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Robin Hood - König der Diebe

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Teil 23 – Erste Erfolge


Im Sherwood Forest verfärbten sich die Blätter golden und kupfern, und der dicke Moosteppich auf dem Boden verschluckte jedes Geräusch derer, die auf den schmalen Pfaden unter den Bäumen gingen. Kühle Augen im Schatten beobachteten alles, lautlose Gestalten erschienen wie aus dem Nichts vor verblüfften Reisenden und verschwanden wieder, als wären sie nie gewesen.

Viele Adelige reisten nur noch in gepanzerten Kutschen durch den Wald und vertrauten auf dicke Eichenverkleidungen und massive eiserne Beschläge zu ihrem Schutz. Robin ersann daraufhin rasch neue Methoden, diese Gefährte zum Anhalten zu zwingen. Seine Leute arbeiteten mit Eisenhaken und Ketten, die sie aus verborgenen Erdlöchern überraschend anbrachten und die den Wagen die Achsen wegrissen. Waren sie so erst einmal gestoppt, konnten die Insassen mit einem Minimum an Aufwand und einem Maximum an Effizienz ihrer Habe entledigt werden.

Robin führte diese Überfälle oft selbst an, nicht, weil er Zweifel an der Wirksamkeit seiner Methoden gehabt hätte, sondern weil es ihm einfach Spaß machte und er sich an den Gesichtern der Adeligen weiden wollte.

Bei einer solchen Gelegenheit fand er sich Auge in Auge mit einem wutschnaubenden Baron mittleren Alters und einer anmutigen jungen Lady, die seine Tochter hätte sein können.

Der Baron schnaubte: „Wie könnt ihr es wagen...!“ Aber er hatte nicht den Mut, sich dagegen zu wehren, dass die Geächteten den Wagen und ihn um seine Wertgegenstände erleichterten.

Robin aber hatte nur Augen für die junge Lady, küsste ihr zuvorkommend die Hand und zog ihr mit seinem schmelzendsten Lächeln den großen Diamantring vom Finger. „Lady, eine Dame von Eurer Schönheit bedarf solchen Zierrats überhaupt nicht.“ Sie seufzte tief und schenkte ihm einen vielsagenden Augenaufschlag. An den Ring dachte sie schon nicht mehr.

Und er verschwand mit seinen Leuten so schnell im Wald, wie sie aufgetaucht waren, während der Baron noch aufgebracht mit hochrotem Kopf um Atem rang. Seine Frau jedoch blickte den Waldmännern versonnen lächelnd hinterher.


Der Sheriff aber setzte sein Wüten fort. Selbst die Kirche bot keinen Schutz mehr vor seinen Nachstellungen. Dann jedoch kam ein Tag, an dem die Leute des Sheriffs auf unliebsame Weise überrascht wurden.

Ich bitte Euch, Sire“, flehte ein alter, eisgrauer Priester, „diese Sachen gehören dem Herrn.“ Er klammerte sich mit aller Kraft an den Arm des Anführers der Soldaten. Hinter ihm schleppten diese gerade das liturgische Gerät und alles sonst noch irgendwie Wertvolle aus der kleinen Kirche am Rande des Sherwood Forest.

Jetzt gehören sie meinem Herrn, dem Lord Sheriff“, gab der Anführer höhnisch zurück und schüttelte den Kirchenmann mit einer verächtlichen Geste ab. Er hielt einen Steckbrief von Robin Hood in der Hand, den er nun grinsend an einem Balken des Vordaches der Kirchentür befestigte.

Da kam plötzlich aus den Bäumen ein Laut wie von heulenden Banshees, ein Pfeil zischte an dem Anführer vorbei und blieb in dem Steckbrief stecken. Alle blickten sich erschrocken um. Ein pfeifender, singender Pfeilregen schwirrte heran und bohrte sich vor den Stiefeln der Soldaten in den Boden. Wie aus den Nichts stand lächelnd Robin vor ihnen, einen Köcher voller Pfeile auf dem Rücken und einen Langbogen in der Hand, neben sich eine schwarz verhüllte Gestalt mit gespanntem Bogen. Hinter ihm kamen die Geächteten herangelaufen, die gerade noch den Pfeilregen von den Sehnen gelassen hatten. Sie legten schon die nächsten Pfeile auf.

