des Parasiten. Sie nennen ihm Maifliege.
GWEN: Whow. So eine Spezies haben wir noch nie gesehen.
TOSHIKO: Sie ist wunderschön.
OWEN: Sie ist tödlich!
JACK: Aber was hat Copley mit ihnen vor?

Jack greift zu dem Mikrofon, über das er direkt mit Julie sprechen kann.

JACK: Julie, wir laden jetzt alles herunter. Sieh’ zu, dass du da raus kommst. Verschwinde, aber pronto!

Auf Owens Bildschirm ist zu sehen, wie Julie aufsteht und vorsichtig das Büro verlässt. Dann sieht man nur noch dunkle Korridore. Sie bewegt sich langsam, vorsichtig. In der Basis bricht Betriebsamkeit aus.

GWEN: Tosh, hast du schon die Codeknackersoftware?
TOSHIKO: Ich bin gerade dabei, sie durchzuschicken.
GWEN: Danke!

Keiner achtet mehr auf die Aufzeichnungen von Julie. So bekommt niemand mit, dass bei Pharm plötzlich ein Alarm losgeht. Lautsprecherdurchsagen gellen durch die Gebäude.

LAUTSPRECHER: Achtung, Ausbruch in Zone A! Alle Wachen sofort zu Zone A! Ausbruch in Zone A! Ausbruch in Zone A! Absolute Vorsicht! Die ausgebrochene Kreatur ist extrem gefährlich! Absolute Vorsicht! Die ausgebrochene Kreatur ist extrem gefährlich!

Julie bleibt einen Moment stehen.

JULIE: (flüsternd) Ich spüre etwas. Ein fremdes Bewusstsein … ich sehe mir das mal an.

Sie geht weiter, aber in eine ganz andere Richtung. In der Basis sind alle so beschäftigt, dass es niemand bemerkt.

GWEN: Jack? Ich habe hier die Liste mit den Versuchspersonen.

Jack kommt zu ihr an den Computer und sieht sich die Liste an.

JACK: Meredith Roberts, Marie Thomas, Barry Leonard. Alle Mordopfer.

Eine Einblendung erscheint unter der Liste: ‚Exekutivmaßnahmen: BD’.

JACK: Oh, und wer ist BD?

Die Informationen für die Abkürzung BD erscheinen auf dem Bildschirm: Ein Foto – ein Mann in kugelsicherer Weste, daneben sein Name - Billy Davis, seine Sicherheitsstufe und seine Funktion.

GWEN: Exekutivmaßnahmen?
JACK: Ein alter CIA-Terminus für Auftragsmorde. Pharm beschäftigt einen eigenen Auftragskiller. Das ist eher ungewöhnlich für eine medizinische Forschungseinrichtung.

Gwen springt wieder zu der Liste mit den Versuchspersonen.

GWEN: Warte mal, hier ist noch ein Name, der bisher noch nicht aufgetaucht ist. Elin Morgan? Es gibt keine Vermerke, dass sie vermisst oder tot wäre.
JACK: Dann wird sie es bald sein. Nimm Ianto mit und bringt sie her.

Julie hat inzwischen das Pharm-Gebäude verlassen und bewegt sich auf das abgesperrte Areal zu. An dem Sicherheitszaun blinken die Alarmlichter und heulen die Sirenen. Sie schleicht sich zu einem Tor im Zaun, aber das ist verschlossen. Plötzlich sind Stimmen zu hören, die sich nähern. Hastig versteckt sie sich hinter einen Gebüsch. Eine Gruppe von Wachleuten (fünf) läuft zu dem Tor.

WACHE: Findet es, bevor es noch weiter vordringt ... es ist momentan in Sektor 12 …
ÜBER FUNK: Versucht nicht, es einzufangen, verstanden! Betäubt es nur, die Kreatur ist höchst gefährlich.
WACHE: Verstanden. (zu den anderen) Los, bewegt euch!

Die Wache tippt den Sicherheitscode ein, öffnet das Tor, alle laufen in das umzäunte Areal. Das Tor schwingt zu. Julie erscheint aus ihrem Versteck und geht zu dem jetzt wieder geschlossenen Tor. Vorsichtig schaut sie sich um, dann zieht sie das Aliengerät aus ihrer Tasche. Das Tor setzt ihr keinen Widerstand entgegen. Vorsichtig schlüpft sie hindurch. Jetzt wird in der Basis Owen aufmerksam.

OWEN: (ärgerlich) Was zur Hölle macht sie da? Wenn Pharm ihren eigenen Auftragskiller hat, wer weiß, wozu sie noch fähig sind.

Dadurch wird auch Jack aufmerksam. Er kommt zu Owen herüber und gemeinsam beobachten sie, wie Julie sich zielstrebig auf eine der niedrigen Baracken zu bewegt, die auf dem umzäunten Gelände stehen.

JACK: Ja. Verdammt, warum kann sie nicht einmal tun, was ich sage?! (er wendet sich an Toshiko) Tosh, vielleicht kannst du sie zur Vernunft bringen.

Toshiko holt sich die Übertragung auf ihren PC. Jack und Owen kommen zu ihr. Sie tippt „Was machst du? Zu gefährlich!" Sie hören über die Linsen den Alarm, das Schrillen von Signalpfeifen und sehen, wie Julie sich weiter auf die Baracke zu bewegt. Julie flüstert wieder etwas.

OWEN: Scheiße, was hat sie gesagt? Bei dem ganzen Lärm versteht man ja nichts!
TOSHIKO: (unsicher) Ich glaube, sie sagte, da ist etwas, ein Alien, oder so etwas.

