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Robin Hood - König der Diebe

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Teil 13 -Ein ungleicher Kampf

Nach einem langen Ritt durch dichtes Unterholz, das das Vorwärtskommen auf dem schmalen Weg sehr erschwerte, erreichten sie einen breiten, über Felskaskaden strömenden Fluss. An seinem Ufer wartete Sayeed schon auf sie. Sie war vertieft in die Betrachtung des Katarakts, der sich weiter unten zwischen den Bäumen und hängenden Ästen sprühend über einige breite Felsstufen herabstürzte. Robin zügelte sein Pferd, lauschte stumm dem Rauschen des Wassers und bewunderte die Schönheit der Szenerie, die sich da unvermittelt vor ihnen aufgetan hatte. Aseem zumal war sprachlos über dem Anblick derartiger Wassermengen, die hier einfach frei und ungebändigt flossen. Einen solchen Anblick gab es nirgends in seiner Heimat. Selbst der blinde Duncan schien die Majestät der Landschaft zu ahnen. Er hörte den Wasserfall und spürte einen hauchfeinen Wassernebelschleier auf seinem Gesicht.

Höchstens in meinen Träumen habe ich einen solchen Ort wie diesen erblickt“, sagte Aseem staunend.

Robin lächelte gutmütig. „Nun, dann hast du vielleicht auch geträumt, wie wir da hinüberkommen.“

Er blickte stromauf und stromab, aber Sayeed hatte schon eine Stelle entdeckt, die sich als Furt eignen mochte. Sie zeigte sie ihnen. Robin nickte zustimmend, begab sich dorthin und stieg vorsichtig ins Wasser, aufmerksam von Aseem und Sayeed beobachtet. Mit Hilfe seines Schwertes, das er gezogen hatte, um mit ihm die Wassertiefe vor sich auszuloten, tastete sich Robin Schritt für Schritt vorwärts. Der Fluss fiel hier über eine Reihe Felsen und schuf so eine zusätzliche Stufe.

Dann landete Robin überraschend im Wasser, sein Schwert flog in hohem Bogen davon. Ein plötzlich gespanntes Seil hatte ihn umgeworfen.

Vom anderen Ufer erhob sich eine raue, grobe Stimme. Sie sang nicht gerade melodisch ein rüdes Spottlied:

Ein reicher Mann aus Nottingham,

der wollte wohl über den Fluss.

Aber er war nicht schlau, fiel über ein Tau,

da war mit der Reise Schluss.

Robin rappelte sich in dem flachen Wasser auf und sah sich suchend um. Der Sänger war ein junger Bursche, der zwischen den Bäumen am anderen Ufer stand, das Ende des Seils noch in den Händen. Er trug ein auffälliges, leuchtendrot besticktes Wams, dessen Farbe freilich vor Schmutz kaum noch zu erkennen war, und darunter ein Hemd, das ebenfalls einmal von roter Farbe gewesen sein mochte. Zusammen mit den gesteppten, perlenbestickten Hosen, die auch schon bessere Tage gesehen hatten, eher eine ungewöhnliche Kleidung für einen Bauernjungen, dachte Robin kurz. Wo hatte er sie wohl gestohlen?

Die nächsten Worte des Burschen rissen ihn aus seinen Gedanken. Als er sah, dass Robin ihn anschaute, zeigte er ihm ein herausforderndes Grinsen. „Fleht um Gnade, reicher Mann!“

Robin hätte fast gelächelt. Meinte dieses Bürschchen allen Ernstes, er habe Angst vor ihm?! Mit dem würde er auch ohne sein Schwert fertig werden. Robin sah ihm fest in die Augen. „Ich flehe keinen Menschen an.“ Er bückte sich langsam und tastete in dem Wasser nach seinem Schwert, ohne den Jungen aus den Augen zu lassen.

Da belebte sich der Wald hinter Aseem, Sayeed und Duncan auf einmal. Abgerissene, zerzauste Männer tauchten hinter den Bäumen auf, bewaffnet mit Knüppeln, Sensen und Heugabeln. Sie sahen mehr wie Wilde denn wie zivilisierte Menschen aus und wirkten nicht gerade freundlich. Aseem wandte sich auf dem Pferd hin und her, um sie alle im Auge zu behalten, sah aber schnell ein, dass dies unmöglich war. Sayeed, die hastig wieder Mund und Nase bedeckt hatte, war ebenfalls schon von Männern mit drohend erhobenen landwirtschaftlichen Geräten umringt. Mit einem Achselzucken hob sie langsam die leeren Hände.

Robin schaute zum anderen Ufer. Auch das war inzwischen voller wilder Gestalten, die ihre Waffen schwangen. Der Bursche in dem roten Hemd stand nun in ihrer Mitte und musterte Robin mit triumphierendem Grinsen, als freue er sich diebisch über eine gelungene Überraschung.

Nun, dies hier ist unser Fluss“, sagte er lässig, „und den überquert niemand, ohne Wegzoll dafür zu entrichten.“

Robin sah sich betont langsam um. Von überall her starrten ihn unfreundliche Augenpaare an. Sie waren in unverhältnismäßiger Überzahl, aber dass sie noch verhandelten, hielt er für ein hoffnungsvolles Zeichen. Solange er weder Furcht noch Schwäche zeigte, war noch nichts verloren. Er blickte bewusst stolz erhobenen Hauptes wieder hinüber zu dem im roten Hemd.