Die Soldaten standen wie erstarrt und wagten nicht die kleinste Bewegung zu machen. Little John rannte sogleich zu der Tür und riss den Steckbrief herunter. Triumphierend hielt er ihn hoch, unter dem zustimmenden Gebrüll der Waldleute. Dann wandte er sich an die Soldaten. „Gebt alles zurück!“

Diese sahen einander nervös an. Aber ihr Anführer lächelte höhnisch und öffnete den Mund. Doch bevor er etwas sagen konnte, zischte ein Pfeil dicht an seinem Ohr vorbei. Er erblasste und stand einfach nur da, mit offenem Mund, wie eingefroren.

Die Geächteten standen nun direkt gegenüber den Soldaten, mit gespannten Bögen, vor ihnen Sayeed wie ein schwarzer Racheengel. Der Offizier schluckte und wich einen Schritt zurück. Auf diese geringe Entfernung würden ihnen selbst Kettenhemden und Panzerung keinen Schutz mehr gegen die Durchschlagskraft eines von einem Langbogen abgeschossenen Pfeiles bieten. Die anderen Soldaten warfen hastig ihre Waffen und die Beute weg.

Gut“, sagte Robin zufrieden. „Und sagt dem Sheriff“, fügte er mit drohender Miene hinzu, „jedes Leid, dass er diesen Leute zufügt, werde ich ihm zehnfach vergelten.“

Niemand widersprach ihm. Die Soldaten konnten gar nicht schnell genug diesen plötzlich so unheimlichen Ort verlassen. Der Priester dagegen sang geradezu ein Loblied auf die tapferen Waldleute.

Auf dem Rückweg pries Robin im Stillen zum wiederholten Mal Sayeeds Idee mit den singenden Pfeilen. Alles, was zur Legendenbildung um die Gesetzlosen beitrug, war ihm hochwillkommen.


In Mortiannas Kellergewölbe wanderte der Sheriff in seinen feinen Gewändern nervös hin und her. Wütend schlug er sich mit einer Geißel auf den Rücken, aber nicht so stark, dass er seine kostbaren Kleider beschädigen oder sich gar verletzen könnte. Mortianna beobachtete ihn argwöhnisch von ihrem blasphemischen Teufelsaltar aus, von dem bereits das Blut von dreizehn Opfertieren rann.

Nottingham trat an den Altar, über dem ein großes Kreuz kopfüber hing. Wütend stach er mit einem langen Messer auf das Fleisch eines der Opfertiere ein, das auf dem Tisch lag.

Mortianna fragte: „Quält Euch etwas?“ Der Sheriff sah sie forschend an. Aber sie verzog keine Miene und er konnte nicht erkennen, ob sie es ironisch meinte oder echte Sorge aus ihr sprach. So zuckte er nur gereizt mit den Schultern und wandte sich verächtlich schnaubend ab.

Bei seinen Problemen konnte auch ihre Wahrsagerei ihm nicht helfen. All die Soldaten, die er gegen diesen Robin von Locksley und seine Geächteten aufgeboten hatten, konnten gegen sie nichts ausrichten. Sie waren wie Gespenster, erschienen und verschwanden nach Belieben. Und nie waren Spuren zu entdecken. Nur immer neue Hiobsbotschaften von ausgeraubten Adeligen, Kaufleute und sogar Steuereintreibern. Robin Hood, wie die Bauern ihn schon nannten, wurde mehr und mehr zu einer mythischen Figur mit übermenschlichen Kräften. Genau das war überaus gefährlich. Gegen einen Geist kam man nicht mit Waffengewalt an. Aber vielleicht mit etwas anderem....

Wenig später hatten sich die Steckbriefe, die die Soldaten des Sheriffs überall aufhängten, ein neues Gesicht. Eintausend Goldstücke waren nun auf Robin Hoods Kopf ausgesetzt. Doch auch diese astronomische Summe brachte keinen brauchbaren Hinweis, der zu Robins Ergreifung führte.


Weiter: Teil 24 – Alter Hass und neue Feinde