Jack sieht sie besorgt an. Dann hört man plötzlich eine Art Schwirren und Zischen. Alle drei schauen wieder auf den Monitor. Und abrupt wird der Bildschirm weiß.

OWEN: Scheiße!
JACK: Was war das?
TOSHIKO: (besorgt) Ein Strahlungsanstieg? Wir haben das Signal verloren!

Hektisch tippt sie auf der Tastatur herum. Aber das Bild erscheint nicht wieder.

TOSHIKO: Ich kann sie nicht mehr erreichen.

Jack macht ein besorgtes Gesicht und geht ein paar Schritte zur Seite. Er dreht Toshiko und Owen den Rücken zu, lauscht ihnen aber weiter.

OWEN: (zu Toshiko) Wir müssen sie da raus holen.
TOSHIKO: (zurechtweisend) Da wimmelt es von Wachleuten. Wenn wir da reinplatzen, bringen wir sie noch mehr in Gefahr!
OWEN: Wir können sie doch nicht einfach dort lassen!

Er schaut aus den Augenwinkeln zu Jack, der ihnen immer noch den Rücken zukehrt, mit in die Hüften gestützten Händen.

TOSHIKO: Wenn ich ihr Signal nicht in 30 Minuten wiederbekommen kann, dann sollten wir über Alternativen nachdenken.
OWEN: (wieder ein Seitenblick zu Jack) In der Zeit könnte alles Mögliche passieren!

Jack rührt sich nicht, sein Gesicht ist immer noch tief besorgt, während er Toshikos und Owens Diskussion lauscht. Dann setzt er eine entschlossene Miene auf, drückt den Rücken durch und dreht sich wieder zu ihnen um.

JACK: (energisch) Julie kann auf sich selbst aufpassen. Sie war schon in gefährlicheren Situationen als dieser hier.
OWEN: (zweifelnd) Bist du dir da sicher?

Jack schaut ihn nur an.

AUF DEM PHARM-GELÄNDE

Julie krümmt sich zusammen, die Hände vor die Augen geschlagen. Sie stößt leise Schmerzenslaute aus, während sie die Kontaktlinsen herausnimmt. Sie sind ganz milchig geworden, als wären sie durchgebrannt.

JULIE: Oh, nein.

Julie lässt sie zu Boden fallen. Das Schwirren ist wieder zu hören, Julie erstarrt. Um die Gebäudeecke hinter ihr huscht eine ausgewachsene Maifliege, genau auf sie zu. Julie spürt sie und dreht sich ganz langsam um. Die Maifliege bleibt direkt vor ihr stehen, sie ist riesig, überragt sie um mindestens einen Meter. Sie summt. Julie streckt ganz langsam die Hand aus, sie ist völlig gefangen von dem Anblick, fasziniert von den Wesen vor ihr.

JULIE: (flüsternd) Du Schöne! Was ist mit dir?

Fast berührt ihre Hand den Kopf der Maifliege, die völlig reglos bleibt und keine Anstalten zur Flucht oder zum Angriff macht. Beide sind so gebannt, dass sie die Wachen nicht bemerken, die jetzt hinter dem Gebäude erscheinen.

WACHE: (leise) Da ist sie! Ruf die Patrouille. Kreatur lokalisiert. Zone A, Sektor 12.

Doch die Maifliege scheint zu spüren, dass die Wachen sich vorsichtig nähern. Sie dreht kurz den Kopf in ihre Richtung, dann schwirrt sie an Julie vorbei. Diese bemerkt erst jetzt die Wachen. Einer der Männer schießt sein Betäubungsgewehr ab. Julie will noch fliehen, aber sie reagiert nicht schnell genug und das Projektil trifft sie im Nacken. Sie bricht fast augenblicklich zusammen.

ZUR GLEICHEN ZEIT AUF EINER STRASSE IN CARDIFF

Ianto fährt, Gwen fummelt an dem Navigationsgerät herum. Auf einer schematischen Straßenkarte blinkt ein roter Punkt. Ianto schaut kurz darauf.

IANTO: Was ist das?
GWEN: Der Standort von Billy Davis’ Handy. Er wird in drei Minuten Elin Morgans Wohnung erreichen.

Ianto drückt das Gaspedal noch weiter durch.

IN ELIN MORGANS WOHNUNG

Billy Davis schleicht gerade in ihr Schlafzimmer, Elin liegt schlafend in ihrem Bett. Davis hält eine Spritze in der rechten und eine Spraydose in der linken Hand. Vor ihrem Bett bleibt er stehen. Elin erwacht, als er sich auf die Bettkante neben ihr setzt. Sie dreht sich zu ihm. In diesem Moment sprüht er ihr ins Gesicht. Augenblicklich ist sie betäubt, die Augen weit offen. Davis zieht ihr die Lider des linken Auges auseinander. Als er gerade die Spritze ansetzen will, stürmt Gwen mit erhobener Waffe in den Raum.

GWEN: Hände hoch! Los!

Gwen wedelt mit ihrer Waffe. Davis steht langsam auf, die Hände erhoben. Gwen nimmt ihm die Spritze aus der Hand. Da kommt Ianto herein und betäubt Davis mit dem Elektroschocker. Der kippt rücklings auf das Bett. Gwen wendet sich Elin Morgan zu, vergewissert sich, dass sie noch lebt. Diese erwacht schon wieder. Ianto tippt an sein Kommgerät im Ohr.