Ich zahle keinen Wegzoll“, sagte er langsam mit fester Stimme. „Denn ich besitze nichts. Nicht einmal mehr mein Schwert.“

Blödsinn, Freundchen“, sagte eine laute, joviale Stimme unter den Bäumen. Die Waldmänner dort traten sofort auseinander. Eine riesige, muskelbepackte Gestalt erschien, stellte sich ans Ufer, einen Kampfstock lässig auf der Schulter, und musterte Robin von oben bis unten. Robin hatte Mühe, äußerlich ruhig und beherrscht zu bleiben. Der Mann war ein wahrer Hüne, fast sieben Fuß groß und mit bestimmt halb so breiten Schultern, so kam es Robin vor. Allein seine Statur raubte einem den Atem. Als wandle ein Stück dieses Waldes selbst auf zwei Beinen. Er grinste zu Robin hinab, und auch seine Augen lächelten mit. Als er weiter sprach, war es leichthin und ohne Hast. „Ein Mann, der mit drei Bediensteten reist und behauptet, kein Geld zu haben, kann nur ein Narr sein. Oder aber ein Lügner.“

Ein Lügner“, rief der im roten Hemd.

Robin sah zu Aseem und Sayeed hin, ob diese keine Anstalten träfen, ihm zu Hilfe zu kommen. Doch der Maure zog nur leicht eine Braue hoch, rührte aber sonst keinen Finger. Sayeed stand da wie eine Statue aus Schwarz, die Hände irgendwo in ihren weiten Ärmeln verborgen, ihr Blick schweifte ruhelos über die Waldleute am anderen Ufer. Robin seufzte im Stillen. Nicht, dass er irgendetwas anderes erwartet hatte. Er wandte sich wieder dem Riesen zu, der inzwischen vor ihm stand, lässig auf seinen Stock gestützt. „Wer seid Ihr?“ fragte er höflich.

John Little“, sagte der Hüne in einem Ton, als müsse Robin das wissen, „der beste Mann in den Wäldern.“

Der beste Mann also?“ fragte Robin sarkastisch. „Seid Ihr etwa der Anführer dieses Gesindels?“

Die Provokation kam nicht an, der Mann blieb ruhig – zum Glück, schoss es Robin durch den Kopf. Er sollte solch einen Hünen nicht erzürnen, das könnte in seiner jetzigen Lage böse ausgehen.

Das bin ich“, entgegnete John Little lächelnd. „Und nennt sie nicht Gesindel. Es sind gute, anständige Leute, einer wie der andere.“ Sein Blick fiel auf die Kette um Robins Hals, und sein Grinsen wurde noch breiter. „Und wenn Ihr durch den Sherwood Forest wollt, dann kostet Euch dies das Kreuz, das ihr da um den Hals tragt.“

Robin umschloss sein Familienerbstück schützend mit der Hand. „Dies hier ist mir heilig.“

Uns auch, uns auch, Freundchen“, sagte John Little leichthin. „Das da wird uns alle hier einen ganzen Monat lang satt machen.“

Die anderen Waldleute kicherten, feixten und stießen einander an. Das Schauspiel, wie ihr Anführer einen Pfeffersack um seine Argumente redete, gefiel ihnen.

Robin fand, dass es nun genug des Wortwechsels war. Das Kreuz hergeben? Nicht um alles in der Welt. Er schluckte kurz, als ihm bewusst wurde, dass er damit vielleicht vier Leben aufs Spiel setzte. Aber hier ging es ums Prinzip. Und John Little schien ihm trotz allem doch ein Ehrenmann zu sein, wenn ihn seine Menschenkenntnis nicht völlig im Stich ließ. „Wenn du das Kreuz haben willst“, sagte Robin mit fester Stimme, „dann musst du schon mit mir darum kämpfen.“

Nichts lieber als das“, entgegnete John Little, immer noch grinsend. Er warf Robin seinen Stock zu, der ihn gerade so auffing. Damit sollte er nun kämpfen? Da hatte er sich ja was Schönes eingebrockt.

Ein Junge drängte sich plötzlich durch den Pulk der Männer und lief mit einem anderen Kampfstock zu John Little. Der nahm den Stock und reichte dem Jungen seinen Umhang. Robin war überrascht, als er ihn erkannte. Es war der, den er vor den Jägern Gisbornes gerettet hatte.

Sei vorsichtig, Vater!“ rief Wulf John Little zu. „Ich hab’ gesehen, wie der da zwölfe von dem Sheriff seinen Leuten weggemacht hat, wie wenn sie aus Papier wären.“

Tatsächlich?“ sagte John Little und nahm auf einer größeren Felsplattform im Wasser Position an. „Umso mehr wird mir das hier Spaß machen.“

Robin sah Wulf an und dann den Hünen vor ihm. „Das ist dein Vater?“

Wulf nickte stolz. Robin schüttelte den Kopf und stieg auf den Felsen. Er prüfte das Gewicht seines Prügels zweifelnd. Als er noch jünger gewesen war, hatte er einige Übungen mit Kampfstöcken gehabt. Aber das war lange her. Und ohnehin sah es nicht danach aus, als könne er es mit diesem Hünen und seiner Kraft und Schnelligkeit aufnehmen. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, wie er da herauskam. Unglücklicherweise wollte ihm gerade aber auch nicht die kleinste Idee kommen.

Weiter: Teil 14 – Einmal siegt man, einmal verliert man