IANTO: Jack, wir haben Billy Davis. Er könnte unsere Eintrittskarte für Pharm sein.

PHARM ZUR GLEICHEN ZEIT

Julie steht im Flur der Villa, gehalten von zwei Wachen, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Vor ihr steht Copley.

WACHE: Sie hat sich erstaunlich rasch von der Betäubung erholt. Trotz der hohen Dosis. Eigentlich hätte sie tot sein müssen. Das Mittel war ja für die Maifliege bestimmt. (Er reicht Copley das Aliengerät, das Julie bei sich trug) Dies haben wir in ihrer Tasche gefunden. Es scheint außerirdischen Ursprungs zu sein.

Copley dreht den kleinen Gegenstand in den Händen und betrachtet ihn intensiv.

COPLEY: (zu der Wache) Gute Arbeit. (zu Julie) Wie haben Sie es geschafft hier einzudringen? Was haben Sie gesucht? (Julie antwortet nicht) Sie kommen von Torchwood, nicht wahr? Was hat Jack Harkness Ihnen aufgetragen?

Immer noch keine Antwort von Julie, sie schaut ihn nur an. Copleys Blick ist traurig wie der eines Vaters über sein verstocktes Kind. Dann sieht er zu den Wachen.

COPLEY: Bringt sie ins Labor. Sie sollen sie untersuchen, das komplette Programm!

Die Wachen nicken und führen Julie davon.

IN DER TORCHWOOD-BASIS

Davis sitzt auf einem Stuhl im dem Korridor des Zellentrakts. Seine Unterarme sind an die Stuhllehnen gefesselt. Hinter ihm steht Owen, neben diesem ein Rollwagen mit Sauerstoffflasche und anderem, anscheinend medizinischem Gerät. Davis zittert, sein Gesicht ist verzerrt, als habe er große Schmerzen.

DAVIS: Ich habe schreckliche Bauchschmerzen, keine Ahnung, was das ist.

Jack steht ihm gegenüber, fast am anderen Ende des Flurs.

JACK: Das ist das schlechte Gewissen, Billy. Versuchs mal mit Beichten.
DAVIS: Leck mich!
JACK: OK, dann auf die harte Tour.

Jack kommt auf Davis zu. Wie auf Stichwort öffnet sich die Zellentür hinter ihm und ein Weevil stürmt heraus. Allerdings trägt es einen Halsreifen, an dem eine Kette befestigt ist. Die Kette hält Ianto in der Hand. Das Weevil wendet sich ihm zu und brüllt ihn an. Aber dann schaut er zu Davis und läuft brüllend und fauchend auf ihn zu. Ianto hält die Kette etwas länger und läuft so hinter ihm her. Erst kurz vor Davis hält Ianto das Weevil auf. Davis Gesicht zeigt blankes Entsetzen.

DAVIS: Grundgütiger! Was ist ....?

Dann schreit er einfach nur, das Gebiss des Weevils ist nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Das Weevil wütet gegen die Kette, um Davis doch noch zu erreichen, aber Ianto hält sie fest. Jack steht nun schräg hinter Davis und beugt sich etwas zu ihm herunter.

JACK: Sie neigen dazu verrückt zu spielen.
IANTO: (laut) Ich kann es nicht halten!
DAVIS: (panisch) Bitte!
JACK: Hast du etwas zu sagen, Billy?
DAVIS: (angstvoll) Ja, ja, was immer Sie wollen, nur halten Sie das Ding da weg von mir! Nehmen Sie es weg!

Jack nickt Ianto zu. Der benutzt das Weevilspray, um es zurück zur Zelle zu treiben. Als es drin ist, schlägt er die Tür zu und verschließt sie. Jack stellt sich vor Davis hin, die Arme vor der Brust verschränkt.

JACK: OK, Billy, du warst mit einem Mordauftrag unterwegs, warum?
DAVIS: (voller Angst) Ich arbeite für Pharm! Sie geben Leuten diese Reset-Medizin. Aber da sind diese Nebenwirkungen – Parasiten oder so was. Sie würden sowieso sterben, also sollte ich sie beseitigen, bevor sich irgendwelche seltsamen Symptome zeigen … jemand was bemerkt.

Jack beugt sich zu ihm herunter, nicht beachtend, dass Davis Gesicht nicht nur vor Angst verzerrt ist. Offenbar hat er wieder große Schmerzen.

JACK: OK, Billy, wir werden da rein gehen, und du wirst uns den Weg frei machen.
DAVIS: (schreit) Ja, ja! Ok!

Jack richtet sich auf und nickt Owen zufrieden zu. Aber Davis schreit weiter. Jetzt bemerken auch Jack und Owen, dass es vor Schmerzen ist.

DAVIS: Oh, mein Magen! Mein Magen! Ahhh!

Blut quillt aus seinem Mund.

OWEN: Hoh!

Hektik bricht aus. Jack hält Davis Kopf, während Owen panisch in den Geräten auf dem Rolltisch wühlt.

JACK: Owen, wir brauchen ihn leben!
OWEN: (hektisch) Ja, schon klar! Aber ich weiß nicht, was ich tun soll, Jack!

Ianto kommt jetzt auch wieder näher, fassungslos starrt er auf die Szene, die sich vor ihm abspielt.

JACK: (laut) Tu irgendwas!

Owen scheint etwas gefunden zu haben. Er dreht sich um.

OWEN: Fangen wir mal damit an.

Er hält das Singularitätsskalpell in der Hand und beginnt es einzustellen. Er hält es in Richtung von Davis Körper. Langsam zeichnet sich etwas auf dem kleinen Bildschirm ab. Schließlich ist eine Maifliege zu erkennen.

OWEN: Ich habe es, ok? Die Kalibrierung stimmt. Ich kann es aus ihm rausholen.

Er drückt den Knopf, aber etwas stimmt doch nicht. Davis Bauch platzt, Blut und Gedärme spritzen heraus – und auch noch etwas anderes. Owen bekommt etwas ab. Ianto springt entsetzt zurück.

OWEN: Ähhh!
IANTO: Gott!
JACK: Owen, kümmere dich darum.

Er zeigt auf den Boden. Owen kramt wieder zwischen den Geräten, während Jack Davis untersucht. Ianto steht nur im Hintergrund, starr vor Entsetzen und Ekel, die Hände ausgebreitet.

JACK: Bist du sicher, dass du es richtig eingestellt hattest?
OWEN: Es tut mir leid, ok?

Er schnappt sich einen Eimer und eine Zange und hockt sich hin. Auf dem Boden zwischen verschiedenen Resten von Davis Eingeweiden liegt eine Maifliege, auf dem Rücken, hilflos mit den Beinen zappelnd. Owen nimmt sie mit der Zange auf und bugsiert sie vorsichtig in den Eimer. Jack schaut ihm zu und auch Ianto kommt neugierig näher, aber immer noch mit diesem Ausdruck von Ekel.

OWEN: Er muss die Larven eingeatmet haben, als er eines der Opfer tötete. Das hätte auch Martha oder mir passieren können.

Jack schaut auf einmal alarmiert auf, seine Augen weit aufgerissen. Ianto sieht ihn erschreckt an.

IANTO: Jack, was ist?
JACK: Julie ...

Er springt auf und läuft Ianto hinterher, der schon auf dem Weg zur Treppe ist. Owen sieht den beiden erstaunt hinterher.

IM PHARM-GEBÄUDE ZUR GLEICHEN ZEIT

Julie ist in einer Art Labor/medizinischem Untersuchungsraum auf eine Art Liege gefesselt, die Arme weit gespreizt auf zwei rechtwinklig abstehenden schmalen Teilen. Copley steht, jetzt im weißen Kittel, neben der Liege. Eine farbige Frau, ebenfalls im weißen Kittel, steht im Hintergrund. Rundherum sind diverse medizinische Geräte zu sehen.

COPLEY: (ironisch) Sie brauchen sich keine Mühe zu geben. Dies ist kein Verhör. Torchwood ist unwichtig für uns, es stellt nicht mal ein Ärgernis dar. Eigentlich haben sie uns einen Gefallen getan, weil dadurch Sie in unsere Hände gelangt sind. Wir haben Ihre Testergebnisse analysiert - Sie sind wirklich etwas ganz Besonderes.

Julie schweigt immer noch, aber einen Moment weiten sich ihre Augen erschreckt. Sofort versucht sie, es zu verbergen. Sie sieht ihn durchdringend an. Copley erwidert ihren Blick. Sie starren sich einfach nur an. Die Wissenschaftlerin, die die ganze Zeit ruhig im Hintergrund gestanden hat, unterbricht ihr kleines Duell.

WISSENSCHAFTLERIN: Nun, Ihre DNS ist wirklich außergewöhnlich.
COPLEY: So etwas haben wir noch nie gesehen, jedenfalls nicht bei einem menschlichen Wesen. Außerirdische sind da etwas anderes.
JULIE: Außerirdische? Ich weiß nicht, wovon Sie da reden.
WISSENSCHAFTLERIN: Ihre DNS ist nicht hundertprozentig menschlich.

Julie schaut sie nur an, darum bemüht, keine Regung zu zeigen.

COPLEY: Sie ist verändert worden. Es sind keine großen Veränderungen, gut verborgen, mit den üblichen Untersuchungsmethoden nicht zu erkennen. Aber es ist da, auch wenn wir noch nicht wissen, warum und wie.

Julie sieht jetzt ihn an, mit unbewegtem Gesicht. Nur ihre Augen sprechen, sie zeigen kalte Verachtung. Irgendwie scheint das Copley zum Reden zu animieren.

COPLEY: Wir hatten schon mit Aliens zu tun, aber so etwas Exotisches wie Sie ist uns noch nie unter gekommen. Ein Hybridwesen. Wie ist das möglich? Was wissen Sie darüber? Teilen Sie ihr Wissen mit uns.

Julie sieht ihn nur schweigend an.

COPLEY: (enttäuscht) Gut. Wenn Sie es so haben wollen. Was immer auch mit Ihnen passiert ist, es bedingt auch, dass ihr Immunsystem einzigartig effizient ist. Genau das, was wir brauchen. Wir arbeiten an einem Medikament, das die Welt verändern wird. Krebs, AIDS - all die Heimsuchungen der Menschheit, ausradiert. Eine medizinische und sozialpolitische Revolution. Nur leider ist sie noch nicht perfekt. Ich freue mich schon heraus zu finden, wie Sie auf diese Fehler reagieren.

Er sieht sie stolz lächelnd an. Julie reagiert immer noch nicht, aber ein feiner Schweißfilm hat sich auf ihrer Stirn gebildet. Sie ahnt schon, was er damit sagen will.

COPLEY: Wir haben Ihnen Reset verabreicht. Schon vorhin, bei der Untersuchung.
WISSENSCHAFTLERIN: Ich habe ihr sogar die doppelte Dosis injiziert.

Julies Augen weiten sich entsetzt. Copley beobachtet ihre Reaktion scharf.

COPLEY: (zu der Wissenschaftlerin) Also, wie entwickeln sich die Maifliegenlarven?
WISSENSCHAFTLERIN: (unsicher) Ihr Immunsystem reagiert auf jeden Fall. Im Moment sieht es aus, als kämpfe es dagegen an. Und ich bin mir nicht sicher, wer den Kampf gewinnt.
COPLEY: (verachtungsvoll) Behalten Sie die Nerven. Wir schreiben gerade Geschichte!

IN DER TORCHWOOD-BASIS

Jack und Ianto kommen in die Haupthalle gestürmt. Toshiko und Gwen sehen ihnen erstaunt entgegen.

GWEN: Was ist los, Jack?
JACK: (eindringlich) Wir müssen in Pharm rein, sofort!

Toshiko und Gwen sehen ihn irritiert an. Sie verstehen seine Hektik und offensichtliche Beunruhigung nicht.

JACK: Julie - sie ist in Gefahr. (er dreht sich zu Ianto um) Ianto, mach' den SUV klar. Schnell! (leiser) Ich weiß zwar noch nicht wie, aber mir fällt schon ein, wie wir da rein kommen.

Ianto dreht sich um und geht. Gwen und Toshiko sehen sich an, so haben sie Jack noch nie erlebt. Inzwischen ist auch Owen eingetroffen, auch er sieht irritiert aus.

OWEN: (zu Gwen und Toshiko) Davis ist tot. Er hatte eine Maifliege in seinem Körper.

Toshikos Augen weiten sich plötzlich.

TOSHIKO: Ianto, wo ist Davis Leiche?

Ianto bleibt stehen und dreht sich um.

IANTO: Noch unten im Keller. Wieso?
TOSHIKO: (zu Jack) Ich glaube, ich weiß, wie ich uns bei Pharm rein bekomme. Wir werden ihn dazu benutzen. (sie zeigt auf ihren Monitor) Clever, nicht?
JACK: Gut.

Aber ihm ist anzusehen, dass er mit den Gedanken ganz woanders ist. Ianto kommt zurück und sieht auf Toshikos Bildschirm. Er lächelt schon wieder etwas.

IANTO: (zu Toshiko) Mann, du bist ganz schön verdreht. Wie kommst du nur immer auf solche kranken Ideen?
TOSHIKO: (lächelnd) Ich nehme das mal als Kompliment.

AUF EINER STRASSE AUSSERHALB CARDIFFS, NACHTS

Der SUV fährt langsam auf den Wachposten am Tor von Pharm zu. Am Steuer „sitzt" die Leiche von Davis, seine Hände sind mit Klebeband am Lenkrad befestigt. Im Raum hinter dem Fahrerbereich versteckt sich das Torchwood-Team hinter den getönten Scheiben. Toshiko lenkt den Wagen von hier aus über den Computer. Am Tor hält sie den Wagen an. Der Wachposten wirft nur einen flüchtigen Blick auf Davis, dann winkt er ihn durch. Sein Kollege öffnet die Schranke und der SUV fährt hindurch, ohne Verdacht zu erregen. Das Team im Fond atmet sichtbar auf. Vor der Villa hält der Wagen, etwas abrupt. Dadurch kippt Davis Oberkörper nach vorne und sein Kopf schlägt auf dem Lenkrad auf. Wieder halten alle den Atem an, aber alles bleibt ruhig. Sie tauschen kurz einen Blick, die Gesichter nur durch den blauen Schein von Toshikos Monitor beleuchten. Dann springen sie aus dem Wagen. Dort gibt Jack Anweisungen.

JACK: Tosh, Gwen, Ianto, ihr kümmert euch um Zone A. Owen, Martha, wir suchen Julie. Los!

Alle machen sich auf den Weg, nur Ianto bleibt stehen.

IANTO: Jack …

Weiter kommt er nicht. Jack dreht sich zu ihm um und schießt ihm einen warnenden Blick zu. Ianto schließt den Mund, dreht sich wortlos um und geht Toshiko und Gwen nach. Doch seinem Gesicht ist anzusehen, dass er nicht wirklich damit einverstanden ist. Jack sieht ihm nachdenklich hinterher, dann dreht auch er sich um und hastet in das Gebäude. Owen und Martha sind schon darin verschwunden.
In dem Untersuchungsraum beobachtet Copley immer noch aufmerksam Julies Reaktionen. Auf dem Monitor ist eine schon recht große Maifliege zu sehen. Julie liegt mit geschlossenen Augen auf der Liege, Schweiß rinnt ihr über das verzerrte Gesicht. Sie sieht gar nicht gut aus. Da springt die Tür auf und knallt mit einem lauten Krachen an die Wand. Copley blickt entsetzt auf, auch Julie öffnet die Augen und schaut dorthin. Aber sie lächelt dabei. Jack stürmt mit gezogener Waffe herein.

JACK: Hände über den Kopf! Was haben sie ihr angetan?

Copley hebt sofort die Hände. Hinter Jack kommen Owen und Martha ins Zimmer, sie laufen sofort zu Julie. Owen legt ihr eine Hand an das schweißnasse Gesicht. Julie versucht zu lächeln, aber es wird vom Schmerz verzerrt. Alarmiert schaut Owen auf.

OWEN: (zu Copley) Sagen Sie mir, dass Sie ihr kein Reset gegeben haben!

Hektisch beginnt er Julie zu untersuchen, Martha geht zu den Überwachungsgeräten und ruft die Daten auf. Copley sieht kurz zu ihnen, dann fixiert er Jack, der immer noch mit auf ihn gerichteter Waffe vor ihm steht.

COPLEY: (triumphierend) Sie hat das Larvenstadium schon überlegt, als einzige Versuchsperson bisher überhaupt. Faszinierend. Es hat sich herausgestellt, dass diese Insekten Kannibalismus praktizieren. Nur das stärkste Individuum bleibt übrig. Gott allein weiß, was als Nächstes passiert.

Julie krümmt sich stöhnend, soweit ihre Fesseln es zulassen. Owen und Martha schauen hilflos und starr vor Entsetzen zu, wie sich unter ihrer Bauchdecke etwas bewegt.

OWEN: (panisch zu Copley) Stoppen Sie es!
COPLEY: (lächelnd) Das kann ich nicht. Ich wüsste gar nicht, wie.
OWEN: Jack, das Biest bringt sie um. Ich weiß nicht, was ich machen soll!

Jack schaut kurz zu Julie, die hält seinen Blick fest und nickt fast unmerklich. Dann wirft er Owen einen kurzen Blick zu, bevor er wieder Copley fixiert.

JACK: (zu Owen) Owen, keine Sorge. Binde sie einfach los.

Martha schaut ihn entsetzt an und auch Copleys Augen weiten sich vor Erstaunen. Owen hört nicht auf Jacks Anweisung, sondern kramt in seinem Rucksack.

MARTHA: (vorwurfsvoll) Jack, sie stirbt. Wie kannst du so Gottverdammt ruhig sein?!
JACK: (ohne den Blick von Copley zu nehmen) Martha, es ist alles in Ordnung. Und nun befreit sie endlich!

Owen zieht gerade das Singularitätsskalpell aus seinem Rucksack. Er und Martha wechseln einen Blick. Owens ist hoffnungsvoll, Marthas zweifelnd.

AUF DEM PHARM-GELÄNDE

Gwen, Toshiko und Ianto haben den Zaun, der Zone A umschließt, erreicht. Toshiko schließt ein Gerät an das Codeschloss des Tores an und tippt dann die ausgelesenen Zahlen ein. Gwen leuchtet ihr mit einer Taschenlampe, während Ianto sie mit gezogener Waffe nach hinten sichert. Das Tor springt auf und sie betreten vorsichtig in den abgesperrten Bereich. Ianto sicher weiterhin nach hinten ab, während Gwen und Toshiko zielstrebig das nächste Gebäude ansteuern. Toshiko öffnet die Tür und Gwen geht hinein, mit gezogener Waffe. Es sieht aus wie ein Lagerhaus, überall stehen runde, hohe Behälter herum, nur schwach beleuchtet. Vorsichtig, nach allen Seiten sichernd, gehen die drei weiter in das Gebäude hinein. Da sehen sie in einiger Entfernung eine Frau, die sich an einem der Behälter zu schaffen macht. Sie trägt einen weißen Laborkittel und tauscht einige Flaschen aus, die eine Flüssigkeit enthalten und mit Schläuchen mit dem Behälter verbunden sind. Es ist die Wissenschaftlerin, die vorher Copley assistiert hat. Ianto und Toshiko gehen hastig in Deckung, während Gwen mit erhobener Waffe auf die Frau zugeht.

GWEN: Hände über den Kopf.

Die Frau schaut erschreckt auf und hebt die Hände. Gwen bedroht sie weiter mit ihrer Waffe, von den Seiten kommen jetzt auch Ianto und Toshiko heran. Da erkennen sie, was sich in dem Behälter befindet – er hat eine Art Fenster an der Vorderseite.

TOSH: (fassungslos) Ianto.
IANTO: (entsetzt) Oh, mein Gott!

In dem Behälter befindet sich ein Weevil, angeschlossen an Schläuche. Es scheint sie zu bemerken, denn es bewegt sich und gibt leise klagende Laute von sich.

GWEN: (mit einer kleinen Kopfbewegung zu der Frau hinter ihr) Was geschieht hier?
WISSENSCHAFTLERIN: Das ist es, was Pharm ausmacht. Wir halten Aliens gefangen und zapfen die exotischen Chemikalien ab, die ihr Metabolismus produziert.
IANTO: Was zur Hölle gewinnen Sie von einem Weevil?
WISSENSCHAFTLERIN: Verschiedene Pestizide und sogar ein sehr wirksames chemisches Entlaubungsmittel. Aber es sind nicht die Weevils, die uns den Nobelpreis einbringen werden. (sie geht zu einem anderen Behälter und deutet auf das Wesen darin – eine ausgewachsene Maifliege.) Die Maifliege, unsere Grundlage für Reset. Mit etwas Zeit werden wir das Produkt für die menschliche Anwendung verfügbar machen und dann wird es die größte Entdeckung seit dem Penicillin sein.
IANTO: (tippt an sein Kommgerät) Jack, hier ein erster Bericht aus Zone A. Sie halten hier Dutzende von Kreaturen gefangen. (er beginnt, zwischen den Behältern hin und her zu gehen) Anscheinend benutzen sie sie als Testobjekte.

Gwen steht immer noch fasziniert vor dem Behälter mit der Maifliege. Sie neigt den Kopf, um sie besser sehen zu können. Gwen fängt an zu lächeln, als sie bemerkt, dass das Insekt jeder ihrer Bewegungen exakt folgt. Vorsichtig hebt sie eine Hand und will sie an das Glas legen, zuckt aber zurück, als die Maifliege ihren Kopf der Innenseite nähert.

ZUR GLEICHEN ZEIT IM HAUPTGEBÄUDE

Jack lauscht Iantos Bericht mit wachsender Besorgnis.

JACK: Verstanden, Ianto. Sag’ Tosh, sie soll eine Totalabschaltung durchführen. (er schaut Copley verachtungsvoll an.) Dieser Ort ist eine Folterkammer.
COPLEY: (hochnäsig) Ich habe es nicht nötig, Fragen medizinischer Ethik mit Ihnen zu diskutieren.
JACK: (heftig) Sie missbrauchen die Maifliege, haben sie zum Parasiten gemacht!
COPLEY: Wir verstehen immer noch nicht, wie sie sich reproduziert. Wir haben versucht, den Schaden zu begrenzen.
JACK: (empört) Was, indem ihr Menschen ermordet?
COPLEY: Sie wären sowieso gestorben. Wir stehen kurz vor der größten Entdeckung der Geschichte! Das ist die paar Opfer wert! Sie müssten das verstehen, Jack, Sie sind doch ebenfalls mit der Erforschung Außerirdischer beschäftigt.

Jack sieht ihn fassungslos an. Im Hintergrund versucht Julie immer noch, Owen und Martha auf sich aufmerksam zu machen. Sie ist immer noch gefesselt. Zunehmend zorniger zerrt sie an de Fesseln. Endlich löst Martha die Riemen. Julie rollt sich von der Liege und kauert sich am Boden zusammen. Martha beugt sich besorgt über sie. Jack stellt sich vor Copley.

JACK: (entschieden) Nicht so. Ich werde diesen Ort jetzt schließen!
COPLEY: In Ihren Träumen. Wir sind eine hochmoderne öffentliche Einrichtung.
JACK: Oh, ich werde das nicht machen, indem ich ein Memo verschicke. Wir haben die Kontrolle über Ihre IT-Systeme. Während wir miteinander reden, werden Ihre Datenbanken zerstört, alle Aufzeichnungen gelöscht.

Copleys spöttischer Gesichtsausdruck zersplittert, stattdessen zeigt er jetzt Entsetzen.

COPLEY: Das ist Cyberterrorismus!
JACK: (zynisch lächelnd) Und das ist erst der Anfang. Wir werden Ihre Sicherheitseinrichtungen für Feuer, Strahlung und Biologische Gefahren auslösen. Der Strom wird abgeschaltet, die Sprinkler aktiviert, und ein großer Teil dieser Einrichtung wird versiegelt und mit Schutzgas geflutet.
COPLEY: Die Aliens werden alle sterben.
JACK: Sie sterben doch sowieso. Auf diese Weise erlösen wir sie wenigstens von ihrem Leid.
COPLEY: (flehend) Um Himmels Willen, wir stehen doch auf derselben Seite!
JACK: (kalt) Nein. Feindliche Aliens zu bekämpfen, ist das Eine, aber dies hier ist Sklaverei, Ausbeutung, ein Kriegsverbrechen!

Im Hintergrund wehrt sich Julie gegen Martha, die versucht sie festzuhalten. Owen steht neben ihr und hat das Singularitätsskalpell in der Hand. Julie gelingt es, Owen wegzustoßen und ruft nach Jack.

JULIE: Jack, hilf mir!

Jack läuft zu den dreien. Copley ist auf einmal nicht mehr wichtig.

JACK: Was zur Hölle macht ihr da! Lasst sie sofort los!

Martha und Owen starren ihn erstaunt an. Owen hat immer noch das Alien-Skalpell in der Hand.

OWEN: Das ist die einzige Möglichkeit, sie zu retten. Ich weiß, was ich tue.
JACK: Hast du denn keine Augen im Kopf? Julie braucht keine Hilfe, außer, um sich auf den Beinen zu halten!
MARTHA: Aber Jack!
JULIE: Das sage ich doch die ganze Zeit! Mir geht’s gut, alles in Ordnung. Und du, Owen, bleib mir bloß weg mit diesem Ding!

Martha und Owen sehen erst sie, dann Jack an. Der nickt bestätigend. Dann schauen sie wieder zu Julie, die zwar immer noch recht blass aussieht und sich an Martha festhalten muss, aber schon wieder lächelt. Sie versucht jetzt zu erklären. Keiner hat währenddessen auf Copley geachtet. Der macht sich still und heimlich aus dem Staub.

JULIE: Owen, du weißt doch, dass mich nichts umbringen kann. Ich bin mein eigenes Reset. Mein Körper hat die Maifliege inzwischen resorbiert.
MARTHA: Aber das Ding war da, in deinem Körper. Und du hattest Schmerzen!
JULIE: Ja, ich musste das Ganze hinauszögern, sonst wäre es Copley sofort aufgefallen. Auch so hatte er schon zuviel über mich herausgefunden. Und natürlich hatte ich Schmerzen – obwohl ein Teil davon auch gespielt war, um ihn nicht misstrauisch zu machen.

Sie und Jack tauschen lächelnd einen Blick. Martha und Owen sehen sich ungläubig an, dann lächelnd auch sie. Jack schlägt die Hände zusammen.

JACK: Also, dann mal raus hier.

Sie gehen hinaus, dabei stolpert Julie allerdings mehr als dass sie läuft. Martha stützt sie, aber als Jack Julie von der anderen Seite her umfasst, lässt diese Martha los. Sie zwinkert ihr lächelnd zu, aber es wirkt jetzt doch ziemlich kraftlos. Sie hat Mühe, sich auf den Beinen zu halten, Jack muss sie fast tragen. Die beiden bleiben zurück, während alle das Gebäude verlassen.
Draußen treffen sie auf Gwen, die die Wissenschaftlerin aus dem Alien-Gebäude mit vorgehaltener Waffe vor sich her treibt. Hinter ihr kommen Ianto und Toshiko. Letztere arbeitet noch im Laufen an einem Laptop. Am SUV treffen alle zusammen. Gwen stößt die Frau an den Wagen.

GWEN: Hände da drauf legen!

Die Frau legt die Hände auf das Reserverad an der Rückseite des SUV. Jack lässt Julie los und sieht Martha und Owen an.

JACK: Kümmert euch um Julie.

Die schüttelt lächelnd den Kopf, stützt sich dann aber doch dankbar auf Marthas Schulter. Jack geht zu Toshiko. Er sieht sie an.

JACK: (entschlossen) Tu es!

Toshiko drückt eine Taste und auf dem Laptop erscheinen die Worte "Shut down" über einer Grafik des Pharm-Geländes. Alarmsirenen beginnen zu heulen und Lautsprecherdurchsagen sind zu hören.

DURCHSAGE: Schließung der Einrichtung. Komplette Evakuierung des Geländes eingeleitet. Schließung der Einrichtung. Komplette Evakuierung des Geländes eingeleitet.

In allen Gebäuden verlöschen die Lichter, werden die Maschinen abgeschaltet. Auf Toshikos Laptop laufen die Befehle herunter. Die Wissenschaftlerin schaut sich verstohlen um.

JACK: OK, gehen wir!

Alle wenden sich zum Gehen, da ertönt auf einmal Copleys Stimme hinter ihnen.

COPLEY: Habt ihr wirklich geglaubt, ich würde euch einfach so gehen lassen? Nachdem ihr alles zerstört habt, wofür ich gearbeitet habe?

Alle drehen sich um. Copley steht an der Front des SUV mit erhobener Waffe. Martha, Julie und Owen stehen zwischen ihm und den anderen. Owen hebt die Hände und stellt sich zwischen Martha und Copley. Gwen richtet ihre Waffe auf Copley, aber Owen steht in ihrer Schusslinie. Julie will ihn noch wegschieben, aber sie sinkt halb bewusstlos in die Knie. Martha beugt sich besorgt zu ihr hinunter. Owen schaut kurz zu den beiden Frauen, dann wendet er sich wieder Copley zu.

OWEN: (beschwörend) Also, lassen Sie das nicht böse enden, ok? Wir sind doch beide rational denkende Menschen, Wissenschaftler. Ich weiß, Sie wollen nicht schießen.

Während er spricht, bewegt er sich ganz langsam auf Copley zu. Die anderen können nur atemlos zusehen. Doch Copley drückt einfach ab. Der Aufprall der Kugel wirft Owen nach hinten, direkt vor Julies und Marthas Füße. Ianto und Toshiko starren entsetzt auf seinen blutigen Oberkörper. Jack hebt reflexartig seine Waffe. Martha und Julie starren geschockt Copley an, der seine Waffe nun auf Martha richtet.

COPLEY: Du bist die nächste!

Martha steht nur wie erstarrt da, während Julie sich über Owen beugt. Jacks Schuss trifft Copley genau in die Stirn. Jetzt stürzen alle zu Owen. Martha kniet neben ihm, seinen Kopf in ihren Händen.

MARTHA: (entsetzt) Owen! Kannst du mich hören?!
TOSHIKO: Du musst ihm helfen!

Dabei schaut sie erst Martha an, aber dann wandert ihr Blick zu Julie. Die hat die ganze Zeit die Hand auf Owens Hals und sitzt zusammengesunken neben ihm, die Augen geschlossen.

JACK: Owen, sieh mich an, sieh mich an. Owen, Julie wird dir helfen, keine Sorge. Bleib bei mir, Owen! (flehend, zu Julie) Julie, bitte!

Martha wendet sich kurz ab. Sie holt ein Notfall-Kit, zieht eine Spritze heraus, schaut sie kurz an und rammt sie Owen in den Oberkörper. Owen keucht, sein Atem rasselt, Blut rinnt aus seinem Mundwinkel. Seine Augen huschen flackernd von einem zum anderen, aber sie scheinen keinen zu sehen. Jack redet weiter flehend auf ihn ein. Toshiko schaut weinend auf Owen, Gwen steht wie erstarrt nur daneben. Ianto steht im Hintergrund, seine Blicke wandern rastlos zwischen Owen, Jack und Julie hin und her. Ganz langsam, von den anderen unbemerkt, kippt Julie bewusstlos zur Seite. Ianto geht in die Knie und fängt sie auf. Owens Augen werden starr, sein Atem stoppt. Martha legt eine Hand an seine Halsschlagader, genau dahin, wo vorher Julie Hand lag. Dann sieht sie verzweifelt Jack an.

MARTHA: Er ist tot.

Jack schaut sie ungläubig an, dann sieht er wieder zu Owen.

JACK: (ganz leise flüsternd) Owen...

Er, Martha und Toshiko starren nur stumm auf Owens Leiche. Gwen und die Wissenschaftlerin stehen wie versteinert daneben. Ianto hält immer noch die bewusstlose Julie in den Armen und schaut unverwandt auf Jacks Profil. Der wendet schließlich ganz langsam den Kopf und sieht ihn einfach nur an. Dann wandert sein Blick ebenso langsam hinunter, zu Julie in Iantos Armen. Seine Augen weiten sich, als ihm klar wird, was geschehen ist.